Hinterbänkler

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Als Hinterbänkler (engl. backbencher) werden Abgeordnete bezeichnet, die innerhalb des Parlaments weniger herausgehobene Funktionen besitzen. Solche Abgeordneten sitzen „auf den hinteren Bänken“, oder in den hinteren Reihen. Der Begriff wurde abgeleitet aus der Praxis des britischen Unterhauses, das bis heute mit Bänken (engl. benches) ausgestattet ist: Auf den jeweils vorderen Bänken sitzen sich dort die Regierungsmitglieder und Oppositionsführer gegenüber, die Vorderbänkler (engl. frontbencher); jeweils dahinter, „auf den hinteren Bänken“ sitzen die übrigen, weniger bedeutenden Parlamentarier.

Hintere Sitzreihen im deutschen Bundestag

Die abfällige Konnotation des deutschen Begriffs (Hinterbänkler als vermeintlich faule Abgeordnete) übersieht häufig, dass das Hinterbänkler-Dasein nicht ausschließt, dass in diesen Reihen Politiker sitzen, die sich auf die Arbeit in Arbeitskreisen und Bundestagsausschüssen konzentrieren, ohne Wert auf öffentliche Profilierung im Plenum zu legen. Dies traf z. B. auch für den zeitweilig über 100 Abgeordnete zählenden rechten Flügel der SPD-Fraktion (die sog. Kanalarbeiter) zu, der fast ausschließlich aus Hinterbänklern bestand [1].

Im Deutschen Bundestag wird die Hierarchie zum Beispiel auch dadurch verdeutlicht, dass nur die Abgeordneten in den vorderen Sitzreihen eigene Tische, unter anderem mit Telefon, an ihren Plätzen im Plenarsaal haben. Dort sitzen stets die Vorsitzenden der Fraktionen. Jedoch hat jeder Hinterbänkler selbstverständlich die gleichen Rechte wie alle anderen Abgeordneten auch.

Allerdings ist zu beachten, dass die Mitglieder des Deutschen Bundestages im Gegensatz zu denen mancher anderen Parlamente keine festen Plätze im Plenarsaal haben. Im Grunde genommen kann ein Abgeordneter also seinen Sitzplatz (innerhalb der Plätze seiner Fraktion) frei wählen: bei Debatten über sehr komplexe Themen, an denen nur wenige, mit der Thematik vertraute Abgeordnete teilnehmen, sitzen diese selbstverständlich in den vorderen Reihen, bei Grundsatzdebatten mit großer Öffentlichkeitswirkung nehmen dort hingegen prominente Politiker wie beispielsweise die Fraktionsvorsitzenden Platz. Insofern ist der Begriff Hinterbänkler im Zusammenhang mit dem Deutschen Bundestag nur im übertragenen Sinne zu verwenden. Als Prototyp des Hinterbänklers mag der fiktive Bundestagsabgeordnete Jakob M. Mierscheid gelten.

Im Gegensatz dazu sitzen im Schweizer Nationalrat die bedeutenden Politiker in den hintersten Reihen, damit sie das Geschehen im Saal besser überblicken und einen möglichst kurzen Weg von der Wandelhalle an ihren Sitzplatz haben.[2]

Einzelnachweise

  1. siehe Walter Henkels:Lokaltermin in Bonn, Pabel-Moewig Verlag, Rastatt 1987, ISBN 3-811-84859-3 (S. 147)
  2. Schweizer Nationalrat: „Alle Nationalräte wären gern Hinterbänkler“ Artikel im tagesanzeiger.ch, 18. November 2007