„Stoßdämpfer (Fahrwerk)“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt den Stoßdämpfer bei Fahrwerken. Zu anderen Verwendungen siehe [[Stoßdämpfer]].}}
 
[[Datei:Stoßdämpfer Konventionell.jpg|mini|hochkant=0.5|[[MacPherson-Federbein]]: hydraulischer Stoßdämpfer und Federteller]]
 
Der '''Stoßdämpfer''' istsind beiein Bestandteil des [[Fahrwerk]]ens eineines sicherheitsrelevantes Bauteil[[Fahrzeug]]s, das die [[Schwingung]]en der [[Federung (Fahrzeug)#Ungefederte und gefederte Masse|gefederten Masse]] schnelldämpft abklingenund lässt,möglichst sowieweitgehend die Schwingung der ungefederten Masse auf der Reifenfeder dämpftunterdrückt. Durch Umwandlung der Schwingungsenergie in [[Wärme]] durch besondere Maßnahmen wird eine deutlich [[Gedämpfte Schwingung#Gedämpfte Schwingung|gedämpfte Schwingung]] erzeugt. Ohne diese Maßnahmen würde die Schwingung zu langsam abklingen.
 
== Begriff ==
Korrekt wäreist die allgemeinere Bezeichnung „[[Schwingungsdämpfer]]“, denn nicht der Stoß, sondern seine Wirkung auf das Fahrzeug wird beeinflusstgedämpft. Die Stoßdämpfer dienen nicht dazu, durch Fahrbahnunebenheiten ins Fahrzeug eingeleitete Stöße abzufangen. Dafür ist die [[Federung]] zuständig. Stellenweise wurde in der Fachliteratur daher versucht, den Begriff „Stoßdämpfer“ in diesem Kontext nicht mehr zu verwenden,<ref>''Lastkraftwagen oder Güterkraftwagen?.'' In: [[KFT|Kraftfahrzeugtechnik]] 3/1978, S. 69.</ref> doch bis heute wird er weiterhin vorwiegend verwendet.
 
== Wirkung ==
== Bedeutung der Stoßdämpfer in Kraftfahrzeugen ==
[[Datei:Hydraulischer Stoßdämpfer (2008-06-28).jpg|mini|Hydraulischer Stoßdämpfer an der [[Kurbellenkerachse]] eines [[VW Käfer]], hier in einem [[Formel V|Formel-V-Rennwagen]]]]
 
Die Stoßdämpfer habensollen die Aufgabeverhindern, Schwingungendass desein Aufbausgefedertes Fahrzeug auf denund Tragfedernab sowieschwingt, diewenn Schwingungenes derdurch Rädereinen aufStoß dervon Reifenfederunten zudazu dämpfenangeregt wird. Ohne Dämpfung würdenwürde diesich Aufbauschwingungender Aufbau des Fahrzeugs im Bereich der [[Eigenfrequenz]]en zu groß„aufschaukeln“, sodass sowohl derworunter Fahrkomfort als auch dieund Fahrsicherheit negativstark beeinflusstleiden würdewürden. ZuEine zu starke Dämpfung verschlechtert den Fahrkomfort bei höheren Frequenzen, verbessert aber den Straßenkontakt, da die Schwingung der ungefederten Masse auf der Reifenfeder besser gedämpft wird. Die [[Fahrwerksabstimmung|Abstimmung]] zwischenvon FahrkomfortFederung und FahrsicherheitDämpfung ist daher stets ein Kompromiss. DurchDie dieCharakteristik Auslegungdes derDämpfers Dämpferwird inauf Zug-die undAnforderungen Druckrichtungbezüglich sowie für kleine[[Fahrdynamik]] und großeFahrkomfort Dämpfergeschwindigkeitenabgestimmt. Dabei wird dafürdie SorgeStärke getragen,der dassDämpfung diein AnforderungenZug- anund dieDruckrichtung Fahrdynamiksowie bzw.bei denlangsamer Fahrkomfortversus möglichstschneller gutKompression des erfülltStoßdämpfers werdenvariiert.
 
Ab&nbsp;1905 wurden gedämpfte [[Federgabel (Motorrad)|Federgabeln an Motorrädern]] üblich. Fahrräder wurden erst rund 100&nbsp;Jahre später in größerem Umfang mit [[Federgabel (Fahrrad)|Federgabeln]] ausgerüstet.
 
== Erkennen vondefekter defekten Stoßdämpfern an PkwStoßdämpfer ==
Nachlassende Dämpfung wird oft unbewusst durch ein geändertes Fahrverhalten des Fahrers ausgeglichen. Es gibt einige Anzeichen von nachlassenden Stoßdämpfern, wobei die auftretenden Effekte nicht schlagartig auftreten, sondern mit wachsendem Verschleiß des Dämpfers einhergehen:
* Mehrfaches [[Nachschwingen]], wenn man das Fahrzeug in Radnähe mit der Hand in Schwingungen versetzt (einfacher Funktionstest, das Verhalten zeigt sich vor allem bei Dämpfern, die völlig funktionslos geworden sind)
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Gänzlich defekte Dämpfer erkennt man auch durch erhebliche Mengen austretenden Öls an den Kolbenstangen der Dämpfer. Umgekehrt kann aber aus einem vollkommen dichten Stoßdämpfer nicht die einwandfreie Funktion abgeleitet werden.
 
== Physikalische Prinzipien der Dämpfung ==
=== {{Anker|Öl|Öldruckstoßdämpfer}} Hydraulische Dämpfer ===
 
Hydraulische Dämpfer haben gegenüber dem Reibungsdämpfer ein deutlich besseres Ansprechverhalten durch geringere Haftreibung. Konventionelle Stoßdämpfer in Pkw werden daher heutzutage hauptsächlich als hydraulische Teleskopstoßdämpfer in [[#Einrohrdämpfer|Ein-]] und [[#Zweirohrdämpfer|Zweirohrbauweise]] gefertigt. Ihr Prinzip beruht darauf, dass die Widerstandskraft gegen das Fließen verdrängter Flüssigkeit ('''Stoßdämpferöl''') von der Fließgeschwindigkeit abhängt. Die Dämpfungskraft, die der Dämpfergeschwindigkeit entgegen wirktentgegenwirkt, steigt mit zunehmender Ein- bzw. Ausfedergeschwindigkeit des Kolbens progressiv an. Zu große Dämpferkräfte verschechternverschlechtern den Fahrkomfort. Deshalb öffnen sich ab einem bestimmten Druck Ventile. Die Dämpferkennlinie kann so den Anforderungen von Fahrdynamik nundund Fahrkomfort angepasst werden.
=== {{Anker|Öl}} Hydraulische Dämpfer ===
Hydraulische Dämpfer haben gegenüber dem Reibungsdämpfer ein deutlich besseres Ansprechverhalten durch geringere Haftreibung. Konventionelle Stoßdämpfer in Pkw werden daher heutzutage hauptsächlich als hydraulische Teleskopstoßdämpfer in Ein- und Zweirohrbauweise gefertigt. Ihr Prinzip beruht darauf, dass die Widerstandskraft gegen das Fließen verdrängter Flüssigkeit ('''Stoßdämpferöl''') von der Fließgeschwindigkeit abhängt. Die Dämpfungskraft die der Dämpfergeschwindigkeit entgegen wirkt, steigt mit zunehmender Ein- bzw. Ausfedergeschwindigkeit des Kolbens progressiv an. Zu große Dämpferkräfte verschechtern den Fahrkomfort. Deshalb öffnen sich ab einem bestimmten Druck Ventile. Die Dämpferkennlinie kann so den Anforderungen von Fahrdynamik nund Fahrkomfort angepasst werden.
 
=== Reibungsdämpfer ===
Vor der Entwicklung hydraulischer Stoßdämpfer wurden die Fahrzeuge mit mechanisch wirkenden Reibungsdämpfern[[Reibung]]s<nowiki/>dämpfern ausgerüstet. Nachteilig ist, dass bei geringen Anregungen die Federung durch die [[Haftreibung]] blockiert wird.: Diedie Federung spricht„spricht schlecht anan“.
 
Ein Reibungsdämpfer bestehenfunktioniert wie eine [[Lamellenkupplung]]. Er besteht aus mehreren aufeinander gestapelten und axial von einer Feder gegeneinander gedrückten Reibscheiben. Diese Scheiben bilden abwechselnd zwei Gruppen, die sich gegeneinander verdrehen können.: Eineeine davonGruppe ist mit dem [[Fahrgestell]] verbunden, die andere mit dem Teil verbunden, dessen Schwingung zu dämpfen ist. Ein solcher Reibungsdämpfer funktioniert gleich wie eine [[Lamellenkupplung]].
 
== Bauformen von Stoßdämpfern an Pkw ==
=== Stoßdämpfer-Bewegungsmodell an Pkw ===
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einem ''Achsdämpfer'', das heißt einem allein eingebauten Schwingungsdämpfer, einer ''[[Feder-Dämpfer-Einheit]]'' („Federbein“), bei der Feder und Dämpfer zu einer Baugruppe vereint sind und dem ''[[MacPherson-Federbein]]'', das zusätzlich zu beidem das Rad in Längs- und Querrichtung führt.
 
==== Hebelstoßdämpfer ====
Als Hebelstoßdämpfer werden die üblichen, in sich drehenden Reibungsstoßdämpfer bezeichnet. Eine i.&thinsp;d.&thinsp;R.&thinsp;zu dämpfende Linearbewegung erfordert die Zwischenschaltung eines um die Dämpfermitte drehenden Hebels.
 
Der '''Houdaille-Stoßdämpfer''' ist ein hydraulisch wirkender Stoßdämpfer mit Schwenkkolben in einem unterteilten zylindrischen Gehäuse, der ebenfalls über einen Hebel verdreht wird.
 
Als Hebelstoßdämpfer werden aber auch Konstruktionen genannt, in denen ein linear bewegter Dämpfer an einem an anderer Stelle des Fahrgestells drehenden Hebel wirkt. Solch ein Hebel ist in der Regel ein Lenker in der [[Radaufhängung]]. Dazu zählt auch der ältere ''Kniehebelstoßdämpfer'', in dem ein Hubkolben im Zylinder über einen Kniehebel von außen betätigt wird.
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Hydraulic_lever-arm_shock_absorber_(Autocar_Handbook,_13th_ed,_1935).jpg|Houdaille-Hebelstoßdämpfer
</gallery>
[[Datei:Ein-&Zweirohrstoßdämpfer.jpg|mini|440x440px|Skizze des Aufbaus von Einrohr- und Zweirohrstoßdämpfern]]
 
==== {{Anker|Teleskopstoßdämpfer}}Stoßdämpfer mit linearer Bewegung (Teleskopstoßdämpfer) ====
===== {{Anker|Einrohrdämpfer}}Einrohrdämpfer (Gasdruckdämpfer) =====
Der Einrohrstoßdämpfer ist in die Arbeitskammer (Ölraum) und den Gegendruckraum (Gaskammer) untergliedert. Im Ölraum wird die eigentliche Dämpferarbeit vollbracht, das heißt die am Kolben sitzenden Dämpfungsventile setzen dem durch den Kolben hindurchfließenden Öl einen Widerstand entgegen. Dadurch wird eine Druckdifferenz erzeugt, die der sich relativ zum Behälter bewegenden Kolbenstange eine dämpfende Kraft entgegensetzt. Die Gaskammer gleicht Volumenänderungen beim Ein- und Ausfahren der Kolbenstangen und durch Temperaturschwankungen aus. Üblicherweise hat ein Einrohrdämpfer einen Basisinnendruck von ca. 20–30&nbsp;bar. Diese Vorspannung wird benötigt, damit beim Einfedern nicht die Ölsäule in der oberen Arbeitskammer (Kammer über dem Kolben) abreißt und im Öl Gasblasen entstehen (Gefahr der [[Kavitation]]). Dies würde sich nachteilig auf die Kraftcharakteristik des Dämpfers auswirken. Durch den Gasdruck ist der Stoßdämpfer zusätzlich eine schwache [[Gasdruckfeder]].
 
===== Zweirohrdämpfer =====
Der Zweirohrdämpfer hat zusätzlich zum Zylinderrohr, in dem sich der an der Kolbenstange befestigte und mit weiteren Ventilteilen bestückte Kolben axial bewegt, ein weiteres koaxial angeordnetes Behälterrohr. Der Kolben teilt den inneren Ölraum in einen oberen und unteren Arbeitsraum. In der Druckstufe fährt die Kolbenstange ein und es strömt ein Teil des Öls aus dem unteren Arbeitsraum durch das Kolbenventil in den oberen Arbeitsraum. Das der eintauchenden Kolbenstange entsprechende Ölvolumen wird dabei durch ein am unteren Ende des Zylinderrohres befindliches Bodenventil in den so genannten Ausgleichsraum zwischen Zylinder- und Behälterrohr gedrückt. Dabei wird ebenfalls durch das Bodenventil eine für die Dämpfung relevante Druckdifferenz erzeugt. Beim Ausfahren der Kolbenstange (Zugstufe) übernimmt das Kolbenventil die Dämpfung, während durch das Bodenventil das der ausfahrenden Kolbenstange entsprechende Ölvolumen weitgehend ungehindert zurückfließt.
 
== Weitere Formen ==
== Aufbau und Funktion eines hydraulischen Teleskopstoßdämpfers ==
Eine besondere im [[Automobilsport|Rennsport]] wie der [[Formel 1]] eingesetzte Bauart ist der außen anliegende ''Drehstoßdämpfer''.
 
Eine besondere im Rennsport wie der [[Formel 1]] eingesetzte Bauart ist der außen anliegende ''Drehstoßdämpfer''. Eine Neuentwicklung sind die ''Luftfederdämpfer[[Gasdruckfeder|Luftfeder]]<nowiki/>dämpfer'', die sowohlbei im[[Nutzfahrzeug|Nutz-]] Nutzfahrzeugbereich wie auchund bei Personenwagen eingebaut werden.<ref>{{Literatur |Titel=Fahrdynamik-Regelung |TitelErg=Modellbildung, Fahrerassistenzsysteme, Mechatronik |Herausgeber=[[Rolf Isermann]] |Verlag=Friedr. Vieweg & Sohn Verlag, GWV Fachverlage GmbH |Ort=Wiesbaden |Auflage=1 |Datum=2006 |ISBN=978-3-8348-0109-8 |Kapitel=12.5 Luftfederdämpfungssystem}}</ref> Sie können neben der Federung und der Dämpfung auch die [[Niveauregulierung]] übernehmen. Auch Motorräder und Fahrräder werden mit Luftfederdämpfern ausgestattet, in denen das Medium Luft sowohl Feder- als auch Dämpferaufgaben übernimmt.
=== Stoßdämpfer-Bewegungsmodell ===
 
Erforscht wird die Entwicklung eines ''elektromechanischen[[elektromechanisch]]en Dämpfersystems'' für Straßenfahrzeuge[[Straßenfahrzeug]]e. Der Vorteil hier ist, dass statt Wärme primär [[elektrische Energie]] erzeugt wird, die im Fahrzeug direkt genutzt werden kann.
 
== Aufbau und Funktion eines hydraulischen Teleskopstoßdämpfers ==
=== Stoßdämpfer-Bewegungsmodell ===
Im Bewegungsmodell des (Zweirohr-)Stoßdämpfers wird gezeigt, wie sich mit der Ein- und Auswärtsbewegung der Kolbenstange der Ölspiegel im Stoßdämpfer hebt und senkt. Die Bewegung des Ölspiegels ist aber stark übertrieben dargestellt. Der Hub des Ölspiegels ist größer als der Hub der Kolbenstange. Das entspricht weder den Abmessungen des Modells noch den Verhältnissen in einem wirklichen Pkw-Dämpfer.
Für die Bewegung des Ölspiegels gilt, dass das Volumen der einfahrenden Kolbenstange gleich dem Volumen des Ölanstiegs in der Ringfläche zwischen den Rohren ist, also:
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Um das „Anfedern“ beim Auffahren auf rampenförmige Einzelhindernisse zu verbessern, wird die Zugstufe meist härter als die Druckstufe ausgeführt.<ref>Braess/Seiffert: ''Handbuch der Kraftfahrzeugtechnik'', 3. Auflage 2003, ISBN 3-528-23114-9.</ref> Ein weiterer Grund für diese Auslegung ist ein harmonischer Aufbau des Wankwinkels bei schnellen Ausweichmanövern.
 
== Weitere Formen ==
Eine besondere im Rennsport wie der [[Formel 1]] eingesetzte Bauart ist der außen anliegende ''Drehstoßdämpfer''. Eine Neuentwicklung sind die ''Luftfederdämpfer'', die sowohl im Nutzfahrzeugbereich wie auch bei Personenwagen eingebaut werden.<ref>{{Literatur |Titel=Fahrdynamik-Regelung |TitelErg=Modellbildung, Fahrerassistenzsysteme, Mechatronik |Herausgeber=[[Rolf Isermann]] |Verlag=Friedr. Vieweg & Sohn Verlag, GWV Fachverlage GmbH |Ort=Wiesbaden |Auflage=1 |Datum=2006 |ISBN=978-3-8348-0109-8 |Kapitel=12.5 Luftfederdämpfungssystem}}</ref> Sie können neben der Federung und Dämpfung auch die Niveauregulierung übernehmen. Auch Motorräder und Fahrräder werden mit Luftfederdämpfern ausgestattet, in denen das Medium Luft sowohl Feder- als auch Dämpferaufgaben übernimmt.
 
Erforscht wird die Entwicklung eines ''elektromechanischen Dämpfersystems'' für Straßenfahrzeuge. Der Vorteil hier ist, dass statt Wärme primär elektrische Energie erzeugt wird, die im Fahrzeug direkt genutzt werden kann.
 
== Siehe auch ==
* [[Gasdruckfeder]]
* [[Hydropneumatik]]
* [[Schlingerdämpfer]]
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== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4140206-6}}
 
{{SORTIERUNG:Stossdampfer}}