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Der [[Kodex]] besteht aus 426 beidseitig beschriebenen [[Pergament]]blättern im Format 35,5 × 25 cm, die von späterer Hand [[Paginierung|paginiert]] wurden. Insgesamt befinden sich in ihr 140 leere und zahlreiche nur zum Teil beschriebene Seiten. Der Text wurde nicht nur mehrfach in verbesserten [[Historisch-kritische Ausgabe|historisch-kritischen Ausgaben]] herausgegeben, sondern – im Unterschied zu anderen Handschriften – auch zeichengenau abgedruckt (s. Bibliographie).
 
Die Manessische Liederhandschrift enthält [[Dichtung|dichterische Werke]] in [[Mittelhochdeutsch|mittelhochdeutscher Sprache]]. Ihr Grundstock wurde um 1300 in [[Zürich]] hergestellt, wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Sammeltätigkeit der Zürcher [[Patrizier]]familie [[Manesse]]. Mehrere Nachträge kamen bis zirka 1340 hinzu. Der Text stammt von 10–12 verschiedenen Schreibern, vielleicht aus dem Umfeld des [[Grossmünster|Grossmünsters]] in Zürich.<ref>{{Literatur |Titel=Der Codex Manesse und die Entdeckung der Liebe |Hrsg=Maria Effinger, Carla Meyer, Christian Schneider |Verlag=Universitätsverlag Winter |Ort=Heidelberg |Datum=2010 |Seiten=79 f.}} </ref>Eine Entstehung im Scriptorium des [[Kloster Oetenbach|Klosters Oetenbach]] ist denkbar.<ref>Wolfram Schneider-Lastin: ''Literaturproduktion und Bibliothek in Oetenbach.'' In: ''Bettelorden, Bruderschaften und Beginen in Zürich. Stadtkultur und Seelenheil im Mittelalter.'' Hrsg. von Barbara Helbling u.&nbsp;a. Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2002, ISBN 3-85823-970-4, S.&nbsp;188–197, bes. S.&nbsp;193.</ref> Der Kodex gilt als repräsentative Summe des mittelalterlichen [[Lied|Laienliedes]] und bildet zudem für den «nachklassischen» [[Minnesang]] die Haupt- und weithin die einzige Quelle. Die insgesamt 138 [[Miniaturmalerei|Miniaturen]], die die Dichter in idealisierter Form bei höfischen Aktivitäten darstellen oder auch bestimmte schon damals bekanntere Stellen aus ihrem Werk [[Illustration|illustrieren]] (wie etwa [[Walther von der Vogelweide|Walthers von der Vogelweide]] [[Reichston]] «Ich saz ûf eime steine und dahte bein mit beine»), gelten als bedeutendes Dokument [[oberrhein]]ischer [[Gotik|gotischer]] [[Buchmalerei]]. Eine weitere Miniatur ohne Text ist nur vorgezeichnet. Ohne Miniatur blieb [[Walther von Breisach]]. Für das Werk lieferten insgesamt vier Künstler die Miniaturen: 110 Illustrationen entfallen auf den Maler des Grundstocks, 20 auf den ersten Nachtragsmaler, vier auf den zweiten und drei (plus eine Vorzeichnung) auf den dritten.<ref>siehe auch [[Meister des Codex Manesse]]</ref>
 
== Inhalt und Aufbau ==
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Wenn [[Gottfried Keller]] 1877 in der Novelle ''[[Der Narr auf Manegg]]'' eine mögliche Gefahr für die Handschrift beim Brand der [[Burg Manegg]] von 1409 schildert, ist dies reine literarische Fiktion.
 
Immerhin beachtenswert erscheint ein Hinweis von [[Johann Jakob Rüeger]] (1548–1606) in seiner Chronik von Schaffhausen, er habe das ''alt pergamentin Buch'' auf [[Schloss Randegg]] gesehen und auch (von [[Hans von Schellenberg]]) ausgeliehen; seine Beschreibung passt jedenfalls genau, ist dennoch bis heute nicht als Beschreibung des Kodex mit letzter Sicherheit nachgewiesen.
 
Um 1575/80 muss der Kodex im Besitz eines flämischen Sammlers gewesen sein, der sich vor allem für die Adelswappen interessierte, denn er ließ Wappen und Helmzierden heraldisch fachkundig abzeichnen, möglicherweise auch aus Anlass des Verkaufs der Handschrift. Wenig später erscheint das Liederbuch in der Schweiz im Nachlass des Freiherrn [[Johann Philipp von Hohensax]] († 1596), der von 1576 bis 1588 Ämter in den Niederlanden innegehabt hatte und den Kodex in dieser Zeit erworben haben könnte. Seine engen Verbindungen zum Pfalzgrafenhof in [[Heidelberg]] lassen es jedoch auch möglich erscheinen, dass Hohensax den Kodex dort vor 1594 entliehen und in die Schweiz mitgenommen hatte. Sicher ist nur, dass der Pfalzgraf von Zweibrücken und der Heidelberger Gelehrte [[Marquard Freher]] nach dem Tod des Freiherrn jahrelang nichts unversucht ließen, um (wieder?) in den Besitz des Liederbuchs zu gelangen.