Skip to main content

Full text of "Izdubar-Nimrod, eine altbabylonische Heldensage, nach den Keilschriftfragmenten dargestellt"

See other formats


һ ҰР 
ZA Kl 


IZDUBAR-NIMROD. 


EINE ALTBABYLONISCHE HELDENSAGE. 


NACH DEN KEILSCHRIFTFRAGMENTEN DARGESTELLT 


VON 


Dr. ALFRED JEREMIAS. 


MIT DREI AUTOGRAPHIERTEN KEILSCHRIFT-TAFELN UND ABBILDUNGEN. 


LEIPZIG, 


DRUCK UND VERLAG d VON В. G. TEUBNER. 


"2891. 


ze E 


MEINEM VEREHRTEN FREUNDE 


PROFESSOR Пн PAUL HAUPT 


IN HERZLICHER DANKBARKEIT 


GEWIDMET. 


AVIAR КЯТЯНЗЯЗУ MEATU 


TJAH JUAT a позва 


OC E 
v 
TARA 


4 
d - 
è 
» 
. 
4 e 
e ғ 
eg ar 
aa 
۴ 
wm 4 
e я 
« 
Р a 
, 
> A 
THE ТУ 
a”. ғы 


e Vorrede. 


Die altbabylonische Heldensage von Izdubar-Nimrod hat 
bald nach der Ausgrabung der königlichen Bibliothek Asur- 
banipal’s das Interesse der gebildeten Welt in hohem Маїзе · 
erregt. Das vorliegende Büchlein bietet zum erstenmale eine 
wissenschaftlich begründete, dem Keilschrifttexte getreu fol- 
gende Übersetzung und Erklärung. Da es für weitere Kreise 
bestimmt ist, wurde von zusammenhängender Transskription 
und ausführlichem Kommentare zunächst abgesehen. Die 
kurzen wissenschaftlichen Anmerkungen, die beigegeben sind, 
haben zum Teil den Zweck, die Übersetzung schwieriger 
Stellen den assyriologischen Fachgenossen gegenüber zu be- 
gründen. 

Alle bisher bekannt gewordenen Fragmente des Epos 
habe ich benutzen können. Herrn Professor Dr. Paul Haupt, 
der mir seine Kopieen zur Verfügung gestellt und einige 
wichtige, erst kürzlich hinzugefundene Fragmente in Auto- 
graphieen meiner Schrift beigegeben hat, bin ich zu grofsem 
Danke verpflichtet. Leider scheinen die Sammlungen Haupt's 
noch immer nicht die Zahl der Jzdubar-Fragmente zu er- 
schöpfen, die vor Jahrzehnten ins Britische Museum gerettet 
worden sind. Dr. Bezold teilt mir auf meine Anfrage aus 
Rom unter dem 22. November 1890 mit, dafs er noch mehrere 
Fragmente kopiert hat, die zu den Izdubar-Legenden zu ge- 
hören scheinen. Da Dr. Bezold mir seine Mithilfe in liebens- 
würdiger Weise zur Verfügung gestellt hat, gelingt es mir 
vielleicht, die genannten Fragmente in Roscher's Lexikon der 


Mythologie, Artikel Izdubar zu verarbeiten. Auch in Ғ. 7. 
Harper's Kopieensammlung fand ich einige mir bisher un- 
bekannte Izdubar-Fragmente: K. 8565—8567. 

Herrn Dr. Heimrich Zimmern und Herrn Dr. Rudolph 
Zehnpfund, sowie meinem Bruder Dr. Friedrich Jeremias danke 
ich für ihre freundliche Mithilfe bei der Korrektur. Wich- 
tige Beiträge Professor Dr. Delitzschs und Dr. Zimmern’s 
sind in den Anmerkungen registriert. ; 

Prof. Dr. Haupt bemerkt folgendes zu seinen Text 
Autographieen: 

Das Fragment 81, 7—27, 93, das jetzt mit K 2756 (i. e. 
ХЕ Nr. 1°) vereinigt ist, wurde von mir am 27. Aug. 1890 
im Britischen Museum kopiert, nachdem Herr Bruno Meifsner 
die Güte gehabt, meine Aufmerksamkeit darauf zu lenken. 
Das Stück war zwar schon 1881 von Rassam nach dem 
Britischen Museum geschickt worden und wurde auch schon 
damals (Ende 1881) von Pinches als Fragment der Izdubar- 
Legenden registriert, ist aber erst neuerdings wieder auf- 
getaucht; vgl. dazu die Bemerkungen Dr. Bezold's in ZA IV 
439, Anm. 2. Die rechte Columne (V) der Rückseite giebt 
die Anfänge der Zeilen 25—50 іп ХЕ 5 und 6. Zu der- 
selben Tafel K 2756 gehören die Fragmente K 2756° (NE 
Nr. 1°), К 2756» (NE Nr. 15), K 2756* und К 2756° (NE Nr. 1°); 
К 27564 (NE Nr. 2) und К 2756° (NE Nr. 14) dagegen 
sind Duplicate von zwei anderen Exemplaren der ersten (?) 
Tafel. Zur Erhaltung des vollständigen Textes dieser Tafel 
sind folgende Stücke zu kombinieren: а) für Col. I: NE 1 
(Nr. 1%); 6 (Nr. 19; 79 (Nr. 43) und Col. I des hier autogra- 
phierten Fragments 81, 7—27, 93 auf Bl. II; b) für Col. П: 
NE 8 und 2, sowie Col. II von 81, 7—27, 93 auf Bl. U 
hier; c) für Col. III: NE 9 und 3; d) für Col. IV: NE 11 
und 4, sowie 3 (Col. V) und 5 und 7; e) für Col. V: NE 
13 und 7, sowie 5 und 6, ferner 81, 7—27, 93 Col. V auf 
DL ПІ und IV; f) Col. VI ist nur erhalten auf 81, 7—27, 
93 (Bl. III und IV). 


) 
| 
| 
| 
| 
| 
| 


IR VIE ` "ees 


Der von mir auf Bl. I zusammengestellte Text (aus 
den Nummern 7, 8 und 44 der Ausgabe des Nimrod-Epos 
zusammengesetzt; vgl. dazu Beitr. zur Assyr. 1, 107 und 150 f. 
unter 35, 63 und 85) gehört jedenfalls einer Mittelcolumne 
an, ob es aber die II. oder У. ist, läfst sich nicht bestimmt 
entscheiden (vgl. aber meine Bemerkungen NE 21, wonach 
eine Rückseite vorzuliegen scheint, das wäre dann also Col. У 1). 

Z. 10 ist šur- möglicherweise zu Surgenu zu ergänzen, wie 
NE 20 zu Z. 17” am Rande angedeutet ist. Die Zeichen sind 
in der Autographie des schmalen Formats wegen zusammen- 
gedrängt. Zu Z. 15 vgl. NE 21, 7°; zu Z. 18: NE 21, 13; 
zu 7. 21 und 22: NE 21, 5 und 6. Am Schlufs von Z. 21 
ist hinter 598 wohl noch Raum für zwei Zeichen. (Weitere 
textkritische Bemerkungen zu NE 20. 21. 80 werden an 
andrer Stelle veröffentlicht.) 

Schliefslich sei bemerkt, dafs dem Verfasser die vor- 
stehenden Bemerkungen erst nach Abschlufs des Druckes 
zugegangen sind, sowie, dafs Herr Prof. Dr. Haupt eine 
Korrektur der Autographieen nicht hat lesen können. 


Leipzig, Silvester 1890. 


Dr. A. Jeremias. 


М - Гала ы 


Inhalt. 
Seite 
ИЛӘ. СЕ еее о A 1-13 
I. Name dnd religiöse вено 44 Аы ай Құ ұйы. 1-7 
II. Auffindung und Textausgaben der Кой сЬ арте 7-- 8 
III. Der historische und der mythologische Hintergrund. . 8-12 
IV. Abfassungszeit und Form der Dichtung . . . . . . . 12-13 
Übersetzung und Inhaltsangabe der Tafelfragmente . . 14—44 
Anmerkungen zur Übersetzung . . .. 2. 2 i ofo t . sat 45—56 
Zusätze . . KERNE ДЕРИ AMET RDO O 57—13 
I. Istar- are im тъдарьг Ба ИТҮ . = 57—66 
II. Das Izdubar-Epos und die Zeichen - Bee . . 66—68 
ПІ. “istar und Semiramis 2...........: а 


ГУ. Izdubar und Herakles . . . . . . anit «уві у. 


Einleitung. 


I. Name und religiöse Bedeutung des Izdubar. 


Izdubar ist die konventionelle Lesung einer babylonischen 
Zeichengruppe, mit welcher der Held eines altbabylonischen 
Nationalepos bezeichnet wird. Die eigentliche Aussprache 
ist noch dunkel. Ein Thontafelfragment, das die Lesung ent- 
halten hat, ist auf der rechten, erklärenden Hälfte abgebrochen. 
Einige Assyriologen haben versuchsweise die Lesung Nam- 
rüdu (= Nimrod) aufgestellt. Die sprachliche Möglichkeit 
liest aufser Zweifel: Namra-uddu, „hellglänzendes Licht“, wäre 
ein Name von gleicher Bedeutung und Bildung wie namra- 
sit.*) Die Umkehrung des Namens Uddu-su namir, d. h. „sein 
Licht leuchtet“, bezeichnet merkwürdigerweise in der Be- 
schwörungslegende von der „Höllenfabrt der Istar“ einen 
Götterboten. Erweisen láfst sich die Lesung Namrúdu nicht. 
Die Erklärung des Namens als Nu-Marad (= Nimrod), „Mann 
von Marad“ (seine mutmafsliche Vaterstadt) bleibt geistreiche 
„Sumerische Hypothese“; ebenso Lenormant's ana Amar-utu 
(= Marduk). Auch andere assyrische Lesungen sind auf- 
zugeben. So Delitesch's Samas-ussir, Paradies S. 155 f.; Hom- 
mel's Namrasit (Proc. of the 8. of Bibl. Arch. 1885/6 р. 119 ff.) 
ist ГУ R 2, 22b**) entnommen, s. Jensen, Kosmologie S. 104 f. 


*) Diese babylonische Etymologie würde nicht ausschliefsen, dafs 
der Name hebraisiert mit márad „empören“, zusammengebracht worden ist; 
val. auch Franz Delitzsch, Genesis 1887 р. 213. 

**) IR, П R etc. wird im folgenden nach assyriologischer Gewohn- 
heit das assyrische corpus inscriptionum eitiert: H. Rawlinson, the cunei- 
form Inscriptions of Western Asia, vol. I—V-. 

A. Jeremias, Izdubar. 1 


E E 


Jüngere ideographische Lesungen, wie Dubar, Gistubar sind 
um nichts besser, als die von dem genialen Auffinder des Epos 
(т. Smith, geprägte konventionelle Lesung Zzdubar.*) 

Sachlich ist die Gleichstellung von Izdubar und Nimrod 
gut begründet. Dafs es einen alten babylonischen Helden 
Nimrod gegeben hat, zeigt Gen. 10, 8—12, wo von dem 
„grolsen Jäger vor dem Herrn“ aus einer wohl spezifisch 
babylonischen Quelle berichtet wird: „Der Anfang seines König- 
reichs war Babel und Erech und. Kalneh im Lande Sinear; 
von diesem zog er aus nach Assur und gründete Nineveh п. s. w.“ 
(zur letzteren Aussage vgl. Micha 5, 5 und die spätere Über- 
lieferung Clemens, Recognitionen 1, 30).**) Die Keilschriftlitte- 
ratur aber kennt nur einen Nationalhelden, den Jzdubar, der als 
Löwentöter dargestellt und im Epos als gewaltiger Jäger ge- 
schildert wird, welcher durch einen Heldenkampf Babylonien 
von der elamitischen Herrschaft befreit (Erech, Babel und 
Nippur werden in den Fragmenten genannt) und zum Lohne 
dafür den Königsstuhl der Stadt Erech besteigt, in der er schon 
früher als Held berühmt geworden war. 


H 


ж) Aus einem Aufsatz von A. H. Sayce in der Academy vom 8. Nov. 
1890, Nr. 966, p. 421 (The Hero of the Chaldean Epic) erfuhr ich während 
des Druckes, dals Theo. @. Pinches in dem Babylonian and Oriental 
Record ein Syllabar- Fragment veröffentlicht hat, in dem sich die pho- 
netische Lesung des Namens Jzdubar finden soll. Da mir die genannte 
Zeitschrift nicht zugänglich ist, bat ich Mr. Theo. 6. Pinches um Mit- 
teilung des Sachverhalts und erhielt umgehend freundlichst folgende 
Auskunft: Fragm. 82—5—22, 915, обу. 4: itu Iz-du-bar | im Gi-il-ga- 
mes; „the other words of the tablet do not seem to refer to the Gil- 
games-legends.* — Dafs hier wirklich eine phonetische Lesung vorliegt, 
möchte ich stark bezweifeln. Es scheint vielmehr, als ob ein Rätsel 
durch das andere erklärt ist. Mes scheint Pluralzeichen zu sein. Ob 
etwa in der neuen Bezeichnung etwas wie „Scepterträger“ steckt? 
Keinesfalls möchte ich wagen, weitere Schlüsse aus der Lesung Gil- 
games zu ziehen, wie A. H. Sayce, der den Helden mit dem bei Aelian, 
hist. anim. XII, 21 erwähnten babylonischen Sagenkönig Gilgamos zu- 
sammenbringt. 

**) Auch die Bedeutung, die heute noch der Name Nimrods in 
Mesopotamien hat, wie die Namen von Trümmerhügeln, der Turm von 
Borsippa, Birs Nimrud u.a. beweisen, dürfte kaum allein auf den Ein- 
fluss des Koran zurückzuführen sein. 


йезе ү s 


Der Held Zzdubar hat im Epos vor seinem Namen das 
Götterdeterminativ. Er ist entweder ein in der Sage zum 
Helden gewordener Gott, wie Siegfried bei den Germanen, 
oder, wofür der Schlufs des Epos spricht, ein zum Gott ge- 
wordener Held. Als Gott ist Jzdubar dem Sonnengott bei- 
gesellt. Ein Fragment (Smith 1371; Text veröffentlicht bei Haupt, 
Nimrodepos Heft 11, 5. 93) enthält ein schematisch eingerich- 
tetes Beschwörungsgebet an den „Gott Izdubar“, den Schutz- 
gott aller irdischen Rechtsprechung, den Unter-Richter des 
Sonnengottes.*) Die Situation des Beschwórungshymnus**), 
der hier zum erstenmale besprochen wird, ist die folgende: 
Ein Kranker bittet unter der Assistenz eines Priesters um 
Heilung von seinem Leiden und wendet sich an fzdubar, den 
gewaltigen Richter, „dessen Hand der Sonnengott Scepter und 
Entscheidung anvertraut hat“. Auf das kurze, hymnenartige 
Gebet folgt, wie es scheint (die untere Hälfte ist nur in 
Spuren erhalten) ein Trostwort des Priesters an den Kranken 
und dann eine Anrede des Priesters ап den Gott lzdubar, in 
in der ein glänzendes Opfer (Reinigungsopfer!) für die be- 
willigte Hilfleistung zugesagt wird. Die wörtliche Übersetzung 
lautet: 

„О Izdubar, gewaltiger König, Richter der Erdgeister, 

du Erhabener, grofser Entscheider der Menschen, 

der du schaust auf die Weltgegenden, du Verwalter der 

Erde, Herr des Irdischen, 
du Richter, der du gleich einem Gotte ergründest, 
du trittst hin auf die Erde, vollziehst das Gericht, 
dein Recht wird nicht gebeugt, dein [Befehl] wird nicht 
du forderst vor, du erkennst, richtest, ergründest, leit[est 

recht], 

der Sonnengott hat Scepter und Entscheidung 

deiner Hand vertraut, 


*) Zum Sonnengott als Richter s. IV R 2, 4f. с (ênu dîni), Nebuk. 
Steinpl. Inschr. ТУ, 29 6.; в. auch 8.10, Anm. 

**) Es giebt in der religiösen Keilschriftlitteratur Beschwörungs- 
legenden, wie die „Höllenfahrt der Istar“, ТУ R 15; 19 u. a. und Be- 
` schwörungshymnen, wie der vorliegende Sm. 1371; IV R 17; Sm. 954 
(der unten übersetzte Istar-Psalm) u. a. Vgl. S. 59, Anm. 1. 

SLS 


=з Bere 


Könige, Fürsten und Machthaber beugen sieh vor dir*), 
du schaust auf ihre Befehle, du entscheidest ihre Ent- 


scheidungen: 
ich NN, der Sohn des NN, dessen Gott NN, dessen 
Göttin NN —, 


Krankheit hat mich erfafst, Butze mufs ich zahlen, 

ich beuge mich vor dir, dafs du meine Entscheidung 

treffen mögest, 

sprich das Urteil [vgl. IV R 56, 14a], 

reilse heraus meine Krankheit [aus meinem] Leibe, 

besiege alles Übfel] . 

das Übel, das in meinem Leibe . г ER 

(der Priester zu dem Kranken): „An diesem Tage [hat 

sich der Gott deiner Réier 

er hat [dich] stark gemacht |. . . . . l 14 

reines ubuntu [wird er deinem Munde аба] 

(der Priester zur Gottheit): „Er will opfern vor dir ein 

Opfer AAU EBAS ФОНІ; 
er will dir bringen ein Feierkleid |. . . . . - 2% 4, 
Holz, Cedernholz рої indy AC ae 
Gold RE ТРОЯ А. 
(са. Ші Hälfte der Tafel ist abgebrochen, die Rückseite ent- 
hielt nur die Unterschrift der königlichen Bibliothek Asur- 
banipals). 

Dafs der siderische Charakter des Helden Jzdubar schon 
zur Zeit der Entstehung des Epos dem Volksbewulstsein ent- 
sprach, beweist das Gottesdeterminativ, das Verhältnis des 
Helden zum Sonnengotte im Laufe der Erzählung, und die 


*) Merkwürdig ist, dals die Midraschim dem Nimrod in ähnlichem 
Sinne solarischen Charakter beilegen. Im Beth ha-midrasch 1, 25; П, 
18 f.; V, 40 (ed. Adolf Jellinek, Wien 1873) heilst es, dals 365 Könige 
(die Tage des Sonnenjahres?) dienend vor Nimrod erscheinen; vgl. 
Schwarz, Sonne, Mond und Sterne, ein Beitrag zur Mythologie und Kultur- 
geschichte, wo Nimrod im Anschluls hieran als Sturmjäger, also eine 
Art Wotan, aufgefalst wird. (Dieselben 365 Könige huldigen dem Abra- 
bam, der unversehrt aus dem Glutofen, in den Nimrod ihn stecken liefs, 
hervorgegangen war, errichten ihm eine Lehrkanzel und führen ihre 
Kinder zum Unterricht in der wahren Gotteserkenntnis zu ihm.) 


ADO‏ ور 


3 
| 
| 
| 
1 


ت 3 — 


Beziehung einiger Tierkreisbilder auf den Inhalt der epischen 
Gesänge (з. Zusatz П im Anhang). 

Da Izdubar Sonnengott, bez. Unter-Richter desselben ist, 
wage ich im Anschlufs hieran folgende Lösung des Rebus: 
AN-IZ-DU-BAR = „göttlicher Richter der irdischen Dinge“ 
(vgl. die 3. Zeile des Hymnus); an = „Gott“, iz (gis) = „Mann“*), 
du (tu)-bar nach 11 R 62, 69ab = барій Saplitum, „Richter des 
Irdischen“ (zu sapátu = dánu s. У R 28, 89ef).**) — Die Deu- 
tung als „Gott mit der brennenden Fackel“, die einem zu 
postulierenden Namrúda, „glänzendes Licht“, entsprechen würde 
(12-рат = „Feuer, Fackel“, du bez. tu als infigiertes Determi- 
nativ == „Handhabe“) scheitert an dem letztgenannten Ideo- 
gramm, das allerhand Derivate von aházu („fassen“) bedeutet, 
nirgends aber dem Begriff „Handhabe“ entspricht; auch wäre 
eine Gottesbezeichnung, vom Emblem hergenommen, ohne Ana- 
logie, nachdem man von falschen Deutungen, z. B. des Gottes- 
namens Nabi („Gott mit dem Scepter“) zurückgekommen ist.***) 

Über die Persönlichkeit des Helden Zzdubar ist wenig zu 
sagen. Da der Stadtgott von Marad gelegentlich als „Gott 
des Jzdubar“ fungiert (Taf. VI), könnte man mit G. Smith 
Marad als Vaterstadt des lzdubar ansehen. „Sohn der Mond- 
göttin Ningul“ Hommel, Geschichte Babyloniens - Assyriens 
5. 395) ist er nicht; der sonst unbekannte Gott Nin-gul er- 
scheint Taf. XII als „Herr des Eabami“ ist also wohl Ea | 


ж) Die Bezeichnung des Izdubar als „Gott“ und „Mann“ entspricht 
dem судо Weog als Bezeichnung des Herakles bei Pindar und Sophokles. 
**) Vgl. auch Jensen, Kosmologie б. 386, der bei saptu saplitum 
wohl an das näher liegende „Unterlippe‘“ denkt. Die Deutung „Unter- 
Richter“, von Delitzsch nach mündlicher Mitteilung auch vermutet, aber 
als bedenklich bezeichnet (man erwartet 5а saplátim; eine „Spielerei“ 
mit dem Begriffe „Unterlippe“ ist nicht ausgeschlossen) gewinnt an 
Wahrscheinlichkeit dadurch, dafs auf К 4359 (d. i. Rev. von П R 25, 
Nr. 2) saptu saplitu die Gleichung iz-du-bar = iş ne-e-[ru?] (so von 
Delitzsch gelegentlich versuchsweise ergänzt) unmittelbar vorausgeht, 
während kurz vorher sa-[ pa-tw] zu lesen ist (Mitteilung Dr. Zimmern’s, 
s. auch Jensen, Zeitschr. f. Assyr. IV, 279). 
ER Die famose Deutung von Leonidas le Cenci Hamilton in der 
unten citierten dichterischen Bearbeitung lautet: ¿z2u-bár (== dáb)- li 
== „Feuerkönig von Babylon“. 


— 6 


(з. die Spuren im Ea-Verzeichnis II R 58, 73 und vgl. Sb 339). 
Nach Taf. II ist seine Mutter die Göttin Aruru. Jedenfalls 
stammt er aus einem alten Geschlecht der Stadt Surippak, 
das mit den Göttern im Verkehr stand. Sein Ahn (s. Taf. IX, 
col. ІП) Sit-napistim, der Xisuthros des Berossus, ist der baby- 


Kä Car = 

SNCH о 
Y 
(Y, 


Y Ro 
= “ с YT 


ч € 


Y 
Z 
т 
( 
SAL 
= S 2 


(ДЕ Г БЕ 


a Y у === e к 
ВЕ cke "P E 
"aa 1 © 
¡INS 
CODEN 


ЕБ ЕЕЕ 
AN ЖШ] 
Й 


| 


| 


Izdubar-Nimrod. ‘ 


lonische Noah, der aus der 
Sintflut gerettet und auf 
die Insel der Seligen ent- 
rückt ward („an die Mün- 
dung der Ströme“ im per- 
sischen Meerbusen gele- 
gen, jenseits des Toten- 
flusses). Als Izdubar vom 
Aussatz geplagt ist, macht 
er sich auf ana let Sit- 
napistim арай Kidin- Mar- 
duk(Ubara-tutu), „zur Kraft 
(vgl. hom. Ze (Одобб%ос) 
des Sit-napistim, des Sohnes 
des Kidin-Marduk“. Eine 
Vorstellung vom Aussehen 
des Helden geben die bei- 
stehenden Bilder. Die ty- 
pische Kopfform dieser 
Heldengestalt mit dem 
kiinstlich gelockten Haupt- 
und Barthaar und den her- 
vorstehenden Backenkno- 
chen bietet ein ethnogra- 
phisches Problem (s. Hom- 
mel, 1. е. 5. 292). Auf der 
X. Tafel erscheint er ge- 


legentlich „mit einem Fell bekleidet“. Wichtig für die Vor- 
stellung von der Beschaffenheit des Helden ist das Gespräch 
des Skorpionenmenschen bei seiner Ankunft am Másu-Gebirge 
auf der IX. Tafel: „Er, der zu uns kommt, ein Wahrzeichen 
der Götter ist sein Leib“ (oder auf den Aussatz zu beziehen?); 
„seinem laktu nach ist er ein Gott, seinem sulultu nach ein 


Я 
У 
Е. < 


ал ш. 


Mensch“. Der abgebildete Siegeleylinder zeigt Izdubar wahr- 
scheinlich in seiner Thätigkeit als Götterdiener hinter dem 
Richter(?)stuhl (des Sonnengottes?) stehend. 


II. Auffindung und Textausgaben der Keilschriftfragmente 
des Epos von Izdubar. 


Die uns erhaltenen Thontafelfragmente des Epos sind 
Bruchstücke von ca. vier Bibliothekexemplaren aus der grofsen 
Litteratursammlung des Königs Asurbanipal, die 1354 von 
Hormuzd Rassam in den Trümmern von Nineveh aufgefunden 
wurde. Asurbanipal (668—626) hat das Epos, wie alle grofsen 
Litteraturwerke seines Volkes, die zum Teil schriftlich, zum ` 
Teil mündlich von Jahrhundert zu Jahrhundert gewandert waren, 
in babylonischer und assyrischer Schriftart niederschreiben 
lassen und in seiner Bibliothek deponiert. Leider ist noch 
kein vollständiges Exemplar aufgefunden worden. Da aber 
bisher zum Schaden für die Altertumsforschung nur ein Teil 
der grolsartigen Bibliothek, ca. 30000 Fragmente umfassend, 
ins Britische Museum gerettet wurde (politische Zustände haben 
з. 2. die Arbeit unterbrochen), so ist die Aussicht auf eine 
Vervollständigung der Fragmente nicht ausgeschlossen. Die 
ersten Stücke entdeckte George Smith (+ 1876) 1872 unter den 
Tafelschätzen des Britischen Museums, deren Anordnung er mit 
erstaunlichem Scharfsinn vollzog. Auf zwei Reisen im Auf- 
trage des Daily Telegraph fand er in den folgenden Jahren 
zahlreiche neue Bruchstücke der altbabylonischen Urgeschichten. 
Nach seinem Tode wurde das Werk der Fragmentenanordnung 


we "Wa — 2 


fortgesetzt von dem verdienstvollen Th. Pinches, speziell in Bezug 
auf das /zdubar-Epos vervollständigt durch Paul Haupt, der die 
Texte іш III. Bande der Assyriologischen Bibliothek von 
Delitzsch und Haupt herausgab unter dem Titel: Das babylonische 
Nimrodepos (Heft 11884, Heft П 1890 unter der Presse).*) Wie 
Haupt's textkritische Bemerkungen in den Beiträgen zur Assyrio- 
logie 1 1889, S. 48 ff. und S. 94 ff. (hier auch die ХП. Tafel 
veróffentlicht) beweisen, ist die Kopie der Texte, die der 
folgenden Ubersetzung zu Grunde liegt, aufserordentlich sorg- 
fáltig und zuverlássig. — Besonderes Interesse wandte man 
natürlich von Anfang an der XI. Tafel zu (Sintfluterzählung), 
deren Fragmente von Delitzsch zusammengestellt und in den 
Assyrischen Lesestücken besonders veröffentlicht worden sind. 
Diese Tafel fand gediegene Übersetzer in Haupt (der keil- 
inschriftliche Sintflutbericht, erweitert als Beigabe zu Schrader, 
Keilinschriften und das Alte Testament, 2. Aufl.) 1881—83 und 
in Jensen (Kosmologie 5. 365 ff.) 1890. Die Reste einiger Tafeln 
sind bis jetzt ganz vernachlässigt worden. Die Übersetzungen 
von Smith und Lenormant können bei aller Genialität nur als 
tastende Versuche gelten (в. Cyrus Adler, John Hopkins Uni- 
versity Circulars No. 55, Jan. 1887), und doch basieren auf 
ihnen nicht nur die Inhaltsangaben in populären Schriften, 
sondern auch eine dichterische Bearbeitung, zu der Leonidas 
le Сепсі Hamilton begeistert worden ist in seinem Werke Ishtar 
and Izdubar, the Epic of Babylon, restored in modern verse, 
vol. 1, New York 1884 (mit wunderbaren, modernisierten 
Illustrationen!). 


III. Der historische und der mythologische Hintergrund. 


Das Epos, das im 7. Jahrhundert als kostbarer Volks- 
besitz in der königlichen Bibliothek zu Nineveh verewigt wurde, 
läfst uns einen Blick thun in endlose Fernen babylonischer 
Geschichte Es ist gelegentlich hier die Rede von „Königen, 


222%) Die Aushängebogen hat mir Prof. Dr. Paul Haupt freundlichst 
zur Verfügung gestellt. Ebenso hat mir derselbe noch während des 
Druckes Einblick in die Kopien einiger Fragmente gestattet, auf die 
er bei der letzten Londoner Reise im August d. J. aufmerksam wurde. 
Einige derselben (П. Tafel?) sind in Autographieen beigegeben. 


| 
| 
| 


РРР А дай 


519 


die in vergangenen Zeiten das Land beherrschten“ und von 
einer Stadt, „die alt war“, als die Sintflut hereinbrach. Und 
doch reicht das Epos selbst in uralte Zeiten zurück. Sein 
Schauplatz sind Städte im Euphratgebiet: Uruk (Erech), Nippur, 
die „Schiffsstadt“ Surippak und Babel*). Der geographische Ge- 
sichtskreis geht über diese Städte hinaus bis zum Berge Nisir 
östlich vom Tigris und südlich über das Gebirgsland Masu 
hinaus ein Stück in den persischen Meerbusen (támtum, „Meer“ 
хот ёЁоу. genannt) hinein. Im Mittelpunkte des Interesses 
steht Uruk (в. Delitzsch, Paradies $. 221 ff.; Schrader, Keil- 
inschriften und das Alte Testament 5. 94) als feste Stadt Uruk 
supúri, „das wohlverwahrte“, genannt, aber auch ein weites 
Landgebiet (Uruk mätum) umfassend. Aus der Heldenaristo- 
kratie dieser Stadt ragt Izdubar hervor, „vollendet an Kraft, 
wie ein Bergstier die Helden an Kraft überragend“. Durch eihe 
grofse Heldenthat bezwingt er die Eifersucht der Stadtgenossen 
und festigt die heimische Königsherrschaft: nämlich durch die 
Besiegung des Zwingherrn Humbaba, der elamitischer Abkunft 
ist, wie sein Name verrät. Man hat diesen geschichtlichen 
Hintergrund mit der nationalen Erhebung Babyloniens zu 
identifizieren gesucht, die nach Berossus einer 2450—2250 
v. Chr. herrschenden elamitischen Dynastie den Untergang be- 
reitet hat. Dafs die Sagenstoffe wirklich bis in dieses Alter 
hinaufreichen, ` beweisen die babylonischen Siegeleylinder der 
ältesten Könige, die unzweideutig Scenen aus dem Epos wieder- 
geben, vielleicht auch die Zusammenhänge des Epos mit einigen 
Bildern des Tierkreises (в. Zusatz II im Anhang). 

Wichtiger als der historische Hintergrund ist der mytho- 
logische. Da die babylonische Religion nicht zur „Aristokratie 
der Buchreligionen“ gehörte, so ist es schwer, aus der Fülle 
der religiösen Litteratur, deren Anschauungen von der beweg- 
lichen Volksanschauung beeinflulst sind, ein. System heraus- 
zufinden. Um so wichtiger ist die Betrachtung der Götter- 
welt, wie sie sich in einem geschlossenen Epos darstellt. Wie 
in den 2000 Jahre später geschriebenen Inschriften des baby- 
lonischen Königs Nabonid, so finden wir hier schon die beiden 


*) Falls K 8580 und K 3200 zum Epos gehören, 


ee КМ, 


grofsen Göttertriaden: Anu, Bel, Еа, welche die drei Teile der 
Welt nach babylonischer Anschauung repräsentieren (dem- 
entsprechend das dreiteilige Götzenverbot Ex. 20, 4 gegenüber 
der sonstigen hebräischen Weltanschauung Gen. 1, 1) und 
Samas, Sin, Istar, die Vertreter der hervorragendsten Himmels- 
körper.*) Anu ist der eigentliche Himmelsherr, der Götter- 
vater (seine Gemahlin Antu), Bel ist der Gott der Erde, der 
Regen und Fruchtbarkeit giebt, aber auch Unheil anstiftet zur 
Strafe für die Sünden der Menschen, Ea der Gott der Wasser- 
tiefe, der Gott der unergründlichen Weisheit, dessen Rat auch 
die Götter nicht verschmähen. Samas ist der besondere Schutz- 
gott Izdubar’s und spielt eine grofse Rolle bei der Besiegung 
Humbaba’s, dessen Vernichtung, ja auch der Herrschaft elami- 
tischer Götter ein Ende machen soll; Sin ist der Mondgott, 
zü dem man in den Gefahren der Nacht betet; Ištar, die 
Tochter des Anu und der Antu, ist Kriegsgöttin und Venus 
foecunda zugleich (über diese Göttin в. Zusatz 1). Erech ins- 
besondere heifst die Stadt des Anu und der Ištar, aber aufser- 
dem werden in dieser Stadt auch Bel, Ea, Sin und Samas in 
besonderen Tempeln verehrt, vielleicht auch Nin-azu (auch 
Ninkigal genannt), die Göttin der Arzneikunst (?) und „Königin 


*) Auch der assyrische König Salmanassar (в. J. А Craig’s inter- 
essante Schrift the Monolith Inscription of Salmaneser II) betet diese 
VI besonders an, setzt aber den Gott Asur, den Schutzgott des assyrischen 
Reiches, als „König aller grofsen Götter‘ voran, so dafs die Siebenzahl 
herauskommt. Die VI erhalten hier folgende Epitheta, die genau den 
Göttern des Epos entsprechen: Anu, König der Himmelsgeister und der 
Erdgeister, Herr der Länder; Bel, Vater der Götter, der die Geschicke 
bestimmt, der die Grenzen Himmels und der Erde festsetzt (Jensen, Kos- 
mologie б. 353: der die Bilder zeichnete von Himmel und Erde); Ea, der 
Entscheider der König der Meerestiefe, der grofs ist in weisen Ratschlägen; 
Sin (der Gott) Himmels und дег Erde, der Erhabene; Samas, der Richter 
der Weltgegenden, der Gesetzgeber der Menschheit (vgl. oben den Izdubar- 
hymnus); /star, die Herrin des Kampfes und der Schlacht (die Venus 
foecunda ist im kriegerischen Assyrien nicht mit Sicherheit nach- 
zuweisen). — Auch Tiglatpileser u. a. zählen VII grolse Götter (vgl. auch 
IV R23, No. 1, 6; Ill R 69, 64a), die Zwólfzabl herrscht zu Zeiten, wo 
sabäistische Elemente hervortreten (vgl. Diodorus Siculus II, 30), die „LX 
grolsen Götter“ in den „Orakelsprüchen Asarhaddons“ scheinen fromme 
Hyperbel zu sein. 


A ~ 
SE 


+ ARI 


3 


ace‏ و کا 


der Unterwelt“, die Gemahlin des Nergal. — Bei der Sintflut 
erscheinen die ,grofsen Götter“, die in der Ratsversammlung 
sitzen, vielleicht zufällig in der Zwölfzahl. Von den beiden 
Göttertriaden fehlt Sin. An seiner Stelle stehen Nimib und 
Nergal (En-nugi, d. i. „Herr des Landes ohne Heimkehr“). 
Die elementaren Gewalten sind vertreten durch Ramman (der 
in den Göttertriaden zumeist an Stelle der Ištar auftritt), 
Nabu (Nebo), Uragal (Pestgott) und Marduk (Sarru, „Götter- 
könig“ genannt, wie auf der IV. Tafel), von den Anunnaki, 
den bösen Erdgeistern, und von Ninib unterstützt. Marduk, 
der hier als verderbenbringender Gott erscheint, wie auch 
sonst (в. die Stellen bei Delitzsch, Wörterbuch S. 86), tritt 
übrigens in der Geschichte [zdubar’s als schützender Gott auf 
und verrät in dem ideographischen Namen Ubara-tutu = Kidin- 
Marduk den ihm sonst eigenen Charakter als „Herr der Be- 
schworungen“.*) 

Aufser den genannten grofsen Göttern werden im Epos 
gelegentlich erwähnt: Tammuz, „dem [star Jahr um Jahr Weinen 
aufnötigt“, die Getreidegottheit Nirba (2), der Feldgott, die 
Göttin Mammétu, die „samt den grofsen Göttern und den Anun- 
naki die Geschicke bestimmt“, insbesondere den Todestag des 
Menschen, und endlich neben der Unterweltsgöttin ein „gött- 
licher Schreiber der Unterwelt“. Die Anunnaki sind die bösen 
Geister, die Verderben sinnen, so dafs gelegentlich „die Götter 
der ҮП Himmelsgeister (Jgigi) weinen“ über ihr Thun. Von 
den bösen Dämonen (VII oder XII, vgl. ТУ R 29, 2, wo der 
rabisu zu ergänzen ist, und IV R 16, 1) ist der alû, „der die 
Brust angreift“, und namtaru, der Dämon der Pest, im Epos 
zu finden; der eziz-Dämon und der гаи (eine Art der Toten- 
geister) sind meines Wissens sonst unbekannt. Damit ist die 


ж) Gleichwohl scheinen hiernach die Urkunden, die Marduk in den 
Mittelpunkt der Gottesverehrung stellen, nämlich die Legenden von der 
Schlange Tiamat und die dramatischen Beschwörungen an Ға, Damkina 
und Marduk, jünger zu sein. Vielleicht sind sie entstanden, als Babel, 
das im Epos noch zurücktritt, in den Vordergrund trat. Marduk ist 
Stadtgott von Babel, weshalb auch die im assyrischen Reiche ver- 
schwindende Marduk-Verebrung im neubabylonischen Reiche wieder in 
voller Herrlichkeit auftaucht; näheres darüber unter Marduk in Roscher’s 
Lexikon der Mythologie. | 


EEN KE 


Schar der göttlichen Gestalten aber nicht erschöpft. In Erech 
befindet sich neben den Göttertempeln der Palast einer „grolsen 
Königin, die alles weils“; am Gebirge Mäsu wachen göttliche 
Skorpionmenschen, am Meere sperrt die Burg des göttlichen 
Mädchens Sabitu den Weg. 

Der Verkehr der Götter mit den Menschen ist kindlich 
naiv gedacht, wie bei Homer. Istar wirbt um die Liebe des 
Helden Izdubar; Samas stiftet die Freundschaft des Helden mit 
Барат, die drei grolsen Götter Anu, Bel, Ea flüstern ihm Ge- 
heimnisse ins Ohr. Wie Jstar gelegentlich aus der Stadt zum 
Himmel ihres Vaters Anu emporsteigt (ein paar Zeilen weiter 
schreitet sie fluchend auf der Stadtmauer umher), so kauern 
sich die Götter aus Furcht vor der anschwellenden Flut „wie 
Hunde am Damme des Himmels nieder“; zum Opfer scharen 
sie sich wie Fliegen und „riechen den guten Geruch“. 

Auf eine merkwürdige Erscheinung soll hier noch auf- 
merksam gemacht werden: auf die Bedeutung der Träume 
im Epos. Die ganze Handlung wird durch schier unzählige 
Träume in Bewegung gesetzt, durch die die Götter den Menschen 


die Zukunft zeigen und Rat erteilen. Diese Anschauung ist ~ 


ein charakteristischer Bestandteil in der religiösen Anschauung 
der Babylonier und Assyrer. Dem uralten babylonischen König 
Gudea wird im Traume der Grundrifs zum Tempelbau vor- 
gezeichnet (s. H. Zimmern, das Traumgesicht Gudeas, Zeitschr. 
f. Assyr. ПІ, б. 252); Asurbanipal bekam nach seinem Re- 
sierungsantritt eine Aufmunterungsadresse aus Priesterkreisen, 
die sich auf einen Traum seines Grofsvaters Sanherib bezog 
(в. Hommel, Geschichte Babyloniens und Assyriens 8. 692 f.), und 
bei seinen Feldzügen werden den Kriegern ermutigende Traum- 
bilder von der Kriegsgöttin gesandt (vgl. auch У R 10, 70 f.). 
In einem Eigennamenverzeichnis (IIR 63) geht dem Namen 
Al-tullá-nisé, „vertraue nicht auf Menschen“, der andere voraus: 
Tuklä-sunätum, „vertraue auf Träume“. 


IV. Abfassungszeit und Form der Dichtung. 


Aus den Angaben über den historischen Hintergrund folgt 
nichts über die Abfassungszeit des Zwölftafelepos. Wir wissen 
nicht einmal, ob die Tafelschreiber Asurbanipal's schriftliche 


~ 


Gei 
WS 


Ka 
je 


Лера 


babylonische Originale vor sich gehabt haben (Berossus erzählt, 
der babylonische Noah habe auf göttlichen Befehl die auf 
Stein eingegrabenen Nachrichten über das Altertum in der 
Sonnenstadt Sippar vergraben); jedenfalls haben sie seit Jahr- 
hunderten fortgepflanzte Rhapsodien niedergeschrieben. Das 
Götterzeichen vor dem Namen Jzdubar und die Apotheose be- 
weisen, dafs die Dichtung in einer Zeit entstanden ist, in der 
der Held Izdubar, dessen Schutzgott Šamaš war, im Volks- 
bewulstsein bereits göttlichen Charakter angenommen hatte‘ 
und dem Sonnengott als Unter-Richter zur Seite gestellt war. 
Was die Abfassung anlangt, so ist vor allem die Annahme 
eines Verfassers für höchst unwahrscheinlich zu erklären. 
Die XI. Tafel z. B. unterscheidet sich von den übrigen Tafeln 
ganz gewaltig durch den Reichtum der Sprache und Phantasie. 
Wenn ein assyrischer Litteraturkatalog (von Pinches bezeichnet 
als Names of Works and their authors and compilers, veröffent- 
licht u. a. von Haupt, Nimrod-Epos 11, 90 ff.) die Angabe ent- 
hält: „Serie“ Izdubar aus dem Munde (5а рі) des Sin-liki-unnini 
(d. h. „Mondgott, nimm an mein Gebet“), so ist uns wohl der 
Name eines Rhapsoden, nicht eines Verfassers, überliefert. 
Die Sprache wechselt den poetischen Schwung. Von der 
einfachen, ungekünstelten Erzählung, dichterisch gefärbt durch 
Refrains und durch parallelismus membrorum steigert sich die 
Dichtungsform bis zum Hymnenton. Auf einzelnen Fragmenten 
ist die Kunstform durch Stichenverteilung äufserlich gehoben. 


Übersetzung und Inhaltsangabe 
der Tafelfragmente. 


Die folgenden Blätter geben die Übersetzung, soweit sie 
der fragmentarische Charakter des Gedichtes zulafst. Frage- 
zeichen sind nicht gespart worden. Erschwert wird die Auf- 
gabe durch manche Unsicherheit bez. der Zugehörigkeit der 
Fragmente. Gut erhalten und laut Original-Unterschrift ein- 
geordnet sind Tafel V, VI, X, XI, XII; aufserdem haben wir 
noch eine guterhaltene Tafel ohne Unterschrift, von Haupt 
als I., im folgenden als II. Tafel bezeichnet. Der Text ist 
citiert nach Hawpts Ausgabe, teils mit Angabe der Tafeln 
und Columnen, teils der Seitenzahlen seiner Edition. Die 
Sintflutgeschichte ist nach Delitzsch, Assyr. Lesestücke, 3. Aufl., 
елет ое da ] bedeutet Lücke des Textes, ........ be- 
deutet Stellen, die unübersetzbar scheinen. Auf Umschrift des 
ganzen Textes wurde verzichtet; schwierige Stellen, deren Über- 
setzung der wissenschaftlichen Rechtfertigung bedarf, sind in 
den Anmerkungen besprochen, die der Übersetzung und In- 
haltsangabe im Zusammenhang б. 45 ff. beigegeben sind. 


Tafel I. 


Nur wenig Spuren sind erhalten. Haupt hat mit grofsem 
Scharfsinn den Anfang’) entdeckt in einem Fragment (5. 1. 79), 
dessen Inhalt „an den Anfang des Spruchbuchs erinnert“. 
Folgendes lassen die fragmentarischen Zeilen erkennen: „Wer 
die Geschichte (2) ledubar's geschaut hat [...... ], alles weils 
rt |, allerlei Weisheit [....... |, wer das Geheime schaut 
und das Verborgene [...... ], der bringt Kunde, die vor die 
Sin[tfiut?] reicht’), fernen Pfad wandelt er und ermiidet[...... ] 
ant der Теб 2. 2 ae | die Mauer von Uruk-Supuri 
Бас жен De: 2 Zeiten”) sein Schwur, der nicht losläfst 


Sr 
ee 


E sacs 


ШИГ. am, 14 — Zu dieser Tafel wurde von jeher gemáls dem 
Zusammenhang und der gesicherten geschichtlichen Grund- 
lage des Epos ein Fragment gezählt, das die Belagerung 
von Erech erzählt.) Es lautet so (8.51): ,,....-.. sein 
Vieh liefs er im Stich ...... stieg herab zum Flufs und 
versenkte in den Flufs sein Schiff ........ in Trauer ver- 
sunken weinte er bitterlich: °...... die Stadt Gangana?) hat 
er gänzlich zermalmt; die Eselinnen zer[treten] ihre Füllen, 
die Kühe be[feinden] ihre Kälber; wie das Vieh jammert (2) 
auch das Volk, wie die Tauben wehklagen die Mägde°); 
die Götter von Uruk-Supuri (d. 1. „das wohlverwahrte Erech“) 
verwandeln sich in Fliegen’) und schwirren umher auf den 
Strafsen, die Dämonen von Uruk-Supuri verwandeln sich in 
Schlangen*) und schlüpfen in die Löcher (?).’?) — Drei Jahre 
belagerte die Stadt Uruk der Feind, die Thore wurden ver- 
riegelt, der hargulla*% vorgelegt. Ištar erhob ihr Haupt nicht 
wider den Feind — da öffnete Bel seinen Mund und sprach 
zu Istar, der Königin, kund zu thun das Wort") ..... ” Das 
übrige ist abgebrochen; aus den Spuren sei noch die deutliche 
Erwähnung der Stadt Babel hervorgehoben. (Der Tod des 
Königs scheint die Verwirrung in Erech verursacht zu haben. 
Der Anfang erinnert an Begräbnisse nordischer Helden.) Im 
folgenden tritt lzdubar als Retter der Stadt, später als ihr 
König auf. 
Tafel II 

(nach Haupt I) ist bis auf die I. Col. ziemlich vollständig er- 
halten. Col. П (S. 8) zeigt uns Izdubar als berühmten Helden 
von Uruk. Die Eltern jammern, dafs ihre Söhne und Töchter 
dem Helden in unsinniger Begeisterung zufallen.”) „Nicht liefs 
Izdubar einen Sohn seinem Vater, die Tochter einem Helden, 
die Gattin einem Helden ....“ Die Eltern klagen vor den 
Ohren der Stadtgóttin: „Keinen Rivalen hat er [....... ] 
deine Bewohner werden [zum Кашріе| geführt, nicht iäfst 
Izdubar ein Kind seinem Vater, bei Tag und Nacht [rufen 
siel: Er der Hirte von Uruk-[Supuri], ..... er ihr Hirte 
ana ЧИЕ, , der Gewaltige, der Gepriesene'?), der Weise |... 
екі; 75 L Nicht läfst /zdubar eine Jungfrau [ihrer Mutter], die 
Tochter einem Helden, die Gattin einem Herrn.” Ihr Wehklagen 


МАҚ aioe ae 


bitte: [usou tai. 097. ӘЙ |, zur Göttin Aruru riefen sie mit 
lauter Stimme: ‘Du Aruru, hast ihn erzeugt; jetzt schaffe 
ihm seinen Mann, am Tage seines Herzens“) möge er [..... $ 


sie mögen miteinander kämpfen, Uruk [soll Zuschauer sein?].’ 
Als die Göttin Aruru*) das gehört hatte, schuf sie einen Mann 
des Gottes Аии!) in ihrem Herzen. Aruru wusch ihre Hände, 
kniff Lehm ab), warf ihn auf die Erde [...], den Eabani schuf 
sie, einen Helden**), einen erhabenen Sprofs, einen Bauersmann 
(9 в. Anm. 16), mit Haaren [bedeckt?]'!?) war sein ganzer Leib, 


mit langem Haupthaar wie ein Weib; das Wallen (?) seines 


Haupthaares sprofste empor wie Getreide?) [gegen die Gewohn- 
heit??] von Land und Leuten war er mit einem Gewande be- 
kleidet gleich einer Wiese(?)); mit den Gazellen frifst er Kräuter, 
mit dem Vieh des Feldes erfrischt er sich”) an der Tränke 
(8. 9), mit dem Getier”?) des Wassers ergötzt sich sein Herz.“ 
Dieses eigentümliche Mischwesen Eabani (d. h. Sohn des Жа, 
des Gottes der unergründlichen Weisheit, entsprechend seiner 
im folgenden hervortretenden Eigenschaft als Traumdeuter) 
erinnert nach der nun folgenden Schilderung an den römischen 
Priapus, der ebenfalls als Feldgott dargestellt wird (Vo/s, myth. 
Briefe П, 346 ff.), durch übermäfsige Sinnlichkeit und durch 
die Kunst der Wahrsagung ausgestattet. Dieser Eabani wird 
durch Vermittelung der Götter nach Uruk gelockt, um die 
bestrickende Gewalt Jzdubar’s zu lähmen oder in andere Bahnen 
zu leiten. Mit der Sendung wird der Götterbote Sádu (4. h. 
Jäger) beauftragt, der hier plötzlich und unvermittelt auftritt. ”*) 
Wahrscheinlich ist schon in der abgebrochenen I. Col. von ihm 
die Rede gewesen. Unmittelbar an das Vorhergehende an- 
knüpfend fährt-die Erzählung fort: „Sädu („der Jäger“), ein habilu- 
Mensch”), trat ihm am Eingang zur Tränke entgegen. Am 1. 
2.,3. Tage begegnet er ihm am Eingang zur Tränke. Er, Eabani, 
sah ihn, den Jäger, es verfinsterte sich sein Antlitz; er ging mit 
seinem Vieh hinein in die Behausung, ward betrübt, wehklagte, 
schrie laut auf, ....... ward sein Herz, sein Antlitz ward verstört, 
[es zog ein] Wehklage in sein Gemüt?) ....... іп die Ferne, 
sein Antlitz ward zornentbrannt (?).“ Der erste Versuch war 
mifslungen. Die Situation überspringend wird sofort der Be- 
richt des Jägers über den Mifserfolg angefügt. (Col. ІП): 


T T wen 


SA 


w y о 


„Der Jäger öffnete seinen Mund und sprach [zu Ea(?) oder 
Samas(?) seinem Vater]: ‘[Mein Valter, ein Held, der hingeht, 


[ist nieht genug(?)], bei”) dem Himmel ist....... , wie ein 
kisir Anú (в. о.) ist seine Kraft ...., er schreitet umher im 
Gebirge ..... , beständig mit dem Vieh des Feldes [frifst er 


Kraut], beständig sind seine Fiifse am Eingang zur Tränke..... 
ich fürchte mich, will ihm nicht nahen. Er hat zugefüllt -die 
Grube, die ich gegraben hatte ..... ‚ rifs weg die Stricke, die 
ich [ausgelegt hatte]?®), er liefs entwischen aus meinen Händen 
das Vieh und das Getier des Feldes, gab mir nicht Erlaubnis 
zum Jagen.’ [Der Gott...... 129) sprach zu dem Jäger: “[Mache 
dich auf den Weg und gehe] nach Uruk, der Stadt des Izdu- 
bar.“ Weiter lassen die Spuren erkennen, dafs der Jäger dort 
eine Astarte-Dienerin (harimtu), namens Uhat*), sich ausbitten 
soll, um mit ihrer Beihilfe den sinnlichen Eabani nach Uruk 
zu locken. „Auf den Rat seines Vaters macht sich der Jäger 
auf den Weg, geht nach Uruk [der Stadt des Izdubar].“ 
(Col. IV)’: „[Vor das Antlitz des] Izdubar (trat der Jäger und 
sprach].“ Es folgt nun wörtlich dieselbe Erzählung vom Mifs- 
erfolg seiner Jagd ohne die Anrede „mein Vater“. Hierauf: 
„Es sprach Izdubar zu ihm dem Jäger (S. 10, 40 Ё): "Себе, 
mein Jäger, nimm die Hierodule Uhat, wenn das Vieh zur 
Tränke sich wendet, so soll sie ihr Kleid zerreifsen, ihre Blöfse 
[enthüllen]; er wird sie sehen, wird sich ihr nähern, sein Vieh, 
das sich zu ihm geschart hat, wird davonlaufen.” Der Jäger 
ging, nahm mit sich die Hierodule Uhat, er schlug den ge- 
raden Weg ein, am 3. Tage gelangten sie zu dem bestimm- 
ten (2)%) Felde, der Jäger und die Hierodule liefsen sich nach 
Belieben**) nieder, 1 Tag, 2 Tage liefsen sie sich nieder am 
Eingang der Tränke: mit dem Vieh trank er Wasser, mit dem 
Getier des Wassers ergötzte sich sein Herz. Da [kam] Eabani, 
dessen Heimat das Gebirge war, — mit den Gazellen frafs er 
Kräuter, mit dem Vieh trank er seinen Trank, mit dem Ge- 
wiirm des Wassers ergötzte sich sein Herz. Es sah die Uhat 
der Lulla- Mensch (d. 1. eig. der Mann der libido), ...... 
TL, ‘das ist ег, Uhat, (sprach der Jäger) u. 8. wii 
Es folgt eine Scene, die mit epischer Breite in urnaiver 
Weise die Verführung des Eabani schildert®‘) und mit den 


A.Jeremias, Izdubar. 2 


Ser 


Worten schliefst: 6 Tage und 7 Nächte näherte sich Ea- 
bani der Uhat, der Geliebten. Nachdem er sich gesättigt 
hatte an ihrem lali, wandte er sein Antlitz auf sein Vieh hin, 
ев erblickten ihn, den Гарат, lagernd die Gazellen, das Vieh 
des Feldes wandte sich weg von ihm. Da erschrak Eabani, 
fiel in Ohnmacht, es starrten (eig. standen) seine Kniee, als 
weglief sein Vieh (Ес 12) a: НАК? iida hörte е 2.5... 
(that auf) die Sinne, kehrte wieder voll Liebe), setzte gek 
nieder zu Fülsen deg Hierodule, schaute der Hierodule ins 
Antlitz; und während die Gianni spricht, héren seine Ohren, 
sie spricht zu ihm, zu Барат: ЧЕтһа|һеп bist du Eabani, 
gleich einem (10455), warum lagerst du beim Vieh des Feldes? 
Komm, ich will dich bringen nach Uruk-Supuri, nach dem 
ana йу Hause, der Wohnung des Anu und der Istar, 
an den Ort des /zdubar, der vollkommen an Kraft ist und der 
wie ein Bergstier die Helden an Kraft überragt” Während 
sie so zu ihm spricht, lauscht er ihrer Rede, er, der weise ist 
in seinem Herzen, sucht einen Freund! Eabani spricht zu ihr, 
der Hierodule: "Komm, Uhat, führe mich hin, nach der glán- 
zenden geheiligten Wohnung des Anu und der Ištar, nach dem 
Orte des Izdubar, der vollkommen an Kraft ist und wie ein 
Bergstier über Helden gewaltig herrscht. Ich will mit ihm 
kämpfen, gewaltig will ich [seine Freundschaft. erringen (?)]; 
(Col. V. 8. 18) ich will sen[den?] nach Uruk einen Löwen 
(eig. Wildkatze)*) ...... ЖЖ Leider ist diese wichtige Col. nur 
in den Zeilenschlüssen erhalten. Folgendes ist aus den Spuren 
zu schliefsen: An dem Kampfe mit dem Löwen, „der in der 
Wüste geboren, Kraft besitzt,“ will Еабат die Stärke des be- 
rühmten Helden, dessen Freundschaft er begehrt, erproben. 
S. die nebenstehende Abbildung und die Abbildung 8. 6. Über 
den Rest der Tafel läfst sich nur wenig sagen. Die Fragmente 
(Haupt, 3. 5. 6. 13) sind neuerdings durch ein wichtiges Stück 
vermehrt worden, das Reste der V. und VI. Col. enthält (ver- 
öffentlicht Textbeigabe Bl. II—IV). Fügt man die Stücke zu- 
sammen, so ist folgendes zu erkennen. Die Uhat führt Habani 
nach Uruk. Dort wird in „Festgewändern“ eben ein „Fest ge- 
feiert“ (vielleicht das Tammuz-Fest, worauf das verb. айй „weh- 
klagen“ deutet. Der Schlufs der V. Col. scheint eine Anrede 


Е 
$ 


ER ыш 


an Eabani zu enthalten: „Es soll [dich] sehauen Izdubar, 
du hadi’ua-Mensch(?), ich sehe [....... | sein Antlitz, von 
Heldenmut leuchtet er, Kraft (?) besitzt er, ......... ist sein 
ganzer Leib; seine Kraft ist gewaltiger als die deine, er ruht 
пісі... Tag und Nacht Eabani, andre dein....... ‚ den 
Izdubar hat der Sonnengott lieb, Anu, Bel und Ea flüstern 


ihm (Weisheit) ins Ohr; bevor du vom Gebirge kamst, hat 
dich Jedubar in Erech im Traume gesehen.“ Hier scheint die 
Rede zu Ende zu sein und die Erzählung zu Jzdubar zurück- 
zukehren. „Es kam Лгаибағ, den Traum zu lösen sprach er zu 
seiner Mutter (der Göttin Aruru): “Meine Mutter, ich träumte 
einen Traum in meinem Nachtgesicht: es waren die Sterne 
des Himmels, wie ein Kriegsheer (2) (kima kisru sa Anim) Delen 
sie über mich her......... "о Die Reste der VI. Col. fügen 
einen 2. Traum hinzu, dessen Gegenstand, wie beim ersten 
(kima kisru sa Anim wird oben zur Charakteristik des Kabani 
gesagt) Eabani ist, und zwar in seinem Abenteuer mit dem 
Weibe. Die Spuren deuten darauf, dafs die Mutter dem Sohne 
rät, mit dem Riesen Freundschaft zu schliefsen (dannu tappü 
musézib ibri). | 
9* 


ыи” Ж шш 


Tafel III. 


Die III. Tafel mufs erzählt haben, wie die beiden Freunde 
wurden. Zwei Fragmente (Haupt S. 14 f.) mögen Reste der 
III. und IV. Col. enthalten. Das erste Fragment beginnt mit 
einer Anrede an ein weibliches Wesen (die Ukat?) 29) und erzählt 
dann: duo, 3% war verlassen die Gemahlin....... er allein 
АА 17 ег schüttete aus (?) sein Herz seinem Freunde [und 
sprach zu ihm]*): ‘Einen Traum träumte ich in meinem 
Nachtgesicht ........ des Himmels fiel auf die Erde, [er- 
schrocken?] stand ich da; ........ verstért war sein Antlitz 
AA sein Antlitz ergliihte ...... wie Lówenklauen waren 
seine Klauen....... 7447) Das 2. Fragment, das sich daran 
anschliefst, erzählt ein Gespräch zwischen К und Eabant, 
dessen Erfolg ist, dafs sich Eabanvs „zorniges Herz be- 
ruhigte.““) Es ө ч dafs der Sonnengott den Kabani, der 
heimkehren will in sein Gebirge, zum Bleiben verlockt; dabei 
spielt wieder die Uhat eine Rolle, das Versprechen von gött- 
lichen und königlichen Ehren, die Freundschaft und Bruder- 
schaft Izdubar’s, wobei es heifst: „auf einem grofsen Lager, 
auf einem fein zubereiteten Lager wird er dich ruhen lassen, 
er wird dich setzen auf einen Ruheplatz, einem Sitz zur Linken, 
die Fürsten der Erde sollen küssen deine Fiifse, die Leute 
von Erech sollen winseln vor dir (usadmamáka) — kurz, 
die gröfsten Ehren sollen ihm erwiesen werden, wenn er 
bleibt.4) Reste von Col. У und VI finde ich in dem Fragment 
Haupt 8. 87. Col. У (S. 87b) verspricht Izdubar dem Eabani 
dasselbe, was Col. IV Samas verheifsen hat. Die Götter haben 
also ein Interesse an der Freundschaft der beiden Helden. Die 
Spuren der IV. und У. Tafel geben Aufschlufs über den Grund. 
Es handelt sich im folgenden um einen Heldenkampf der Stadt 
Uruk gegen den elamitischen Zwingherrn Humbaba*), der mit 
der Ermordung des Feindes endet und Jzdubar den Kónigsthron 
von Uruk verschafft. Die Götter, die Interesse an der Ver- 
nichtung Humbaba’s und der Herrschaft des feindlichen Gottes 
Humba haben, sind selbst am Kampfe beteiligt. Es ist klar, 
dafs die poetische Erzählung die mythische Einkleidung einer 
grolsen nationalen Erhebung darstellt, die еше elamitische 


Й 
( 


1 
{ 
` 
з 
й 


Be ае 


Dynastie (nach Berossus 2450—2250 +. Chr. herrschend) stürzt 
und ein babylonisches Reich begründet. Leider ist von der 
Schilderung des Kampfes wenig erhalten. 


Tafel IV 


ist nur durch kleine Fragmente vertreten. Es gehören die 
Fragmente Haupt 5. 20—22 (vgl. 8. 80 ff.), sowie 57 und 58 
ziemlich sicher zur IV. Tafel. Wohin Haupt 8. 23 (das 
Fragment, das von den „mächtigen Göttinnen“*) redet) gehört, 
vermag ich nicht zu bestimmen.” Auch Haupt S. 94, Nr. 54 
gehört zur Humbaba-Erzählung.*) Vom Inhalt ist gewils, dafs 
die Erstürmung der Burg des elamitischen Königs Humbaba 
auf der IV. Tafel vorbereitet und auf der V. vollendet wird; 
die V. Tafel, für die schon der Anfang der VI. Tafel eine 
Blutthat fordert, schliefst mit der Ermordung des Tyrannen. 
Die beiden Tafeln enthalten also den eigentlichen historischen 
Kern der Erzählung. Mit aller Reserve geben wir den un- 
gefähren Inhalt. Col. I (5. 20) finden wir Eabani vor dem 
(Gótter-)Kónig (Marduk?); er redet, wie es scheint von Hum- 
baba, den die Helden zu töten gedenken, dessen Leichnam 
von den Geiern (?) verzehrt werden soll (cf. 27, 41) und 
bitten um die Gunst des Gottes für den Kampf: „Wir haben 
auf dich acht gegeben, о König, ...... gieb du auf uns acht.“ 
Izdubar rät darauf dem Eabani, „zu dem erhabenen Palaste, 
zur grolsen Königin“ zu gehen, „alles weils sie.“ Darauf gehen 
beide zu der grofsen Wahrsagerin, die nun im Anfang von 
Col. II (S. 20 und 21) geschildert wird (ihr Brustschmuck 
und ihre Krone werden besonders erwähnt). Dann fährt die 
Erzählung fort): ,,..... [vor] Samas brachte er ein Rauchopfer 
dar, brachte ein Trankopfer dar, erhob vor Samas (betend) 
seine Hand (scil. Eabani): ‘Warum hast du dem Izdubar das 
Herz unruhig gemacht? Jetzt hast du ihn gelehrt, er geht 
einen fernen Weg zu (asar!) Humbaba, einem unbekannten 
Kampfe geht er entgegen, zu einem unbekannten Kriegszuge 


*) Ferner gehören hierzu, wie ich aus Е. T. Harpers Kopieen- 
sammlung sehe, die unveröffentlichten Fragmente K 8565—67. Zu Haupt 
5. 20, 21, 80 в. vorn Bl 1. 


E ` Se 


reitet er aus, bis er gehen und zurückkommen wird, bis er 
zum Cedernhain kommen wird, bis er den Herrscher Humbaba 
töten wird, wird allerlei Übel, das ihm feindlich entgegen- 
tritt, ihn vernichten. An dem Tage, da du ....’“ Der Schlufs 
von Col. II (8. 22 vgl. 5.81) erzählt die Rüstung zum Kampfe 
(„das Land versammelte sich, es rüstete sich das Heer, die 
Helden machten sich fertig“). Was es mit dem „Haus der Ge- 
meinschaft“ für eine Bewandtnis hat, vor dessen Thor Eabani 
steht, während Jzdubar den Eintritt verwehrt, wels ich nicht. 
Col. ПІ und IV (Haupt Б. 82 f. — Zugehörigkeit zur IV. Tafel 
scheint sicher) nur Spuren: die beiden Freunde ziehen mit- 
einander aus. Col. У (S. 22. 84 f.) beginnt mit folgenden 
Worten: ,Dafs unversehrt bliebe der Cedernhain, hat ihn Bel 
(assyrische Bezeichnung für den elamitischen Gott des Humbaba? 
oder ist auch hier, wie Tafel XI, Bel genannt als der Gott, 
der gern Schaden anrichtet?), zur Angst der Leute gemacht 
(festgesetzt); das Gebrüll des Humbaba ist wie Sturm, sein 
Mund Frevel, sein Atem Glutwind (?). Er hat festgesetzt |... 
....] Cedern; wer zu seinem Haine herabsteigt — dafs un- 
versehrt bliebe die Ceder, hat Bel ihn zur Angst der Leute 
gemacht — wer seinen Hain betritt, den erfafst die Pest(?).“ 
Das Ganze ist der Teil eines Gesprächs zwischen Izdubar und 
Eabani. Zu der letzten Col. von Tafel IV gehört vielleicht 
S. 57 und 58. Izdubar erzählt dem Kaban einen „günstigen 
Traum, einen prächtigen Traum“, in dem er den Leichnam 
des Humbaba (auf dem Cedernhügel?) gesehen hat. Dann 
machen sie sich auf den Weg. Nach 30 Meilen wird Station ge- 
macht und eine Grube gegraben (zum Versteck?). Dann schlafen 
sie ein (5. 58). Um Mitternacht (?) steht Izdubar vom Schlafe 
auf („er vollendete seinen Schlaf“), kommt und sagt zu seinem 
Freunde: „Mein Freund, hast du mich nicht gerufen?“ Dann 
erzählte er ihm einen „З. Traum“, den er gesehen hat: „Der 
Traum, den ich träumte, war ganz ..... , es brüllte der Himmel, 
es erdröhnte die Erde, der Tag ward dunkel, Finsternis zog 
auf, es blitzte ein Blitz, Feuer leuchtete auf, [mit Verderben ?] 
gesättigt, mit Tod erfüllt. Dann verlosch der Glanz, es war 
aus das Feuer..... stiirzte nieder, wurde zu Rauch....... ө, 


Tafel V. 


Col. I (8. 24. 27) finden wir die Helden im heiligen Hain, 
der zur Burg Humbaba’s gehört. Das Thor mufs erbrochen 
sein: „Da standen sie, bewundernd (?) den Wald, schauten 
an die Höhe der Ceder schauten an die Gröfse (2) des Wal- 
des, den Ort, wo Humbaba zu wandeln pflegte erhabenen 
Schrittes — Wege waren angelegt, wohlgepflegte Pfade —: 
da schauen sie den Cedernhiigel, den Wohnsitz der Götter, 
das Allerheiligste des Gottes Irnimi. Vor dem Berge stand - 
eine Ceder von erhabener Pracht, prächtig war ihr Schatten, 
mit Lust erfiillend....“**) Im folgenden abgebröckelten Stück 
wird weiter ihre Schönheit, ihr wohlriechendes Holz, ihre im- 
posante Gröfse geschildert. Hochinteressant ist es, dafs wir 
hier die Schilderung eines urbabylonischen (elamitischen?) 
Heiligtums vor uns haben. Ein herrlicher Garten, drinnen 
ein heiliger Hügel mit einem Baumheiligtum, in dem eine 
Ceder ausgezeichnet ist durch besondere Pracht. Der Garten 
liegt merkwürdigerweise in der Nähe der Stelle, für die Friedrich 
Delitzsch, Wo lag das Paradies?, die Lage des Paradieses vin- 
diciert hat. Oder ist der Götterhain in Babel zu denken, dafs 
etwa damals unter elamitischer Fremdherrschaft stand? Der 
Name Tin-tir „Lebenshain“ stimmt zu der Schilderung, ebenso 
die Angaben bei Arrian und Strabo (в. Delitzsch, Paradies 
5. 141), wonach Alexander Cypressen aus den Götterhainen 
Babels zum Schiffsbau benutzte. — Später folgt eine Anrede 
Izdubar’s an Eabanı, in der wiederum von dem Leichnam, der 
von den Geiern verzehrt werden soll, die Rede ist. Col. II 
und III (5. 25. 28 und viell. 74 vgl. 86) rühmen sich, wie es 
scheint, die Helden ihrer früheren Thaten (auch ein dumámu 
ein Wüstenlöwe, wird erwähnt), die ein gutes Gelingen des 
Kampfes erhoffen lassen.) Von den übrigen Col. ist nur der 
Schlufs der V. erhalten, der vom „Kopf des Humbaba“ redet, 
also seine Ermordung sichert. 


Tafel VI 


erzählt die Siegesfeier Izdubar’s und seine Liebesabenteuer mit 
Ištar, der Stadtgöttin (Haupt, Nimrod-Ep. 5. 42). „[Er machte 


ДЕЕ 


hell] seine Waffen, er machte glänzend seine Waffen, [er zog 
aus] sein Gewand", das er trug, zog aus seine schlechten 
(blutigen?) Gewänder, zog an seine weifsen Gewänder, mit 
seinen Insi[gnien] bedeckte er sich und legte an das Diadem’’), 
Izdubar bedeckte sich mit seiner Krone und legte an das 
Diadem. Nach der Gunst des /zdubar erhob die Augen die 
gewaltige Göttin Ištar: “Komm, Jzdubar, sei mein Gemahl, 
deine Liebe gieb mir zum Geschenk; du sollst mein Mann 
sein, ich will dein Weib sein; ich will dich stehen lassen 
auf einem Wagen von Edelstein und Gold, dessen Räder 
von Gold, dessen Hörner von Saphir (2) sind, grofse kudanu- 
Löwen (31771 sollst du anspannen, unter Wohlgerüchen der 
Ceder sollst du einziehen in unser Haus; wenn du Einzug hältst 
[in] unserem Hause (S. 43), so sollen ...... DCH, deine Fiifse 
küssen, es sollen sich [beugen] vor dir Könige, Herren und 
Fürsten, [alles, was hervorbringt (?)] Berg und Land, sollen 
sie dir bringen als Tribut?“ In den folgenden verstümmelten 
Zeilen fährt Ištar zunächst fort, ihm das Geschick an ihrer 
Seite verlockend zu schildern: seine Schafherden sollen Zwillinge 
gebären, sein Marstall soll ohne gleichen sein. Aber Izdubar 
verschmäht die gefährliche Liebe der Göttin. Wohin sind die 
anderen geschwunden, die vor ihm Jstar’s Gunst genossen 
haben ?5°) „"Wohlan’, so spricht er, “ich will dir offen heraus- 
sagen (?) deine Buhlkünste ......... (5. 44, Z. 46 Ё): dem 
Tammuz**), dem Gemahl deiner Ju[gend], nötigst du Weinen 
auf?) Jahr um Jahr. Den bunten Alalla-Vogel**) hast du geliebt, 
du zerschlugst ihn, zerbrachst ihm die Flügel, nun steht er im 
Walde und schreit: Карр? (d. h. „meine Flügel!“).°) Du hast 
auch einen Löwen geliebt von vollendeter Kraft, zu je 7 und 
7 Anláufen(?) hast du ihn überlistet.°®) Du hast auch geliebt ein 
Rofs, erhaben im Streit, mit ¿$dahu*”) (2), Sporn und Peitsche (2) 
hast du es genötigt; obgleich es sieben Meilen Galopp ge- 
laufen war, hast du es genötigt, wenn es ermattet war und 
trinken wollte, hast du es genötigt, seiner Mutter, der Göttin 
Silili hast du Weinen aufgenötigt. Du gewannst auch lieb einen 
Oberhisten „о 7 ‚ der dir beständig Weihrauch streute®) 
und tagtäglich Zicklein schlachtete — du schlugst ihn und ver- 
wandeltest ihn in einen Tiger, so dafs ihn verjagen seine eigenen 


“IN. WEE 


Unterhirten®') und seine Hunde ihn blutig beifsen. Du hast 


‚ geliebt einen Riesen (2) (isullanu)‘?), den Gärtner deines Vaters, 


der dir beständig Geschenke brachte und deine Tafel dir täg- 
lich freundlich schmückte (wörtlich: deine Schüssel machte er 
hell) — du hast dein Auge auf ihn geworfen, hast ihn be- 
thört(?): “о mein ¿Sullana (sprachst du), wohlan dein kissuta®*) 
wollen wir geniefsen, du sollst deine Hand ausstrecken™) und 
unsere Schüchternheit wenden.” Der Riese sprach zu dir: ‘Was 
stellst du an mich für ein Begehren?®) Mein Mütterchen %), 
rüste kein Mahl, ich will es nicht geniefsen; was ich geniefsen 
soll, ist böse und verfluchte Speise, von verderblicher Glut ist 


bedeckt ..... ” so bald du das gehört ..... ‚ hast du ihn zer- 
schlagen und in einen Knirps verwandelt, hast ihn auf das 
La[ger] gelegt, dafs er nicht aufstehen konnte ........ auch 


mich liebst du nun, wie jene [willst du mich verderben]. °) 
Als Istar dies gehört hatte, ward sie zornig, stieg zum Himmel 
empor; es kam die Göttin Ištar vor Anu [ihren Vater], vor 
Antu kam sie und sprach: ‘Mein Vater, Jzdubar hat mich 
beleidigt (2), Izdubar hat aufgezählt meine Schlechtigkeiten (2), 
meine Schlechtigkeiten (?) und meine Schandthaten (2) Anu 
öffnete seinen Mund und sprach zur gewaltigen Ištar: “Nicht 
sollst du betrübt sein (?), auch wenn*) Izdubar aufzählt deine 
Schlechtigkeiten(?), deine Schlechtigkeiten(?) und deine Schand- 
thaten (?).” Istar öffnete ihren Mund und sprach zu Anu, ihrem 
Vater: ‘Mein Vater, schaffe einen Himmelsstier [....]?% Die 
Spuren der folgenden Zeilen erinnern an Jzdubar’s Drohung vor 
dem Meerpalast, Taf. X, col. I, und vor allem an die ähnliche 
Situation in der „Höllenfahrt der Istar“, wo die energische 
Göttin bei ihrem Zorn Eintritt in die Unterwelt fordert. 9) Wie 
dort in der Hölle, so will sie hier im Himmel alles zerschlagen, 
wenn ihr Wunsch nicht in Erfüllung geht. Vater Anu mufs 
trotz seines Zögerns (2. 103: „was stellst du an mich für ein 
Verlangen?“ vgl. Höllenf. der Istar Rev. 22) den Wunsch der 
Tochter erfüllen und schafft den Himmelsstier. Der Kampf der 
beiden Helden Izdubar und Eabani, der auf dem umstehenden 
Siegeleylinder abgebildet wird, ist leider fast gänzlich verloren 
gegangen. Nur soviel ist aus den Spuren zu sehen, dafs 
300 Helden dabei eine Rolle spielen, dafs im Entscheidungs- 


Se OEA 


kampf Eabani das Ungetiim „bei der Dicke des Schwanzes 
falst“ (während Izdubar gemäfs der Abbildung ihm den Dolch 
ins Herz stöfst) Nachdem die Helden den Himmelsstier er- 


DE 
ЕЕ 
H3 


mm 


e к 
N 


legt und ihr Herz beruhigt war, brachten sie vor dem Gott 
Samas ein Dankopfer dar. Dann fährt die Erzählung fort 
(Haupt S. 48, 174 ff.): „Es stieg Ištar auf die Mauer von Uruk- 
Supuri, erhob (2) ein Geschrei, stiefs einen Fluch aus: “Fluch 
dem Jzdubar, der mich gekränkt hat,, der den Himmelsstier 
getötet hat! Бабаш hörte diese Worte der Ištar, rifs den 
Файш des Himmelsstieres aus und warf ihn ihr ins Gesicht: 
"o du, ich will dich besiegen, wie du ihm gethan hast (d. В. 
zu thun gedachtest), sein ..... will ich binden an deine 
Seite.” Da versammelte Istar die kizréti, uhäti und harimáti 
(d. h. die Hierodulen, ihre Tempel-Dienerinnen, s. 8. 59 f), 
über den Файи des Himmelsstieres stellten sie eine Wehklage 
an. JIzdubar versammelte die kiskittö- Arbeiter‘) allzumal, es 
priesen die Werkmeister die Dicke der Hörner: 30 Minen 
Edelgestein war ihr ...... , ein halbes ubänu lang war ihr 
SEIT ‚ 6 Ма[з Öl fafsten sie beide! Zur Salbung seines Gottes 
Lugal-Marada (= Samas?) weihte er es; er brachte (sie) dar 
und hing (sie) auf am Altar (2) seines Familienheiligtums (2). 
Dann wuschen sie am Euphrat ihre Hinde’), machten sich auf 
den Weg und ritten durch die Strafsen von Uruk. Da ver- 
sammelten sich die Leute von Uruk, staunten an |..... 1, 
Izdubar sprach zu den Fürstinnen (?) [von Erech?]: ‘Wer ist 
glänzend unter den Helden? wer ist herrlich strahlend unter 
den Männern? [Izdubar] ist glänzend unter den Helden, 


| 
І 
1 
1 
| 


SR ` Жай 


[Izdubar| ist herrlich strahlend unter den Männern |з Zeiten 
abgesricket|.’ Izdubar veranstaltete in seinem Palaste ein Freuden- 
fest. „Dann schliefen die Helden, auf die Polster gesunken, 
es schlief Habani, träumte einen Traum; dann kam Kabani, 
löste den Traum und sprach zu lzdubar: 

(Tafel ҮП) „Mein Freund,...... beratschlagen die grofsen 
Götter [..... [26 


Zu Tafel ҮП und УШ 


läfst sich wenig sagen. Sie beginnen mit einer Traumerzáhlung 
des Eabani am Morgen nach dem Siegesfest in Erech, wie der 
Schlufs der VI. Tafel zeigt, und schliefsen mit dem gewalt- 
samen Tode Бафапі 8, der jedenfalls auf Istar’s Anstiften herbei- 
geführt wird. Ein Fragment, das ein Abenteuer mit einem 
Tiger, der die Hirten von Erech bedroht (2), erzählt, gehört 
vielleicht hierher (Haupt б. 52). Für Tafel VII läfst sich 
nicht einmal eine Vermutung aufstellen. Hingegen ist ein 
Fragment, dessen Vorderseite Teile einer I. Col. und dessen 
Rückseite Teile einer VI. Col. enthält, mit Bestimmtheit zur 
VII. Tafel zu rechnen (Haupt 8.53 und 54 vgl. 55), weil die 
letztgenannte Col. die Erkrankung bez. den Tod Eabani’s enthält. 
Col. I fordert Eabani den Izdubar zu irgend einer Heldenthat 
auf. Auf den erhaltenen Zeilen stehen die beiden vor einem 
„Waldthore“, das Fabani anredet: „Du hast nicht anderes 
Holz |....|, 6 Gar beträgt deine Höhe, 2 Gar deine Breite ete.“ 
Erwähnt sei noch, dafs das Thor, von dem Eabani sagt: „ich 
kenne das Thor“, in irgend welcher Weise mit der Stadt 
Nippur in Verbindung gebracht wird. Col. VI klagt Eaban:: 
„Gesund bin ich ausgezogen |..... ], mein Freund, aber der 
Traum, den ich träumte, ist in Erfüllung gegangen!“ 12 Tage 
liegt er, wie mit epischer Breite erzählt wird, auf seinem Lager, 
dann ruft er den /zdubar herbei. Aus den folgenden Spuren 
kann nur geschlossen werden, dafs Eabani irgend einem Kampfe, 
den er in böser Ahnung „gefürchtet hatte“, die Krankheit ver- 
darkt. Freilich zeigt die Totenklage der XII. Tafel, dafs es 
kein gewöhnlicher Kampf gewesen sein kann. Von seinem 
Ende, das hier auf der IX. Tafel erzählt sein mufs, heifst es 
dort wiederholt: „die Erde hat ihn weggerafft (verschlungen ?).“ 


Аа. смес»: 


Eines litterargeschichtlich besonders interessanten Fragmentes 
sei hier noch Erwähnung gethan, das Smith zur VIII. Tafel 
zählte (8. 56). Es erzählt einen Streit zwischen zwei Bäumen, 
die redend eingeführt werden. Die Cypresse ruft dem Lorbeer (?)- 
Baum unter anderen Schmeicheleien zu: „Deine Wurzel ist 
nicht stark genug, dein Schatten ist nicht kühl (?) genug, deine 


Rinde ist nicht üppig genug ..... Zornig antwortete der 
Lorbeer (9) der Cypresse ..... ; 


Tafel IX 


beginnt mit der Klage Izdubar’s um Eabani und dem Entschlufs, 
zu seinem Ahn Sit-napistim”?) zu gehen, um das Geheimnis 
seiner Apotheose zu erfahren und Heilung vom Aussatz, mit dem 
ihn die Götter geschlagen, von ihm zu erlangen. Col. I (8. 59): 
,lzdubar weinte um Eabani, seinen Freund, bitterlich, sich 
niederlegend aufs Feld: ‘Ich will nicht wie Habani sterben: 
Wehklage ist eingekehrt in mein Gemüt, Furcht vor dem 
Tode habe ich bekommen, ich lege mich nieder auf das Feld. — 
Zur Kraft des Sit-napistim, des Sohnes Kidin-Marduk’s nehme 
ich den Weg eilenden Schrittes.“ Jzdubar machte sich nun 
sofort auf den Weg und erzählt, das Selbstgespriich fort- 
setzend (ergänzt nach dem Fragment Haupt II, 8. 85, з. Bei- 
tráge 1, 8.183): „Zur Gebirgsschlucht kam ich des Nachts, Löwen 
sah ich und fürchtete mich, ich erhob mein Haupt zum Mond- 
gott und betete, zu dem grofsen [....] der Götter kam mein 
Mehen} Ген міни» | beschiitzte mich.“ 
Darauf folgt nach Z. 12 ein Traum. 
Vielleicht zeigen ihm die Götter im 
Traume den Weg. Z. 15 Ё (vel. 
Haupt, Beiträge 1, S. 116) nimmt 
er die Axt in seine Hand und zieht 
7 — das Schwert aus seinem Giirtel.’’) 
Skorpionmenschen Col. П (5.60) folgt als zweites Aben- 


RN 6T teuer die Begegnung mit den Skor- 


pionmenschen (s. die Abbildung). 
Er trifft sie beim Zugange zu einem Gebirge, als „dessen Name 
Мази ihm kund wird“. „Юра kam er] zum Gebirge Másu, 
dessen Thorausgang tagtäglich (Wesen) bewachen, deren 


as OR 22 


Riicken bis an den Damm des Himmels [reicht?] und deren Brust 
bis unter den Arallu reicht‘*) — die Skorpionmenschen be- 
wachen sein Thor; ihr Schrecken ist gewaltig, ihr Anblick Tod, 
furchtbar ihr Glanz, Berge hinschmetternd, beim Aufgang 
der Sonne und beim Untergang der Sonne bewachen sie die 
Sonne: Es erblickte sie Izdubar, vor Furcht und Schrecken 
wurde sein Antlitz verstört, es raubte ihm die Besinnung ihr 
wüstes Aussehen.) Der Skorpionmensch spricht zu seinem 
Weibe: ‘Er, der zu uns kommt, ein Wahrzeichen der Götter 
ist sein Leib” Das Skorpionweib antwortet ihm: “Seinem 
laktu (2) nach ist er ein Gott, seinem Sulultu (2) nach ein 
Mensch.” Der Skorpionmensch redete und sprach: ‘[....... ] 
der Götter hat Befehl gegeben, [er ist gezogen] ferne Wege, 
[bis er gekommen ist] zu mir [...... die Gebirge] die er 
überschritten hat, sind steil u. s. уг“ Das übrige ist ab- 
gebrochen. Das Gebirgsland Másu ist aus den Feldzügen des 
Asurbanipal (in seinen Annalen genannt „Ort des Dürstens 
und der- Verschmachtung, zu dem kein Vogel des Himmels 
kommt, wo Wildesel und Gazellen nicht grasen“) und Sargon 
bekannt als das Land der syrisch-arabischen Wüste an der 
Süd- und Südostgrenze des Euphrat- und Tigrisgebietes (vel. 
Delitzsch, Paradies S. 242%). In der Zeit der Entstehung des 
Epos kannte man sicherlich nur dunkle Gerüchte über dieses 
Land der Verschmachtung. Wenn nun in der Sage der Weg 
Izdubar's zu den Gewässern des Todes führte, so lag es für 
die Phantasie der Volksdichtung nahe, dieses Land als Durch- 
gangsort zu wählen und abenteuerlich auszuschmücken. Der 
Weg führt nun durch das Dunkel des Berges, an dessen Thor 
die Skorpionmenschen gleich zwei gewaltigen Sphinxen Wache 
halten. Col. ПІ (S. 61) zeigen die Spuren, dafs 124ибағ dem 
Skorpionmenschen sein Vorhaben erzählt, er wolle „zu Sit 
napistim, seinem Vater, der versetzt worden ist in die Ver- 
sammlung der Götter und über Leben und Tod [entscheiden 
kann]. Der Skorpionmensch schildert dem Helden die Schwierig- 
keit, die der Durchmarsch durch das Gebirge Mäsu bietet: 
niemand vermag es, zwölf Meilen dichte Finsternis nach allen 
Himmelsrichtungen gilt es zu durchdringen. Col. IV (5. 62) 
giebt der Skorpionmensch dem Flehen des Jzdubar nach, öffnet 


das Thor, und nun beginnt die Wanderung: „Eine Meile wandert 
er, dicht ist die Finsternis, es wird nicht licht, zwei Meilen 
ist er gegangen, dicht ist die Finsternis, es wird nicht licht.“ 
(Damit schliefst die ПІ. Col., ergänzt nach S. 61, 11 und 63, 36.) 
Col. V fährt fort, die zwölf Meilen in epischer Breite in der 
angegebenen Weise zu schildern. Dann tritt er hinaus und 
sieht (am Gestade des Meeres, wie aus dem folgenden hervor- 
geht), einen herrlichen Baum: „Da er ihn sieht, eilt er darauf 
los: Edelsteine trägt er als Frucht, Äste hängen daran, prächtig 
anzuschauen, Krystall tragen die Zweige, Früchte trägt er, 
köstlich anzuschauen.“ Auch andere Bäume stehen in diesem 
Götterpark, der an Ezech. 31, 9 erinnert Col. VI ist Izdubar 
am Meere angekommen, denn 


Tafel X 


beginnt laut Unterschrift von Tafel IX: „Das (göttliche) Mädchen 
Sabitu, die auf dem Thron des Meeres sitzt“ (vielleicht poetischer 
Ausdruck für den Meerpalast, in dem sie nach dem folgenden 
wohnt).**) Col. I findet Jzdubar hier ein neues Hindernis, als 
er „mit dem Fell bekleidet“ ankommt. Er bricht von neuem 
in Wehklage aus und ist „erzürnt“ über die „fernen Wege“, die 
ihm zu gehen bestimmt sind. Sabitu erblickt ihn von ferne. 
Der Inhalt ihres Selbstgesprächs ist leider teilweise verloren. 
Als er näher kommt, zieht sie sich in ihr Meerschlofs zurück und 
„verriegelt ihr Thor“. Jzdubar ruft sie ап und spricht zu ihr: 
“Sabitu, was schaust du...... was verriegelst du die Thür? [wenn 
du nicht öffnest], will ich zerschmeifsen dein Thor [......... K9 
Das folgende fehlt. Doch mufs Sabitu dem Izdubar die Un- 
möglichkeit geschildert haben, seinen Weg, der nun über ein 
unüberschreitbares Meer führe, fortzusetzen; denn Jzdubar er- 
zählt Col. П abermals den Grund seiner Reise und jammert 
um seinen „geliebten, zu Staub gewordenen Freund“ Кафаті, 
dessen Los teilen zu müssen ihm unerträglich erscheint (8.67, 121. 
vgl. 71, 214). Dann bittet er die Halbgöttin instándigst, ihm 
doch den Weg zu seinem Ahn zu zeigen und schliefst seine 
Rede mit den Worten: “Wenn es möglich ist, will ich das 
Meer überschreiten, wenn es nicht möglich ist, will ich 
mich (trauernd) auf die Erde legen.” Sabitu antwortet ihm: 


„Jzdubar, es hat niemals eine Fähre gegeben, und niemand 
seit ewiger Zeit kann das Meer überschreiten — Samas der 
Held hat überschritten das Meer, aufser (?) Samas, wer kann 
es überschreiten? Schwer ist die Überfahrt, gar beschwerlich 
ihr Pfad, und verschlossen (?) sind die Gewässer des Todes, 
die als Riegel vorgeschoben sind. Wo, Izdubar, willst du das 
Meer überschreiten? Nachdem du zu den Gewässern des Todes 
gelangt — was willst du thun? — Izdubar, es ist Arad- Ға 
der Schiffer des Sit-napistim, |... .- ] Steine mit ihm, er wird 
im Walde eine Ceder fällen, [....] möge dein Antlitz schauen. 
Ist es möglich, fahre über mit ihm, ist's nicht möglich, weiche 
zurück OVU" Der Held steht am Zugange zum Totenflusse, 
der als ein Wassergürtel des Oceans gedacht ist. Die Seligen- 
insel ist wie die Unterwelt jenseits des Totenflusses gedacht. 
Wichtig ist die Erwähnung des Mythus vom Sonnengott, die an 
griechische Sagen lebhaft erinnert. (In einem Hymnus an den 
Sonnengott — s. Brünnow, Zeitschr. f. Assyr. IV, 25 — heilst es: 
„Du hast das weite, breite Meer überschritten, dessen Inneres 
Ше Himmelsgeister nicht kennen.“) S. Zusatz ГУ, S. 72. — 
Col. III (Haupt, S. 73 der Anfang — kann nicht Col. II sein — 
S. 69 die Fortsetzung) erzählt /zdubar dem Arad-Ea mit den 
bekannten Worten sein Leid und schliefst mit der Bitte, ihn 
iiberzusetzen. Die Antwort des Arad-Ea giebt Izdubar den 
Befehl, in den Wald hinabzusteigen, ein 5 Gar (60 Ellen?) 
langes Ruder anzufertigen und andere Vorkehrungen zur Reise 
zu treffen. Jzdubar richtet den Auftrag aus und beide be- 
steigen das Schiff. Nach 4ötägiger böser Fahrt („das Schiff 
schwankt und schleudert sie hin und her, während sie fahren“)*”), 
„ist Arad-Ea angelangt in den Gewässern des Todes“. Nun 
scheint die eigentliche Gefahr erst zu beginnen. Col. IV wird 
erzählt, wie der Schiffer den Helden mahnt, nicht abzulassen, 
so lange die Fahrt währt in den Gewässern des Todes. Zahlen- 
angaben, die das Bruchstück aufweist, scheinen sich auf die 
anstrengende Ruderarbeit zu beziehen. Z. 9 ff. ruht ledubar 
aus, die Gefahren sind hinter ihm, „er löst seinen Gürtel“. 
Nun nähern sich beide den Ufern der Seligengefilde. Sêt- 
napistim stellt Betrachtungen über den Gast an, wie oben die 
Meereskónigin. Am Anfang von Col. V ist er ans Ufer ge- 


e Ч" 


kommen und klagt vom Schiffe aus den Ahnen sein Leid: Er 
erzählt die Abenteuer, die er mit seinem Freunde Баран? be- 
standen habe. Nach den Zeilenresten (zu Haupt б. 71, vgl. 
S. 74b, ergänzt durch б. 86, 4.1. К 8564) wird das Abenteuer 
mit einem „Panther des Feldes“ (Z. 6), die Tötung des Himmels- 
stieres (alá nináru 7. 9), die Ermordung des Tyranneu Hum- 
baba, „der im Cypressenhain wohnte“ (Z. 10) erwähnt. Dann 
klagt er über den Tod des Freundes (205и а0 Z. 14), 
sagt, wie er alle Länder und steile Gebirge durchwandert, alle 
Meere durchschritten habe, ohne dafs sich „mit fröhlichem - 
Anblicke sein Antlitz gesättigt habe“. Mit den Worten des 
Sit-napistim, ‘Izdubar habe sein Herz mit Weh erfüllt, aber 
Götter und Menschen [könnten ihm nicht helfen]’, schliefst 
die Col. У. Die scheinbar sehr lange Gegenrede des Sit 
napistim endigt gemáls den Spuren von Col. VI (8. 66) mit 
den Worten: ..... ‘so lange wir Häuser bauen, so lange wir 
versiegeln (?) (Verträge schliefsen), so lange Brüder sich 
zanken, so lange es Feindschaft giebt [..... ], so lange Flüsse 
Wogen [zum Meere tragen?] ........ 4 Zeiten”) (Z. 34), wird 
vom Tode kein Bild gezeichnet. Wenn der alú-Dámon und 
der éziz-Damon [einen Menschen] grülsen (ironice?), dann be- 
stimmen die Anunnaki und die grofsen Götter und Mammétum, 
die Schöpferin des Schicksals, mit ihnen das Geschick, sie be- 
stimmen Tod und Leben: des Todes Tage sind (зей. den 
Menschen) unbekannt.’ 


Tafel XI 


setzt das Gespräch zwischen Sit-napistim und Izdubar fort: 
„Iedubar sprach zu Söt-napistim dem Fernen: “Ich sehe dich 
an, Sit-napistim, dein Aussehen ist nicht verändert; wie ich 
bist du, und du bist nicht anders, wie ich bist du”“.... In 
den folgenden 3 verstümmelten Zeilen scheint er zu sagen, 
sein Herz habe einen gleichen Lebens(kampf) durchgekämpft 
(so dafs er auch die Seligkeit verdiene): “Sage mir (wie kommt 
es), dafs du erlangt hast das Leben in der Versammlung der 
Götter, welches du begehrtest?“®) Vom Ufer aus erzählt der 
Götterliebling dem vom Schiffe aus lauschenden Jzdubar die Ge- 
schichte von dem grofsen Flutsturm: Sit-napistim sprach zu 


— 33 — 


Izdubar: “Ich will dir, /zdubar, eröffnen das Geheimnis, und 
die Entscheidung der Götter will ich dir sagen. Die Stadt 
Surippak, die Stadt, die du kennst, am Ufer des Euphrat ge- 
legen, selbige Stadt war (schon) alt, als die Götter drinnen 
einen Flutsturm anzurichten ihr Herz antrieb, die grofsen 
Götter. [Es hielten Rat?] ihr Vater Anu, ihr Entscheider, 
der Held Bel, ihr Führer (?) Ninib, ihr Oberster En-nugi. Der 
Herr der Weisheit, Ea, redete mit ihnen*), ihren Befehl that 
er Капа dem Gefilde (rufend): ‘Gefilde! Gefilde! Umhegung! 
Umhegung! Gefilde vernimm! Umhegung merke auf!®) Mann 
von Surippak, Sohn des Kidinu-Marduk (Ubara-tutu) zimmere 
ein Haus (Arche), baue ein Schiff, rette, was du von Lebens- 
samen finden kannst, lafs fahren die Habe”), rette das Leben, 
bringe Lebenssamen aller Art hinauf auf das Schiff. Von 
dem Schiff, das du bauen sollst, sollen die Zahlen ausgemessen 
werden (Z. 25); es soll übereinstimmen seine Breite und seine 
Hohe(?)*), (dann) lafs es vom Stapel ins Meer.” Ich merkte 
auf und sprach zu Еа, meinem Herrn: ‘[.....], mein Herr, 
was du also geboten hast, will [ich] in Ehren halten und aus- 
führen; [aber was?] soll ich antworten der Stadt, dem Volke, 
und den Altesten?? Ka that seinen Mund auf und sprach 
zu mir, seinem Knechte: ‘[Als Antwort (?)] sollst du so zu 
ihnen sprechen: [Weil(?)] mich Bel hafst, will ich nicht 
wohnen bleiben in [eurer Stadt], will auf Bel’s Ort mein 
Haupt nicht (mehr) niederlegen, zum Meer will ich [hinab- 
steigen], bei dem Gott [Ha], der mein Herr ist, will ich mich 
niederlassen. Er (Bel) läfst auf euch regnen reiche Fülle, 
ER | Vögel, eine Menge Fische, |............... 2 Zeilen], 
der den Sturzregen sendet, [in der Nacht wird er über euch 
regnen lassen] furchtbaren Regen.’*°) Als das Morgenrot er- 
CATA AAA 11 Zeiten] (2. 58), den Bedarf brachte ich 
herbei. Am fünften Tage entwarf ich seine Gestalt: In 
seinem Mittelteil(?) waren seine Wände 10 Gar (120 Ellen?) 
hoch, 10 Gar betrug auch die Ausdehnung seines Decks®)’ ...“ 
Die folgenden 19 Zeilen, die den Bau des Schiffes erzählen, 
sind leider sehr verstümmelt. In 6 Stockwerke (2) wird die 
Arche geteilt, mit Erdpech und Naphta werden die Lücken 
verschlossen. (Interessant ist, dafs ein anderes Fragment die 


A. Jeremias, Izdubar. 3 


мы.” ДЕ 226 


Erzählung von der Zurüstung der Arche anders erzählt, в. zu- 
letzt Jensen, l. с. 8.372 ff.) Nach Vollendung des Baues opfert 
Sit-napistim den Göttern, veranstaltet ein Fest und beginnt 
dann mit der Verladung: (Z. 77) „Mit allem, was ich hatte, 
füllte ich es an, mit allem, was ich an Silber hatte, füllte 
ich es, mit allem, was ich an Gold hatte, füllte ich es; mit 
allem, was ich an Lebenssamen aller Art hatte, füllte ich es; 
ich brachte hinauf auf das Schiff meine ganze Familie und 
mein Gesinde, Vieh des Feldes, Getier des Feldes, die Hand- 
werker, alle zusammen brachte ЫН sie hinauf. Ein Zeichen setzte 
Samas fest: “Wenn der, welcher den Sturzregen sendet, am 
Abend einen furchtbaren Regen sendet, dann tritt ein in das 
Schiff, verschliefse dein Schiff (Thor). Dieses Zeichen traf ein. 
Der den Sturzregen sendet, liefs in der Nacht einen furchtbaren 
Regen regnen. Vor dem Tagesanbruch*”) zitterte ich, den Tag 
zu schauen hatte ich Furcht. Ich trat in das Schiff, verschlofs 
mein Thor, die Verwahrung(?) des Schiffes übergab ich dem 
Puewr-Bel®), dem Schiffer, die grofse Arche samt ihrem Inhalt 
(übergab ich ihm). — Als die Morgenröte anbrach, stieg auf 
am Horizont des Himmels schwarzes Gewölk; Paba donnerte 
drin, während Nabi und Marduk hervortraten und als Fúbrer(?) 
über Berg und Thal schritten. Der Gott Uragal rifs das Schiff(?) 
los, es schritt Nenib dahin, überschwemmte die Ufer, die An- 
unnaki erhoben die Fackeln, in ihrem Glanze machten sie das 
Land erzittern. Rammän’s (Wogen)schwall stieg zum Himmel 
empor, alles Licht verwandelte sich in Fi[nsternis], [....... 
2 Zeilen verstimmett|, wie ein Schlachtsturm fuhr [das Unwetter] 
auf die Menschen los. Nicht sah der Bruder seinen Bruder, 
nicht wurden die Menschen im Himmel erkannt. Die Götter 
fürchteten sich vor dem Flutsturm, sie flüchteten, stiegen 
hinauf zum Himmel des Anu, die Götter gleich Hunden waren 
Biere. 5, 2 , kauerten nieder am Damm (?). Es schrie Ištar wie 
eine Gebärende (var. zornerfüllt), es rief die Hehre, die freundlich 
Redende: ‘Dieses Volk(?) ist wieder zu Lehm geworden; was 
ich vor den Göttern Böses (voraus)gesagt habe, wie ich es (vor- 
aus)gesagt habe vor den Göttern, das Böse — zur Vernichtung 
meiner Menschen führend habe ich den Sturm (voraus)gesagt; 
was ich geboren habe, wo ist es? wie Fischbrut füllen sie 


a2? ЖЕЗ 


das Meer!’ Die Götter weinten mit ihr über die Anunnaki??), 
die Götter salsen gebeugt unter Weinen, ihre Lippen waren 
zusammengeprelst, ........ 6 Tage und [6(?)] Nächte wütete 
fort der Sturmwind, die Flut, Platzregen; als der 7. Tag heran- 
kam, hörte auf der Regen, die Flut. Der Sturm, der einen 
Kampf gekämpft hatte wie ein Kriegsheer, ruhte. Das Meer 
wurde enger(?) (trat in die Ufer zurück), der Orkan, der Flut- 
sturm hatte ein Ende. Da sah ich auf das Meer, liefs meine 


Stimme erschallen — aber alle Menschen waren wieder zu 


- Erde geworden, gleich dem uru war der usallu.) Ich öffnete 


die Luke — Licht fiel auf mein Antlitz, ich sank (geblendet) 
zurück °"), setzte mich und weinte, über mein Antlitz flossen mir 
Thränen. Ich schaute auf: die Welt ein weites Meer! Zwölf 
Ellen hoch stieg Land auf. Nach dem Gebirgslande Nisir 
nahm das Schiff den Lauf. Der Berg des Landes Nisir hielt 
das Schiff fest und liefs es nicht von der Stelle. Einen Tag, 
einen 2. Tag hielt der Berg Nisir das Schiff fest und liefs es 
nicht von der Stelle. Einen 3. und 4. Tag etc. Einen 5. und 
6. Tag etc. Als der 7. Tag herannahte, liefs ich eine Taube 
hinausfliegen. Die Taube flog hin und her; da kein Ruhe- 
platz da war, kehrte sie zurück. Dann liefs ich eine Schwalbe 
hinausfliegen. Die Schwalbe flog hin und her; da kein Ruhe- 
platz da war, kehrte sie zurück. Einen Raben liefs ich fliegen, 
der Rabe flog, sah das Abnehmen des Wassers, frafs, liefs 
sich nieder (= liefs sich fressend nieder? scil. auf Leichen 
oder Schlamm), -.... kam nicht zurück. Da liefs ich nach 
den vier Winden (alles) hinaus, gofs ein Opfer aus, veran- 
staltete eine Opferspende auf dem Gipfel des Berges. Sieben 
und sieben Gefälse stellte ich auf, (Z. 150) darunter schüttete 
ich aus Calmus, Cedernholz und SIM-GIR. Die Götter rochen 
den Duft. Die Götter rochen den guten Duft. Die Götter 


‘sammelten sich wie Fliegen um den Opfernden. Als die 


„Hehre“ (d. i. Istar) herankam, erhob sie die grolsen 

Blitze (?), die Anu nach ihrem Begehren (2) gemacht hatte: 

‘Diese Götter! Bei meinem Halsschmuck, ich will es nicht 

vergessen; an diese Tage will ich denken, will sie ewig 

nicht vergessen. Die Götter mögen zum Opfer kommen, 

bel soll nicht zum Opfer kommen, weil er unbesonnen den 
3% 


-- 86 - 


Flutsturm erregt und meine Menschen dem Gericht preis- 
gegeben hat.” Als Bel herankam, sah er das Schiff. Da 
ergrimmte Bel, mit Zorn ward er erfüllt über die Götter 
der Igigi: “Wer ist lebendig entronnen? Kein Mensch soll 
leben bleiben in dem Gericht.” Ninib öffnete seinen Mund 
und sprach zum Helden Bel: ‘Wer aufser Ea hat die Sache 
angerichtet, aber Ea, der kennt jede Beschwórung” Ea 
öffnete seinen Mund und sprach zum Helden Bel: ‘Du Ent- 
scheider der Götter, du Held, wie (?) unbesonnen hast du den 
Flutsturm angerichtet. Dem Sünder lege seine Sünde auf! 
Dem Frevler lege seinen Frevel auf! Sei nachsichtig (eig. 
lasse nach), er soll nicht vertilgt werden, fasse Liebe (zu ihm), 
er soll nicht [vernichtet(?)] werden. Anstatt dafs (?) du einen 
Flutsturm anrichtest, mögen Löwen kommen und die Menschen 
vermindern; anstatt dafs du einen Flutsturm anrichtest, mögen 
Leoparden (?) kommen und die Menschen vermindern; anstatt 
dafs du einen Flutsturm anrichtest, mag eine Hungersnot 
entstehen und die [Menschen vermindern]; anstatt dafs du 
eine Sintflut anrichtest, möge eine Pest(?) (Urugal) kommen 
und die Menschen [vermindern].””) Ich habe den Ratschlufs 
der grofsen Götter nicht eröffnet. Den Adrahäsis (d. Б. „der 
Erzgescheite“)**) liefs ich einen Traum schauen und so hörte 
er (Sit-napistim durch Adrahásis) die Entscheidung der grofsen 
Götter; da falste er (Bel) seinen Entschlufs. Es stieg der 
Gott Bel hinauf auf das Schiff, ergriff meine Hand, führte 
mich hinauf, führte mein Weib hinauf und liefs es nieder- 
knieen an meine Seite, er umfing uns, zwischen uns tretend, 
und segnete uns: ‘Vormals war Sit-napistim Mensch, jetzt soll 
Sit-napistim und sein Weib gleich Göttern erhaben sein; 
wohnen soll Sit-napistim in der Ferne an der Mündung der 
Ströme.” Da entführten sie uns, an der Mündung der Ströme 
liefsen sie uns wohnen.“ 

Bis hierher geht die berühmte babylonische Sintflut-Er- 
zählung (soweit auch Übersetzung und Erklärung der XI. Tafel 
bei Jensen und Haupt).*) Der. Zusammenhang mit den bibli- 


*) Auch sonst wird in der Keilschriftlitteratur der Flut Erwähnung 
gethan. So in der Anm. 2 erwähnten Asurbanipal-Inschrift. Wenn 
ferner in der von Dr. Peiser mit grofsem Scharfsinn entdeckten „baby- 


Gen " SN: з 


schen Berichten ist eine brennende Frage der alttestament- 
lichen Forschung. Gewifs repräsentiert der Inhalt der Erzählung 
in Bibel und Keilschrift „einen alten und gemeinsamen Besitz 
der semitischen Stämme des Euphrat- und Tigrislandes“ (so 
mit Duncker, Geschichte des Altertums gegen Goldziher, „der 
Mythus bei den Hebräern“ б. 383, dessen Anschauung vom 
„Nebelkreis“ der „uralten und prähistorischen Zeiten, in 
welchen die semitischen Stämme ungetrennt lebten“, durch 
die Entzifferung der reichen uralten Litteraturschätze in- 
zwischen widerlegt worden ist). Es fragt sich nur, in welcher 
Weise die uns vorliegenden biblischen Relationen von der 
babylonischen schriftlich fixierten Erzählung abhängig sind. 
Daís beide Sintflutberichte der Genesis (der elohistische und 
der jahvistische) aus der babylonischen Erzählung geschöpft 
haben (wann?), mufs als sicher gelten (gegen Sayce, Theolog. 
Review Juli 1873), obwohl auch hier das entscheidende Wort 
erst nach Auffindung der zweiten babylonischen Relation, von 
der wir nur ein Bruchstück haben, gesprochen werden. kann. 
Aber der Geist des prophetischen und priesterlichen Erzählers 
hat in beiden Fällen die babylonische Sage „gereinigt und ver- 
tieft“ (Duncker)."*) Unter dieser Voraussetzung könnte man 
auch wagen, die Entrückung des Sit-napistim mit der Geschichte 
Henochs in Verbindung zu setzen (s. Haupt, Der keilinschriftl. 
Sintflutbericht б. 28). — Besonders hervorgehoben sei noch, 
dafs im babylonischen Berichte die Flut durch einen Sturm, 
der das Meer aufwühlte, entstand (wodurch die von J. D 
Michaelis vor hundert Jahren ausgesprochene geistreiche Ver- 


lonischen Landkarte‘‘ (Zeitschr. f. Assyr. IV, 361 Ж) ein Vorgang aus 
„dem Jahre der grofsen Schlange“, als die Landtiere Babylon verliefsen 
erzählt wird, so ist damit sicherlich das Flut-Ereignis gemeint, denn die 
Inschrift erwähnt ausdrücklich Sit-napistim als einen der Könige, die 
vor der Flut regiert haben, was Dr. Peiser entgangen ist. Auch IV R19, 
Nr. 1 enthielt vielleicht einen Flutbericht. Dort ist von einem Ver- 
hängnis die Rede, bei denen Dämonen „den Erdbewohnern Schmerzen 
verursachten, dafs ihre Leiber tobten(?): in Stadt und Land verursachten 
sie Wehklagen bei grofs und klein, Herr und Маса bannten und 
erfüllten sie mit Wehklage; im Himmel und auf Erden liefsen sie Regen 
niederströmen, wie...... ‚nach dem Orte der.... ihrer Götter flüchteten 
sie sich ... etc.“ 


UBER 


mutung, dafs Gen. 6, 17; 7, 6 statt majim : mijjam, „vom Meere 
her“, zu lesen ist, überraschend bestätigt wird), ferner dafs 
die Sintflut die ganze Menschheit nach dem geographischen 
Horizonte der Babylonier vernichtet, und endlich dafs sie als 
Sündflut für nicht näher ausgesprochene Frevelthaten ver- 
hängt ward. ү 
Wir verfolgen nun weiter die Geschicke Jzdubar’s, der 
vom Aussatz geplagt auf dem Schiffe der Erzählung des Sit- 
napistim lauscht. Sit-napistim fährt in direktem Anschlufs 
an das Gesagte fort: „Nun, was dich betrifft, wer von den 
Göttern soll dir die Kraft verleihen (?)? Das Leben (auf der 
Insel der Seligen), das du erstrebst, sollst du erlangen; 
wohlan, schlafe! — 6 Tage und 7 Nächte glich er einem, 
der da sitzt gelähmt (eig. in der Gebundenheit seiner Kraft, 
Es überfiel (2) ihn”) ein Schlaf wie ein Sturmwind.  Sit- 
napistim sprach zu seinem Weibe: “Schaue an den Mann, 
der Genesung (eig. Leben) fordert, Schlaf gleich einem Sturm- 
wind hat ihn überfallen(?)” Sein Weib sprach zu ihm, zu 
Sit-napistim, dem „fernen“: “Bezaubere ihn *), der Mann mag 
die (Zauber)speise essen, den Weg, den er kam, soll er ge- 
sund zurückkehren, durch das grofse Thor, aus dem er ge- 
zogen, soll er umkehren in sein Land.’ sSit-napistim sprach 
zu seinem Weibe: “Das Weh des Menschen schmerzt dich 
(7. 200; 206 — 207 Variante neu hinzugefunden), wohlan (?), 
koche ihm die Speise, lege sie ihm auf das Haupt" Und 
zu der Zeit, da er schlief am Bord seines Schiffes, kochte 
sie ihm die Speise, um sie ihm auf das Haupt zu legen. Und 
zu der Zeit, da er schlief am Bord seines Schiffes: zum ersten 
wurde zubereitet (?) seine Speise, zum andern wurde sie ge- 
häutet, zum dritten benetzt, zum vierten reinigte er sein 
Gefäls, zum fünften that er „Greisenalter“ hinzu”), zum sechsten 
wurde es gekocht, zum siebenten verzauberte er ihn plötz- 
lich: da afs der Mann die Zauberspeise. Jzdubar ‚sprach zu 
Sit-napistim, dem „fernen“: “Ich war hingesunken (eig. 
wankend gemacht), Schlaf hatte mich befallen, plötzlich hast 
du mich bezaubert, hast mich ........ ” Sit-napistim sprach 
zu Izdubar: (es folgt die Wiederholung der 7 Zauberakte, 
Text verstiimmelt). Z. 219 ff: (217—222 durch ein neues 


, 
4 
: 


— 39 — 


Fragment ergänzt, з. Nimrod- Epos II). „Izdubar sprach zu 
Sit-napistim, dem fernen, [traurig?] redete er zu ihm, zu Sit- 
napistim: “Wohin soll ich gehen? Meine [...... ] hat der 
Totengeist (2) erfafst, [auf] meinem Lagerort wohnt der Tod, 
und der Ort, [auf den du mein Schiff(?)] gestellt hast, er be- 
deutet Тоа?“ Hierauf sorgt Sit-napıstim dafür, dafs der Kranke 
aus dem Gewässer des Todes vom Fährmann zum Lebensquell 
geführt wird. (Z. 224): „Sit-napistim sprach zu Arad-Ea, dem 
Schiffer: *Arad-Ea, du [...... ], das Fährschiff möge dich 
aufnehmen, dessen ....... am Gestade der [....... plur.| ge- 


borgen ist. Der Mann, den du geführt hast, ist an seinem 


Leibe mit Beulen(?) bedeckt, Aussatzhäute haben vernichtet 
die Anmut seines Leibes. Nimm ihn, Arad-Ea, zum Reinigungs- 
ort bringe ihn, seine Hiterbeulen möge er im Wasser rein 
waschen wie Schnee, er thue ab seine Häute, das Meer führe 
sie fort — gesund werde erschaut sein Leib. Es soll erneuert 
werden die Binde seines Kopfes, die Hülle, die ihn umkleidet 
als Schamgewand; bis er kommt in sein Land, bis er gelangt 
auf seinen Pfad, soll die Hülle nicht Falten werfen(?)%), ganz 
neu soll sie sein? Da nahm ihn Arad-Ea, führte ihn zum 
Reinigungsort, seine Beulen wusch er im Wasser wie Schnee, 
er that ab seine Häute, das Meer trug sie fort — gesund 
wurde erschaut sein Leib. Er erneuerte seine Kopfbinde, die 
Hülle, die ihn als Schamgewand umkleidete; bis er käme in 
sein Land, bis er gelangte auf seinen Pfad, [sollte die Hülle 
nicht Falten werfen], neu sollte sie sein. Jzdubar und 
Arad-Ea bestiegen das Schiff, das Schiff [schwankte (2), 
warf sie hin und her]%), während sie fuhren. — Sein Weib 
sprach zu ihm, zu Sit-napistim, dem „fernen“: “Izdubar ist ge- 
kommen, beruhigt, genesen (?), was willst du geben, dafs er 
zurückkehre in sein Land?’ Und er nahm das Ruder, 124и- 
bar brachte das Schiff näher an das Ufer, und Sit-napistim 
sprach zu Izdubar: (Z. 250) “Izdubar, du gehst hinweg be- 
ruhigt, genesen (?), was soll ich dir geben, dafs du zurück- 
kehren kannst in dein Land? Ich will dir offenbaren ein 
Geheimnis, und das |............... ] will ich dir sagen 
Es giebt eine Pflanze ähnlich dem Stechdorn [...... 1, ihr 
sticht gleich der Stechranke. Wenn deine Hände die 


BEE! Dre 


Pflanze erreichen können |..... 1...2“ Das Folgende (6 Zeilen) 
ist wieder verstümmelt. Der Held hat das Schiff verlassen, 
schleppt Steine herbei (um seinen Standort zu erhöhen?) und 
trägt zuletzt Ше erbeutete Wunderpflanze ins Schiff. (Z. 263) 
,ledubar sprach zu Arad-Ea, dem Schiffer: ‘Arad-Ea, diese 
Pflanze ist die Pflanze der Verheifsung (?), durch welche 
ein Mensch sein Leben erlangt; ich will (die Pflanze) mit- 
nehmen nach Uruk-Supuri, will einen Wald (22) grofs ziehen 109), 
will (dann) abschneiden, ihr Name soll sein: “als Greis (noch) 
wird der Mensch verjüngt’, ich will davon essen, will um- 
kehren zu meiner Jugendkraft” Zehn (2) Meilen legten sie 
 stückweise den Weg zurück; nach 20 Meilen "91 machten sie 
Station. Jzdubar sah einen Brunnen mit kühlem Wasser, er 
stieg hinab, und während er drinnen Wasser ausgols, kam 
eine Schlange(?) heraus. Da entglitt ihm die Pflanze, ein 
BEWERTE ] Dämon stieg herauf und nahm die Pflanze weg. 
In seinem Schreck stiefs er einen Fluch aus, es [...... Ь 
Izdubar setzte sich nieder und weinte, über seine Wangen 
flossen Thränen.!®) [Er sprach] zu Arad-Ea, dem Schiffer: 
“Wozu (?) sind meine Kräfte genesen, wozu (?) erfreut sich 
meine Seele (eig. „der Sinn meines Herzens‘) der Belebung? 
Ich habe mir selbst keine Wohlthat erwiesen; dem Erdlöwen 
(Erdgeist?) ist die Wohlthat geschehen. Jetzt schon nach 
20 Meilen hat ein einziger die Pflanze in die Gewalt be- 
kommen; als ich den Wasserbehälter öffnete, ent[glitt (mir)] 
die: Planas 9°), ишда mat wer bin ich, dafs ich sie er- 
greifen möchte (?)?’ Und er liefs das Schiff am Ufer zurück. 
20 Meilen legten sie stückweise zurück, nach 30 Meilen machten 
sie Station. So kamen sie hin nach Uruk-Supuri. Іганбағ 
sprach zu Arad-Ea, dem Schiffer: “Steige hinauf, Arad-Ea, 
auf die Mauer von Uruk, gehe umher, schaue an den Grund- 
stein. 2.2.7. >“ Der Schlufs der Tafel (4 Zeilen) ist mir völlig 
rätselhaft. Auffällig ist, dafs auch im Anfangsfragment die 
„Mauer von Erech“ eine besondere Rolle spielt. 


Tafel XII, 


Col. I beginnt nach der Stichzeile der XI. Tafel mit den 
Worten: „Der tammabukku im Hause des Zimmermanns 


Re: ES 


бреу. “ Sinn völlig dunkel. Der Rest der І. Col., der 
uns erhalten ist, scheint die Totenklage Izdubar’s um Eabani 
wiederzugeben. Nur die untere Hälfte ist erhalten: ,'..... zu 
einem Tempel [gehst du nicht (mehr)?], weifse Kleider [ziehst 
du nicht mehr an?]...... ‚ mit wohlriechendem Stierfett salbst 
du dich nicht mehr, dafs sie zum Duft sich um dich scharen; 
den Bogen setzest du nicht mehr ein auf der Erde (d. h. spannst 
du nicht), die mit dem Bogen verwundet sind, umgeben dich; 
das Szepter trägst du nicht mehr in deiner Hand — die 
Totengeister bannen dich; Ringe an deine Fiifse ziehst du 1%) nicht 
mehr an (?), du erhebst kein (Kriegs ?)-Geschrei mehr auf Erden, 
dein Weib, das du liebtest, küssest du nicht mehr, dein Weib, 
das du hafstest, schlagst du nicht mehr, deine Tochter, die du 
liebtest, küssest du nicht mehr, deine Tochter, die du hafstest, 
schlägst du nicht mehr. Das Weh der Unterwelt erfafst dich; die 
da finster ist, die da finster ist, Mutter Nin-azu 199), die da finster 
ist, deren Leib (eig. Seite) nicht mit glänzendem Gewande be- 
deckt ist, deren Brust gleich einem jungen sappati-Tiere...... ке 
Col. II finden wir /zdubar mit seiner Klage im Tempel des 
Gottes Ningul (= Ea?) mit der Klage: ,'... [sein Weib, das 
er liebte, külste er, sein Weib, das er hafste, schlug er, seine 
Tochter, die er liebte, küfste er, seine Tochter, die er hafste, 
schlug er], nun hat das Weh der Erde ihn hinweggerafft, die 
da finster ist, die da finster ist, die Mutter Nin-azu, die da 
finster ist, deren Leib nicht mit glänzendem Gewande bedeckt 
ist, deren Brust gleich einem jungen sikkati-Tiere nicht ..... 
Eabani ist [hinabgestiegen??] von der Erde zur [Finsternis??], 
der Laurer [des Nergal], des schonungslosen, hat ihn nicht weg- 
gerafft, nicht die Pest hat ihn weggerafft, nicht die Schwindsucht 
hat ihn weggerafft, die Erde (— Unterwelt) hat ihn [weggerafft], 
nicht der Ort der Männerschlacht hat ihn geschlagen, die Erde 
hat ihn weggerafft” [Während dieser Rede?] weinte der 
Gott Nin-gul um seinen Knecht Eabani. — Zum |... .] Tempel 
des Bel ging er (Izdubar) allein: ‘Vater [Bel], tambukku'°®) hat 
mich zur Erde gestürzt, die mikké haben mich zur Erde ge- 
stürzt, [Col. III] Eabani ist zu den Schatten!) [hinabgesunken? |, 
die Pest hat ihn nicht weggerafft ...... , der Laurer (Dámon) 
des Nergal, der schonungslose [hat ihn nicht weggerafft], der 


Мы | a Жо 


Ort der Männerschlacht [hat ihn nicht geschlagen], Vater Bél 
konnte nicht helfen7), Vater Sin, der tambukku [hat mich zur 
Erde gestürzt], die mkké [haben mich zur Erde gestürzt]. Eabana, 
der zu den Schatten!) [hinabgesunken ist?], die Pest hat ihn 
nicht weggerafft ..... , der Laurer des Nergal, der schonungs- 
lose, [hat ihn nicht weggerafft]...”“ Аш Schlufs der Columne 
finden wir Jzdubar im Tempel des Еа mit derselben Klage. 
Dann wendet er sich plötzlich an die Unterweltsgottheit selbst, 
an den „Helden und Herrn“ Nergal: ,,“Riittle (2) an der Grab- 
kammer [öffne die Erde, dafs der Geist des Eabani wie ein 
Windhauch aus der Erde komme]. [Als] der Held Nergal [dies 
vernahm], rüttelte (?) er an der Grabkammer, öffnete die Erde, 
den Geist des Eabani liefs er gleich einem Windhauch aus 
der Erde hervorgehen.*%)“ Die beiden letzten Zeilenreste („sie 
wurden umringt ....... er hielt Rat ..... “ bleiben dunkel). 
Col. IV beginnt im direkten Anschlufs mit einem ekstatischen 
Gespräch zwischen Jzdubar und Eabani: ,,“Sage mein Freund, 
sage mein Freund, die Beschaffenheit(?) des Landes, das du ge- 
sehen hast, sage.” ‘Nicht kann ich dir sagen, mein Freund, 
nicht kann ich dir sagen, wenn ich die Beschaffenheit des 


Landes dir sagen wollte[...... |, setze dich, weine 4....... ] 
ich will sitzen und weinen [..... ], was du gethan(?) hast, woran 
dein Herz sich gefreut hat [...... ], gleich einem alten Ge- 
wande frifst’s das Gewürm; [....... ], was du gethan hast, 
woran dein Herz sich erfreut hat [...... ], ist mit Staub an- 
gefüllt [..:/.. | duckt sich nieder (?)....’ (2. Hälfte fehlt). 


Col. V fehlt. Col. VI schliefst das Ganze mit einem ryth- 
mischen Wechselgesang zwischen Jzdubar und Еабат ab, der 
die Walhallafreuden schildert, die den im Kampf gefallenen 
Helden erwarten, und das unglückliche Los derer beklagt, 
denen die letzten Totenehren versagt sind; es wird damit die 
für die orientalische Anschauung äulserst wichtige Moral aus 
der ganzen Dichtung gezogen: sorgt pietätvoll für eure Toten! 
„Auf einem Ruhepolster ist gelagert, 
reines Wasser trinkend, 
wer in der Schlacht getötet ward — du sahst es! Ja, ich sah es: 
Sein Vater und seine Mutter [halten] sein Haupt, 
und sein Weib [kniet?] an seiner Seite. — 


Wessen Leichnam auf dem Felde liegt, 
du sahst es! Ja, ich sah es: 

Dessen Seele hat nicht Ruhe in der Erde. — 

Wessen Seele keinen hat, der für sie sorgt, 

du sahst es! Ja, ich sah es: 

die Hefe (?) des Bechers*%), die Überbleibsel des Essens, 

was auf die Strafse geworfen ist, geniefst er.“ 

Es folgt die Unterschrift der XII. Tafel und damit der 
Schlufs des Epos. Wie der letzte Gesang mit der Erzählung 
zusammenhängt, ob er vielleicht den Schlufsgesang einer Apo- 
theose Jzdubar's enthält, wage ich nicht zu entscheiden. 

Im Zusammenhang damit ist noch ein Fragment zu be- 
sprechen, das seinem Inhalt nach nur an die Stelle der ХП. 
oder VIII. Tafel gehören kann, aber weder an dieser noch an 
jener Stelle in die Columnenfragmente paíst. Der Text steht 
bei Haupt б. 16—19. Die Zugehörigkeit zum Bereich der 
Izdubar-Legenden kann nicht geleugnet werden (в. Haupt, Bei- 
träge zur Assyriologie I, 8. 105. 318 ff.). Eine andere Frage ist, 
ob wir nicht in dem Fragment ein Stück einer anderen Re- 
lation des Epos vor uns haben. Dafs es verschiedene Er- 
zählungsformen der Jzdubar-Geschichten gegeben hat, beweist 
allein das oben erwähnte Duplikat zur Erzählung vom Bau 
der Arche. Das interessante Fragment, in zwei Exemplaren 
erhalten, enthält auf der Vorderseite das Stück einer III. Col., 
auf der Rückseite das Stück einer IV. Col. Die Erwähnung 
des Sádu und der Uhat und die Anrede „mein Freund“ zeigt, 
dafs Eabani redet. Auf der Vorderseite verflucht er die Uhat, 
die ihm samt der List des Sádu „Fluch gebracht hat“ (oder 
die Istar, in deren Dienst die Hierodulen stehen?). Er wünscht 
ihr, „dafs sie eingeschlossen wird in das grofse Gefängnis“, 
verwünscht ihre „Reize“, „ihre Schwestern (?)“, „ihre Mägde“. 
Wie „das grofse Gefängnis“, so erinnert auch ein Teil des 
weiteren Fluches an die Verwünschung in der „Höllenfahrt 
der Istar“, wo dem Götterboten ein schauderhafter Wohnplatz, 
der „seine Kraft brechen“ soll, angewiesen wird.) Warum 
Ғабат die Uhat bez. die Göttin Istar verflucht, darüber giebt 
die IV. Col. auf der Rückseite Auskunft. Fabani ist in die 
Unterwelt hinabgesunken (s. XII. Tafel: „die Erde hat ihn 


4 


PPRT ФАЗА 


weggerafft“) und erzählt dem Freunde, der ihn heraufbeschworen 
hat (entsprechend der Situation der XII., eventuell auch einer 
besonderen Relation der VIII. Tafel), was er unten gesehen 
bat [От ] hat mich zurückgebracht, [........ ] gleich 
dem Itija-Vogel™™).....™.. , nach dem Hause der Finsternis 
der Wohnung Irkalla’s, nach dem Hause, dessen Betreter nicht 
mehr herauskommt, nach dem Pfade, dessen Hingang nicht 
zurückführt, nach dem Hause, dessen Bewohner dem Licht 
entrückt sind, dem Orte, da Staub ihre Nahrung, ihre Speise 
Kot, da sie gekleidet sind wie Vögel in ein Flügelgewand, 
und Licht nicht schauen, in Finsternis wohnen. [In dem Hause], 
mein Freund, das ich betreten, [da wohnen die Träger(?)] ge- 
waltiger (?) Kronen, [da wohnen] Träger von Kronen, die 
seit uralters das Land beherrschten, welchen Anu und Bel 
Namen und Gedächtnis bereitet haben, kalte (?) (ekelhafte ?) 
Speisen bereitet man (dort), ..... Wasser giefst man aus, 
[in dem Hause], mein Freund, das ich betreten habe, [wohnen] 
Priesterherren und Ehrwiirdige, [wohnen] Beschwörer und 
Magier, [da wohnen] die Tempelsalber der grofsen Götter, 
da wohnt Etana**), da wohnt Ner, da wohnt die Königin der 
Unterwelt, die Göttin Ninkigal, [da wohnt.....], dieSchreiberin 
der Unterwelt"), vor ihr gebeugt........ [die Göttin Nin- 
kigal erhob] ihr Haupt, ward meiner gewahr........ ab 

Die litterarische, religionsgeschichtliche und insbesondere 
mythologische Bedeutung des Jzdubar-Epos dürfte aus dem 
Dargebotenen klar hervorgehen. Höchst bedauerlich ist der 
fragmentarische Zustand der Tafeln, um so bedauerlicher als 
es feststeht, dafs in den von neuem zugeschütteten Ausgrabungs- 
schächten von Nineveh die fehlenden Stücke zu finden sind. 
Die Wiederaufnahme der Ausgrabung in Nineveh liegt im 
internationalen wissenschaftlichen Interesse. 


Anmerkungen zur Übersetzung. 


1. Gesichert ist die Entdeckung durch die Eigentümlichkeit 
der assyrischen Tafelschreiber, jede Tafel in der Unterschrift mit 
den Anfangsworten der „Serie“ zu bezeichnen; die Anfangsworte 
der Izdubar-Serie, die sich auf den Tafelunterschriften findet, hat 
Haupt in den Spuren der 1. Zeile des betreffenden Fragments ge- 
funden, s. Beiträge zur Assyriologie I, S. 2. Zum Verständnis der 
Columneneinteilung sei noch bemerkt, dafs jede Epostafel VI Co- 
lumnen enthält: drei auf der Vorderseite, drei auf der Rückseite 
u. zw. Col. IV hinter Col. III befindlich. 

2. Diese Ergänzung, durch dıe Spuren völlig gesichert, ver- 
danke ich Dr. H. Zimmern, der mir auch eine Parallelstelle aus 
einem Texte Asurbanipal’s, den Dr. Lehmann demnächst veröffent- 
lichen wird, mitteilt, wo Asurbanipal, dem wir die National-Biblio- 
thek von Nineveh verdanken, von seiner Beschäftigung mit Thon- 
tafeln spricht und sagt: hadáku (?) sitassé (?) ab-ni За la-am a-bu-bi, 
„ich freute mich zu lesen den Stein aus den Zeiten vor der Sintflut.“ 

3. Auf den beiden fehlenden Zeilen ist kuddusu (syn. von 
ellu) und kima ké („gleich Metall“), в. ПВ 18, 54b (Assyr. Lesest. 
133, 54); IV Е 3, 26Ь; 22 rev..30£. 

4. 8. Hommel, Geschichte Babyloniens und Assyriens б. 292. — 
Z. 26 wird allerdings der Gott Sin offenbar als Vater der Ištar (2) 
erwähnt, und es läge nahe, das Fragment dem Mythenkreis zu- 
zuzählen, dem die „Höllenfahrt der Istar“ angehört. Doch wird 
durch Erwähnung von Uruk-Supuri und durch die Darstellung 
Istar’s als Stadtgöttin, wie auf der VI. Tafel, die Zugehörigkeit 
des Fragments zum Epos unfraglich. 

5. S. Zimmern, Bab. Bufspsalmen S. 12. Zum Namen Gan- 
gan-na vgl. die Bezeichnung des Dezember als gan-gan-na „Wolken- 
monat“ П Е 49, 3b (s. Delitzsch, Paradies 8. 139); ПІВ 67, 44 
wird der itu e -gan Sa urpiti genannt. 

6. Eine merkwürdige Parallele bietet die Schilderung der 
Belagerung Ninevehs bei Nahum 2, 8. — Zu der voraufgehenden 
Stelle vel. Haupt, Beitr. zur Assyr. I, 113. 


ом са 


7. Beachte die mythologische Eigentümlichkeit, dafs sich die 
Götter zu bestimmtem Zweck in Tiere verwandeln. 

8. Sikku scheint „Schlange“ zu bedeuten (Haupt vermutet hier eine 
Bedeutung, wie „Mäuse“), vgl. K. 40, col. III, 22; ПЕ 22, Rev. 29 ff. 

9. So Haupt nach mündlicher Mitteilung; nunsabäte, „Gärten“, 
palst nicht in den Zusammenhang. 

10. Der Anklang des merkwürdigen Wortes an das hebräische 
2370 verleitet, zu übersetzen: „sie warfen Belagerungsgeschosse“ 
od. dgl. Haupt erinnert an die ideographische Zusammensetzung 
des Wortes, nach welcher es „eiserner Ring“ bedeuten könnte. 

11. Man beachte den Anklang an die epische Sprache Homer’s, 
der auch sonst bemerkbar ist. 

12. 8. 8, 16%. zu ergänzen nach Z. 23 ff.: (16) [ul] и-та5- 


sir [im Iz-du-bar ma-ri ana obiëu, ] (17) ma-rat kufra- 
di hi-rut et-li] (18) [ana?] ta-zi-im-ta-Si-na [i8-te-nim-me іш... ] 
(19) [102] dani $а-та-т (з. 8. 45, 81) bel Uruk [......... |. 


13. šupu, vgl. У R 22, 18ab; ТУ В 66, біаї; в. Jensen, 
l. с. 5. 328. 

14. Der Sinn der Redensart ist dunkel, weil das Verbum ` 
abgebrochen ist. 

15. IVR 65, col. ІП, 19 erscheint Aruru in Verbindung mit 
der geheimnisvollen Tochter des Anu, s. 5. 60. 

16. Der Geschaffene heifst hier zikru Anim, Z. 35 kisir Ninib 
(Eigentum Ninib’s) und 5. 9, 4 kima kisru Anim. Demnach sind 
zikru und kisru synonym. zikru Ninib bedeutet aber im Assy- 
rischen den „Bauersmann“ (Ninib der Gott der Bauern wie Eu 
2. В. der Gott der Schmiede ist); für Кізги Adar wird eine ähn- 
liche Bedeutung anzunehmen sein. Das Geschöpf der -Aruru hat 
seiner Erscheinung nach vielleicht Ähnlichkeit mit dem bäurischen 
Thor der Germanen. Dazu stimmt das folgende. Was zikru bez. 
kisru Anim bedeutet, bleibt dunkel; doch ist zu beachten, dafs Ani 
und Ninib in der babylonischen Mythologie gelegentlich iden- 
tisch sind. | 

17. tita iktaris derselbe Ausdruck für dieselbe Sache Hiob 33, 6. 
Nach dem Tode Кафатія klagt Izdubar: er ist „zu Lehm“ (tótis) 
geworden. 

18. Die ganze Schöpfungsscene erinnert an die „Höllenfahrt 
der Ištar“, wo ebenfalls zu einem bestimmten Zwecke ein Halb- 
gott geschaffen wird (um Ја” aus der Unterwelt zu retten): „Da 
schuf der Gott Ea in der Weisheit seines Herzens ein männliches 
Wesen u. s. w.“ 


Get Ap х. 


19. Delitzsch vermutete Wörterbuch 5. 196 im Hinblick auf 
das parallele uppus am Anfang der Zeile 36 die Ergänzung: ud- 
du-jur. Z. 37 ergänze ich: pi|-ti-ik. 

20. Eigentlich: „wie der Getreidegott“; zu Nirba (2) s. IVR 
16, 27£.a neben Ea, ПЕ 36, No. 1, 7. 17 neben Nabú (so zu 
lesen nach Delitzsch’s Kollation). In ähnlichem Zusammenhange 
wie hier, erscheint die Gottheit IVR 17, 19b. 

21. Beachte die poetischen Bezeichnungen: „gleich dem Ge- 
treidegott, gleich dem Feldgott“ (vgl. den „Löwengott“ Delitzsch, 
Wörterbuch 8. 375. Ähnlich mögen die Ausdrücke zikru, kisru 3a 
Anim zu erklären sein. 

22. i-tip-pir, 5. 22, 40 i-tip-pi-ir geschrieben. 

23. namasse ša тё, IVR 63, 52b namasse Sa şêri; also be- 
deutet wohl namasse nicht blofs speziell „Gewürm“. 

24. Allerdings ist sein nächster Zweck die Jagd auf Eabant's 
Revier. Wie steht das mit der Götterlist in Verbindung? 

25. habilu amélu, eig. „Menschenfänger“, scheint ein dem 
weiterhin vorkommenden akrabu amélu (Skorpionmensch) und dem 
lullü-amelu entsprechendes Kompositum zu sein. 

26. ina karsisw, eig. „in seinem Bauche“. Für den Assyrer 
ist „der Bauch“ oder speziell kabittu, „die Leber“, der Sitz der 
Gefühle, wie für den Hebräer „die Nieren“ (Hiob 19, 27). 

27. ina sad-da; Sadda ist gemifs S. 10, 50. 11, 1 vgl. 11,5 
Praepos. = itti, und gemáls Sanh. Konst. 11 (ina asru šůatu Zeie 
Saddasu) wie itti ursprünglich Subst., etwa „Wohnort“ bedeutend; 
die Bedeutungsnüance ist unsicher, nach den citierten Stellen wahr- 
scheinlich „bei“; vgl. hebr. N3W latus (Ex. 40, 92 NTÜTDY == ina 
сайда), talm. ТТ. 

28. Zu Jagdzwecken. Der nubalu kommt wohl nur nach 
Tiglatpileser VII, 57 vor. 

29. Col. ПІ, 18—27 bei Haupt б. 94. zu ergänzen durch S. 2. 

30. harimtu und uhátu sind nach ПЕ 32, No. 2 Ausdrücke 
für „Hure“; ersteres wird von Haupt unter Vergleichung von 
Koh. 6, 26 sehr gut mit hebr. 0717 „Netz“ zusammengebracht. In 
der VI. Tafel erscheinen die harimtu und uhatu als Dienerinnen 
der Göttin Ištar, als Hierodulen. 8. 8. 59. 

31. Direkt anschliefsend an 8. 10, 27 (ergänzt nach 8. 2, 6). 
Reste der ersten 12 Zeilen von Col. IV auf S. 3 erhalten [S. 3, 13 
== 8. 10, 39]. 

32. 5. Jensen, Kosmologie S. 415. 

33. апа nidbisunu ittasbimi, vgl. hebr. M3) (Delitzsch). 


N ES 


34. 8. 11, 8 ff annü Šû sai uhat rummí (Imp. П, 1 ramü „Halt 
verlieren“: „mache schlaff“ kirimmiki urki pitéma kuzubki lilké (eig. 
„deine libidines möge er an sich reilsen“) é tashuti („sei nicht 
schamhaft“, Delitzsch, Wörterbuch 331f.: ,,lafs dich’s nicht ver- 
driefsen“) like napis-su („bethöre seine Seele“) immarkima itihá ana 
kasi lubúsiki mussima („ziehe aus“) eliki lizlal, ері suma lullá Sipir 
sinnisti („thue ihm die libido an nach Weiberlist*) inakirsu bülsu ša 
irbü ina sérisu („dann wird weglaufen sein Vieh, das sich zu ihm 
geschart hat) dádusu ihabubu eli serki („seine Brust wird er fest 
auf dich legen“). Urtammi uhat didasa ursa iptéma lubúsa 404 ul 
ishut iltekó napis-su lubüsisa umásima elisa izlal ipussuma lullá Sipir 
sinnisti dádusu ihbubu eli serisa. 

35. In den Ergänzungen bei Haupt 5. 12, 31 ff. ist ein kleines 
Versehen untergelaufen. Es mufs heifsen: (Z. 31) [sa ha-rim-tum] 
inátala pänisa (Z. 32) [ki-ma ha-(rim)]-ti ikabbü isimmá uznásu 
(Ж. 32) Гба harimtum) ana] Sasuma izákara ana аш Eabani. 

36. Schlufs der Zeile: ta-ba-as-si, в. Beiträge zur Assyriologie 
L 8. 104. 

37. kuddusu, vgl. Zimmern, Bufspsalmen 5. 37, Anm. 2; Bei- 
träge zur Assyriologie I, S. 105. Dasselbe Wort im Epos 8. 1, 10. 

38. S. 13, 1%. = 5, 21 ff. midanu (ПВ 6, 6 b), vgl. 8. 72, 31 
mandinu (neben айн und turähu), S. 74, 24 dumamu, „der Heuler“ 
(vgl. hebr. Jes, 23, 2). Von wilden Tieren kommt noch vor bar- 
baru, der die Herden gefährdet, der nésu (ur-mah), der die Wüste 
südlich vom Euphrat bewohnt (59, 9, s. Haupt, Beiträge zur Assyr. 
I, 183); von Raubvógeln die issur tappá (Geyer?), die Leichname 
verzehren (8. 20, 16a; 27, 41). 

39. Die Anrede an ein weibliches Wesen folgt aus 2. 9: 
iláni luséribki kasi, die Götter lassen dich eintreten in [....... ]. 
Von 7. 1—8 lassen manche Redensarten, wie litúr ur-[ha] Z. 1; 
rubüte lir атаМ] 7. 2 den reia ahnen. 

40. Izdubar oder Жабаті redet. 

41. Hier scheint der Traum zu Ende zu sein; „er stärkte 
mich“, sagt die folgende Zeile. 

42. S. 15, 43 f.: [ismê] Еабат amat ши бата Кига[ай| |.. 
at ers | Kbbasu inühlu). 

43. (Z. 38) [ma-al]-ka (oder parakka? nach IV В 59, 6b?) 
ka kakkari umassakü sepáka (Z. 39) [..... | niše Sa Uruk usad. 
mamäka (zu damämu s. Anm. 38). 

44. Humba ist ein elamitischer Gott (die Bedeutung des Zu- 
satzes ba ist unbekannt), der häufig in elamitischen Namen vor- 


e Aë ee 


| 
| 
| 


ZE "` ш 


kommt, wie bei Humbanigas, einem Gegner Sargon’s, Tilhumbi, 
einer Stadt, die Sanherib erobert. 

45. kasdäti, vgl. IVR 65, 2a; VR 28, 4e. Das erwähnte 
Fragment enthält ein Gespräch zwischen Eabani und Izdubar. 
Neben den „gewaltigen Göttinnen“ werden „die Götter“ und „die 
Tochter der Götter“ genannt. 

46. 8. 20, 16b—26 sind nach den ergänzenden Fragmenten 
S. 21 und 80 vollständig erhalten: iskun surkinu ina mahar Samas 
idisu 45% amméni taskun ana Izdubar Ыі la :«álila téziz-su énin- 
nama talpussuma illik urha rukáta (tum) asar Humbaba kabla sa 
la Зай imahar, girru За la idú irákab, adê йти Шаки u itúra ade 
ikasudu ana 1454 érini adê Humbaba tápinu ináru u mimma limnu 
ka taziru uhálik ina úmi Sa atta.... (в. das I. Blatt der Auto- 
graphieen). Zu täpinu s. Haupt, Beitr. г. Assyr. I, 178 Anm. 

47. S. Zimmern, Bab. Bufspsalmen 5. 16. _ 

48. 24, 1%.: izzizuma i-nap-pa-at-tu (?) kisatu Sa erimi ita- 
naplasu milasu sa kisati itanaplasu niribsu agar iu Humbaba ittalaku 
saki kibsu harranätu Sutesuräma tubat girru emarú 5айй érini 
músab iláni parak аш Irnini . рап Sadima erinu nasi hizibsu tabu 
sillasu malu risäti. — Aber wie kommen Cedern nach Babylonien ? 

49. Wenn das Fragment vollständig wäre, hätten wir viel- 
leicht eine Aufzählung der Heldenthaten J/zdubar's und Жабат?/в 
(s. auch Tafel X, col. V). 8. 28, 44 ist der masar kisati auffällig. 

50. kimmatu, vgle 14, 4; 56, 26. An der letzteren Stelle be- 
deutet das Wort „Baumrinde“ (vgl. VR 26, 44: kimmat issi), an 
den beiden anderen Stellen „Panzer“ oder dgl. Die gemeinsame 
Bedeutung ist „das ringsum schliefsende“, в. Sb 359 (suhur); vgl. 
Joh. Jeremias, Beitr. 2. Assyr. I, 284. 

51. agüha. Haupt erinnert an das entsprechende äthiopische 
Wort für десидс, vinculum; man könnte auch an das talmud. MAN 
= kardbu „kämpfen“ denken und ein Schlachtgerät vermuten (so 
Delitzsch). 

52. Zu kudanu з. Beitr. 2. Assyr. I, 209, Zeitschr. f. Assyr. 
IV, 40. Proc. of the Soc. of Bibl. Arch. 1882, p. 117. 

53. 8. 43, 42f.: „wohin ist dein Gemahl (Tammuz), wohin 
ist dein allal“ (з. Z. 48) (d. Б. „was ist aus ihnen geworden?"). 

54. Hier liegen die Keime des Zammuz-Kultus, der von 
Babylonien nach Phönizien und von da u. a. auch nach Palästina 
kam (vgl. Ezech. 8, 14). Er erinnert bekanntlich lebhaft an den 
Adonis-Kultus der griechischen und an den Balder-Kultus der 
germanischen Mythologie. — IV R 27, Nr. 1 findet sich folgende 


A.Jeremias, Izdubar. 4 


ы ЖДИ, О 


Totenklage für Tammuz: тбит Фейт iu Tammuz hamer iu Istar 
bel arali bel Subti (Sa apsi) réum, binu sa ina musaré mé la 4346, 
kimmatsu ina seri arta la ibnü, ildakku sá ina ratisu la irisu, il- 
dakku sa iSdanus innashu, ой sa ina musaré тё la їй etc. 
„О Hirte und Herr Tammuz, Gemahl der Istar, Herr der Unter- 
welt, Herr der (Wasser)wohnung, Hirte, ein Samenkorn bist du, 
das in der Furche kein Wasser trank, dessen kimmatu (s. Anm. 50) 
auf dem Felde keine Frucht bringt, ein junges Bäumchen, das 
nicht an einen Bewässerungsgraben gepflanzt ward, ein junges 
Bäumchen, dessen Wurzel ausgerottet ward, eine Pflanze, die in 
der Furche kein Wasser trank.“ — Auch IV R 30, Nr. 2 ist ein 
Klagegesang an Tammuz, wie Jensen (Kosmologie 8. 197, Anm. 8) 
unabhängig von Delitzsch, Wörterbuch 8. 153 erkannt hat, geleitet 
durch den Namen Am-gal-bur-an-na (Rev. 42), der auch IV R15, 
64 f.b und II R 54, Nr. 4, 34 = Tammuz ist und durch den 
Namen Mutin (Rev. 43), der IIR 59, Rev. 10 in Verbindung mit 
Tammuz erscheint. Die Übersetzung (vgl. meine ass.-bab. Vorst. 
ved Te BT TIER er ging stieg hinab(?) entgegen 
der Unterwelt, er hat sich gesättigt, der Sonnengott liefs ihn 
verschwinden (s. Jensen, 1. с. 8. 226) zum Lande der Toten, mit 
Wehklage ward er erfüllt an dem Tage, da er in grofse Trübsal 
- fiel (imkutuma ina idirtim, vgl. У R 48, col. ТУ, 4, wo beim Monats- 
namen Tammuz die Bemerkung steht: ¿dirtum, „Trübsal“), in dem 
Monat, der sein Lebensjahr nicht zur Vollendung kommen liefs, 
auf den Pfad, da es aus ist mit den Menschen, der die Mensch- 
heit zur Ruhe bringt, zum Wehegeschrei der Toten, er, der Held, 
zum fernen unsichtbaren Lande.“ 

55. tal-te-me(-3u) von 84ти, isim (== tastémésu), oder, wie 
Haupt will, von (атй? 

56. Cf. S* 1a, 5. 

57. Vielleicht eine poetische Naturgeschichts-Sage. Welcher 
Vogel schreit Каррі? Nach У R27, 42cd ist es der Name für 
den „Hirtenvogel“. Nach unsrer Stelle mufs es ein besonders 
starker Vertreter seines Geschlechtes sein, s. У R 41, 25a. 

58. tu-uh-tar-ri-i5-Su Su-ut-ta-ti. Suttatu, sonst „Bedrängnis“ 
muls hier eine der Situation entsprechende Bedeutungsnüance haben; 
tuhtarisu von Муй, vgl. hebr. УМГ „List“; vgl. übrigens П R 32, 
17 mit VR19, 11b. 

59. isdahu, vgl. V В 32, 47 pb: dirratu kann hier nicht 
„Panzer“ bedeuten, was man nach dem Arabischen vermuten 
könnte. 


CMN, `. E 


60. 8. Zimmern, 1. с. 8.76. tumru $. 58, 20 „Rauch“, hier 
„Weihrauch.“ 

61. Vgl. V В 19, 4. 36 und ПВ 52, 66 vgl. mit V R 16, 
20 gh. 

62. isullanu, vielleicht als isu ullanu, „Mann von obenher“ 
(zu іи „Mann“ s. ПЕ 36, 45cd), „Halbgott“ zu erklären (es ist 
der Gärtner des Gottes And); oder ist mit Haupt an hebr. DÜN 
Tamariske, talm. für einen „hervorragenden Gelehrten“ gebraucht, 
zu deer 

63. kissuta eine unbestimmte Speise. Ist die Übersetzung 
richtig, so mufs der Text (kissutaki 4 nikul) korrigiert werden in 
kissutaka û nikul (es ist leider keine Variante vorhanden). kiššuta 
kakkarı kann wegen der Worttrennung nicht gelesen werden. 

64. kátka listesama muls ein sexueller Euphemismus sein. 

65. tirisinmi, vel. Z. 103. Höll. Ist. Rev. 23. 

66. Kosewort, wie im heutigen russischen Sprachgebrauche. 

67. Wegen der besonderen Wichtigkeit der folgenden Schil- 
derung soll die Transskription hinzugefügt werden: [ullila be]- 
lésu ubbiba bélésu (2) [lul] kimmatsu eli serisu (3) [аа] marsütisu 
ittalbisa zakütisu (4) [si-ma]-a-ti ittahlipáma rakis agüha (5) Izdubar 
agásu iteprama rakis agüha (6) апа dunki ša Izdubar ind ай 
rubüt Ištar (7) alkamma Izdubar li hwir atta (8) inbika ási Бахи 
kišama (9) atta lû mütima anäku lá assatka (10) lusézizka narkabtu 
ugnü u huräsu (11) sa masarusa hurásáma elmesu karnása (12) la 
sandata úmé kudanu rabúte (13) апа bitni ina заттай érini irba 
(14) [ana] bitni ina eribika (15)[........ Ja-rat-tu-w linassikú 
sépáka (16) [lik-mi-]su ina Saplika Sarráni bélé u rubüte (17)[.. 

..man]-da-at 5а u тёш la nasimika biltu (18)[......... пря 
dales sénika r ûme lilida (19)[........ | dil-ti paru liba’u (20)|... 
OL ]-ka ina narkabti (й Saruh lasému (21)[.........] niri 
Sanina d irší. 

(22) Izdubar påšu ipusma ikabbi (23) izdkara ana rubüt Ištar 
AMAR 2. 23—45 verstimmett]. (46) ana Tammuz hámiri suhritiki 
(47) байа ana Зай bitáka taltemésu (48) allalla bit-ru-ma tara- 
mima (49) tamhasisúma kappasu taltébir izzaz ina kišatim išésî 
каррі (51) taramima nésu gámir emüki (52) siba u siba tuhtarrisu 
Suttäti (53) taramima murnisku ndid kabli (54) ааһа zikti u dir- 


` rûta taltemésu (55) siba Таври lasáma taltemésu (56) dalähu u 3atá 


taltemesu (57) ana ummisu Silili bitáká taltemé (58) taramima тби 
tabula (59) 5а Папата tumri iSpukaki (60) ümisama utabaháki uní- 


Кей (61) tamhasisúma ana barbara tuttirisu (62) utaradúsu kaparu 
4* 


ša ramnisu (63)u kalbesu unassaku Sabrisu (64) taramima ізийати 
amél irrisu abíki (65) ša kánáma Sukurá nasdki (66) йтізата und - 
maru passurki (67) ind tattasisúma tatalkisu (68) isullani’a kiššu- 
taki (ka?) б nikul (69) u kátka listésáma luput hardátni (70) iSullanu 
ikabbiki (71) dëi mind térisinni (72) итті lå tepá anäku lá äkul 
(72) ša akkalu kêmu pisáti u irréti (74) ša kussi elpitu kutummü 
Bert ы, | (75) atti tasmima атта |........ | (76) tamhasisu ana 
dalali tut[tirisu] (77) tusésibisúma ina kabal mana[hti] (78) ul бій 
miha ul a-rid-da-ku [...... ] (79) u dëi taramannima Кі sasunu 
Л KE eg h 

68. Beachte den eigentümlichen Gebrauch von u, wie S. 44, 
69; 48, 181. 

69. Dafs die „Höllenfahrt der Jstar“ nicht zum „Nimrod- 
Epos“ gehört, auch nicht in dem von Smith, Chaldäische Genesis 
vermuteten Zusammenhang, bleibt unfraglich; gleichwohl drängt 
sich mir angesichts dieser Stelle und zahlreicher anderer Anklänge, 
die passim in den Anmerkungen hervorgehoben sind, die Über- 
zeugung auf, dafs der Rhapsod der „Höllenfahrt“ den Rhapsoden 
des Nimrod-Epos nahe steht, und dafs die Dichtung direkt im 
Anschlufs an die Liebesabenteuer verfalst wurde. 

70. Uber die kiskitte-Arbeiten giebt eine interessante Stelle 
der von Dr. Lehmann zu veröffentlichenden Samas- зит-икіп- In- 
schrift Auskunft (Col. I, Z. 23 #.); vgl. ferner VR7, 3; 47, 38 
vgl. K 2518 (PSBA X 1887/8 hinter р. 478), Z. 9: ama mas-mas 
ina ki-kit-ti-e kisti ul iptwr (Mitteilung Dr. Zimmern’s). 

(1. Б. Johannes Jeremias, Beitr. zur Assyriol. I, 5. 285 f. 

72. So lesen wir mit Jensen, Kosmologie 5. 384 f. und De- 
litzsch, Wörterbuch S. 334, Anm. 4: „der Gerettete“. Dafs er der 
„Ahn“ des Izdubar ist, folgt aus Tafel IX, col. ПІ. 

73. Haupt, Beiträge zur Assyr. 116. Zu hassinu „Axt“ 
в. 8. 75, 4. 

74. Dr. Haupt macht mich auf Targ. zu Ps. 50, 11 auf- 
merksam: ,,Der Auerhahn, dessen Knöchel auf der Erde ruhn 
und dessen Kopf bis zum Himmel reicht. 

75. Das „Wahrzeichen der Götter“ kommt auch Taf. X, col. I 
vor. Die Stelle ist wichtig für die Vorstellung vom Aussehen 
des Helden Izdubar. 

76. S. Bezold's Kollation, Zeitschr. für Assyriologie IV, 113. 
Die Polemik gegen Haupt lälst die Nimrod-Epos 1 Б. 64 verzeich- 
nete Anmerkung aufser acht. Die bei Haupt angegebenen und 


£ ЖО» 


von Delitzsch’s Kollation herrührenden Spuren passen überdies aus- 
gezeichnet zu Bezold’s Lesung. 

77. 8. Anm. 69. 

(8. Nimr.-Ep. 69, 47 f. und Sintfl. 242 f. ergänzen einander. 

79. 7. 30 zwei Vogelnamen kulili und Кікірра П В 37, 61е. 
5 с (sic!) 

80. 5. Haupt, Johns Hopkins University Circulars, Febr. 1889. 

81. ta-me-ma, Permansiv von tamû, nicht 148) (Haupt, 
Jensen). 

82. 5. Haupt, Beiträge zur Assyriologie Т, 5. 127, dessen Deu- 
“tung ich trotz Jensen, 1. с. S. 391 ff. beibehalte, da Jensen’s Situa- 
tions-Auffassung („Ea erzählt einem Rohrzaun und einer Wand das 
Geheimnis“) unmöglich erscheint. — Das Ganze ist nach dem fol- 
| genden eine Traum;Offenbarung. 

A 83. 8. Нашрі, Le В. 123. 

y 84. Die Stelle ist viel umstritten, da der Anfang der Zeilen 
leider abgebrochen ist. Vgl. Haupt, 1. с. 8. 124 ff. und Jensen, 
1. е. 8. 396 ff.; rupsu „Breite“ steht fest nach Nimr.-Ep. 53, 44; 
IR7F 18; VR 28, 46 ff. hb. 

85. Die Ergänzung der Zeile 39 nach Z. 83 ist nicht sicher. 
Dafs das ganze eine von Ea angeratene Lüge enthält (Jensen), 
bezweifle ich, es scheint vielmehr eine Warnung zu enthalten: 
die Leute von Surippak, die unbesorgt das Verderben nicht ahnten, 
sollen sich durch Bél’s scheinbare Segensfülle nicht täuschen lassen. 
Zu mwir kukkis 8. Jensen, 1. с. 

86. 5. Haupt, 1. c. S. 125 f. 1 Gar ist 12 oder 14 Ellen lang. 

87. 5а úmi bünasu. Bei búnasu ist wohl an banû „erglänzen“ 
zu denken. | 

2 88. а. һ. „der da geborgen ist in dem grofsen Ногі“ (d. 1. 
Bel šadû rabû, vgl. ТҮ R18, 14b; 23, 29a). Mit Arad-Ea, dem 
Schiffer der Totengewässer, ist dieser Steuermann nicht ohne wei- 
teres zusammenzubringen. Jensen, 1. с. 420 übersieht, dafs die Er- 
zählung von Arad-Ea mit der Sintflut nichts zu thun hat. Oder 
darf daran erinnert werden, dafs bei Berossus der Steuermann 
des „Noah“ mit zu den Göttern versetzt worden ist? 

89. Die Anunnaki erscheinen als die bösen Geister, die ganz 
besonders die verderblichen Elemente beim Flutsturm entfesselt 
haben. Nicht alle Götter sind bei der Sintflut gleichmäfsig be- 
teiligt (gegen Jensen, 1. с. 8. 430). 7. 162 werden die „Götter 
_ der Igigö“, d. i. die Himmelsgeister, die Z. 118 f. über die Amun- 


TADA 


7 RAR 


naki weinen, ausdrücklich als Gegner des Bél dargestellt, auf dessen 
Seite die verderbenbringenden Götter (Götter der Anunnaki?) bei 
der Sintflut gestanden haben. — Ein interessantes Duplikat zu 
Z. 117—186 ist neu gefunden und wird demnächst von Haupt 
veröffentlicht. Es gehórt'einer andern Redaktion an. 

90. Ritselhafte Stelle, früher übersetzt: „gleich Balken 
schwammen sie allesamt umher“; dafs der Beschauer weder einen 
„kahlen Acker“, noch ein „Waldfeld“ sehen oder gar von einander 
unterscheiden konnte (Jensen, 1. c.), dürfte aus dem folgenden zu 
schliefsen sein: die Welt ein weites Meer! zwölf Ellen hoch wurde 
die höchste Bergspitze als „Land“ sichtbar. 

91. kamäsu, eig. „niederdrücken“, s. Asurn I, 30. 

92. Zu den vier Strafgerichten vgl. Ezech. 14, 21; Jer. 15, 3 
(в. Delitzsch, Paradies S. 146); zur Löwenplage be Ki 
2. Кӛп. 17, 25; Ezech. 14, 15. 

93. Nach dem Gegensatz zu schliefsen wohl nicht Beiname 
des Sit-napistim, sondern Name eines Götterboten, dessen Gespräch 
mit Ea das kleine Fragment Delitzsch, Lesest. б. 101 zu erzählen 
scheint. 

94. Eine lehrreiche Stelle für diese Reinigung der biblischen 
Erzählung vom mythologischen Beiwerk ist Gen. 8, 21, wo in 
den Worten: „Gott roch den lieblichen Geruch“ gewissermafsen 
ein Rest der mythologischen Schale zurückgeblieben ist; cf. Sintfl. 
151 f.: „Die Götter rochen den guten Duft und scharten sich 
wie Fliegen um den Opfernden.“ 

95. napäsu, sonst „atmen“, hier in der ähnlichen Bedeutung 
wie ПІВ 54, 3c u. ö., wo es „weit sein“ bedeutet. — Zu 2. 188 
bemerkt Dr. Zimmern: € ta-at-til wohl sicher „wohlan, schlafe!“ 
Also ё nicht nur negierend, sondern auch kohortativ. 

96. Hig. „verwandle“ ihn; das Verbum lapátu enthielt nach 
Z. 20 f. 210. 218 die entscheidende Zauberhandlung, die mit dem 
Essen des Zauberkrautes in Verbindung steht. 

97. Das Weib des Sit-napistim vollzieht den Zauber. Auch 
sonst sind bei Beschwörungen Zauberinnen thätig; vgl. IV В 3, 
Col. ТІ, dt: 56;:19 1. j 

98. So vermutet Dr. Zimmern. Si-hat ai iddi Z. 235 „die 
Hülle soll keine Falten werfen“ verdanke ich Dr. Zehnpfund (ša- 
hätu „sich biegen“). 

99. Die Stelle ist nach Nimr.-Ep. 69, 47 f. zu ergänzen. Die 
Redensart gilla id-du-u-Su-nu scheint stehend zu sein. 


ee? ТР 


100. kisamma; kišu = и II R 23, 43—45. Nach der Var. 
ist freilich die Lesung höchst unwahrscheinlich. 

101. Nach Haupt steht XXX im Text (Beitr. S. 144), vgl. 
jedoch Z. 278. 

102. Man beachte den »in der ganzen semitischen und indo- 
germanischen Mythologie wiederkehrenden Gedanken: hat der Held 
die Wunderpflanze, den Zauberstein, den Himmelschlüssel ete. ge- 
funden, so wird ihm sein Glück durch einen tückischen Zufall 
von neuem entrissen. Es ist schade, dafs der Name des mytho- 
logischen Wesens abgebrochen ist; im folgenden wird er „Erdlöwe“ 
(oder „Erdgeist“?) genannt. | 

103. ra-a-ta steht im Original am Anfang der Zeile (з. Haupt, 
1. е. 8. 142). | 

7104. Lesung unsicher; Haupt: ta-Sat-ni, Delitzsch: ta-man-ni, 
man erwartet Za-Se-ni. Oder ist nach Haupts Kollation ta-kin-ni 
zu lesen, kontrahierte Form von kanámu? (vgl. Jensen, 1. с. 428 
u. 516 £.) 

105. Gemahlin des Nergal, Herrin der Arzneikunst (а-ги) 
und Unterweltsgöttin. 

106. tambukku und mikkú sind Insekten (У Е 26, 10 ff. ab; 
s. Haupt, Beiträge zur Assyriologie І, 8. 74. Hier scheinen die Worte 
übertragen zu sein und das Leid Jzdubar’s um seinen Freund 
auszudrücken. Krank kann er kaum sein nach dem Schlufs der 
ХІ. Tafel. | 

107. Ши = “ти „Totengeist“, s. У R 47, 46a, und vgl. zu 
Sulum Итти itta[sá] (Delitzsch, mündliche Mitteilung), Tafel ХП, 
col. II: utukku ¿a Eabani ultu irsitim ustésá. — a-mat ul e-pu[us] ` 
„antwortete nichts“, d. h. „konnte nicht helfen“ (2) (Dr. Zimmern). 

108. Zum Text vgl. Haupt, Beiträge zur Assyriologie S. 100 
und vgl. Anm. 1. zakika vielleicht auch einfach „Windhauch“ 
(hiernach 8. 11 unten zu korrigieren). Zu lu-nis tak-ka-ab macht 
mich Delitzsch auf П Е 33, 5—7ab aufmerksam! 

109. Zur Litteratur über diese Stelle в. Delitzsch, Wörterb. | 
384, Anm. 23. Su-ku-la-at dikäri ist aber, wie Zimmern treffend 
bemerkt, gewils parallel zu kustpat akáli und bedeutet das im 
Trinkgefäls übrig gebliebene im Gegensatz zu den Speiseresten. 

110. Die Zeilen, die mit bitki, músabuki, manzazuki, Sepäki, 
létki endigen, sind mit Höllenf. а. Ištar, Rev. 23 f. zu ver- 
gleichen. 

111. Nach Haupt 8. 17, 33, ist in der 1. Zeile der „Hölien- 
fahrt“ IV R 31 irrtümlich die Ergänzung vorgenommen worden. 


за ВОТ 


112. Etana ist ein anderer Nationalheld der Babylonier. 
In der Bibliothek Asurbanipals ist ein Epos, das ihn zum Helden 
hat, aufbewahrt worden; der Epenkatalog (Haupt, Nimr.-Ep. П, 
S. 92. 94) nennt es neben dem Izdubar-Epos. Ein kleines Fragment 
K 8563, von Hawpt kopiert, enthält die Spuren eines Gesprächs 
zwischen Etana und einem weiblichen Wesen. Nähere Kunde 
über ihn werden wohl nur erneute Ausgrabungen bringen können. *) 


113. Vielleicht auch fem. plur. bei Beamtennamen, wie in 
һаггітай. 


ж) Kurz nachdem dieser Satz gedruckt war, hatte ich Gelegenheit, 
in den Kopieen unveröffentlichter mythologischer Texte aus dem Bri- 
tischen Museum, die Herr E. T. Harper, ein Schüler des Herrn Prof. 
Dr. Delitzsch, im Sommer dieses Jahres gesammelt hat, eine grofse 
Anzahl von Bruchstücken der Etana-Legenden einzusehen. Da die Ver- 
öffentlichung in der Academy bevorsteht, sei hier nur so viel bemerkt, 
dafs Etana und Izdubar nichts gemeinsam haben. Der Held, dessen 
Schutzgott ebenfalls der Sonnengott ist, wird von einem Adler zur 
Sonne emporgetragen. Die Geschichte erinnert entfernt an die babylo- 
nische Gilgamos-Sage, die Aelian, hist. anim. XII, 21, erzählt. 


Zusätze. 


I. Istar-Astarte im Izdubar-Epos. 


Es sei verstattet, an dieser Stelle über den Rahmen des 
Epos hinausgreifend, einige ergänzende Bemerkungen über Ištar- 
Astarte anzufügen. Bekanntlich hat die Göttin [star einen doppel- 
ten Charakter: sie ist einerseits Repräsentantin der üppigen, 
sinnlichen Liebe, ernster gedacht Göttin der Fruchtbarkeit und 
als solche hyperbolisch Mutter des Götter- und Menschen- 
geschlechtes und „Göttin“ schlechthin, andererseits als „stärkste 
(karidtu) unter den Göttinnen“ die Göttin, „ohne deren Willen 
niemand in Ruhe und Wohlbehagen dahinlebt“ (ТҮ R 4, 13 ff.b), 
„Göttin des Kampfes, Herrin der Schlacht, Entscheiderin der 
grofsen Götter“ (Asurb. Smith 121, 35), eine orientalische Wal- 
kürengestalt, die zum Kampf auffordert, dem Könige voranzieht, 
die Soldaten durch Traumerscheinungen ermutigt und im Frieden 
zum Wagnis der Jagd ladet als Göttin des Bogens, Pfeils und ` 


a: Ñ | 


з Е 
= SSS!) = Geng 
E OA EE 


Köchers (в. die Abbildung; ein besonders interessantes Bild 
der bewaffneten Ištar, die auf einem Throne sitzt, auf einen 
Panther tretend und Opfergaben empfangend з. bei Múnter, 
Religion der Babylomer Taf. 1, Fig. 5). Diese Doppelgestalt 


e en 


entspricht dem Venusstern, der als Abendstern die Nacht herauf- 
führt und als Morgenstern den Tag verkündigt mit seiner 
Arbeit und seinen Kämpfen. Deshalb wird dieser Stern der 
Göttin als Emblem beigegeben, oder gar mit ihr identifiziert 
(schon in alter Zeit, wie der siderale Hintergrund der „Höllen- 
fahrt der Ištar“ beweist).*) Im Izdubar-Epos ist Istar als 
Stadtgöttin von Erech Göttin des Krieges und Venus foecunda 
zugleich, ohne dafs ein sideraler Vorgang zu Grunde liegend 
gedacht ist. Wie aber hier die letztere Eigenschaft vorwiegt, 
so mag überhaupt im babylonischen Reiche der sinnliche Kultus 


der Istar vorgeherrscht haben. Hingegen tritt in den In- 


schriften der kriegerischen assyrischen Könige Istar lediglich als 
Kriegsgöttin auf mit starker Hervorhebung ihres siderischen 
Charakters. Freilich mag hinter den geheimnisvollen An- 
deutungen verschiedener Istar-Kulte auch die andere Seite 
verborgen sein. 

Als „Mutter der Menschen“ erscheint die Göttin Istar im 
Pantheon der Sintflutgeschichte; zugleich als „Herrin der Götter“, 
deren Rede mächtig ist in der Versammlung der Götter. Dieser 
Anschauung entspricht ein herrlicher babylonischer Psalm, 
der uns einen tiefen Blick in die edelsten Gedankenkreise des 
babylonischen Volkes thun läfst. Der Rest der zerbrochenen 
Tafel (Texte bei Haupt, Keilschrifttexte S. 116 f.): „О Istar 
BE ], du Gebärerin der Götter, die zum Vollzuge führt die 
Befehle Bel's, die du das Gras aufspriefsen lässest, Herrin der 
Menschheit, Schöpferin aller Dinge, Erhalterin (eig. Recht- 
leiterin) aller Kreatur, o Mutter Istar, deren Macht kein Gott 
nahe kommt, grofse Herrin, deren Gebot mächtig ist, ein Gebet 
will ich sprechen — was ihr gut scheint, möge sie mir thun! —: 
‘O meine Herrin, seit den Tagen der Kindheit bin ich gar 
sehr an das Böse gefesselt (wörtl. angezäumt), ich habe keine 
[Speise] gegessen, Weinen ist meine Speise, [ich habe keinen 


*) Es ist nicht zu leugnen, dafs gerade in der Vermischung der 
Astronomie und Theologie für das Verständnis des babylonischen Pan- 
theons zur Zeit unübersteigliche Schwierigkeiten liegen. Auf eine „trübe 
Beschaffenheit“ der babylonischen Religion daraus Schlüsse zu ziehen, 
möchte ich nicht wagen. 


WË 8 


EE e 


Trank getrunken], Thränen sind mein Trank, [mein Herz wird 
nicht mehr fröhlich], mein Gemüt nicht mehr heiter [...... L 
unter Schmerzen klage ich, [meiner Sünden (?) sind viel], voll 
von Leid ist mein Herz; meine Herrin, erfahre doch, was ich 
gethan habe, schaffe mir Ruhe, bedecke (?) meine Sünde, richte 
auf mein Antlitz.’“*) 

Aus der П. und VI. Tafel des Epos geht weiter klar 
hervor, dafs in Erech der Istar als Venus foecunda zu Ehren 
Hierodulen-Kultus getrieben wurde. Die Priesterinnen heifsen 
kizirêti („die verderblichen“, vgl. hebr. akzär Deut. 32, 33) oder 
harimáti („die Bestrickenden“) oder uháti (wohl mit ahu „Netz“ 
zusammenhängend; auf der II. Tafel im Singular als Eigen- 
name gebraucht), und werden als Gefährtinnen der Göttin ge- 
dacht. Ein Fragment К 2619**) nennt Erech, „die Wohnung 
Anus und Istar’s, die Stadt der kizréti, harimäti [und uháta), 
deren Händen Jstar den Mann übergeben und zugezählt hat.***) 
Den Hauptfesttag scheint der Festtag des Tammuz zu bilden, 
an dem auch Totenbeschwörungen mit Hilfe der Göttin vor- 
‚genommen wurden, 8. den Schlufs der Höllenfahrt der Istar. 
Über die kulturhistorischen Fragen, die hiermit zusammen- 
hängen, läfst sich erst dann endgiltig urteilen, wenn die 
geheimnisvollen Beschwörungen an die „fleischfressende und 
bluttrinkende Tochter des Anu“, die im IV. Bande des In- 
schriftenwerkes sich finden, gelöst sind. Dafs die märat itu 


ж) Merkwürdig ist, dafs an solche tief religiöse, an alttestamentliche 
Bufspsalmen anklingende Gebete, häufig, wie hier, Beschwörungsformeln 
geknüpft sind. Zur Texterklárung в. Zimmern, Babylonische Bufspsalmen 
S. 33 ff. Vgl. auch den Beschwörungshymnus ап Istar, den Brünnow, 
Zeitschr. für Assyriologie IV veröffentlicht und kommentiert hat. 

жж) Das Fragment (Prof. Delitzsch stellte mir seine Kopie freund- 
lichst zur Verfügung) erzählt, wie der Gott Zswm im Auftrage der Di- 
bara verschiedene Städte verwüstet. Unmittelbar vor der citierten 
Stelle ist von einer Stadt die Rede, deren Mauern wider den Willen 
des Sonnengottes zerstört wurden (also nicht Brech), 

***) In den folgenden, zum Teil dunklen Zeilen werden Priester des 
Hierodulen-Kultus in E-anna versammelt: ате KUR-GAR-ra und amel 
i-sin-[nu] sa ana Supluh nisé Ištar zikrusunu utéru ana [....] (Eunuchen)), 
ferner nas patri nas naglabi (в. Haupt, Beitr. 2. Assyr. І, 8 u. 175). 
Der ganze rätselhafte Passus schlielst: Istar igugma! 


Anim”) mit dem Hierodulen-Kultus in Verbindung steht, zeigt 
IV R 65, col. ПІ, 37 ff. (kadistu märat im Anim) und II R 17, 
11 Ёар (Haupt, Keilschrifttexte S. 82 f.). Offenbar ist der 
Hierodulen-Kultus nur ein religiöser Deckmantel für die sitt- 
liche Verwilderung der babylonischen Städte. Jede Buhlerin 
heifst kadistu („die Geweihte“), scil. der Göttin Istar, die ge- 
wissermalsen als Göttin der Preisgabe selbst kadıstu genannt 
wird. Eine Bestimmung des „bürgerlichen Gesetzbuches“ der 
Babylonier (II R 10 ef. У R 25) erwähnt den Fall, dafs „einer 
eine kadistu auf der Gasse aufliest und in seiner Liebe sie 
heiratet, obwohl sie eine kadistu ist (ga-dil-du-us-su)“. 

Als Tochter des Anü erscheint auch sonst die Göttin 
in ihrer Eigenschaft als Göttin der Liebe (so in der Höllen- 
fahrt der Istar), während sie an allen den Stellen, an 
welchen ihr sideraler Charakter hervortritt, als Tochter 
des Mondgottes Sin oder in rein astrologischen Beschwö- 
rungen als Tochter des Bel, angerufen wird; z. B. in dem 
oben mitgeteilten zur Beschwörung benutzten Bufsgebet. Es 
soll zunächst an einem Beispiel gezeigt werden, wie in den 
religiösen Urkunden Astrologie und Theologie vermengt worden 
ist. IV R 5 wird erzählt von den VII Boten des Anu (Re- 
präsentanten elementarer Gewalten, wie Südwind, Wolken, 
Sturmwird, Glutwind u. s. w.), „die zur Rechten des Sturm- 
gottes Ramman einherziehen und ihrem Meister viel Not 


*) Von den hierher gehörigen Stellen IV R 63, col. III; 65, col II, 
32 ff. col. ПІ, 13 ff. (in Verbindung mit Aruru), 29 ff. (kadistu тағай ilu 
Anim) sei nur die erstere hier wiedergegeben (Z. 40 ff. b): атай dami 
nisbúti Sa ameláti Seru За la akáli nérpadu sa la kardsi taltamdi (= taš- 
taddi?) marat im Anim akal dimmäti u bikiti taltanatti даті nisbuti 
ša amelüti séru sa la akáli nérpadu sa la karási lisaddiki itu Anim- 
abiki lisaddiki Antum ummiki...... іта burim sêri Sadaki rukbi liddi- 
niki masmasu asipu im Marduk....... ana pan namasse sa seri раты 
šukni (sic!) lá passäti Samni mihri; „sie trinken sättigendes Menschen- 
blut“ (vgl. die ,,fleischfressenden und blutsaufenden“ bösen Geister ТУ К 2), 
Fleisch, das nicht zu essen ist, Knochen, die nicht zu nagen sind; Anu's 
Tochter mag hinwerfen die Speise des Heulens und Weinens! — Du 
trinkst sättigendes Menschenblut, Fleisch, das nicht zu essen ist, Knochen, 
die nicht zu nagen sind, es möge dir’s (der Ištar?) hinwerfen Anu, dein 
Vater, ев möge dir’s hinwerfen Antum, deine Mutter“. 


Dd Ars ДЫ К> 


мл. на 


machen: “Im weiten Himmel, der Wohnung des Königs Amu 
treten sie böse auf und sind ohne Rivalen. Da vernahm Bel 
diese Kunde und ersann ein Geheifs in seinem Herzen. Mit Ға, 
dem erhabenen Entscheider der Götter, hielt er Rat: Sin, Затаӛ 
und Ištar bestimmte er zur Herrschaft über den Damm des 
Himmels, mit Anu belehnte er sie mit Herrschaft über den 
ganzen Himmel. Diesen drei Göttern, seinen Kindern, befahl 
er ohne Unterlafs dazustehen. Da jagten die УП bösen Götter 
auf dem Damm des Himmels umher, vor Nannari-Sin (der 
Mondgott) gingen sie zornig. Der erhabene Samas und Каттап, 
der Held, traten auf ihre Seite über. Istar schlug ihre glänzende 
Wohnung bei Anu, dem König, auf, und sann über die Herr- 
schaft des Himmels....“ Nachdem sie den Mondgott Tag 
und Nacht bedrängt und schliefslich entthront haben, sinnen 
E ` sie von neuem Böses und kommen gleich einem Sturmwind 
vom Himmel auf die Erde herab. Bel sieht die Bedrängnis 
seines Sohnes und sendet Nusku, den Boten, іп die Wasser- 
tiefe zu Ea, dem Gott der Weisheit, der auf Hilfe sinnt. — 
In einer Asurbanipal- (nicht Asurnasirpal!) Inschrift 11 R 66 
wird Istar die siderale Himmelsgöttin gepriesen als die Göttin, 
„die Gebete erhört, die annimmt das Seufzen, die entgegen- 
nimmt das Flehen, das vollkommene Licht (Himmels und der 
Erde), das riesige, das Himmel und Erde erleuchtet, deren 
Name in aller Lande Gegenden genannt wird, die Leben ver- 
leiht, die gnadenreiche Göttin, zu der es gut ist zu beten“. 
Ein liturgischer Hymnus in Asurbanipal's Bibliothek, der trotz 
der „sumerischen“ Zeilen assyrischen Ursprungs sein mag, 
besingt Ištar folgendermafsen (Text bei Delitzsch, Assyrische 
Lesestiicke S. 134, vgl. Halévy, Revue des Etudes juives IX, 
1884, II, 8. 173 ff): 
(Der Priester): 
Licht des Himmels, das wie Feuer auf Erden entflammt, 
bist du, 
Istar, wenn du auf Erden auftrittst (d. h. erscheinst), 
die дё gleich der Erde kostbar (?) bist, 
dann grüfsen dich segnend die Pfade de РАВ НН Mi 


*) D. h. die auf rechten Pfaden sinhergehiel vgl. dieselbe Wendung 


NM we 


Wenn du eintrittst in das Haus der Menschen, 

gleichst du dem Tiger, der zum Raube eines Zickleins 
bereit steht, 

dem Löwen, der auf den Gefilden (?) einherschreitet*); 

o Licht, o Magd, Zierde*) des Himmels, 

Magd Istar, Zierde des Himmels, 

die du in eine glänzende Wohnung gesetzt bist, Zierde 
des Himmels, 

Schwester des Sonnengottes, Zierde des Himmeis. 


(Ištar): 

Zur Vollstreckung der Befehle trete ich auf, kraftvoll 
trete ich auf, 

Für meinen Vater Nannar (Sin), zur Vollstreckung der 
Befehle trete ich auf, kraftvoll trete ich auf, 

Für meinen Bruder Samas, zur Vollstreckung der Befehle 
trete ich auf, kraftvoll trete ich auf, 

mein Vater -Sin hat mich eingesetzt, zur Vollstreckung 
der Befehle trete ich auf, 

am glänzenden Himmel zur Vollstreckung der Befehle 
trete ich auf, kraftvoll trete ich auf, 

Unter Jauchzen ob meiner Glorie, unter Jauchzen ob 
meiner Glorie, 

unter Jauchzen gehe ich, Istar, erhobenen Hauptes einher. 

Ištar, die Göttin des Abends bin ich, 

Istar, die Göttin des Morgens bin ich — 

Ištar, welche öffnet das Schlofs des glänzenden Himmels, 
(das ist) meine Glorie! 

die den Himmel niedertritt und die Erde erschüttert — 
(das ist) meine Glorie! — 


im Sonnenhymnus ТҮ R 17, 14a. Man wird unwillkürlich an die 1. Sure 
des Koran erinnert. 

ж) Das Bild ist nicht ganz klar. Sind die leuchtenden Augen das 
tertium comparationis? Es scheint das Ganze den Gegensatz zum Vor- 
hergehenden zu bilden. Es fürchten sich vor Istar, die im Ver- 
borgenen Böses thun. Zu beachten ist das Symbol der Ištar 8. 56. 
Zu ina kirbiti vgl. ТУ R 23, 11f. a. Jensen, Kosmol. 433; oder heifst es 
„im Innern“? 


a ЖЕ с 


den Himmel niedertretend, die Erde erschütternd — (das 
ist) meine Glorie! 


(Der Priester): 
Wenn sie am Damm des Himmels aufleuchtete, wird ihr ` 
Name gepriesen unter den Leuten — (das ist) 
„meine Glorie!“ 
Als Königin des Himmels oben und unten soll sie ver- 
kündigen: — „meine Glorie“. 


(Istar): 
Die Berge einzig überwältige ich — ,,(das ist) meine Glorie !“ 
ich bin der Berge gewaltige Burg, ich bin ihr gewaltiger 
Verschlufs: „(das ist) meine Glorie!“ 

(Der Sänger, der den Hymnus zum Zwecke einer Beschwörung 
— in Wechselchóren? — rezitieren liefs, wendet sich nun zu 
der erzürnten Göttin mit den Worten: „Dein Herz möge sich 
beruhigen, dein Gemüt besänftigen; der Herr, der grofse Gott 
Anu, möge dein Herz beruhigen, der Herr, der gewaltige 
Berg, der Gott Bel, möge dein Herz besänftigen, Istar, Herrin 
des Himmels, dein Herz möge sich beruhigen.“) 

Einem Mythenkreis von Istar, dem Venusstern, scheint 
auch die Beschwörungslegende von der „Höllenfahrt der Ištar“ 
anzugehóren.*) Die Tochter des Mondgottes steigt hinab in 
die Unterwelt jenseits des Ozeans. Sobald der Pförtner der 
Unterweltsgóttin die Nachricht von Istar’s Ankunft bringt, 
erschrickt sie gewaltig; sie sieht alles Unglück voraus, das 
Istar's Abwesenheit von der Erde hervorrufen wird. „Gleich 
der Überschwemmung der Hochflut, gleich rauschenden (?) 
Wassern einer gewaltigen Flut will ich weinen über die 
Männer, die ihre Frauen verliefsen, will weinen über die Frauen, 
die von der Seite ihres Gemahls [genommen sind]. **) Die 


*) Neu bearbeitet vom Verfasser dieser Schrift in der citierten 
Schrift über die „Die babyl.-assyr. Vorstellungen vom Leben nach dem 
Tode“, Leipzig, Hinrichs 1887, S. 4—45. 

**) Wenn mit Delitzsch, Wörterbuch S. 268. 273, Anm. 7 die 
vorhergehende Zeile 32 wirklich lautet: „о Göttin gnadenreichen 
Namens (anders erklärt Jensen, l. c. S. 229 f. im Hinblick auf Z. 14), 
ich will mit dir weinen,“ so spricht der Wächter die Klage. Dann 


о ПЕ же 


Liebe hört auf Erden mit Ištars Verschwinden auf, alles 
soziale Leben ist in Frage gestellt. Der Mann verläfst die 
Gattin, die Sklavin den Herrn, die Mutter vergifst ihre Kindes- 
pflichten, und in der Tierwelt hört alle Zeugung auf (Vorder- 
seite 7. 76—80). Mit einem Trauergewande bekleidet kommt 
der Götterbote zu Istar’s Bruder dem Sonnengott und meldet 
das Unglück. Der Sonnengott fragt seinen Vater, den Mond- 
gott; dieser wendet sich an Ha, der „in der Weisheit seines 
Herzens ein Wesen schuf“, den Uddusu-namir (4. Б. „sein Licht 
leuchtet“). Der Götterdiener steigt hinab in die Unterwelt, 
bethört die Todesgöttin und „nachdem ihr Herz beruhigt war 
und heiter geworden ihr Gemüt“, beschwor er sie „mit dem 
Namen der grofsen Götter“ und zwang die ohnmächtig wütende, 
den „ewigen Palast“ zu Öffnen, in dem die Erdgeister das 
Wasser des Lebens bewachen. Mit dem Wunderwasser be- 
sprengt, ward Istar erlöst aus dem „Lande ohne Heimkehr“. — 
Wiederholt wurden oben dichterische Anklänge dieser grols- 
artigen Dichtung an das Epos von Jzdubar aufgezeigt, und 
man ist unwillkürlich versucht, /zdubar in seiner siderischen 
Gestalt in diesem Mythus*) (der Venusstern verschwindet jen- 
seits des Ozeans, der Götterbote klagt es dem Sonnengott und 
dieser dem Mondgott; Еа aber erzeugt den Uddusu-namir, 
d. Б. „sein Licht leuchtet“) zu suchen. Sollte etwa der Uddusu- 
namir, dessen Name neckisch die Umkehrung von Namir-uddu 
—. Nimrod darstellt, identisch sein mit /zdubar, dem Sonnen- 
heros?? Dann würde der Held Jzdubar und der Sonnengott 
Izdubar zwei verschiedenen von einander abhängigen Mythen- 
kreisen angehören, von denen der eine das Jzdubar-Epos, der 


braucht man auch nicht einen Umschlag der Affekte anzunehmen, wenn 
Z. 68—65 von der Höllenfürstin erzählt: „Als Istar hinabgestiegen war 
zum Lande ohne Heimkehr, da erblickte sie Allatu, fuhr sie wütend 
an; /star. unbesonnen, stürzte auf sie los.“ Nach Z. 64 könnte man an 
sich meinen, dafs Allatu von Eifersucht erfalst ward, als die Göttin in 
unverhüllter Schönheit vor ihr stand; aber nach der ganzen Situation 
scheinen in dieser rätselhaften Stelle Voraussetzungen des Tammuz- 
Mythus zu -stecken, die der Verfasser der Schlufszeilen für bekannt 
annimmt. 
ж) Vgl. Jensen, Kosmologie б. 227 f. 


Gären 


A кыба ані юй, > 


N, РВ 


andere astrologische Dichtungen, wie „die Höllenfahrt der 
Istar“ erzeugt hat. Natürlich mufs es zunächst fern liegen, 
an diese Hypothese Betrachtungen über den etwaigen Zusammen- 
hang des Namens Uddusu-namer mit Izdubar-Nimrod (s. oben 
8.14 5) anzustellen. 

Als Göttin des Krieges und der Jagd wurde Ištar, wie 
gesagt, besonders in Assyrien verehrt. Z%glathpileser vollendete 
ihren Prachttempel in Assur. In den Inschriften der Assyrer- 
könige heifst sie 04% taházi, „Herrin der Schlacht“. Ihre 
Hilfe spielt in den Jagdinschriften Asurbanipal’s (I R T) eine 
grofse Rolle. So heifst es nach einer Löwenjagd: „den ge- 
waltigen Bogen der Ištar von Arbela stellte ich auf sie, eine 
Opferspende brachte ich auf ihnen dar, indem ich Wein über 
sie ausgofs.“ Interessant ist ihr Auftreten in den „Orakel- 
sprüchen an Asarhaddon“ (ТҮ R 68), wo sie unter den „60 grofsen 
Göttern“, die dem Könige zur Seite stehen, ihm langes Leben 
und Glück zur Regierung geben, mit obenan steht. So spricht 
sie zu Asarhaddon: „Fürchte dich nicht, willst du gleich ver- 
zagen; ich komme und lasse mich nieder, wenn man ruft: 
wehe!“ und an anderer Stelle: „Asarhaddon, treuer Sohn, mit 
eigener Hand werde ich deine Feinde vernichten.“ Star von 
Arbela, die „Königin in den heiligen Gemächern“ (vgl. Asur- 
Балара, col. X, 61f.; über das Verhältnis zur Ištar von Nineveh, 
der „Königin von Kidmuru“, ist zur Zeit nichts sagen) erscheint | 
bei Asurbanipal als Schutzgeist des Heeres. Als die Truppen 
vor einem schwierigen Flu/sübergang standen, „erschien Ištar 
(col. У, 97) gegen Ende der Nacht meinen Soldaten im 
Traum und sagte zu ihnen: “ich schreite einher vor Asurbanipal, 
аеш König, den meine Hände erschaffen haben” Auf diesen 
Traum vertrauten meine Truppen und überschritten den Fluls 
wohlbehalten.“ Es liest an sich nahe, dafs auch hier an die 
Göttin der Venus, u. zw. des Morgensterns zu denken ist. Dafs 
der siderische Charakter mit Asurbanipal’s Istar verbunden ist, 
beweist aufser dem oben citierten Gebet Asurbanipal’s an Ištar 
die Stelle col. IX, 79 ff. in den Annalen, wo sie geschildert wird 
als Göttin „im Flammenkleid, Glanz tragend“, die Verderben 
regnen láfst auf das Feindesland. Col. IX, 5%. (ib.) erscheint 


übrigens der Sirius, „der Bogenstern“, als Emblem der Göttin, 
А. Jeremias, Izdubar. 5 


ы @ فد‎ 


der У R 46, 23ab geradezu „die [star von Babel“ genannt wird. 
Der Kronschmuck auf dem Bilde der bewaffneten Ištar stellt 
also die Venus oder den Sirius dar. 


II. Das Izdubar-Epos und die Zeichen des Tierkreises. 


Unmittelbar mit dem Bekanntwerden des Izdubar- Epos 
wurde vermutet, dals die Zwölftafeldichtung . einen Sonnen- 
mythus darstellt, und dafs die Zeichen des Tierkreises dem 
Epos entnommen sind. Zuerst wurde das behauptet von Henry 
Rawlinson; andere Gelehrte, wie Lenormant, Sayce (s. besonders 
Lenormant, les origines de Vhistowe 5. 238 ff.) stimmten zu. 
Man könnte noch weiter gehen und Jzdubar-Nimrod verbindend 
sagen, der Held des Epos sei im letzten Grunde der Sonnen- 
gott, der als „grofser Jäger“ von den zwölf Stationen der 
Sonnenbahn seine Pfeile, die Sonnenstrahlen, auf die Erde 
sendet! — In Wirklichkeit kann eine Verbindung des Epos 
mit den zwölf Zeichen des Tierkreises nur mit aller Reserve 
behauptet werden. Dafs die Einteilung des scheinbaren Weges, 
den die Sonne im Laufe des Jahres zurücklegt, auf die Baby- 
lonier zurückgeht, hat Jensen, Kosmologie 8. 310 ff. jüngst 
überzeugend nachgewiesen (s. auch Jensen, Ursprung und Ge- 
schichte des Tierkreises, in der Deutschen Revue, Juni 1890). 
Die Astronomen bezeichneten den Ort, an dem die Sonne 
zur bestimmten Jahreszeit steht, mit einem Symbol. Da 
die Bilder taurus, leo, scorpio, amphora den vier Haupt- 
jahreszeiten entsprechen, muís — so schliefst Jensen — der 
Tierkreis in der Zeit entstanden sein, in welcher die Sonne 
bei Frühlingsanfang im Zeichen des Stieres stand, also vor 
2500 v. Chr. (heutzutage im Bild der Fische, vor 2000 Jahren 
im Bilde des Widders). Der Stier ist das Bild des Gottes 
Merodach, der am Schöpfungsmorgen die Finsternis über- 
wand und seitdem die Frühsonne und Frühlingssonne reprä- 
sentiert, der Löwe ist das Bild der verzehrenden Sonnenglut 
im Sommer, der Skorpion, der Steinbock, vielleicht auch der 
arcitenens (s. die Abbildung; der darunter stehende Skorpion 
zeigt, dafs der Bogen des arcitenens von den Fangarmen des 
Tieres hergenommen ist), und die Fische entsprechen den 
Helfershelfern der Schlange (?) Tihamat, welche Finsternis und 


q 
і 
4 
3 


i 
4 
р 


мы -- 


ж А SEN 


Wasser, die Schrecken des Herbstes und Winters, repräsentiert, 
während der Wasserkrug die Regenzeit des Winters selbst 
treffend symbolisiert. — Neben diesen Beziehungen der meisten 
Tierkreisbilder auf kos- 
mische Vorgänge lälst 
sich jedoch ein Zusam- 
menhang gewisser Bil- 
der mit dem Inhalt der 
12 epischen Gesänge 
nicht leugnen. Die viel- 
leicht sekundären Ве- 
ziehungen, die beim 
Epos vom Sonnenhel- 
den nahe lagen, mü/sten 
entstanden sein in der 
Zeit, in der die Früh- 
lingssonne vom Bilde des 
taurus in das Bild des 
aries zu rücken begann 
(also um 2000 v. Chr.). 
Das würde dem Inhalt 
einiger Gesänge gut ent- 
sprechen. Im ersten Ge- 
sange beginnt die Hel- 
denlaufbahn Jzdubar’s, 
дег nach den Worten des 
Sädu „wie ein Bergstier“ 
über die Helden hervorragt. Das gewöhnliche Bild für Königs- 
herrschaft wird bei den Assyrern vom Widder und Leithammel 
entnommen: lülimu=sarru, die babylonischen Könige һе (беп bei 
Jesaias die „Leithammel“ (omy) der Völker, vgl. Sach. 10, 3. — 
Das zweite Bild, taurus, würde der II. Tafel des Epos ent- 
sprechen, in deren Mittelpunkt Eabani steht, der als Stier- 
mensch dargestellt (s. die Abbild. S. 26) und ideographisch 
als „aufrecht stehender Stier“ bezeichnet wird. Das 3. Bild 
gemini entspricht dem Inhalt der III. Tafel, in welcher Eabani 
und Jzdubar, nachdem sie miteinander gekämpft haben, enge 


Freundschaft schliefsen. Dafs die virgo des 6. Monats etwas 
5* 


scorpio und arcitenens? У R 63. 


В ү. ба 


mit Ištar zu thun hat, beweist das unten angeführte Monats- 
ideogramm. Die VI. Tafel des Epos aber erzählt die Liebes- 
abenteuer der Göttin Ištar. Wenn der arcitenens (9. Monat) 
als Skorpionmensch gedacht werden darf (Abb. auf S. 67), 
so wäre eine Verbindung mit der IX. Tafel, deren Haupt- 
ereignis die Begegnung mit dem Skorpionmenschen bildet, 
naheliegend. Wenn endlich die amphora (11. Monat) Symbol 
der Regenzeit ist, so stimmt auch das zum Inhalt des Epos: 
die XI. Tafel erzählt bekanntlich den Flutsturm. 

Im Anschlufs daran sei bemerkt, dafs auch einige Monat- 
schreibweisen dem Epos entnommen sind. Der 2. Monat hat 
das Ideogramm des Eabani, des „aufrecht stehenden Stieres“, 
entsprechend dem Inhalt der 11. Tafel. Der 6. Monat hat als 
Ideogramm: „Sendung der Göttin Ištar“, entsprechend der 
Rachesendung des Himmelsstieres auf der VI. Tafel. Endlich 
steht fest, dafs ein Ideogramm des 11. Monats: „Fluch des 
Regens“ dem Inhalt der XI., der Sintfluttafel, entspricht, wie 
Lenormant zuerst erkannt hat (в. Delitzsch, Paradies S. 146). 
Die meisten der übrigen Monatsideogramme, von denen leider 
viele verstümmelt sind, beziehen sich auf die Jahreszeiten, 
Erntearbeit u. s. w.*) 

Von einer kosmischen Bedeutung der Stadt Erech im Epos 
und von einer Beziehung des „Himmelsstieres“ auf das betr. 
Sternbild, das Sayce (Babyl. Religion б. 293), „ahnt“ und 
Jensen (1. с. б. 63, Anm. 1) „kaum bezweifelt“, vermag ich 
nichts zu entdecken. 


III. Istar und Semiramis. 


Lenormant, la légende de Semiramis (Memoires de Y Académie 
Royal, Bruxelles, 1873) hat Semiramis und Ištar vollständig 
identifiziert. Sayce stimmt bei Cyrus Adler, the Legends of 
Semiramis and the Nimrod Epic, John's Hopkins University Cir- ` 


жу Wenn Lenormant, 1. с. S. 143 ff. sagt, das Ideogramm des 3. Monats 
аға), libitti („Monat des Ziegelstreichens“) weise auf den Bau einer Stadt, 
das entsprechende Zeichen des Tierkreises (Zwillinge) auf eine baby- 
lonische Erzählung von Kain und Abel, so kann die letztere rätselhafte 
Bemerkung nur auf einem starken Milsverständnis des einen Istar-Aben- 
teuers auf Tafel VI beruhen. 


„рй, ре 


culars, Januar 1887 dieser Meinung zu auf Grund von Lucian, 
de dea Syria, und hält Semiramis für den Lokalnamen der /star 
von Hierapolis. Die Vergleichung ist mit grölster Vorsicht 
aufzunehmen. Die Gestalt der Semiramis schwebt noch völlig 
im Dunkel. Auch wenn eine historische Königin Semiramis 
(aufser der IR 35, Nr. 2, 9 auf einer Nebo-Statue bezeugten 
Gemahlin des Rammannirari: Sa-am-mu-ra-mat, 4.1. Semiramis) 
als Gründerin von Nineveh inschriftlich erwiesen wäre"), so 
könnte immer noch die mythische Gestalt der wollüstigen 
Semiramis so weit von ihr verschieden sein, wie der historische 
Asurbanipal von dem Wüstling Sardanapal, wie ihn die klassi- 
schen Schriftsteller schildern. Cyrus Adler’s Urteil, „die Königin 
Semiramis als eine Wiederholung der Га” - Legenden auf- 
zufassen, sei unwahrscheinlich“, ist zweifellos berechtigt. Aber 
auch die a. a. O. gebotene Gegenbehauptung, „dafs die Istar- 
Legenden des Nimrod- Epos eine „projection“ der Semiramis- 
Legenden“ darstellen, entbehrt des Beweises. Beide Gestalten, 
die mythische Semiramis und die Istar von Erech, wie sie in 
der VI. Tafel des Epos geschildert wird (eine ganze andere 
Istar schildert, wie oben ausgeführt wurde, die XI. Tafel) 
stellen mit orientalischer Anschaulichkeit ein Weib dar, in 
deren Wesen sich Wollust und Grausamkeit paart — eine 
Erscheinung, wie Sage und Märchen sie in allen Epochen der 
Kulturgeschichte erzeugt hat. Dafs die Mythenbildung beide 
Gestalten mit gleichen Zügen ausgestattet hat, läfst sich nicht 
leugnen — mehr darf jedoch nicht behauptet werden. Der 
bewaffneten, zu Krieg und Jagd ausziehenden Jstar entspricht 
die Semiramis des Diodor (I, 8): сф’ їллоо ndodaAıv dxov- 
tífovoa. (Wollte man eine wirkliche Parallele aufstellen, so 
könnte man auch Ninus und Izdubar zusammenstellen: жой 
mAnotov «örs 0 буйо Nivog лойоу êx yergòg Agovta Абууп.) 


*) Zu der Bemerkung des Syncellus, Chronographia p 96 über die 
ersten assyrischen Könige Bel, Ninus, Semiramis, Ninyas, die im 4. Jahr- 
tausend geherrscht haben sollen, ist zu beachten, was sein Gewährsmann 
Diodorus (ib. p. 166) sagt: olim in Asia ex indigenis creabantur reges, 
quorum gesta vel nomina nulla hominum memoria celebrat. Primus 
autem quorum historiae vel hominum notitiae fama commendata est, fwit 
Ninus etc. 


CRE oe 


Den Liebesabenteuern Istar’s, die mit der Vernichtung des 
Geliebten endigten, entspricht die Erzáblung (ib. П, 13): ёл- 
Asyousvn 05 TÜV бтостиотду тойс єфлоєлейї ÖLapEgovrag tov- 
toig Euloyero ual néveag тойс AUT лЛЦбюбботтос Npdvıkev. 
(Hierzu erzählt Georgius Syncellus, Chronographia ab Adamo 
р. 64 nach dem Bericht des Ktesias, Semiramis habe die be- 
rühmten Wälle nicht als Schutz gegen die Flut, sondern als 
Denkmäler für ihre Geliebten gebaut). 

Was übrigens den Namen Semiramis anlangt, so stehen 
abgesehen von der übergeistreichen Erklärung Bertin’s (das 
Wort Sumer vorwärts und rückwärts geschrieben, cf. Journal of 
the Royal- Asiatic-Society, Vol. XVIII, p. 434), zwei Erklärungen 
von Delitzsch und Haupt einander gegenüber: Semiramis = summu 
rámat, „die Tauben liebende“ gemäfs Diodor II, 4: voua #e- 
pevov “Хешоошл Deg ёбті xarà тї ту Zúgov дийАғятоу 
лооотопвбшеуоу бло TOY пеоібтєобу (so Haupt, Beiträge zur 
Assyr. Т 8. 164. 323, dagegen Hommel, Geschichte Babyloniens 
und Assyriens 8. 632, 1) und Semiramis entsprechend der oben 
eitierten Schreibung Sammu rämat die „Liebhaberin von Wohl- 
gerüchen“ (so Delitzsch bei Mürdter, Geschichte Babyloniens und 
Assyriens I, S. 278). Wenn man Züge der Semiramis bei Istar 
von Erech sucht, so pafste zur letzteren Deutung gut Taf. VI, 13: 
„їп unser Haus (sagt Istar zu Izdubar) sollst du einziehen 
unter Wohlgerüchen (sammäti) von Cedernholz“. 


IV. Izdubar und Herakles.*) 


Vergleichende Untersuchungen über etwaige Zusammen- 
hänge des Epos mit den Sagen anderer Völker anzustellen, 
fühlt sich der Verfasser nicht berufen. Doch kann angesichts 


E 


ж) An Simson („die kleine Sonne“), den Helden der Richterzeit, der 
die Israeliten von der Zwingherrschaft der Philister befreite, sei nur 
vorübergehend erinnert. Er verrichtet zwölf Thaten (Roskoff, Die Simson- 
sage 1860), die mit der Tötung eines Löwen beginnen. Steinthal, Zeit- 
schrift für Wölkerpsychologie und Sprachwissenschaft 1862 8. 129—178, 
begründete zuerst wissenschaftlich die Identifizierung der Sagen von 
Simson und Herakles (schon Eusebius hat an die Ähnlichkeit erinnert 
und Herakles für eine „heidnische Nachahmung“ des Simson gehalten). 
Seiner Ausführung stimmten zu Goldziher, Der Mythus bei den Hebräern 


EAR, Lee 


der herrschenden Richtung in der mythologischen Forschung, 
nach welcher die alten Göttersagen der Griechen ohne orienta- 
lische Beeinflussung sich ausgebildet haben, ein Hinweis auf 
die Berührungspunkte zwischen Jzdubar und Herakles nicht 
unterdrückt werden. є. Wilamowitz-Möllendorf hält es in seinem 
bedeutenden Werke Euripides Herakles für „bodenlos“, den 
griechischen Herakles in altbabylonischen Sagen zu suchen. 
Sein Nachweis, dafs Herakles ursprünglich nur Dorier ist, 
Ideal des dorischen Mannes (дгѓос фуйо bez. дуйо 965), 
schliefst angesichts der alten von Doriern und Semiten ge- 
meinsam bewohnten Kolonieen die semitische Beeinflussung des 
Herakles-Mythus nicht aus. Und wenn sich auch nicht leugnen 
läfst, dafs die typischen Mythen von JIstar- Astarte- Aphrodite, 
Izdubar-Simson- Herakles bei den verschiedenen Völkern un- 
abhängig aus nationalen Sagengestalten entstanden sind, so 
ist eine Beeinflussung ihrer Entwickelung aus den An- 
schauungskreisen der orientalischen Wunderländer durch orienta- 
lische Kunst und Dichtung mehr als wahrscheinlich. Jedenfalls 
sollen im folgenden die Parallelen zwischen [zdubar und Herakles 
mit allem Vorbehalt angedeutet sein. Vor allem ist es auf- 
fällig, dafs gerade die Bestandteile der Herakles-Sage, die 
Wilamowitz 5. 290 ff. für den Urbestand erwiesen hat, dem 
babylonischen Jzdubar zu eigen sind: 1) die Zugehörigkeit zu 
dvoyeveig, den adligen mit den Göttern direkt in Verbindung 
stehenden Geschlechtern; 2) der Löwenkampf; 3) der Kampf 
mit einem Riesen; 4) der Abstieg zur Hölle und die Über- 
windung des Todes; 5) die Fahrt zum Göttergarten und die 
Erwerbung der Unsterblichkeit. Gerade diese Stücke bilden 
den Gang der Ereignisse im /zdubar-Epos, sogar der Reihe 
nach, wenn man das Gespräch mit dem zur Hölle gefahrenen 


und Braun, Naturgeschichte der Sage, während Wellhausen scharf wider- 
sprach. Der Versuch von Emil Wietzke, Der biblische Simson der egyp- 
tische Horus- Ra, die Geschichte von Simson (vgl. Ranke’s besonnenes 
Urteil, Weltgesch. I, 8. 49 ff.) in einen- aus Ägypten stammenden Natur- 
mythus aufzulösen, dürfte wie Steinthal’s Arbeit dem Urteile Wellhausen's 
verfallen, „dafs zu viel an einen Nagel gehängt ist“. — Die vorliegenden 
Ausführungen vom ursemitischen Sonnenheros Igdubar sind vielleicht 
geeignet, der Lösung des Problems neuen Stoff zu liefern. 


A ee 


und von Jlzdubar erlósten Eabani in Ше mittleren Tafeln 
(VIII. Tafel?) einfügen darf. 

Ebenso zeigt die spätere Entwickelung der griechischen 
Sage auffällig verwandte Züge. Hier wie dort schwankt man 
zwischen dem Heros und dem Gott. Die einen opfern ihm 
фс ФӘоудто, die anderen erweisen ihm Ehre wie einem Heros 
(vgl. Herodot 11, 44). Hier wie dort vollbringt der Held seine 
Thaten aus eigener Kraft, und dennoch sind seine Angelegen- 
heiten zugleich Angelegenheiten der Götter. Wenn die jonischen 
Orte den Herakles göttlich verehrten, wenn die Athener ihn 
фАевіминос nannten und auf ihre Schwellen schrieben: 6 тоб 
Дв лог xaddivinos ‘НосхАўс ёу9 0де xatovxet: undev гібіто 
xaxév — so entspricht das genau dem Wesen des Gottes Izdu- 
bar, der im oben 5. 3 mitgeteilten schematisch eingerichteten 
Hymnus zur Abwehr des Übels aufgefordert wird. 

Wie steht es aber mit dem argivischen Herakles, dem die 
spätere Sagenbildung zwölf 6940; abgezählt hat? Wie im Izdu- 
bar-Epos, so liegt auch hier der Charakter des siegreichen und 
triumphierenden Helden zu Grunde, dessen Mühe und Arbeit 
schliefslich verdienten Lohn findet. Zzdubar und Herakles, beide 
erscheinen als die berühmten Jäger, „die es wohl selbst mit 
den Unsterblichen aufnehmen“ (vgl. Odyss. 8, 225); bei beiden 
wechselt Kampf und Streit mit Freudenfesten im Kreise der 
Helden. Die „Arbeiten“ der Helden miteinander zu vergleichen, 
wage ich nicht. Eabani und Cheiron, der Löwe des Thespios 
und der Wüstenlöwe, den аба mitbringt, — der Stier von 
Kreta und der Himmelsstier, Humbaba und Geryon, das ver- 
giftete Nessusgewand, der rasende Herakles und Izdubar's Aus- 
satz sind kühn. konstruierte Beriihrungspunkte. Preller’s Be- 
hauptung*), in seiner Griechischen Mythologie’ lange vor 
Auffindung des Izdubar-Epos ausgesprochen, „dafs viele der 
zwölf Arbeiten ganz offenbar orientalischen Ursprungs seien“, 
geht wohl zu weit. Wichtig ist auch hier vor allem die 
Fahrt über den Ozean zu dem Góttergarten, in dem Herakles 


*) Noch vor ihm schrieben über den „orientalischen“ Herakles: 
(). Müller, Sandan und Sardanapal, Rheinisches Museum 1829, 8. 22—39. 
Movers, Phoenizier I 8. 385 ., II S. 109 ff. mit Olshausen's Nachträgen. 
R. Rochette, Mémoires sur Р Hercule Assyrien et Phénicien, Paris 1848. 


durch Gewinnung der Hesperidenäpfel die Unsterblichkeit ge- 
winnt, nachdem ihm Helios den Kahn zur Überfahrt geliehen 
hat. Das entspricht gewifs mehr als zufällig der oben wieder- 
gegebenen Erzählung: /zdubar will den Ozean überschreiten, 
die Meerkönigin wehrt es ihm mit der Erklärung, niemand 
aufser dem Sonnengott habe von Ewigkeit her das Meer über- 
schritten; schliefslich aber darf er auf einer Fähre der Seligen- 
gefilde das „Meer überschreiten“. 8. 8. 30 f. — Übrigens 
dürften für eine Vergleichung der Heldenthaten vor allem die 
S. 49, Anm. 49 genannten Fragmente in Betracht kommen. 
Mag es sich mit der Verwandtschaft der orientalischen 
und griechischen Sage so oder so verhalten, jedenfalls gilt 
auch vom Jzdubar-Epos, was Philipp Buttmann 1810 zur Feier 
des Geburtstages Friedrichs des Grofsen von der Herakles-Sage 
gesagt hat, und was für diese Sage von neuem durch Wila- 
mowitz 1. 1. vindiziert worden ist: „Das Leben des Helden ein 
schöner und uralter Mythus, darstellend das Ideal menschlicher 
Vollkommenheit geweiht dem Heile der Menschen.“ Freilich 
gilt auch hier, wie bei allen Herakles- und Faustsagen, dafs 
Volksdichtung und Kunstdichtung alles daran setzen, eine Er- 
lösung für den Helden zu suchen — ohne sie finden zu können. 


tee "ЧЕ ТЕРУГЕ 


EY EFT ES FRET TTT 


ВП, 


NT vo, соф. d+ 24 „с. a + $0. 


ee et TY AT AT 

е PT aT eT AN Br PE 
== PEST) Хаж TE. а-а %0,7-44,%об, 

KS «елі RE er 


"RI з. 


er -346 


FRE HEY PARTOS ee 
Ee "Abr Eër к АШ 
PRY 97 ST З) к= ëmt ll 
i oi ч == HET AT EET WS 


vg 


ТҰ, SAA ЧОН 
Lea اڪ‎ ٠ 


in 
(Се; 


ғ 


= 


8-5 


ВШІ. 


х LE duer: RT | K T56 
e 


La хе NN W Siehe NE б оз 4! 
EO hey Ee rer BT 

He FY SY ко ЕР 

кебуге «ої ЖЕ 

ау ка 26 252015126 к. 2756 

NM TRY E 

Бү БА Бү PTY ME VIR AY TT 

Biene, FE ASS EY 

(Të är FF Ga іч AEA 

чаг Au PALL RTF © т | 


«| Kit Е 55241 há Гур 


CH к= ки FE IAT en 
ыы аа. ЕТ 


Ramd der Tajeb. 


BIN, 


A ает ELL <r Ae ge BE 
“ют че Жу кү up ` "a 


ЗАХО ВИТ око Sg Sing E Үн 
ug ren 27 
F ENT a Zort FRA 

Бет Т AT PT So vk BF 

& BATT ЭШ «Бел ers 
Kä bh << rn dl EAT RL 


к oir yi жалай FAY NEN. te 
е Й y 

| = TET OSL PEL BE | 7 

жиы ЕМ ал : = y 
ern. N EE. А tt Ыр КЩ 
ы 

TE вар TF PKC 
PA EIT PFE par 
re 


Rand