„Annemarie Mevissen“ – Versionsunterschied

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'''Annemarie Mevissen''', geborene ''Schmidt'' (* [[24. Oktober]] [[1914]] in [[Bremen]]; † [[13. Juli]] [[2006]] ebenda) war eine [[Deutschland|deutsche]] [[Politiker]]in ([[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]). Sie war von 1951 bis 1975 [[Bremer_LandesregierungBremer Landesregierung|Senatorin]] und von 1967 bis 1975 Bürgermeisterin und stellvertretende Regierungschefin der [[Freie Hansestadt Bremen|Freien Hansestadt Bremen]].
 
== Biografie ==
=== Ausbildung, Beruf und Familie ===
GeborenMevissen wurde Annemarie Mevissen im Ortsteil Werderland in [[Burglesum|Bremen-Burglesum]] geboren.<ref>''Erlebtes Imaus Jahreder Politik'' von Annemarie Mevissen, Verlag H.M. Hauschild GmbH, Bremen 1984, auf Seite 10</ref> 1934 zog sie nach [[Bremen-Oberneuland]]. Sie entstammte einer Familie mit [[Sozialdemokratie|sozialdemokratischer]] Tradition. Ihr Vater [[Wilhelm Schmidt (Politiker, 1883)|Wilhelm Schmidt]] zählte in der Zeit der [[Weimarer Republik]] zu den bekanntesten Sozialpolitikern Bremens. Bereits 1933 wurde er von den [[Nationalsozialismus|Nazis]] aus dem öffentlichen Dienst entfernt und verbrachte später mehrere Jahre imin einem [[Arbeitslager]]. In den Nachkriegsjahren war ihr Vater wesentlich am Wiederaufbau der Bremer Verwaltung beteiligt und zählt zu den Autoren der [[Landesverfassung der Freien Hansestadt Bremen|Bremer Landesverfassung]], die 1947 in Kraft trat.
 
Mevissen besuchte die Oberschule und machte 1934 ihr Abitur. Im [[Drittes Reich|Dritten Reich]] wurde Annemarie Mevissen eine Ausbildung zur Lehrerin mit der Begründung „politisch unzuverlässig“ verweigert, da sie sich in der [[Sozialistische_ArbeiterjugendSozialistische Arbeiter-Jugend|ArbeiterjugendSozialistischen Arbeiter-Jugend]] engagiert hatte. Stattdessen arbeitete sie zunächst als Buchhändlerin in [[Leipzig]], [[Marburg]] und [[Göttingen]]. 1943 heiratete sie [[Werner Mevissen]], der späternach dem Krieg über dreißig Jahre die [[Stadtbibliothek Bremen]] als Bibliotheksdirektor leitete. Um die Jahreswende 1944/1945 kehrte Annemarie Mevissen hochschwanger nach Bremen zurück, wowährend ihr Vater immer noch inim [[Arbeitserziehungslager Farge]] in Haft saß.
 
Nach Kriegsende 1945 arbeitete Mevissen zunächst mit Flüchtlingskindern und organisierte Zeltlager.
Nach Kriegsende 1945 arbeitete Annemarie Mevissen zunächst mit Flüchtlingskindern. Über ihren Vater, der die Haft im Arbeitslager überlebt hatte, fand sie aber schnell den Weg in die Politik: Seine Mitwirkung am Entstehen der Landesverfassung erlebte sie intensiv mit, und bereits 1946 kandidierte sie für die verfassunggebende Versammlung Bremens. Dass sie dabei als Sozialdemokratin im eher ländlich-bürgerlichen Oberneuland mit nur 36 Stimmen Unterschied gegen den langjährigen Ortsbürgermeister Friedrich Behrens unterlag, hat sie selber immer als Erfolg betrachtet. Schon 1947 wurde Annemarie Mevissen, die damals bereits Mutter einer zweijährigen Tochter war, für die SPD als jüngste [[Abgeordneter|Abgeordnete]] in die [[Bremische Bürgerschaft]] gewählt. 1951, drei Jahre nach der Geburt ihres zweiten Kindes, wurde sie von Bürgermeister [[Wilhelm Kaisen]] als Senatorin für das Jugendwesen berufen. Später kamen noch die Ressorts Wohlfahrt und Sportförderung zu ihrem Zuständigkeitsbereich hinzu. 1967 wurde Annemarie Mevissen zur Bürgermeisterin und damit zur Stellvertreterin des [[Bremer Bürgermeister|Bürgermeisters und Präsidenten des Senats]] [[Hans Koschnick]] gewählt. Sie war damit die erste Frau, die in einem Bundesland der Bundesrepublik Deutschland das Amt eines stellvertretenden Regierungschefs innehatte. Dies war damals so ungewöhnlich, dass sie bis zu ihrer Verabschiedung aus dem Senat im Jahre 1975 immer unter der männlichen Amtsbezeichnung „Bürgermeister“ geführt wurde.
 
=== PrivatesPolitik ===
Bundesweite Bekanntheit erlangte sie während der [[Deutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre|Studentenbewegung 1968]]. Als im Januar 1968 die Schüler- und Studentendemonstrationen um die geplanten Tariferhöhungen der [[BSAG]] zu eskalieren drohten, kletterte sie auf eine Streusandkiste und fand die richtigen Worte, um die gefährliche Situation wieder in Richtung Dialog zu lenken. Damals wurde sie oft als der „einzige Mann im Bremer Senat“ bezeichnet. Als sie im Alter von 60 Jahren im Februar 1975 auf eigenen Wunsch aus der Politik ausschied, war sie mit 23 Dienstjahren die bis dahin dienstälteste Landesministerin der Bundesrepublik Deutschland.
 
Über ihren Vater, der die Haft im Arbeitslager überlebt hatte, fand sie schnell den Weg in die Politik: Seine Mitwirkung am Entstehen der Landesverfassung erlebte sie intensiv mit. 1946 kandidierte sie für die verfassunggebende Versammlung Bremens. Dass sie dabei als Sozialdemokratin im eher ländlich-bürgerlichen Oberneuland mit nur 36 Stimmen Unterschied gegen den langjährigen Ortsbürgermeister Friedrich Behrens unterlag, hat sie selber immer als Erfolg betrachtet.
=== Privates ===
Nach ihrem Ausscheiden aus der Politik verschaffte sich Annemarie Mevissen Anerkennung als Malerin und schrieb verschiedene Bücher über Bremen. Ihre Bilder mit Bremer Motiven wurden wiederholt im Haus der Bremischen Bürgerschaft ausgestellt.
 
Nach Kriegsende 1945 arbeitete Annemarie Mevissen zunächst mit Flüchtlingskindern. Über ihren Vater, der die Haft im Arbeitslager überlebt hatte, fand sie aber schnell den Weg in die Politik: Seine Mitwirkung am Entstehen der Landesverfassung erlebte sie intensiv mit, und bereits 1946 kandidierte sie für die verfassunggebende Versammlung Bremens. Dass sie dabei als Sozialdemokratin im eher ländlich-bürgerlichen Oberneuland mit nur 36 Stimmen Unterschied gegen den langjährigen Ortsbürgermeister Friedrich Behrens unterlag, hat sie selber immer als Erfolg betrachtet. Schon 1947 wurde Annemarie Mevissen, die damals bereits Mutter einer zweijährigen Tochter war, für die SPD als jüngste [[Abgeordneter|Abgeordnete]] in die [[Bremische Bürgerschaft]] gewählt. 1951, drei Jahre nach der Geburt ihres zweiten Kindes, wurde sie von Bürgermeister [[Wilhelm Kaisen]] als Senatorin für das Jugendwesen berufen. Später1959 kamen noch die Ressortsdas Ressort Wohlfahrt und zeitweise Sportförderung zu ihrem Zuständigkeitsbereich hinzu. 1967 wurde Annemarie Mevissen zur Bürgermeisterin und damit zur Stellvertreterin des [[Bremer Bürgermeister|Bürgermeisters und Präsidenten des Senats]] [[Hans Koschnick]] gewählt. Sie war damit die erste Frau, die in einem Bundesland der Bundesrepublik Deutschland das Amt eines stellvertretenden Regierungschefs innehatte. Dies war damals so ungewöhnlich, dass sie bis zu ihrer Verabschiedung aus dem Senat im Jahre 1975 auf ihren Wunsch hin immer unter der männlichen Amtsbezeichnung „Bürgermeister“ geführt wurde.
== Siehe auch ==
 
* [[Liste der Bremer Bürgermeister]]
Bundesweite Bekanntheit erlangte sie während der [[DeutscheBremer Studentenbewegung der 1960er Jahre|StudentenbewegungStraßenbahnunruhen 1968]]. Als im Januar 1968 die Schüler- und Studentendemonstrationen um die geplanten Tariferhöhungen der [[Bremer Straßenbahn AG|BSAG]] zu eskalieren drohten, kletterte sie auf eine Streusandkiste und fand die richtigen Worte, um die gefährliche Situation wieder in Richtung Dialog zu lenken. Damals wurde sie oft als der „einzige Mann im Bremer Senat“ bezeichnet. Als sie im Alter von 60 Jahren im Februar 1975 auf eigenen Wunsch aus der Politik ausschied, war sie mit 23 Dienstjahren die bis dahin dienstälteste Landesministerin der Bundesrepublik Deutschland.
* [[Liste Bremer Senatoren]]
 
* [[Senat Kaisen IV]], [[Senat Kaisen V]], [[Senat Kaisen VI]], [[Senat Kaisen VII]], [[Senat Dehnkamp]], [[Senat Koschnick I]], [[Senat Koschnick II]]
=== Malerin und Schriftstellerin ===
Nach ihrem Ausscheiden aus der Politik verschaffte sich Annemarie Mevissen Anerkennung als Malerin und schrieb verschiedene Bücher über Bremen. Ihre Bilder mit Bremer Motiven wurden wiederholt im Haus der Bremischen Bürgerschaft ausgestellt. Sie schrieb zudem verschiedene Bücher über Bremen.
 
== Ehrungen ==
* Mevissen erhielt 1975 die [[Bremische Ehrenmedaille in Gold]]
* 1975 Ehrenmedaille in Gold der Freien Hansestadt Bremen
* Sie wurde am 6.&nbsp;September 2005 [[Liste der Ehrenbürger von Bremen|Ehrenbürgerin der Hansestadt Bremen]]
* 2005 Ehrenbürgerin von Bremen
* Das Kinderhaus ''Annemarie Mevissen'' in der ''Martin-Buber-StrStraße''. in Bremen-Arsten wurde nach ihr benannt
* Seit dem 12. November 2014 trägt ein zuvor namenloser Weg in den [[Bremer Wallanlagen]] den Namen ''Bürgermeisterin-Mevissen-Weg''
 
== Werke ==
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* ''Mit Pinsel und Zeichenstift auf Reisen in Europa''. Hauschild, 1994
 
== WeblinksSiehe auch ==
* [[Liste der Bremer Bürgermeister]], [[Liste Bremer Senatoren]], [[Liste der Sozialsenatoren von Bremen]]
*[http://www.frauenseiten.bremen.de/sixcms/detail.php?id=3860327 Interview mit Annemarie Mevissen]
* [[Senat Kaisen IV]], [[Senat Kaisen V]], [[Senat Kaisen VI]], [[Senat Kaisen VII]], [[Senat Dehnkamp]], [[Senat Koschnick I]], [[Senat Koschnick II]]
*Ansprache von Bürgermeister [[Jens Böhrnsen]] auf der Trauerfeier für Annemarie Mevissen am 24. Juli 2006 in Bremen: [http://www2.bremen.de/info/presse/060724_trauerrede_mevissen_1.pdf (PDF; 50,8 KB)]
 
== Literatur ==
 
* Renate Meyer-Braun: ''Frau Bürgermeister Mevissen. Eine Biografie''. Hauschild, Bremen 2011, ISBN 978-3-89757-413-7.
* Verena Behrens, Gisela Menger (Hrsg.): ''Starke Frauen: radikal sozial und demokratisch; ein Dialog mit 150 Jahren Bremer Geschichte''. Ed. Falkenberg, Bremen 2014, ISBN 978-3-95494-069-1
 
== Weblinks ==
* Interview mit Annemarie Mevissen
* Ansprache von Bürgermeister [[Jens Böhrnsen]] auf der Trauerfeier für Annemarie Mevissen am 24. Juli 2006 in Bremen: [http://www2.bremen.de/info/presse/060724_trauerrede_mevissen_1.pdf (PDF; 50,8 KB)]
* {{DNB-Portal|118581678}}
* Radio Bremen – Vergessene Bremer – Annemarie Mevissen
 
== Einzelnachweise ==
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<references />
 
{{Navigationsleiste Bremer Sozialsenatoren}}
 
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{{SORTIERUNG:Mevissen, Annemarie}}
[[Kategorie:Mitglied der Bremischen Bürgerschaft (Bremenab 1945)]]
[[Kategorie:Bürgermeister (Bremen)]]
[[Kategorie:Senator (Freie Hansestadt Bremen)]]
[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:SPD-Mitglied]]
[[Kategorie:Ehrenbürger von Bremen]]
[[Kategorie:Person (Oberneuland)]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1914]]
[[Kategorie:Gestorben 2006]]
[[Kategorie:Frau]]
 
 
{{Personendaten
|NAME=Mevissen, Annemarie
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=deutsche Politikerin (SPD), MdBB
|GEBURTSDATUM=24. Oktober 1914
|GEBURTSORT=[[Bremen]]