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== Geografie ==
[[Datei:Bernburg.jpg|mini|Stadtansicht 2009]]
[[Datei:Bernburg Schwarzplan, Stand 1995.jpg|mini|Stadtstruktur der Stadt Bernburg, 1995]]
=== Geografische Lage ===
Bernburg liegt an der [[Saale]] südlich der sachsen-anhaltischen Hauptstadt Magdeburg und nördlich von Halle (Saale). Seine Lage südlich der Gletschervorstöße der letzten [[Weichsel-Kaltzeit|Eiszeit]] (vor etwa 12.000 Jahren) mitten im [[Schwarzerde]]gebiet der Magdeburger Börde bietet landwirtschaftlich gute Voraussetzungen. Im [[Gletschergarten]] am Stadtrand befinden sich noch Gesteinsplatten mit eiszeitlichen Schrammen.
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Ab dem Ende des 6. Jahrhunderts wanderten Stämme der ''Surbi'' (Elbsorben) in den Bernburger Raum ein und überschritten stellenweise auch die Saale. Viele Ortsnamen insbesondere im Ostteil der heutigen Stadt Bernburg wie Roschwitz, Preußlitz und Plömnitz erinnern noch heute an diese sorbische Landnahme.
 
Da die Saale im Unterlauf wegen des geringen Gefälles recht stark [[Mäander|mäanderte]], verlief der Fluss damals durch den heutigen Altarm der [[Röße]] am Fuße des Waldauer Berges. Hierdurch lag nicht nur das Gebiet der heutigen Bergstadt östlich der Saale, sondern auch das Gebiet der heutigen Talstadt. Hiervon zeugt der Name der alten slawischen Siedlung [[Dupzk]] im Bereich der heutigen Talstadt. Dupzk wurde nach dem slawischen ''dub'' für 'Eiche' benannt. Die Eichen im [[Naturpark Unteres Saaletal|Krumbholz]] erinnern noch an diese Zeit. Sprachlich verwandt ist [[Dubí]] ({{deS|Eichwald}}) im südlichen [[Erzgebirge]], eine [[Kelten|keltische]] Handelsniederlassung des 4. Jahrhunderts v. u. Z. zwischen den [[Oppidum|Oppida]]<ref>Im Gegensatz zu anderen lateinischen Begriffen für Stadt, wie ''{{lang|la|[[municipium]]}}'', ''{{lang|la|[[Colonia (Rom)|colonia]]}}'' oder ''{{lang|la|[[civitas]]}}'', sagt die Bezeichnung ''{{lang|la|oppidum}}'' nichts über den Rechtsstatus aus. Deshalb werden nicht zuletzt die Städte der sogenannten Barbaren in den römischen Quellen als ''{{lang|la|oppida}}'' bezeichnet.</ref> [[Duchcov|Dux]] und [[Dohna]]. Der alte mäandernde Flussverlauf des Saale-Altarms der Röße ist auch auf der Karte der Stadtstruktur von 1995 als sehr breite halbkreisförmige Lücke in der Bebauung zwischen der Bernburger Talstadt und Waldau deutlich zu erkennen (siehe Abschnitt [[Bernburg (Saale)#Geografie|Geografie]]).
 
Im späteren Frühmittelalter trennte dann die Saale die Herrschaftsgebiete der Germanen von denen der Slawen. Im Bereich der heutigen Stadt Bernburg lag ein günstiger Flussübergang.<ref>{{Literatur |Autor=Karsten Falke |Titel=Warum wir 1.050 Jahre Bernburg feiern – Zur Forschungsgeschichte über das Alter von Bernburg |TitelErg=Festvortrag im Rahmen der Festveranstaltung zum 1.050-jährigen Jubiläum der Stadt Bernburg am 22. Mai 2011 im Carl-Maria-von-Weber-Theater in Bernburg |Ort= |Datum=2011-09-02 |ISBN= |Seiten= |Kommentar=Druckfassung<!-- wo gedruckt? --> |Online={{Webarchiv |url=https://www.val-anhalt.de/miszellen/festrede_bbg_1050.pdf |text=val-anhalt.de |wayback=20171011021650}} |Format=PDF |KBytes=2058}}</ref> Nach wie vor gab es aber nicht nur sorbische Siedler westlich der Saale, sondern auch noch sorbische Siedlungen. Ein sorbischer Hauptort war [[Lepenitz]] in der Nähe der späteren deutschen Gründung [[Altenburg (Nienburg)|Altenburg]]. Die Lepenitzer wurden erst um 1450 zwangsweise in die sogenannte [[Freiheit (Bernburg)|Freiheit]] umgesiedelt, um deren Grund und Boden an Bernburger Bürger verteilen zu können.
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=== Mittelalter ===
Der jetzige Stadtteil Waldau wurde im Jahre 782<ref>Otto Schlüter, Oskar August (Hrsg.) unter Mitwirkung zahlreicher Fachwissenschaftler: ''Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes.'' Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1958–1960, Beiheft (Teil&nbsp;2), S.&nbsp;151: „Hier lag ein 782 genannter fränkischer Königshof“.</ref> erstmals und 806<ref>'''Karl der Grosse - RI I n. 419b - 806, Aquasgrani (Aachen):''' ''Ankunft„Ankunft post non multos dies (nach ostern). Ann. r. Franc. (Einh.). - Entsendung eines heeres unter dem befehl seines sohnes Karl gegen die slavischen Sorben an der Elbe; dieser rückt durch Thüringen vor und hält in '''Waladala''' (wahrscheinlich Waldau gegenüber Bernburg, Simson Karl d. Gr. 2,356 n. 1, nicht Waldau bei Schleusingen, wofür auch Förstemann Ortsnamen 1529) den heertag ab; von hier entsendet er schaaren über die Elbe, er selbst rückt über die Saale nach Guerenaveldo (Hweranaveldo vgl. no 411b); nachdem der Sorbenkönig Milito (Miliduoch, Ann. r. Franc.) getödtet worden war, geht er alles verwüstend und zerstörend an die Elbe zurück; hier unterwerfen sich die übrigen 'könige' und stellen geiseln; könig Karl befiehlt ihnen 2 vesten (civitates) zu bauen, eine an der Elbe gegenüber Magdeburg, die andre an der Saale bei Halle. Chr. Moiss., Ann. r. Franc. (Einh.), Maxim. In V. Karoli c. 15 wird die Saale als grenzfluss, qui Thuringos et Sorabos dividit, bezeichnet.'' In: RI I n. 419b, in: [[Regesta Imperii]] Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0806-00-00_1_0_1_1_0_1121_419b. (Abgerufen am 19. September 2024).</ref> als „Waladala“ in der ''[[Chronik von Moissac]]'' des gleichnamigen Klosters [[Moissac]] (heute in der [[Bibliothèque nationale de France]] in [[Paris]]) erwähnt.
 
782 wurde auf dem [[Reichsversammlung 782|Reichstag zu Lippspringe]] das damalige [[Sachsen (Volk)|Sachsen]] in fränkische [[Grafschaft]]en aufgeteilt und damit Teil des [[Frankenreich]]s. Der damals erwähnte fränkische Königshof Uualadala (= Waladala) lag auf dem [[Martinsberg (Waldau)|Martinsberg]], südlich des Areals der heutigen, 1893 erbauten [[Kirche Waldau (Bernburg)|neogotischen Backsteinkirche St. Stephan]].
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Tal- und Bergstadt wurden 1825 zur Stadt Bernburg vereinigt. Die [[Anhalt-Cöthen-Bernburger Eisenbahn-Gesellschaft]] eröffnete 1846 [[Köthen (Anhalt)|Köthens]] dritten Bahnhof und damit Bernburgs erste Bahnverbindung zu den Stationen der [[Magdeburg-Köthen-Halle-Leipziger Eisenbahn-Gesellschaft]] (1840) sowie der [[Berlin-Anhaltische Eisenbahn-Gesellschaft|Berlin-Anhaltischen Eisenbahn]] (1841).
 
Am 16. März 1849 wurde eine vor dem [[Regierungsgebäude (Bernburg)|Regierungsgebäude]] auf dem [[Altmarkt (Bernburg)|Altmarkt]] versammelte Menschenmenge auf Befehl des [[Trützschler (Adelsgeschlecht)|Hauptmanns von Trützschler]] zusammengeschossen, wobei es 13 Tote und Dutzende Verletzte gab. Durch die hohen Opferzahlen wurde dieser [[Bernburger Bürgermord]] zum blutigsten Ereignis der [[Deutsche Revolution 1848/1849|Deutschen Revolution 1848/1849]] auf dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts. Die tödlichen Schüsse wurden nie gerichtlich verhandelt, dafür aber fast 50 zum Teil bei dem Ereignis verletzte Bürger schuldig gesprochen und zu teils mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Die 13 Todesopfer wurden auf der [[Alte Bibel|Alten Bibel]] beerdigt und ihnen später ein hohes Gedenkkreuz aufgestellt. Heute befindet sich lediglich noch eine Gedenktafel an der Außenwand der Kapelle dort, da die Erbbegräbnisse und Grabsteine der Alten Bibel fast alle entfernt wurden.<ref>„''Vor„Vor fast 175 Jahren wurde mit dem „Bernburger Bürgermord“ das blutigste Kapitel der Revolution 1848/49 auf dem Gebiet des heutigen Landes Sachsen-Anhalts geschrieben. Ausgangspunkt dafür waren „Die tumultuarischen Vorgänge am 16. März 1849 in Bernburg wegen der Verhaftung des Lohgerbermeisters Joseph Calm“ (so der Titel einer im Landesarchiv verwahrten Akte). Nachdem gegen ihn bereits eine Untersuchung wegen Majestätsbeleidigung bei einer Volksversammlung in Peißen im Januar 1849 in die Wege geleitet worden war, berichtete wenig später das Justizamt Ballenstedt von einer am 11. März in Badeborn stattgefundenen Volksversammlung, in deren Anschluss die Volksmenge fahnenschwenkend mit Musik und angeführt von dem auf einem Pferd reitenden Calm durch die Stadt Ballenstedt zog. Die Lage vor Ort wurde als höchst explosiv eingeschätzt, so dass „ein Ausbruch der Leidenschaften täglich zu befürchten“ sei. Deshalb fand in der Wohnung des Ballenstedters Bürgermeisters eine Beratung zu erforderlichen Gegenmaßnahmen statt. Am 16. März um 6.00 Uhr morgens wurde der noch im Bett liegende Calm verhaftet. Als das publik wurde, versammelte sich vor dem Gerichtsgefängnis Bernburg eine große Menschenmenge und setzte dessen Freilassung durch. Daraufhin marschierte die Menge mit Calm an der Spitze zum Appellationsgericht, um die Freilassung gegen Zahlung einer Kaution auch rechtskräftig bestätigen zu lassen. Im Gerichtsgebäude wurde verhandelt, draußen stand das mittlerweile aufgezogene Militär den demonstrierenden Bürgern gegenüber. Die Frage, warum plötzlich das Militär auf Befehl Hauptmann von Trützschlers Gewehrsalven auf die Menschenmenge abgab, wobei es 13 Tote gab, scheint niemals Teil einer gerichtlichen Auseinandersetzung gewesen zu sein. Dafür gingen die Tumulte mit Gefangenenbefreiung bis Ende des Jahres 1850 durch alle juristischen Instanzen. Letztendlich wurde Lohgerbermeister Calm wegen mangelnder Beweise in allen Anklagepunkten freigesprochen, während fast 50 Bürger schuldig gesprochen und zu teils mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurden.''“ In: [https://lha.sachsen-anhalt.de/aktuelles/archivalien-im-blick/der-bernburger-buergermord-am-16-maerz-1849 ''Der Bernburger Bürgermord am 16. März 1849.''] auf der Webseite des [[Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt|Landeshauptarchivs Sachsen-Anhalt]], (abgerufen am 14. September 2024).</ref>
 
Im Schloss wurde 1860 ein Bärenzwinger gebaut, um den ersten 1858 aus [[Russisches Kaiserreich|Russland]] eingetroffenen [[Braunbär]]en zu halten. Der Zwinger wurde 1996 nach [[tierschutz]]gerechten Prinzipien erneuert.
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=== 1863 bis 1918: im vereinigten Herzogtum Anhalt ===
1881, im Jahre der Konzessionierung des Kalisalzabbaus für die späteren Deutschen Solvay-Werke, gab bereits 16 Unternehmen mit jeweils mehr als 100 Beschäftigten, darunter allein zwölf Zuckerfabriken.<ref>Vgl. Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt Abteilung Dessau, Regierung Dessau, Abt. d. Innern, VIIIa, Nr. 12, pass.</ref> Bis dahin dominierte die Verbindung von Großgrundbesitz bzw. Domänenpächtertum mit Zuckerfabriken, Braunkohlengruben, Ziegeleien und Steinbrüchen die Wirtschaft im Bernburger Raum.<ref>1907 wurden 60 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Kreis Bernburg von Wirtschaften mit einer Betriebsgröße von mehr als 100 ha bewirtschaftet. Vgl. ''Freie Scholle,'' Dessau, 14. November 1925. Ende des 19. Jahrhunderts wurde rund ein Fünftel der Ackerfläche in den anhaltischen Kreisen Bernburg und Cöthen für den Zuckerrübenanbau genutzt, eine Größenordnung, die nur noch von den preußischen Kreisen Wanzleben und Oschersleben leicht übertroffen wurde. Vgl. S. Goldschmidt, Die Landarbeiter in der Provinz Sachsen, sowie den Herzogtümern Braunschweig und Anhalt, Tübingen 1899, Anhang: Tabelle 1.</ref>
Betriebsgröße von mehr als 100 ha bewirtschaftet. Vgl. Freie Scholle, Dessau, 14. November 1925. Ende des 19. Jahrhunderts wurde rund ein Fünftel der Ackerfläche in den anhaltischen Kreisen Bernburg und Cöthen für den Zuckerrübenanbau genutzt, eine Größenordnung, die nur noch von den preußischen Kreisen Wanzleben und Oschersleben leicht übertroffen wurde. Vgl. S. Goldschmidt, Die Landarbeiter in der Provinz Sachsen, sowie den Herzogtümern Braunschweig und Anhalt, Tübingen 1899, Anhang: Tabelle 1.</ref>
 
1883 wurden die Solvay-Werke eröffnet, 1884 begann der Salzbergbau, wodurch Bernburg für kurze Zeit die größte Stadt in Anhalt war.
 
1891 wurde die erste [[Stahlbrücke]] über die Saale errichtet. 1895 ließ der Kreis Bernburg durch die Firma ''Gropius & Schmieden'' ein neues Krankenhaus im [[Pavillonstil]] errichten.<ref>Stefan Wolter: ''Eine„Eine Musteranstalt zum Heile und dem Kreis zur EhreEhre“. Vom Kreiskrankenhaus zum Klinikum Bernburg.&nbsp;– 115 Jahre Geschichte an der Kustrenaer Straße.'' Letterado-Verlag, Quedlinburg 2011, ISBN 978-3-938579-27-5.</ref>
 
[[Datei:Bernburg, Sachsen-Anhalt - Kurhaus und Solbad (Zeno Ansichtskarten).jpg|mini|Kurhaus Bernburg um 1910]]
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Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs verlor Bernburg durch den [[Reichswehr#Rüstungsbeschränkung durch Versailler Vertrag|V. Teil des Friedensvertrags von Versailles]] seine Garnison. Die Stadt Bernburg erwarb 1919 die Karlskaserne und baute sie zum Rathaus um. Ab 1920 (bis 1922) vertrat [[Bruno Böttge]], Bernburger Stadtverordneter und Kreisvorsitzender der damals neuen [[Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands|Unabhängigen Sozialdemokratische Partei Deutschlands]] ([[USPD]]), den Wahlkreis Bernburg im [[Liste der Mitglieder des Landtages (Freistaat Anhalt) (2. Wahlperiode)|2. Anhalter Landtag]]. Die USPD hatte 6 Mandate errungen, die SPD 9 Mandate und die Alleinherrschaft verloren, stellte aber trotzdem noch die stärkste Landtagsfraktion.
 
1921 wurde das Rathaus in das jetzige Gebäude in der Schloßstraße verlegt, das 1895 als Sparkassengebäude erbaut wurde.
 
Am 30. September 1923 wollte der Landesverband Anhalt der [[Deutschnationale Volkspartei|Deutschnationalen Volkspartei]] seinen Landesparteitag in Bernburg durchführen. Der für Anhalt zuständige Militärbefehlshaber Generalleutnant [[Alfred Müller (Generalleutnant)|Alfred Müller]] (für den [[Wehrkreis IV (Dresden)|Wehrkreis 4]] in Dresden) verbot den Parteitag.<ref>Volksstimme vom 30. September 1923.</ref> Generalleutnant Alfred Müller hatte auf Grund der ''Reichsverordnung über die Verhängung des Ausnahmezustandes'' vom 26. September 1923 die vollziehende Gewalt über den Bezirk des Wehrkreises 4 erhalten (Sachsen ohne den Regierungsbezirk Erfurt, Anhalt und den Braunschweigischen Landesteil Calvörde).<ref>''Der„Der Reichswehrminister hat auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten vom 26. September 1923 die vollziehende Gewalt auf folgende Militär-Befehlshaber übertragen: General v. Dassel für den Bezirk des Wehrkreises 1 (Ostpreußen, Restprovinz Westpreußen), General v. Tschischwitz für den Bezirk des Wehrkreises 2 (Pommern, Schleswig-Holstein, Grenzmark Westpreußen, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, oldenburgischer Landesteil Eutin, Groß-Hamburg, Lübeck), General v. Horn für den Bezirk des Wehrkreises 3[385] (Braunschweig, Niederschlesien, Oberschlesien, Grenzmark Posen), General Müller für den Bezirk des Wehrkreises 4 (Sachsen, ohne Regierungsbezirk Erfurt, Sachsen, Anhalt, Braunschweigischer Landesteil Calvörde), General Reinhardt für den Bezirk des Wehrkreises 5 (Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Erfurt, Hessen, Thüringen, Waldeck, Württemberg, Baden), General v. Loßberg für den Bezirk des Wehrkreises 6 (Hannover, unbesetztes Westfalen, unbesetztes Rheinland, Braunschweig, Oldenburg, Bremen, Lippe-Detmold, Schaumburg-Lippe), General v. Lossow für den Bezirk des Wehrkreises 7 (Bayern).'' In: [https://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/0010/str/str1p/kap1_2/kap2_83/para3_3.html ''Reichsverordnung über die Verhängung des Ausnahmezustandes''] in der Kabinettssitzung des Reichstages am 27. September 1923.</ref> Die Maßnahme hing mit dem drohenden [[Deutscher Oktober|Deutschen Oktober]] zusammen. Am 13. Oktober 1923 ließ Generalleutnant Alfred Müller die [[Proletarische Hundertschaften|„Proletarischen Hundertschaften“]] verbieten. Am 16. Oktober wurde die sächsische Polizei direkt der Reichswehr unterstellt. Damit war der Regierung ihre wichtigste Machtbasis entzogen und sie de facto bereits weitgehend entmachtet. Nach der Weigerung Zeigners, eine Regierung ohne Kommunisten zu bilden, kam es schließlich am 29. Oktober zu einer förmlichen [[Reichsexekution]] nach [[Notverordnung#Artikel 48 Weimarer Reichsverfassung|Artikel 48]] der Reichsverfassung.<ref>''[http://alex.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?apm=0&aid=dra&datum=19230004&seite=00000995&zoom=2 ''Verordnung des Reichspräsidenten auf Grund des Artikel 48 Abs. 2 der Reichsverfassung, betreffend die zur Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung im Gebiete des Freistaats Sachsen nötigen Maßnahmen]''] im [[Reichsgesetzblatt]] in retrodigitalisierter Form bei [[ALEX – Historische Rechts- und Gesetzestexte Online]]; zum Ablauf der Ereignisse siehe ''[http://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/1120/str/str2p/kap1_1/para2_112.html ''Die Sächsische Regierung an den Staatsgerichtshof. Dresden, 6. November 1923]''] im [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchiv]].</ref> Die sächsische Landesregierung unter dem sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Erich Zeigner wurde auf Grundlage dieser Notverordnungen durch Reichspräsident Ebert faktisch ihres Amts enthoben. Das thüringische Kabinett löste sich angesichts dieser Entwicklung freiwillig auf. In Bernburg blieb es im Gegensatz zu Sachsen und [[Hamburger Aufstand|Hamburg]] aber ruhig.
 
Allerdings verschwanden zur Zeit des Münchener Hitlerputsches ab Oktober 1923 Angehörige des Stahlhelm, des Wehrwolf und der Treuschaft Lützow aus Bernburg und benachbarten Orten mit unbekanntem bzw. geheimgehaltenem Ziel und reihten sich in die [[Schwarze Reichswehr]] ein.<ref>Vgl. Bernburger ''Volkswacht'' vom 19. Oktober 1923; Bundesarchiv Berlin, BDC, Partei Kanzlei Correspondence, Hölzke, Gustav, 14. Oktober 1992; Kampf und Sieg der NSDAP in Anhalt, Dessau 1933, S. 11.</ref> Der der [[Deutsche Volkspartei|DVP]] nahestehende und die „bürgerliche“ Mehrheitsmeinung vorgebende ''Anhalter Kurier'' sah in Bayern den „Sammelpunkt all derer, die noch an den deutschen Gedanken glaubten“ und die „undeutschen Ideen des Marxismus“ zu bekämpfen beabsichtigten.<ref>''Anhalter Kurier'' vom 23. Oktober 1923.</ref>
unbekanntem bzw. geheimgehaltenem Ziel und reihten sich in die Schwarze
Reichswehr ein.<ref>Vgl. Bernburger ''Volkswacht'' vom 19. Oktober 1923; Bundesarchiv Berlin, BDC, Partei Kanzlei Correspondence, Hölzke, Gustav, 14. Oktober 1992; Kampf und Sieg der NSDAP in Anhalt, Dessau 1933, S. 11.</ref> Der der [[DVP]] nahestehende und die „bürgerliche“ Mehrheitsmeinung vorgebende „Anhalter Kurier“ sah in Bayern den „Sammelpunkt all derer, die noch an den deutschen Gedanken glaubten“ und die „undeutschen Ideen des
Marxismus“ zu bekämpfen beabsichtigten.<ref>Anhalter Kurier vom 23. Oktober 1923.</ref>
 
Ab dem 1. Januar 1924 war in Bernburg kein Militär mehr stationiert. In die Franz-Kaserne zog daraufhin die [[Sicherheitspolizei (Weimarer Republik)|Landespolizei]] ein.
 
[[Datei:Zickzackhausen in Bernburg 01.jpg|mini|[[Zickzackhausen (Bernburg)|''Gartensiedlung auf der Friedrichshöhe'' = Zickzackhausen]].]]
1930 hatte sich die sozialdemokratisch geführte Landesregierung beim Verkauf der „Salzwerke Anhalt“ an die [[Preussag]] (heute: [[TUI (Touristikunternehmen)|TUI AG]]) sehr zum Schaden der Region Bernburg übervorteilen lassen, was zum Übergang auch vieler Bernburger Arbeiter zur NSDAP führte. Der verschleppte Konkurs des ''Anhaltischen Siedlerverband'' bis zum Jahr 1931, der Siedlungen in Dessau, Coswig, Zerbst, Köthen und auch in Bernburg ([[Zickzackhausen (Bernburg)|''Gartensiedlung auf der Friedrichshöhe'' = Zickzackhausen]]) gebaut hatte, betraf erneut die ärmere Schicht der Bernburger Bevölkerung, die sich nun massiv von der SPD abwandte.
 
Obendrein erschütterte der sozialdemokratische Filz in Bernburg durch Machtmissbrauch und Korruption das fast siebzigjährige Vertrauen in die SPD und ihre Vorgänger: der Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins Bernburg, Oberstadtsekretär Ewald Lichtenberg, hatte in seiner Funktion als Vorsitzender des Mietervereins Bernburg ohne jede strafrechtliche Konsequenz Unsummen unterschlagen, der Parteisekretär für den SPD-Unterbezirk Anhalt II (Bernburg-Köthen-Ballenstedt), Fritz Jungmann, musste sogar wegen Unterschlagung aus der Partei ausgeschlossen worden, und auch im Bereich des sozialdemokratisch initiierten Konsumvereins Bernburg wurden Unterschlagungen aufgedeckt, woraufhin sich ein Kassierer und ein Lagerhalter aus Hecklingen eine Kugel in den Kopf schossen. Darüber hinaus gab es jede Menge kleinerer Vorfälle um die Bernburger Sozialdemokraten. Die SPD war durch die sich häufenden Skandale schwer diskreditiert.
als Vorsitzender des Mietervereins Bernburg ohne jede strafrechtliche Konsequenz Unsummen unterschlagen, der Parteisekretär für den SPD-Unterbezirk Anhalt II (Bernburg-Köthen-Ballenstedt), Fritz Jungmann, musste sogar wegen Unterschlagung aus der Partei ausgeschlossen worden, und auch im Bereich des sozialdemokratisch initiierten Konsumvereins Bernburg wurden Unterschlagungen aufgedeckt, woraufhin sich ein Kassierer und ein Lagerhalter aus Hecklingen eine Kugel in den Kopf schossen. Darüber hinaus gab es jede Menge kleinerer Vorfälle um die Bernburger Sozialdemokraten. Die SPD war durch die sich häufenden Skandale schwer diskreditiert.
 
[[Datei:Goebbels und Ulbricht (cropped).jpg|mini|Kommunist [[Walter Ulbricht]] redete auf einer gemeinsamen Veranstaltung von Nationalsozialisten und Kommunisten im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg am 22. Januar 1931; im Vordergrund von links [[Joseph Goebbels]] und [[Robert Schulz]]<!-- welcher? -->.]]
Als eine Folge dieser schweren Selbstdiskreditierung der SPD war die Bernburger Stadtverordnetenversammlung schon seit April 1931 nicht mehr arbeitsfähig. Zwar war die NSDAP zwischen 1928 und 1931 dort nicht vertretenen, aber dem deutschnationalen Fraktions- und Ortsgruppenvorsitzende und Dachpappen-Kleinfabrikant<!-- Dr. --> Philipp gelang eine Gemeinschaft der Rechtsfraktionen mit den Kommunisten, welche in dieser Zeit alle SPD-Vorlagen sabotierte. Diese Linie kam sogar aus Berlin, wo die Kommunisten zu dieser Zeit mit der NSDAP gemeinsam gegen die Weimarer Republik arbeiteten.
 
Bei den Gemeinderatswahlen vom Oktober 1931 erreichten in der Stadt Bernburg die Nationalsozialisten mit elf Stadtverordneten die meisten Sitze, gefolgt von den Sozialdemokraten mit zehn, der Rechtsfraktion mit fünf und den Kommunisten mit vier Stadtverordneten. Dennoch waren auch jetzt noch SPD und KPD angesichts der über Jahre beiderseits fleißig genährten Erbfeindschaft im gleichen Klientel bis zu ihrem Ende 1933 zu einem abgestimmten Vorgehen total unfähig und verrieten damit die Arbeiterschaft, die sie vorgeblich vertraten. In der SPD herrschte nach dreizehn Jahren der Regierungsbeteiligung im Land Anhalt die Ignoranz und Arroganz der Macht vor. Der Bernburger SPD-Mann [[Wilhelm Voigt (Politiker, 1867)|Wilhelm Voigt]] (1867–nach1867 – nach 1933) war sogar Staatsrat und Staatsminister in der Landesregierung. Die Bernburger SPD-Stadträtin [[Frieda Fiedler]], die von 1924 bis 1932 zumeist als einzige Frau im Landtag von Anhalt saß und noch 1932 sogar Reichstagsabgeordnete wurde, zeigte sich aus einem Gefühl der Stärke heraus besonders kompromisslos. Die Partei stellte mit [[Max Günther (Politiker)|Max Günther]] von Januar bis März 1920 zunächst kommissarisch und von April 1920 bis zu dessen Versetzung in den einstweiligen Ruhestand im Juli 1932 auch den Kreisdirektor des Landkreises Bernburg. Johann Budnarowski (1881–1939), der tonangebende Sozialdemokrat im Kreis Bernburg, Abgeordneter des Kreistages in Bernburg sowie von 1919 bis 1933 Redakteur der sozialdemokratischen Zeitung „Volkswacht“ (ebenfalls in Bernburg), sah noch zu diesem Zeitpunkt den Nationalsozialismus als eine nur „vorübergehende Erscheinung“<ref>Bernburger ''Volkswacht'' vom 15. September 1930: Leitartikel zum Ausgang der für die NSDAP triumphal verlaufenen Reichstagswahlen.</ref> an. Zwar zog Johann Budnarowski 1932 noch als gewählter Abgeordneter für die SPD in den Anhaltischen Landtag ein, verlor aber 1933 alle seine Ämter und wurde im Juni 1933 in „Schutzhaft“ genommen und auch nach der Entlassung noch mehrfach kurzzeitig inhaftiert und weiter misshandelt. Nach den Misshandlungen im Juni 1933 musste ihm ein künstlicher Darmausgang gelegt, weswegen er am 26. September 1939 mit nur 58 Jahren an den Spätfolgen verstarb.<ref>„Johann Budnarowski wurde in Kulm an der Weichsel geboren. Er war der Sohn eines Schneidermeisters und absolvierte eine Lehre als Buchdrucker. Er schloss sich der Gewerkschaftsbewegung an und trat in die SPD ein. Zwischen 1912 und dem Jahr 1915 war Budnarowski Vorsitzender des Gewerkschaftskartells der Stadt Dessau sowie des Bezirkskartells von Anhalt. Während der Novemberrevolution und den Wirren der Nachkriegszeit gehörte er in Dessau und in Anhalt nicht zu den führenden Sozialdemokraten, wurde aber am 23. Februar 1919 für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands als Stadtverordneter in Dessau gewählt. Johann Budnarowski war auch Abgeordneter des Kreistages in Bernburg sowie von 1919 bis 1933 Redakteur der sozialdemokratischen Zeitung „Volkswacht“‚Volkswacht‘ ebenfalls in Bernburg. Erst im Jahre 1932 trat er als gewählter Abgeordneter für die SPD in den Anhaltischen Landtag ein. Es handelte sich um jene Landtagswahl, bei der die NSDAP erstmals in einem deutschen Teilstaat stärkste Fraktion wurde. Dadurch konnte es zur ersten NS-geführten deutschen Landesregierung in der Weimarer Republik kommen. Während der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland verlor er seine Ämter und wurde im Juni 1933 verhaftet. Nach einer „Schutzhaft“‚Schutzhaft‘ wurde er überwacht und noch mehrfach kurzzeitig inhaftiert. Johann Budnarowski verstarb am 26. September 1939 in Bernburg.“ In: ''Johann Budnarowski. 14.05.1881 – 26.09.1939. SPD. Landtag des Freistaates Anhalt.'' In: [https://www.landtag.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Downloads/Broschueren/Broschuere_VERFOLGT.pdf ''VER|FOLGT. Abgeordnete aus der Region des heutigen Sachsen-Anhalt, die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur von 1933 bis 1945 in Deutschland wurden. Eine Dokumentation im Rahmen des Projekts GE|DENKEN].'' Herausgeber: Die Präsidentin des Landtages von Sachsen-Anhalt. Wissenschafliche Begleitung: Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Fakultät für Humanwissenschaften. Der Landtag von Sachsen-Anhalt. Magdeburg 2020, S. 99 ([https://www.landtag.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Downloads/Broschueren/Broschuere_VERFOLGT.pdf#page=99 sachsen-anhalt.de] [PDF; 4,0&nbsp;MB]).</ref>
Bei den Gemeinderatswahlen vom Oktober 1931 erreichten in der Stadt
Bernburg die Nationalsozialisten mit elf Stadtverordneten die meisten Sitze, gefolgt von den Sozialdemokraten mit zehn, der Rechtsfraktion mit fünf und den Kommunisten mit vier Stadtverordneten. Dennoch waren auch jetzt noch SPD und KPD angesichts der über Jahre beiderseits fleißig genährten Erbfeindschaft im gleichen Klientel bis zu ihrem Ende 1933 zu einem abgestimmten Vorgehen total unfähig und verrieten damit die Arbeiterschaft, die sie vorgeblich vertraten. In der SPD herrschte nach dreizehn Jahren der Regierungsbeteiligung im Land Anhalt die Ignoranz und Arroganz der Macht vor. Der Bernburger SPD-Mann [[Wilhelm Voigt (Politiker, 1867)|Wilhelm Voigt]] (1867–nach 1933) war sogar Staatsrat und Staatsminister in der Landesregierung. Die Bernburger SPD-Stadträtin [[Frieda Fiedler]], die von 1924 bis 1932 zumeist als einzige Frau im Landtag von Anhalt saß und noch 1932 sogar Reichstagsabgeordnete wurde, zeigte sich aus einem Gefühl der Stärke heraus besonders kompromisslos. Die Partei stellte mit [[Max Günther (Politiker)|Max Günther]] von Januar bis März 1920 zunächst kommissarisch und von April 1920 bis zu dessen Versetzung in den einstweiligen Ruhestand im Juli 1932 auch den Kreisdirektor des Landkreises Bernburg. Johann Budnarowski (1881–1939), der tonangebende Sozialdemokrat im Kreis Bernburg, Abgeordneter des Kreistages in Bernburg sowie von 1919 bis 1933 Redakteur der sozialdemokratischen Zeitung „Volkswacht“ (ebenfalls in Bernburg), sah noch zu diesem Zeitpunkt den Nationalsozialismus als eine nur „vorübergehende Erscheinung“<ref>Bernburger ''Volkswacht'' vom 15. September 1930: Leitartikel zum Ausgang der für die NSDAP triumphal verlaufenen Reichstagswahlen.</ref> an. Zwar zog Johann Budnarowski 1932 noch als gewählter Abgeordneter für die SPD in den Anhaltischen Landtag ein, verlor aber 1933 alle seine Ämter und wurde im Juni 1933 in „Schutzhaft“ genommen und auch nach der Entlassung noch mehrfach kurzzeitig inhaftiert und weiter misshandelt. Nach den Misshandlungen im Juni 1933 musste ihm ein künstlicher Darmausgang gelegt, weswegen er am 26. September 1939 mit nur 58 Jahren an den Spätfolgen verstarb.<ref>„Johann Budnarowski wurde in Kulm an der Weichsel geboren. Er war der Sohn eines Schneidermeisters und absolvierte eine Lehre als Buchdrucker. Er schloss sich der Gewerkschaftsbewegung an und trat in die SPD ein. Zwischen 1912 und dem Jahr 1915 war Budnarowski Vorsitzender des Gewerkschaftskartells der Stadt Dessau sowie des Bezirkskartells von Anhalt. Während der Novemberrevolution und den Wirren der Nachkriegszeit gehörte er in Dessau und in Anhalt nicht zu den führenden Sozialdemokraten, wurde aber am 23. Februar 1919 für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands als Stadtverordneter in Dessau gewählt. Johann Budnarowski war auch Abgeordneter des Kreistages in Bernburg sowie von 1919 bis 1933 Redakteur der sozialdemokratischen Zeitung „Volkswacht“ ebenfalls in Bernburg. Erst im Jahre 1932 trat er als gewählter Abgeordneter für die SPD in den Anhaltischen Landtag ein. Es handelte sich um jene Landtagswahl, bei der die NSDAP erstmals in einem deutschen Teilstaat stärkste Fraktion wurde. Dadurch konnte es zur ersten NS-geführten deutschen Landesregierung in der Weimarer Republik kommen. Während der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland verlor er seine Ämter und wurde im Juni 1933 verhaftet. Nach einer „Schutzhaft“ wurde er überwacht und noch mehrfach kurzzeitig inhaftiert. Johann Budnarowski verstarb am 26. September 1939 in Bernburg.“ In: ''Johann Budnarowski. 14.05.1881 – 26.09.1939. SPD. Landtag des Freistaates Anhalt.'' In: [https://www.landtag.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Downloads/Broschueren/Broschuere_VERFOLGT.pdf VER|FOLGT. Abgeordnete aus der Region des heutigen Sachsen-Anhalt, die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur von 1933 bis 1945 in Deutschland wurden. Eine Dokumentation im Rahmen des Projekts GE|DENKEN]. Herausgeber: Die Präsidentin des Landtages von Sachsen-Anhalt. Wissenschafliche Begleitung:
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Fakultät für Humanwissenschaften. Der Landtag von Sachsen-Anhalt. Magdeburg 2020.</ref>
 
Die nationalsozialistischbürgerlichennationalsozialistisch-bürgerliche Mehrheit verhindertenverhinderte die Mitarbeit von „Marxisten“ in den Kommissionen und verweigerte die bis dahin übliche Wahl eines Vertreters der zweitstärksten Partei (der SPD) zu Vizevorsitzenden; darüber hinaus begann bereits Ende 1931 die Suspendierung von sozialdemokratischen Angestellten und Beamten. Große Teile der inzwischen völlig überalterten Bernburger SPD konnten sich nicht von alten, früher einmal auch richtigen und vor allem vertrauten Sichtweisen trennen. Der in der Arbeiterschaft erfolgte politische Rechtsrutsch verhindert einen genügend starken Zulauf an jungen Mitgliedern. Die alten Funktionäre waren für neue Herangehensweisen nicht mehr zu gewinnen und versteiften sich trotz der akuten nationalsozialistischen Bedrohung auf eine fatale Abwartehaltung, um ihre Posten möglichst lange zu behalten. Noch auf der SPD-Unterbezirkskonferenz Anhalt II Anfang Februar 1933 in Bernburg äußerte sich Johann Budnarowski, auf ein entsprechendes Angebot der KPD eingehend, es könne keine Einheitsfront mit der KPD geben, solange sie andere Ziele als die SPD verfolge und sich nicht auf den „Boden des Gesetzes“ stelle (veröffentlicht in der Bernburger ''Volkswacht'' vom 6. Februar 1933, genau eine Woche nach der Machtergreifung Adolf Hitlers). Damit verspielte die SPD alle Chancen auf eine Abwehr des Faschismus, nur um sich selbst eine vermeintliche politische Überlebenschance zu erhalten. Trotzdem verbot Reichsinnenminister Wilhelm Frick die SPD am 22. Juni 1933 als „volks- und staatsfeindliche Organisation“.
 
Bereits ab 1928 ging die damals führende Bernburger Zeitung, der „Anhalter Kurier“ des Herrn Karl Zweck von Zweckenburg ([[Liste der Mitglieder des Landtages (Freistaat Anhalt) (5. Wahlperiode)|Landtagsabgeordneter]] der [[DVP]]), auf einen deutlichen Konfrontationskurs zur Landespolitik der [[SPD]] in Anhalt, da die SPD nicht ohne den bewährten, aber in der Landtagswahl abgestraften Koalitionspartner [[Deutsche Demokratische Partei|DDP]] regieren wollte und ein Koalitionsangebot der DVP abgelehnt hatte. Die Angriffe der nationalliberalen [[Deutsche Volkspartei|Deutschen Volkspartei]] auf die Landesregierung von Anhalt überholten deswegen selbst die des damals einzigen NSDAP-Abgeordneten im Anhalter Landtag, [[Wilhelm Loeper]], und machten dadurch die Nationalsozialisten in Bernburg nicht nur salonfähig, sondern verhalfen ihnen 1932 sogar zur Machtübernahme im Landtag. Bei der [[Landtag des Freistaates Anhalt#Landtagswahl 1932|Landtagswahl 1932]] wurde die NSDAP erstmals stärkste Fraktion in einem deutschen Teilstaat, wodurch es zur ersten NS-geführten deutschen Landesregierung in der Weimarer Republik kommen konnte. Der Steigbügelhalter der NSDAP, die DVP, wurde dennoch im Mai 1933 zur Selbstauflösung gezwungen.
 
=== Mai 1932: Nationalsozialismus in Anhalt ===
Die neue nationalsozialistische Regierung Anhalts unter dem NSDAP-Ministerpräsidenten [[Alfred Freyberg]] (seit Mai 1932 im Amt) sprach schon im Juli 1932 ein Verbot der sozialdemokratischen Presse und von sozialdemokratischen Wahlversammlungen und -plakaten aus, das im November 1932 nochmals verschärft wurde. Anstelle politischer Kundgebungen der Eisernen Front war in der zweiten Jahreshälfte 1932 legal allgemein lediglich noch die Veranstaltung von „Unterhaltungsabenden“ möglich. Die erfolgsverwöhnte SPD blieb in dieser Zeit in der Hoffnung auf bessere Zeiten nur ohnmächtiger Beobachter ihres eigenen Niedergangs.
 
Der Straßenterror der SA gegen die KPD und ihre Organisationen wurde sogar noch verstärkt. Die Motivation der SA-Leute war ziemlich simpel: „Der einfachste Grund, und fast überall, wenn man nachbohrte, der innerste, war: Angst. Mitprügeln, um nicht zu den Geprügelten zu gehören. ... Ein kleiner Pakt mit dem Teufel – und man gehörte nicht mehr zu den Gefangenen und Gejagten, sondern zu den Siegern und Verfolgern“.<ref>[[Sebastian Haffner]]: ''Im Schatten der Geschichte. Historisch-politische Variationen.'' Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1985, ISBN 978-3-421-06253-6, S. 131, u.186 186ff.</ref>
 
=== 30. Januar 1933: Nationalsozialistisches Deutschland ===
Nach der [[Machtergreifung]] [[Adolf Hitler]]s am 30. Januar 1933 und insbesondere der [[Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat]] vom 28. Februar 1933 gab es in Bernburg ein regelrechte Eintrittswelle in die NSDAP, die vom Bernburger Volksmund als „Die Märzgefallenen“[[Märzgefallene#Verwendung1933|Märzgefallenen]]“ bezeichnet wurde. Die NSDAP Bernburg musste zum 1. Mai 1933 (Tag der Arbeit) einen vorläufigen Aufnahmestopp verfügen, da sie strukturell nicht so schnell wachsen konnte. Unter den als „Maiveilchen“ bezeichneten vorläufig letzten Neumitgliedern befand sich auch der spätere [[Oberbürgermeister]] von Bernburg, [[Max Eggert]]. Auch der Direktor der Abteilung Kaliwerke Bernburg-Solvayhall gehörte zu den „Maiveilchen“.<ref> Vgl. Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt Abteilung Dessau, A I, SOW, 199, Bl. 70.</ref> Der Bernburger Volksmund übersetzte im Zusammenhang mit den ''Märzgefallenen'' und den ''Maiveilchen'' NSDAP mit: „Nun Suche Dir Auch ein Pöstchen“. Die Bernburger NSDAP war durch die massenhafte Selbstgleichschaltung zu diesem Zeitpunkt auf 1800 Mitglieder angeschwollen – eine Verachtfachung in kürzester Zeit. Die 1933er Neumitglieder verfolgten in der Mehrzahl die Absicherung bzw. das Vorantreiben der Karriere. So wurde der ''Märzgefallene'' Karl Luthringshausen, bis dahin Kreisgeschäftsführer der DVP in Bernburg, im März 1933 im Zusammenhang mit seinem Übertritt zur NSDAP als kommissarischer Bürgermeister in Hecklingen eingesetzt.<ref>Vgl. Bernburger ''Volkswacht'' vom 28. März 1933; Bundesarchiv Berlin, [[Rüdesheimer Verband deutscher Burschenschaften#Der Rüdesheimer Deputierten-Convent (RDC)|BDC]], Mitgliederkartei.</ref> Der Maurermeister Hermann Kramer aus Oberpeißen hoffte wie viele andere auch durch seinen NSDAP-Eintritt auf Aufträge der öffentlichen Hand.
</ref> Der Bernburger Volksmund übersetzte im Zusammenhang mit den ''Märzgefallenen'' und den ''Maiveilchen'' NSDAP mit: „Nun Suche Dir Auch ein Pöstchen“. Die Bernburger NSDAP war durch die massenhafte Selbstgleichschaltung zu diesem Zeitpunkt auf 1.800 Mitglieder angeschwollen - eine Verachtfachung in kürzester Zeit. Die 1933er Neumitglieder verfolgten in der Mehrzahl die Absicherung bzw. das Vorantreiben der Karriere. So wurde der ''Märzgefallene'' Karl Luthringshausen, bis dahin Kreisgeschäftsführer der DVP in Bernburg, im März 1933 im Zusammenhang mit seinem Übertritt zur NSDAP als kommissarischer Bürgermeister in Hecklingen eingesetzt.<ref>Vgl. Bernburger ''Volkswacht'' vom 28. März 1933; Bundesarchiv Berlin, [[Rüdesheimer Verband deutscher Burschenschaften#Der Rüdesheimer Deputierten-Convent (RDC)|BDC]], Mitgliederkartei.</ref> Der Maurermeister Hermann Kramer aus Oberpeißen hoffte wie viele andere auch durch seinen NSDAP-Eintritt auf Aufträge der öffentlichen Hand.
 
Geheimrat Eilsberger von den Deutschen Solvay-Werken in Bernburg spendete Unsummen an NSDAP-Gauleiter Loeper und die SS.<ref>Vgl. Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt Abteilung Merseburg, SED-Bezirksleitung Halle, V/5/337, Bl. 13 f.</ref> Seine DVP-Landesorganisation Anhalt war bereits nach dem Sieg der NSDAP bei den Landtagswahlen am 24. April 1932 aus der Reichspartei ausgetreten, um sich der NSDAP als Juniorpartner anbieten zu können. Außerdem passten sich die Solvay-Werke an und nahmen 1933 politisch motivierte Entlassungen, Pensionierungen und Neueinstellungen vor. Diese Praxis wurde bis 1945 durchgeführt. Es wurden auch Mitarbeiter entlassen oder mit Entlassung bedroht, deren Verwandte noch bei Juden einkauften oder gar noch bei Juden arbeiteten.<ref>Vgl. Archivalische Quellennachweise zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung aus dem Kreisarchiv Bernburg, Stadtarchiv Bernburg und dem Betriebsarchiv Vereinigte Sodawerke „Karl Marx“, Bernburg-Staßfurt, Bernburg o. J. (ca. 1980), S. 30. Die Einsicht in die in dieser Broschüre angeführten Akten war aufgrund der Verweigerung einer Benutzungsgenehmigung seitens der Solvay-GmbH nicht möglich.</ref>
 
In der Bernburger [[Landmaschinenbau Bernburg|Landmaschinenbau-Firma Siedersleben]] wurde gleich 1933 durch die [[Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation]] ([[NSBO]]) ein neuer Betriebsrat installiert. In dessen Protokollbuch findet sich unter dem Datum vom 19. Juli 1933 folgender Vermerk: „Zum Schluß der Sitzung wurde noch über Einstellungen gesprochen. Es sollen Leute, die schon im Betrieb gearbeitet haben, außerdem Parteigenossen und jüngere Leute, um für einen guten Nachwuchs zu sorgen, bevorzugt eingestellt werden.“<ref> Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt Abteilung Merseburg, SED-Bezirksleitung Halle, V/1A/61, Bd. 2, S. 29.</ref> Generell wird es in den größeren Unternehmen der privaten Wirtschaft seit 1933/34 keine Einstellungen mehr ohne die Zustimmung der NSBO gegeben haben. Der Bernburger Volksmund übersetzte NSBO mit: „Noch Sind Bonzen Oben“, und Bonze mit: „Bin Ohne Nachteil zu Entbehren“.
Juli 1933 folgender Vermerk: „Zum Schluß der Sitzung wurde noch über Einstellungen
gesprochen. Es sollen Leute, die schon im Betrieb gearbeitet haben, außerdem Parteigenossen und jüngere Leute, um für einen guten Nachwuchs zu sorgen, bevorzugt eingestellt werden.“<ref> Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt Abteilung Merseburg, SED-Bezirksleitung Halle, V/1A/61, Bd. 2, S. 29.</ref> Generell wird es in den größeren Unternehmen der privaten Wirtschaft seit 1933/34 keine Einstellungen mehr ohne die Zustimmung der NSBO gegeben haben. Der Bernburger Volksmund übersetzte NSBO mit: „Noch Sind Bonzen Oben“, und Bonze mit: „Bin Ohne Nachteil zu Entbehren“.
 
1933 wurde die Stadt Bernburg [[Kreisfreie Stadt#Übrige deutsche Staaten|kreisfrei]].
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In dieser Zeit wurde nördlich von [[Strenzfeld]] das Werk Bernburg der [[Dessau]]er [[Junkers Flugzeug- und Motorenwerke|Junkers-Flugzeugwerke]] errichtet, wo [[Junkers Ju 88|Ju 88]] montiert und auf dem anliegenden Flugplatz von der Luftwaffe übernommen wurden. 1939 bis 1940 wurde die Junkers-Siedlung gebaut.
 
Infolge von [[Ämterpatronage]] und politischem [[Klientelismus]] stieg der Anteil der Positionsträger mit unterer Mittelschichtherkunft um zwei Drittel: von 18 % im Jahre 1925 auf 30 % im Jahre 1940. Diese Überpolitisierung der Arbeitswelt zeitigte sehr schnell auch Schattenseiten. So stellte das NSDAP-Gauamt für Kommunalpolitik Magdeburg-Anhalt schon 1936 fest: „Recht betrüblich ist die Tatsache, daß in Gegenden mit früher überwiegend marxistischer Bevölkerung die Zahl der Parteigenossen, die fachlich und charakterlich für die Verwendung in der Verwaltung geeignet sind, sehr gering ist. Es ergibt sich aus dieser Tatsache häufig die Notwendigkeit, auch auf Parteigenossen zurückzugreifen, die entweder fachlich versagen oder Unterschlagungen begehen.”<ref>vglVgl. Bundesarchiv Berlin, NS 25 / 276, Bl. 69.</ref> Diese Feststellung traf in ganz besonderem Maße auch für die Stadt Bernburg und dessen Kreisamt zu, wo vor 1932 sowohl die USPD (1920) als auch die KPD (1924) Hochburgen hatten.
 
Im November 1940 wurde in der damaligen Landes-Heil- und Pflegeanstalt Bernburg (heute [[Salus gGmbH Fachklinikum Bernburg|Salus Fachklinikum Bernburg]]) die [[NS-Tötungsanstalt Bernburg]] eingerichtet und betrieben. Zwischen 1940 und 1943 wurden dort über 14.000 Menschen im Rahmen der [[NS-Krankenmorde]] ([[Aktion T4]] und [[Aktion 14f13]]) [[Gaskammer (Massenmord)|vergast]].<ref>{{Literatur |Autor=Ute Hoffmann |Hrsg=Ministerium des Innern des Landes Sachsen-Anhalt, Pressestelle |Titel=Todesursache: „Angina“. Zwangssterilisation und „Euthanasie“ in der Landes-Heil- und Pflegeanstalt Bernburg |Reihe=Teil von: [[Anne-Frank-Shoah-Bibliothek]] |Ort=Magdeburg |Datum=1996 |Seiten= |DNB=948595418}}</ref> Die 1989 neu eröffnete [[Gedenkstätte Bernburg]] für die Opfer der NS-Euthanasie befindet sich in der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt bzw. im heutigen Salus Fachklinikum Bernburg.<ref>{{Internetquelle |url=https://gedenkstaette-bernburg.sachsen-anhalt.de/ |titel=Gedenkstätte für Opfer der NS-„Euthanasie“ Bernburg |werk=sachsen-anhalt.de |hrsg=Land Sachsen-Anhalt. Staatskanzlei und Ministerium für Kultur Sachsen-Anhalt |sprache=de |abruf=2022-01-20}}<br />[https://www.gedenkstaette-bernburg.de/index.html ''Förderverein der Gedenkstätte Bernburg.''] In: ''gedenkstaette-bernburg.de,'' abgerufen am 5. Oktober 2017.</ref>
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Datenquelle (sofern nichts anderes angegeben): Webseite Stadt Bernburg; maßgeblich sind die Angaben des [[Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt|Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt]]
{{FNBox|
{{FNZ|a|ltLt. [[Wilhelm von Kügelgen]]: ''Jugenderinnerungen eines alten Mannes.''}}
{{FNZ|b|In: [https://www.tiergarten-bernburg.de/Geschichte.php In: ''Geschichte''] (des [[Tiergarten Bernburg|Bernburger Tiergartens]]) auf der offiziellen Tiergarten-WebseiteWebsite, (abgerufen am 3. November 2023).}}
{{FNZ|c|29. Oktober}}
{{FNZ|d|31. August}}
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{{FNZ|f|Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Bevölkerung der Gemeinden}}
{{FNZ|g|Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, [[Volkszählung in Deutschland 2022|Zensus 2022]] - Bevölkerungszahlen}}}}
 
=== Sprachentwicklung (Mundart) ===
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Ihm folgte nach dem Ende des [[Deutsches Kaiserreich|Deutschen Kaiserreiches]] [[Friedrich Gothe]] (1872–1951; ab dem 1. Januar 1930 Oberbürgermeister) von der [[Deutsche Demokratische Partei|Deutschen Demokratischen Partei]] (ab 1930 Deutsche Staatspartei). Gothe, der Architekt des [[Friederiken-Gymnasium]]s (1906 bis 1909 gebaut), wurde 1919 und 1931 für jeweils zwölf Jahre zum Bürgermeister gewählt, aber nach der [[Machtergreifung]] durch die [[NSDAP]] am 30. Januar 1933 sehr schnell aus dem Amt gedrängt. Seit Februar 1933 musste OB Friedrich Gothe fortwährend beleidigende Vorwürfe wegen seiner Amtsführung über sich ergehen lassen, reichte deswegen am 30.&nbsp;April 1933 sein Rücktrittsgesuch ein und ging ab Mai 1933 mit erst 51 Jahren in den vorzeitigen Ruhestand.
 
Aufgrund des [[Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums|Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums]] vom 7. April 1933 wurden Juden, Menschen jüdischer Herkunft und politisch unerwünschte Personen aus dem Staatsdienst entfernt. In der Stadtverwaltung Bernburg betraf dies mindestens sechs exponierte ehemalige SPD-Mitglieder und eine „Halbjüdin“.<ref>Vgl. Stadtarchiv Bernburg, 6/106, o. Bl. (Erinnerungen Paul Weineck, AOK Bernburg); 6/109 (Stadtverwaltung), o. Bl. Zur Einstellung von „alten Kämpfern“ in der Stadtverwaltung Bernburg vgl. allgemein Stadtarchiv Bernburg, 6/489, 6/659, 6/666, 6/667. Antwort der NSDAP-Kreisleitung auf eine der üblichen Überprüfungs-Anfragen hin: „Von einer Einstellung des Volksgenossen [...] wollen Sie absehen.“ Der Bewerber bekam nur mitgeteilt, dass eine Einstellung nicht erfolgen könne. Vgl. Stadtarchiv Bernburg, 6/666, o. Bl.</ref> Diese Entwicklung vorausahnend hatten schon 1932 Beamte und Angestellte (sogenannte „Mantelträger“) die SPD anscheinend in größerer Zahl verlassen.<ref>Vgl. ''Bernburger Volkswacht'' vom 10. Januar 1933 (Leopoldshall), und vom 6. März 1933 (Unterbezirkskonferenz Anhalt II betreffend: Austritte 1932 aus „wirtschaftlichen“ Gründen).</ref> Ein inhaftierter Sozialdemokrat, auf Grund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ eine Woche nach seiner Einlieferung in das KZ Roßlau als Stadtobersekretär bei der Stadtverwaltung Bernburg entlassen, war im „Verwaltungsbüro“ des KZ tätig.<ref>Bericht Paasch. Ebd., SED-KL-388, unpag.; LASA, K 6-1, Nr. 3342, Bl. 1.</ref> Mitglieder der KPD wurden schon seit längerem vor allem durch SPD-Stadträte ausgegrenzt. Durch diesen eklatanten Personalwechsel oder wenigstens Parteiwechsel wurde der Wechsel des Oberbürgermeisters vorbereitet.
Bewerber bekam nur mitgeteilt, dass eine Einstellung nicht erfolgen könne. Vgl. Stadtarchiv Bernburg, 6/666, o. Bl.</ref> Diese Entwicklung vorausahnend hatten schon 1932 Beamte und Angestellte (sogenannte „Mantelträger“) die SPD anscheinend in größerer Zahl verlassen.<ref>Vgl. ''Bernburger Volkswacht'' vom 10. Januar 1933 (Leopoldshall), und vom 6. März 1933 (Unterbezirkskonferenz Anhalt II betreffend: Austritte 1932 aus „wirtschaftlichen“ Gründen).</ref> Ein inhaftierter Sozialdemokrat, auf Grund des „Gesetzes zur
Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ eine Woche nach seiner Einlieferung in das KZ
Roßlau als Stadtobersekretär bei der Stadtverwaltung Bernburg entlassen, war im
„Verwaltungsbüro“ des KZ tätig.<ref>Bericht Paasch. Ebd., SED-KL-388, unpag.; LASA, K 6-1, Nr. 3342, Bl. 1.</ref> Mitglieder der KPD wurden schon seit längerem vor allem durch SPD-Stadträte ausgegrenzt. Durch diesen eklatanten Personalwechsel oder wenigstens Parteiwechsel wurde der Wechsel des Oberbürgermeisters vorbereitet.
 
Am 11. Mai bestimmte die [[NSDAP]] den bisherigen Bürgermeister von [[Leopoldshall]], [[Max Eggert]] (1883–1947), zum neuen Oberbürgermeister, der dieses Amt am 24. Mai 1933 antrat. Um in die engere Auswahl zu kommen, war Max Eggert zum [[Tag der nationalen Arbeit]] (1. Mai 1933) in die NSDAP eingetreten (Mitgliedsnummer 1.986.657)<ref>Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/7390060.</ref>, nur einen Tag, nachdem OB Friedrich Gothe zum Rücktritt gedrängt worden war. Der Bernburger Volksmund nannte die Mitglieder der Eintrittswelle im Mai 1933 „Maiveilchen“, die der Eintrittswelle vom März 1933 „Die Märzgefallenen“ und übersetzte in diesem Zusammenhang NSDAP mit: „Nun Suche Dir Auch ein Pöstchen“. Bei der Bernburger Bürgermeisterwahl 1931 war Max Eggert dem Amtsinhaber Friedrich Grothe noch unterlegen gewesen und wurde mit dem Bürgermeisteramt in Leopoldshall abgefunden. Die Oberbürgermeisterwahl von 1933 war zeitlich unbegrenzt, und die Bernburger witzelten vom ''tausendjährigen Oberbürgermeister''. Bezeichnenderweise war aber auch dessen Amtszeit nach zwölf Jahren durch den verlorenen [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] beendet. Max Eggert beging in der Nacht vom 1. zum 2. November 1947 im Gerichtsgefängnis Bernburg am Schloss Selbstmord durch Erhängen.<ref>[https://www.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Bibliothek/STGS/Ausstellung_Bernburg_1933.pdf ''„Oberbürgermeister Gothe geht“. Die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten in der Stadt Bernburg 1933.''] auf(PDF; 1,9&nbsp;MB) Auf dem Landesportal Sachsen-Anhalt, 12. November 2013, (abgerufen am 17. September 2024).</ref>
 
Nach der [[Befreiung vom Nationalsozialismus]] wurde am 18.&nbsp;April 1945 der Metallfabrikbesitzer [[Reinhold Hey]] Oberbürgermeister, der eine entschiedene Rolle bei der Übergabe der Stadt an die Amerikaner gespielt hatte. Reinhold Hey wurde bereits am 10.&nbsp;September 1945 von den Oberbürgermeistern [[Karl Gennert]] (KPD) und [[Rudolf Eberhard (Politiker, 1891)|Rudolf Eberhard]] (1891–1965; SPD) verdrängt, nachdem Anfang Juli 1945 sowjetische Truppen Bernburg besetzt hatten.
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* Parkeisenbahn im Krumbholz: Die Parkeisenbahn verbindet auf einer Strecke von ca. 1,9&nbsp;km die Stationen Rosenhag, Tiergarten, Sportforum, Keßlerturm und Märchengarten „Paradies“. Sie wurde 1969 in Betrieb genommen. In den fünf überdachten Wagons finden je 20 Personen Platz.<ref>[https://www.bernburger-freizeit.de/freizeit-kultur/parkeisenbahn/ ''Parkeisenbahn „Krumbholz“.''] In: ''bernburger-freizeit.de,'' abgerufen am 16. März 2021.</ref>
[[Datei:Bernburg (Saale), in the animal park, image 1.jpg|mini|Braunbärengehege]]
* [[Tiergarten Bernburg]]: mit Rundgängen in die Bereiche Afrika, Eurasien, Australien und Amerika sowie ein Afrika- und ein Amerikahaus. Der Tiergarten ging aus der [[Askanier#Herzogtum Anhalt|herzoglichen]] [[Fasanerie]] hervor, welche 1909 für den [[Kurhaus (Bernburg)|Kurbetrieb]] des damaligen Bad Bernburg am Waldwärterhaus von 1897 eingerichtet wurde. Eine Erweiterung zum Tiergarten erfolgte in den 1930er Jahren. Er befindet sich seit Ende Juli 1993 in Trägerschaft der Bernburger Freizeit GmbH. Danach wurde auch ein Kinderspielplatz geschaffen. 2008 bezog die Geschäftsstelle der Deutschen Tierpark-Gesellschaft ihren Sitz im Tiergarten Bernburg.<ref>[https://www.tiergarten-bernburg.de/Geschichte.php Geschichte des Tiergartens Bernburg auf der Webseite desselben], abgerufen am 2. September 2023.</ref>
 
=== Subkultur ===
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[[Datei:Ebersdorfer Schulmuseum 30.jpg|mini|Vervielfältigungsgerät "Gramaprint", Hersteller VEB Graphische Maschinen Berlin, Baujahr ca. 1960.]]
Das große, leerstehende und an der Straßenseite zugemauerte ''Haus Steidner'' wurde auch für Kunstausstellungen und Lesungen genutzt. Es verfügte über sehr viele Seiten- und Hintergebäude und besaß [[Mittelalter|mittelalterliche]] [[Tonnengewölbe]] im Keller. Von 1979 bis 1982 wurde hier der ''Anhalter Wahrheitsbote'' gedruckt, eine [[Samisdat]]-Quartalsschrift, die sich an dem ''Wahrheitsboten für Stadt und Land in Anhalt-Bernburg'' (1848 bis 1852) und am [[Der Hessische Landbote|Hessischen Landboten]] (1834) von [[Georg Büchner]] und [[Friedrich Ludwig Weidig]] orientierte. Ein „Mitarbeiter Reprotechnik“ der [[Hochschule Anhalt|Hochschule für Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft]] Bernburg-[[Strenzfeld]] hatte aus drei abgeschriebenen Spiritus-Umdruck-Maschinen eine funktionierende aufgebaut, mit der im [[Ormig]]-Verfahren<ref>„'''Spiritus-Umdruck-Verfahren oder Ormig-Vervielfältigung (Druckverfahren):''' Spezielles Verfahren zur Vervielfältigung einfacher Druckerzeugnisse in geringer Auflage, auch als Hektographie (griechisch: Hundertschreibung oder Verhundertfachung) bezeichnet. In der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) war das Umdruckverfahren unter dem Synonym Ormig bekannt und wurde bei vielen Oppositionsgruppen zur Vervielfältigung ihrer Flugblätter und Untergrundzeitschriften (Samisdat) eingesetzt. '''Der Name geht auf die Berliner Organisationsmittel GmbH (Ormig) zurück.''' Um illegale Schriften in größerer Auflage herzustellen, wandten Mitglieder oppositioneller Gruppen in der DDR auch die Methode der Wachsschablonen-Vervielfältigung an. Für das Spiritus-Umdruck-Verfahren werden so genannte Spirit-Carbon-Sets benötigt. Diese bestehen aus einem besonders beschichteten Papier (Kunstdruckpapier) und einem mit spezieller Druckfarbe versehenen Durchschlagpapier (Spirit-Carbon). Die Schrift oder bildliche Darstellungen werden mit der Hand oder der Schreibmaschine auf das Set übertragen, so dass eine seitenverkehrte und farbintensive Kopiervorlage (Matrize) entsteht. In einem zweiten Arbeitsschritt wird das zu bedruckende Papier mit Spiritus befeuchtet und gegen die Matrize gepresst. Ein Teil der Farbe wird herausgelöst und auf das Papier übertragen. Der so entstandene Abzug ist nunmehr wieder seitenrichtig. Die Qualität des Drucks nimmt mit zunehmender Kopieanzahl ab, da die Matrize an Druckfarbe und damit der Abzug an Farbsättigung verliert. Der Druckvorgang kann mittels eines elektrischen Umdruckers oder Hektographen (Vervielfältigungsgerät mit Handkurbel und Walze) oder per Hand durchgeführt werden. Je nach Qualität der Materialien lassen sich zwischen 30 und 250 Abzüge herstellen. Aus der geringen Farbstabilität ergibt sich aber ein großes Problem für die Archivierung und Erhaltung derart kopierter Schriftstücke. Durch die beschränkte Lichtbeständigkeit verblassen die Schriftzeichen im Alterungsprozess relativ schnell. Daher werden die Abzüge in Archiven und Museen kopiert, im Dunkeln gelagert und nur sehr selten im Original herausgegeben oder gar verliehen. Vervielfältigungsgeräte waren in der DDR äußerst selten und unterlagen einer strengen Genehmigungspflicht und Überwachung, der private und unkontrollierte Besitz einer solchen Maschine war daher fast unmöglich und verboten. Neben der staatlichen Verwaltung und einigen Betrieben verfügten nur kirchliche Einrichtungen über derartige Technik. Zum Teil stellten sie diese den Bürgerrechtlern für ihre Arbeit zur Verfügung. Es gab aber auch wenige nicht registrierte, also illegale Geräte, die zumeist noch aus der Zeit vor 1945 stammten. Die notwendigen Materialien mussten größtenteils aus der Bundesrepublik organisiert werden.“ In: [https://www.runde-ecke-leipzig.de/sammlung/pop_zusatz.php?w=w00170 WebseiteWebsite] der [[Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“]], (abgerufen am 5. Juli 2024).</ref> gedruckt werden konnte. Erst 1987 gab es eine zweite illegale Druckmaschine für die alternative Szene der DDR in der [[Umwelt-Bibliothek]] der [[Berlin]]er [[Zionskirche (Berlin)|Zionskirchgemeinde]]. Die Ostberliner Druckmaschine stammte von [[Roland Jahn]] und wurde vom damaligen Bundestagsabgeordneten der [[Bündnis 90/Die Grünen |Grünen]] [[Wilhelm Knabe]] mittels seiner Immunität von [[Westberlin]] nach [[Ostberlin]] eingeschmuggelt.<ref>„Einmal hatte ich von Roland Jahn, einem guten Freund und ehemaligen DDR-Flüchtling, eine Druckmaschine bekommen, die zur Umweltbibliothek sollte. Die Umweltbibliothek war im Bezirk Prenzlauer Berg, in der Griebenowstraße und war die Zentrale der Umweltgruppen in der DDR. Sie versuchte eine Vernetzung nicht als befehlsgebende Zentrale, sondern als Vernetzungszentrale, daß die Gruppen sich dort Material abholen konnten und eigenes Material hinbringen konnten, damit ein Austausch innerhalb der DDR geschehen konnte. Insofern war die Unterstützung dieser Gruppe ganz besonders wichtig. Ich hoffte, die Druckmaschine auf offiziellem Wege über das Diakonische Werk hinbringen zu können und hatte mit denen schon telefoniert. Aber die Zeit war wie üblich knapp und ich hatte ja Termine, ich wollte ja um 11.00 Uhr in der Umweltbibliothek sein. Also habe ich mich ins Auto gesetzt und bin mit der Druckmaschine im Kofferraum herübergefahren. Der Kontrolleur an der Grenze fragte: „Was haben Sie da drin?“ Ich antwortete: „Ja, Bücher und ...“…“ „Darf ich das mal sehen?“ „Ich glaube nicht, dass das zu den diplomatischen Gepflogenheiten gehört, fragen Sie mal Ihren Vorgesetzen.“ Er kam dann zurück und ließ mich zähneknirschend fahren. In der Umweltbibliothek bin ich dann in den Hof hineingefahren und haben wir mit Wolfgang Rüddenklau die Maschine ausgeladen und dann konnte gedruckt werden.“ In: [https://web.archive.org/web/20131202234719/{{Webarchiv |url=http://www.gruene-mh.de/politik/wdr-knabe.htm „Ein|text=''Ein Dunkelgrüner – Wilhelm Knabe, Pionier der Öko-Partei.“]'' (Archivversion)|wayback=20131202234719}} Hörfunksendung „Erlebte Geschichten“. In: ''[[WDR 5]] von Sonntag, den.'' 5. Oktober 2003, (abgerufen am 5. Juli 2024).</ref> Der ''Anhalter Wahrheitsbote'' war direkter Nachfolger des ''[[Unwelt-Blättchen]]s'' von 1973 bis 1979, das anfänglich mit Kopierstift und zuletzt mittels Schreibmaschinenkopien sowie Linolschnitten regelmäßig eine untere dreistellig Auflage erreichte. Der ''Anhalter Wahrheitsbote'' erschien zunächst in einer Auflage von an die 500, später dann von an die 1.0001000 Exemplaren.
 
[[Datei:Puro Chile - ¡Venceremos!.JPG|mini|(El) „cartel de HOY“: Das Plakat von heute: „¡Venceremos!“. Chile, 9. April 1970.]]
Ebenfalls seit 1979 gab es infolge der technischen Möglichkeiten auch illegale Ausstellungskataloge und illegale kleine Druckschriften in Zusammenhang mit den Lesungen oder zu Alternativthemen wie [[Veganismus|vegane]] Rezepte in einem Schwarzdruckverlag. Die [[Tonnengewölbe]] des Hauses Steidner wurden seit 1969 für die ab 1968 zensierten ''Literarisch-Musikalischen Abende'' und ab 1971 unter dem Namen ''KunstHausSteidner'' für Kunstausstellungen genutzt. Höhepunkte waren 1972/73 die Ausstellung ''GegenKunst'' und 1978 die Ausstellung ''Unser kleines Land'', in welchen u.&nbsp;a. die Selbstisolationspolitik der DDR aufgespießt wurden. Das Plakat zur Ausstellung – eine geballte Faust, die sich durch ein Gitter streckt – wurde von der Stasi besonders gejagt, weil die Umrisse des „Fensters“ denen der DDR glichen. Vorbild dafür war die in der DDR vielfach rezipierte [[Venceremos]]-Faust (span.spanisch für „Wir werden siegen“)<ref>In der DDR organisierte der [[Verband Bildender Künstler der DDR]] eine Grafik-Solidaritätsaktion „Helft Chile“, an der sich viele Künstler beteiligten. Vgl. [https://migrations-geschichten.de/chilenische-kommunisten-im-exil-in-der-ddr/ ''Migration von chilenischen Kommunisten in die DDR.''] aufIn: ''migrations-geschichten.de,'' (abgerufen am 29. Juni 2024).</ref>, eines politischen Kampfliedes und Schlachtrufes aus Chile, das in einer alternativen Version im Jahr 1970 die Hymne für den Wahlkampf von [[Salvador Allende]]s sozialistischer [[Unidad Popular|Unidad-Popular-Bewegung]] und daraufhin in der DDR auf Deutsch sehr populär wurde.<ref>Vgl. die [[Venceremos]]-Faust auf der WebseiteWebsite [https://franzbranntwein.bandcamp.com/album/venceremos bandcamp.com]: „Franz Branntwein und Martin Meiwes präsentieren zum 1. Mai 2023 ihre neue Platte "Venceremos"‚Venceremos‘. ... Venceremos ist ein chilenischer Schlachtruf der hier auf LP-Länge vertont wird.“ (abgerufenAbgerufen am 29. Juni 2024).</ref>
 
[[Datei:The Soviet Union 1988 CPA 5942 stamp (Perestroika (reformation). Worker. Industries and agriculture).jpg|mini|[[Perestroika]]-Briefmarke der [[Sowjetunion]] von 1988.]]
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Der Bahnhof, welcher seit Dezember 2019 offiziell die Bezeichnung ''[[Hauptbahnhof]]'' trägt, wird stündlich von der [[Regionalbahn]] Aschersleben–[[Bahnhof Güsten|Güsten]]–Bernburg–Köthen–[[Dessau Hauptbahnhof|Dessau]] bedient. Weiterhin verkehren im Zweistundentakt eine Regionalbahn nach Calbe (Saale) und [[Magdeburg Huptbahnhof|Magdeburg Hbf]] sowie eine Regionalbahn über [[Bahnhof Könnern|Könnern]] nach [[Halle (Saale) Hauptbahnhof]]. Bernburg hat somit einen direkten Bahnanschluss an alle drei [[Oberzentrum|Oberzentren]] von [[Sachsen-Anhalt]]. Der nächstgelegene Fernverkehrshalt ist der [[Bahnhof Köthen]].
 
In den Jahren 2010 und 2011 wurde der Bahnhof modernisiert und [[Barrierefreiheit|barrierefrei]]; es wurde im Rahmen der [[Maßnahmenpaket „Beschäftigungssicherung durch Wachstumsstärkung“|Konjunkturprogramme]] aus Bundesmitteln die Personenunterführung erneuert und Aufzüge neu gebaut. Zusätzlich wurden die Bahnsteige 1 und 2/3 und deren Zugänge neu gebaut, das Dach des Bahnsteigs 1 saniert und die Beleuchtung der Bahnsteige 1 und 2/3 erneuert.<ref name="sanierung2010">{{Internetquelle |url=http://www.bahnhof.de/site/bahnhoefe/de/konjunkturprogramm__bahnhoefe/03__highlights/13__sachsen-anhalt/04__Bernburg/01__geplante__massnahmen.html |titel=Konjunkturprogramm, Ausgewählte Highlights, Bernburg, geplante Maßnahmen |werk=bahnhof.de |offline=1 |abruf=2012-02-02 |kommentar=keine [[Web-Archivierung#Begrifflichkeiten|Mementos]]}}</ref> Außerdem wurde der stadtfern gelegene [[Bahnhof Bernburg-Friedenshall|Haltepunkt Friedenshall]] durch einen Haltepunkt in Roschwitz ersetzt.<ref>[[Eisenbahn-Bundesamt]]: {{Webarchiv |url=http://www.eba.bund.de/SharedDocs/Publikationen/DE/PF/Archiv_2015/ST028.pdf;jsessionid=F9F18B3008F4F6752C1F09D090640FD4.live1041?__blob=publicationFile&v=2 |text=''Feststellung über das Unterbleiben einer Umweltverträglichkeitsprüfung für das Vorhaben „Neubau Verkehrsstation Bernburg-Roschwitz“, Strecke 6420 Köthen-Aschersleben.'' |wayback=20160410073936}}. (PDF; 123&nbsp;kB) In: ''eba.bund.de,'' abgerufen am 6. Oktober 2017 (PDF; 123&nbsp;kB).</ref>
 
Im Bernburger Krumbholz fährt eine [[Parkeisenbahn Bernburg|Parkeisenbahn]]. Außerdem betreibt das ansässige Sodawerk eine [[Feldbahn des Sodawerkes Bernburg|eigene Werksbahn]], die vor allem durch eine weitere Saalebrücke im Stadtbild auffällt.
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* ein Sodawerk der [[Solvay GmbH]]
* das zur [[K+S]] AG gehörende [[Steinsalzbergwerk Bernburg]] mit etwa 425 Beschäftigten<ref>Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt: {{Webarchiv |url=http://www.sachsen-anhalt.de/LPSA/index.php?id=23558 |text=''Bergwerke und Tiefbaubetriebe in Sachsen-Anhalt'' |archive-is=20120910114442}}. In: ''sachsen-anhalt.de,'' abgerufen am 6. Oktober 2017.</ref>
* ''UGS Bernburg'', ein Gasspeicher der [[VNG AG]] (mit einem nutzbaren Arbeitsgasvolumen von 865 Mio. Nm³ viertgrößter Kavernenspeicher Europas<ref>[https://www.vng-gasspeicher.de/speicherstandorte Webseite der VNG AG]: ''Europas Nr. 4: UGS Bernburg. Bernburg ist der viertgrößte Kavernenspeicher Europas. 2011 haben wir eine Ejektoranlage zur energieeffizienteren Erdgaseinspeicherung installiert. Jetzt ist Bernburg nicht nur unser größter, sondern auch flexibelster Untergrundgasspeicher.'' (abgerufenAbgerufen am 7. Januar 2022).</ref>)
* die Serumwerk Bernburg AG<ref>[https://www.serumwerk.com/ Serumwerk Bernburg AG.] In: ''serumwerk.com,'' abgerufen am 6. Oktober 2017.</ref> („Pulmotin“)
* die [[Pöttinger Landtechnik|PÖTTINGER Landtechnik GmbH]] / PÖTTINGER Deutschland GmbH produziert in Bernburg Sämaschinen
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* [[Volker Ebersbach]]: ''Geschichte der Stadt Bernburg in zwei Bänden.'' Band 1. Anhaltische Verlagsgesellschaft, Dessau 1998, ISBN 3-910192-65-3 ({{Google Buch |BuchID=xqYjAQAAIAAJ |Hervorhebung=Bernburg}}).
* Volker Ebersbach: ''Geschichte der Stadt Bernburg in zwei Bänden.'' Band 2: ''Geschichte der Stadt Bernburg im 20. Jahrhundert.'' Anhaltische Verlagsgesellschaft, Dessau 2000, ISBN 3-910192-79-3.
* Thomas Kupfer: [https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/44685/ssoar-hsr-trans-2006-18-kupfer-Generation_und_Radikalisierung_die_Mitglieder.pdf?sequence=1&isAllowed=y&lnkname=ssoar-hsr-trans-2006-18-kupfer-Generation_und_Radikalisierung_die_Mitglieder.pdf ''Generation und Radikalisierung: die Mitglieder der NSDAP im Kreis Bernburg 1921-19451921–1945.'' In: ''[[Historical Social Research]], GESISTransition -(Online Leibniz-InstitutSupplement).'' für18 Sozialwissenschaften(2006), BerlinS. 1–312, [[doi:10.12759/hsr.trans.18.v01.2006]].
* Stadt Bernburg (Hrsg.): ''1050 Jahre Bernburg (Saale) in Anhalt. Ein Jubiläumsbuch.'' Bernburg 2011, ISBN 978-3-00-033108-4.
* Dieter Gerst: ''Bernburg. Eine Perle an der Saale.'' Sutton Verlag, Erfurt 2012, ISBN 978-3-95400-088-3 ({{Google Buch |BuchID=4aWQYf0ZLR4C |Seite=1 |Hervorhebung=Perle}}).