Serapis (Schiff, 1779)

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Breitseitengefecht zwischen der Serapis und der Bonhomme Richard. Rechts die US Fregatte Alliance
Laufbahn
In Auftrag gegeben: 11. Februar 1778
Auf Kiel gelegt: 3. März 1778
Stapellauf: 4. März 1779
Schwesterschiffe: 19 Schiffe der Roebuck-Klasse
Schicksal: Nach Explosion gesunken
Allgemeine Daten
Tonnage: 879 Tonnen
Länge: 47 m (Kanonendeck)
Breite: 9,5 m
Tiefgang: 5,40 m
Antrieb: Segel
Geschwindigkeit: 12-13 Knoten
Besatzung: 280-300 Offiziere und Mannschaftsdienstgrade
Bewaffnung: 20 x 18-Pfünder Kanonen
(Unteres Batteriedeck)
20 x 9-Pfünder Kanonen,
(Oberes Batteriedeck)
Vier 6-Pfünder an Oberdeck
Breitseitengewicht: 279 Pfund

Die „Serapis“ [1]war ein Zweidecker-Linienschiff der Royal Navy der Roebuck-Klasse Es war als “Fifth rate”[2] eingestuft.

Auf der Serapis gesetzte provisorische US Flagge

Erbaut wurde das Schiff auf der Werft bei Daniel Brent im “Greenland South Dockyard” in Rotherhithe, benannt war es nach dem Gott Serapis.

Seeschlacht von Flambourough Head

In ihrer einzigen Mission unter britischer Flagge führte sie unter dem Kommando von Captain Richard Pearson auf ihrer Jungfernfahrt einen Geleitzug aus 41 Handelsschiffen, die sog. “Baltic Fleet”, als dieser vor Flamborough Head[3] am 23. September 1779 von einem amerikanisch-französischem Verband[4] unter dem Kommando von John Paul Jones auf seinem Flaggschiff USS Bonhomme Richard angegriffen wurde. Gegen 18:00 Uhr eröffnete die Bonhomme Richard das Feuer auf die Serapis, was zu einem vierstündigen erbitterten Gefecht führte, das nahezu der Hälfte der beiden Besatzungen das Leben kostete. Zunächst konnte die Serapis ihre höhere Feuerkraft zum Tragen bringen und die größere Bonhomme Richard schwer beschädigen. Letzterer gelang es jedoch, sich mit dem Bug voran an der Seite der Serapis zu verhaken, wodurch eine volle Breitseite der Serapis nicht mehr möglich war. Wechselseitige Enterversuche scheiterten zunächst, bis es der zahlenmäßig überlegenen Besatzung der Bonhomme Richard gegen 22:30 Uhr mit Hilfe der inzwischen herbeigeeilten Fregatte Alliance gelang, sich in den Besitz der Serapis zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt war die Bonhomme Richard jedoch bereits im Sinken begriffen und trotz aller Bemühungen nicht mehr zu retten. Es war das erste Mal in der Seekriegsgeschichte, dass ein Kriegsschiff vor seinem sinkenden Gegner die Flagge streichen musste.

Jones benannte die HMS Serapis daraufhin in USS Serapis um, beanspruchte die Prise für die Vereinigten Staaten und setzte ein provisorisches Sternenbanner. Er fuhr nach Texel in den Niederlanden, um das Schiff reparieren zu lassen. Sein Erfolg war jedoch nur von kurzer Dauer, da es unverzüglich zu diplomatischen Verwicklungen kam. Sowohl die französische, als auch die britische Regierung verlangten von den damals neutralen Niederlanden die Herausgabe des Schiffes. Die Briten, weil sie Jones der Piraterie bezichtigten, die Franzosen weil sie von einem französischen Schiff aufgebracht worden war - die Bonhomme Richard fuhr zwar unter der Flagge der Vereinigten Staaten, war jedoch ein französisches Schiff, das an die USA ausgeliehen war. Schließlich gab man den französischen Forderungen nach und die Serapis ging in französischen Besitz über.

Obwohl zwei britische Kriegsschiffe nach schwerem Kampf gekapert worden waren[5], wurde dieser Verlust dadurch mehr als wettgemacht, dass alle Handelsschiffe der “Baltic Fleet” nach Großbritannien entkommen konnten. Die beiden Kriegsschiffskapitäne wurden daher von jeder Schuld freigesprochen.

Unter französischer Flagge

Kurze Zeit später wurde die Serapis mit ihrem ursprünglichen Namen[6] von der französischen Marine unter Kapitän Roche in Dienst gestellt und erhielt die Aufgabe zugewiesen, die britischen Aktivitäten in den westlichen indischen Gewässern zu stören. Kapitän Roche steuerte zunächst Fort Isle Ste. Marie in Madagaskar an (heute Ambodifotatra). Während er hier an Land weilte, kam es im Juli 1781 zum Verlust des Schiffes. Bei der Ausgabe der täglichen Rumrationen unter Deck durch einen Offizier und einen Unteroffizier gerieten durch den unachtsamen Umgang mit einem offenen Licht die Gase auf der Oberfläche des Rums in dem oben offenen Fass in Brand.[7] Das führte zu einem Feuer, das sich immer mehr ausbreitete und auch nach zweieinhalbstündigen Bemühungen nicht gelöscht worden war. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Feuer bereits soweit ausgebreitet, dass es die Pulverkammer erreichte. Die folgende Explosion zerriss das Heck des Schiffes, das daraufhin unterging.

Im November 1999 entdeckten die amerikanischen Meeresarchäologen Richard Swete und Michael Tuttle nach jahrelanger Suche die Überreste der Serapis vor der Isle Ste. Marie. Koordinaten: 17° 0′ 9″ S, 49° 50′ 31″ O

Klassifizierung

Oftmals als Fregatte angesprochen war es von der britischen Admiralität nicht als Fregatte klassifiziert, da nach den Bestimmungen eine Fregatte nicht mehr als ein Batteriedeck und nicht mehr als 28 Kanonen haben durfte. In Frankreich und auch in den USA wurden allerdings andere Maßstäbe angelegt.

Fußnoten

  1. Der voangesetzte Begriff HMS wurde erst 1789 eingeführt
  2. Die sog. Rates von 1 bis 6 waren eine Klassifizierung nach Größe, Kampfstärke und Feuerkraft
  3. vor der Küste von Yorkshire
  4. offiziell unter französischem Kommando, da Jones in französischen Diensten stand
  5. neben der Seraphis auch die Countess of Scarborough
  6. gekaperten Schiffen beließ man in der Regel ihre ursprünglichen Namen - schon allein aus Prestigegründen
  7. der mitgeführte Rum war äußerst hochprozentig und musste zum Genuss erst verdünnt werden

Literatur

  • Crocker, H. W. “Don't Tread on Me” Crown Forum New York 2006 ISBN 978-1-4000-5363-6
  • Stuart Rankin: Shipyards, Granaries and Wharves, Maritime Rotherhithe, History Walk B. Southwark Council, London 2004, ISBN 0-905849-37-X (gov.uk).
  • Rif Winfield, British Warships in the Age of Sail 1714-1792: Design, Construction, Careers and Fates. Seaforth Publishing, 2007. ISBN 978-1-84415-700-6.