Jan Grabowski (Historiker)

polnischer Historiker, Holocaustforscher und Hochschullehrer
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Jan Grabowski (geboren 24. Juni 1962 in Warschau) ist ein polnischer Historiker, der in Kanada lehrt.

Leben

Jan Grabowski studierte Geschichte an der Universität Warschau und erhielt dort 1986 einen Magister. Er wurde 1994 an der Universität Montreal promoviert. Er lehrt seither an der Universität Ottawa, wo er eine Professur erhielt. Außerdem arbeitet er am Centrum Badań nad Zagładą Żydów (Zentrum für Holocaustforschung) des Instituts für Philosophie und Soziologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften.

Grabowski forscht zum Holocaust im von den Deutschen besetzten Polen. Seine Forschungsergebnisse zeigen, dass unter der deutschen Besatzung Teile der polnischen Bevölkerung stärker in die Verfolgung von polnischen Juden einbezogen wurden, als das im Nachkriegspolen von der polnischen Geschichtspolitik wahrgenommen wurde. 2014 erhielt er eine Auszeichnung von Yad Vashem. 2016 stellte er eine Nachfrage zur Eröffnung des Museums in Markowa für die Polen, die während des Zweiten Weltkriegs Juden gerettet haben. Es sei bei den historischen Forschungen die Frage ausgespart worden, welche Rolle der örtliche Polizist der Polnischen Polizei im Generalgouvernement bei der Denunziation gespielt habe. Immerhin sei er später vom polnischen Widerstand wegen seiner Kollaboration erschossen worden.[1]

Grabowski wurde 2017 wegen seiner Veröffentlichungen persönlich bedroht und zudem in einem offenen Brief an die Universität Ottawa, der von über einhundert polnischen Akademikern unterzeichnet wurde, angegriffen. Die Briefaktion ging von der nationalpolnischen Organisation „Schutz des guten Namens – Polnische Liga gegen Verleumdung“ aus.[2][3]

Schriften (Auswahl)

  • Klucze i Kasa. Losy mienia żydowskiego w okupowanej Polsce, 1939–1945. Stowarzyszenie Centrum Badan nad Zagładą Warzawa, Warschau 2014. ISBN 978-83-63444-35-8.
  • Judenjagd. Polowanie na Żydów, 1942–1945. Studium Dziejów Pewnego Powiatu. Warschau: Stowarzyszenie Centrum Badań nad Zagładą Żydów, 2011. ISBN 978-83-932202-0-5.
    • Hunt for the Jews. Betrayal and Murder in German-Occupied Poland. Indiana University Press, 2013, ISBN 978-0-253-01074-2.
    • ציד היהודים; בגידה ורצח בפולין בימי הכיבוש הגרמני. Yad Vashem, Jerusalem 2016
  • Zarys Krajobrazu. Wieś polska wobec Zagady, 1942–1945. Warschau. 2011, ISBN 978-83-932202-4-3.
  • mit Barbara Engelking: Żydowskich przestępców należy karać śmiercią! "Przestępczość" Żydów w okupowanej Warszawie 1939–1942. IFiS PAN, Warschau 2010, ISBN 978-83-926831-7-9.
  • Die anti-jüdische Politik in Regierungsbezirk Zichenau. In: Jochen Böhler, Jacek Mlynarczyk (Hrsg.): Der Judenmord in den eingegliederten polnischen Gebieten 1939–1945. Fibre, Osnabrück 2010, S. 99–117 (Übersetzung aus dem Polnischen, 2008)
  • Rescue for Money: ‘Paid Helpers’ in Poland, 1939–1945. Yad Vashem, Jerusalem 2008, ISBN 978-965-308-325-7.
  • „Ja tego Żyda znam!” Szantażowanie Żydów w Warszawie 1939–1943. Warschau 2004
    • ’Je le connais, c’est un Juif!’ Varsovie 1939–1943. Le chantage contre les Juifs. éditions Calmann-Lévy, Paris 2008, ISBN 978-2-7021-3887-8.
  • Historia Kanady. Prószyński i Spółka, Warschau 2001, ISBN 978-83-7255-044-6.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Joseph Croitoru: War die heldenhafte Familie Ulma etwa typisch? , in: FAZ, 9. April 2016
  2. Colin Perkel, The Canadian Press: U of O Holocaust scholar says he’s a target of Polish 'hate' campaign Jan Grabowski says Poles were more complicit in Nazi atrocities than most think, Interview, bei: CBC/Radio-Canada, 20. Juni 2017
  3. Joseph Croitoru: Imageschutz per Gerichtsbeschluss. In: FAZ, 1. Juli 2017, S. 14