„Beatrix von der Provence“ – Versionsunterschied

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[[Datei:BeatrixProvensalska.jpg|mini|Darstellung von Beatrix in der sogenannten ''Anjou-Bibel'' aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts]]
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'''Beatrix von der Provence''' ({{frS|Béatrice de Provence}}) (* [[1231]]; † [[23. September ]] [[1267]]) war eine [[Liste der Grafen und Markgrafen der Provence|Gräfin der Provence]] und [[Liste der Herrscher von Sizilien|Königin von Sizilien]].
'''Beatrix von der Provence''' ({{frS|Béatrice de Provence}}) (* [[1231]]; † [[23. September ]] [[1267]]) war eine [[Liste der Grafen und Markgrafen der Provence|Gräfin der Provence]] und [[Liste der Herrscher von Sizilien|Königin von Sizilien]].


== Leben ==
== Herkunft und Erbe ==
[[Datei:Statue de Béatrice de Provence..jpg|mini|Statue der Beatrix von der Provence. (Musée d'histoire de Marseille)]]
[[Datei:Statue de Béatrice de Provence..jpg|mini|Statue der Beatrix von der Provence. (Musée d’histoire de Marseille)]]

Sie war die jüngste Tochter des Grafen [[Raimund Berengar V. (Provence)|Raimund Berengar V. von der Provence]] und der [[Beatrix von Savoyen]]. Da ihre drei älteren Schwestern bereits zu Lebzeiten des Vaters verheiratet und somit versorgt worden waren, wurde Beatrix von ihrem Vater zur Universalerbin des Hauses Provence eingesetzt. Am 31. Januar 1246 heiratete sie den Grafen [[Karl I. (Neapel)|Karl von Anjou]], den jüngsten Bruder ihres Schwagers König [[Ludwig IX. (Frankreich)|Ludwig IX. (Saint Louis) von Frankreich]].
Beatrix war die vierte und jüngste Tochter von [[Raimund Berengar V. (Provence)|Raimund Berengar V. von der Provence]] und dessen Frau [[Beatrix von Savoyen (Provence)|Beatrix von Savoyen]]. Ihr Vater war [[Grafschaft Provence|Graf von der Provence]], einer Grafschaft im [[Königreich Arelat]], das unter der Oberhoheit der [[Heiliges Römisches Reich|Römisch-Deutschen Könige]] stand. Schon ihre Mutter galt als Schönheit, und auch Beatrix und ihre drei Schwestern waren wegen ihres guten Aussehens berühmt.<ref>Eugene L. Cox: ''The Eagles of Savoy. The House of Savoy in Thirteenth-Century Europe''. Princeton University Press, Princeton 1974, ISBN 0-691-05216-6, S. 22.</ref> Im Gegensatz zu ihren drei älteren Schwestern war Beatrix noch unverheiratet, als ihr Vater im August 1245 starb. In seinem 1238 aufgestellten Testament hatte ihr Vater sie zur alleinigen Erbin der Grafschaften Provence und [[Grafschaft Forcalquier|Forcalquier]] bestimmt, während ihre Schwestern nur die Geldbeträge erhalten sollten, die ihnen als [[Mitgift]] zugesagt worden waren. Da Beatrix noch minderjährig war, sollte ihre Mutter, unterstützt von ''Romoe de Villeneuve'', dem [[Großvogt]] der Provence, und dem Baron ''Albeta de Tarascon'' die Regentschaft übernehmen.<ref name="Cox146.">Eugene L. Cox: ''The Eagles of Savoy. The House of Savoy in Thirteenth-Century Europe''. Princeton University Press, Princeton 1974, ISBN 0-691-05216-6, S. 146.</ref>

== Begehrte Erbin der Provence ==
Da Beatrix nun eine reiche Erbin in einer politisch unruhigen Region war, war ihre Heirat eine Frage von internationaler Bedeutung. Bereits im März 1245 hatte Graf [[Raimund VII. (Toulouse)|Raimund VII. von Toulouse]] um ihre Hand angehalten. Graf Raimund hatte sich bereits zuvor erfolglos um eine Ehe mit ihrer Schwester [[Sancha von der Provence|Sancha]] bemüht, doch da er für die Heirat einen päpstlichen [[Dispens]] benötigte, kam auch eine Heirat mit Beatrix nicht zustande.<ref name=Cox146./> Nach dem Tod von Graf Raimund Berengar sandte Kaiser [[Friedrich II. (HRR)|Friedrich II.]] eine Flotte unter dem Kommando von ''Andreoli di Mari'' in die Provence. Sie sollte, falls erforderlich, Beatrix entführen, um sie mit dem Kaisersohn [[Konrad IV. (HRR)|Konrad]] zu verheiraten. König [[Jakob I. (Aragón)|Jakob I. von Aragón]] sandte eine Armee an die [[Rhone]], wobei unklar ist, ob diese Graf Raimund von Toulouse unterstützen oder sich Beatrix bemächtigen sollte, um sie mit einem von Jakobs Söhnen zu verheiraten. Angesichts dieser Bedrohungen verschanzte sich Beatrix Mutter mit ihrer Tochter in [[Aix-en-Provence|Aix]]. Dann wandte sie sich an Papst [[Innozenz IV.]] und bat ihn, die Grafschaft Provence unter päpstlichen Schutz zu stellen.<ref>Eugene L. Cox: ''The Eagles of Savoy. The House of Savoy in Thirteenth-Century Europe''. Princeton University Press, Princeton 1974, ISBN 0-691-05216-6, S. 147.</ref> Die kaiserliche Flotte hatte in der Provence nicht landen können und zog sich bis Mitte Oktober 1245 wieder nach [[Savona]] zurück. Möglicherweise wollte der Kaiser nun selbst über die Alpen in die Provence ziehen, doch die Ereignisse in Norditalien verhinderten diesen Plan.


== Heirat mit Karl von Anjou ==
Ihren Ehemann begleitete Beatrix auf den [[Sechster Kreuzzug|sechsten Kreuzzug]] nach Ägypten. Bei der Überwinterung des Kreuzfahrerheers auf [[Zypern]] von 1248 auf das Jahr 1249 gebar sie einen Sohn, was dem Brief ihres Schwagers [[Robert I. (Artois)|Robert von Artois]] an ihre Schwiegermutter [[Blanka von Kastilien]] zu entnehmen ist. Das Kind starb allerdings bald nach der Geburt und wurde im Dominikanerkonvent von [[Nikosia]] bestattet.<ref>Michalsky, S. 240</ref>
Der Papst traf sich indessen Ende November und Anfang Dezember 1245 im [[Kloster Cluny]] mit dem französischen König [[Ludwig IX. (Frankreich)|Ludwig IX.]] Zum Gefolge des Papstes gehörten die Erzbischöfe [[Philipp I. (Savoyen)|Philipp von Lyon]] und [[Bonifatius von Savoyen|Bonifatius von Canterbury]], die beide Onkel von Beatrix waren.<ref>Eugene L. Cox: ''The Eagles of Savoy. The House of Savoy in Thirteenth-Century Europe''. Princeton University Press, Princeton 1974, ISBN 0-691-05216-6, S. 148.</ref> Der Papst und der französische König einigten sich darauf, dass [[Karl I. (Neapel)|Karl von Anjou]], der jüngste Bruder des Königs, die Erbfolge in der Provence antreten sollte. Im Gegenzug sicherte der französische König dem Papst seinen Schutz gegen einen Angriff des Kaisers auf den Papsthof in [[Lyon]] zu.<ref>Eugene L. Cox: ''The Eagles of Savoy. The House of Savoy in Thirteenth-Century Europe''. Princeton University Press, Princeton 1974, ISBN 0-691-05216-6, S. 149.</ref> Während der Papst den Grafen von Toulouse noch im Glauben ließ, er würde einer Heirat von Beatrix und ihm zustimmen, marschierte Anfang 1246 eine von Karl von Anjou geführte Armee in die Provence ein. Die genauen Umstände des Einmarsches sind unklar, doch die von Erzbischof Philipp begleitete Armee traf offenbar ohne Widerstand vor Aix ein. Beatrix und ihre Mutter waren offenbar mit einer Heirat von Beatrix und Karl von Anjou einverstanden, die dann am 31. Januar 1246 stattfand.<ref>Eugene L. Cox: ''The Eagles of Savoy. The House of Savoy in Thirteenth-Century Europe''. Princeton University Press, Princeton 1974, ISBN 0-691-05216-6, S. 153.</ref> Der englische König [[Heinrich III. (England)|Heinrich III.]] und sein Bruder [[Richard von Cornwall]] protestierten beim Papst, dass ihre Ehefrauen als Töchter von Graf Raimund Berengar faktisch enterbt worden waren, doch der Papst wies ihre Einwände am 1. März 1246 zurück.<ref>Eugene L. Cox: ''The Eagles of Savoy. The House of Savoy in Thirteenth-Century Europe''. Princeton University Press, Princeton 1974, ISBN 0-691-05216-6, S. 152.</ref> Karl von Anjou konnte damit die Herrschaft in der Provence übernehmen. Schon bald kam es aber zu Konflikten zwischen seinen Beamten und mit seiner Schwiegermutter Beatrix von Savoyen, die neben einem umfangreichen [[Wittum]] weitere Herrschaftsrechte in der Provence beanspruchte. Angesichts des Widerstands machte Karl von Anjou den Städten und den Adligen der Provence Zugeständnisse und suchte auch mit seiner Schwiegermutter eine Verständigung. Im März 1248 konnte ein vorläufiger Ausgleich erreicht werden, anschließend brach Karl von Anjou zusammen mit seiner Frau zum [[Sechster Kreuzzug|Kreuzzug]] auf, ohne dass die Machtfrage in der Provence abschließend geklärt war.<ref>Eugene L. Cox: ''The Eagles of Savoy. The House of Savoy in Thirteenth-Century Europe''. Princeton University Press, Princeton 1974, ISBN 0-691-05216-6, S. 162.</ref>


== Teilnahme am Kreuzzug ==
Karl von Anjou eroberte 1266 das [[Königreich Sizilien]] und vernichtete die [[Staufer]] (Hinrichtung [[Konradin]]s am 29. Oktober 1268). 1282 verlor er [[Sizilien]] infolge des Volksaufstandes der „[[Sizilianische Vesper|Sizilianischen Vesper]]“ an das Haus Aragón. Seine Herrschaft blieb auf das [[Königreich Neapel]] genannte Gebiet beschränkt. Die Nachkommen von Beatrix und Karl herrschten in Neapel von 1285 bis 1442, in [[Königreich Ungarn|Ungarn]] von 1308 bis 1382 und in [[Königreich Polen|Polen]] von 1370 bis 1382. Karl von Anjou wurde von seinem Bruder (und Schwager) Ludwig IX. militärisch und von seinem Schwager [[Heinrich III. (England)|Heinrich III. von England]] finanziell unterstützt. Die finanzielle Unterstützung der Aktionen von Karl von Anjou in Italien (im Auftrage des Papstes) durch den englischen König Heinrich III. war auch ein Grund für die Opposition der Barone.
Beatrix begleitete ihren Ehemann auf dem Kreuzzug nach Ägypten. Bei der Überwinterung des Kreuzfahrerheers auf [[Zypern]] von 1248 auf das Jahr 1249 gebar sie einen Sohn, was dem Brief ihres Schwagers [[Robert I. (Artois)|Robert von Artois]] an ihre Schwiegermutter [[Blanka von Kastilien]] zu entnehmen ist. Das Kind starb allerdings bald nach der Geburt und wurde im Dominikanerkonvent von [[Nikosia]] bestattet.<ref>Michalsky, S. 240</ref>


Nach ihrer Rückkehr vom Kreuzzug begleitete Beatrix ihren Mann Ende 1254 nach Paris, wo sie ihre drei Schwestern, ihre Mutter und weitere Angehörige traf.<ref>Cox247</ref> Das persönliche Treffen führte mit zu einer Verständigung zwischen Karl von Anjou und Beatrix Mutter, die sich schließlich aus der Provence zurückzog und ihrem Schwiegersohn die Herrschaft überließ.<ref>Eugene L. Cox: ''The Eagles of Savoy. The House of Savoy in Thirteenth-Century Europe''. Princeton University Press, Princeton 1974, ISBN 0-691-05216-6, S. 249.</ref>
Die Brüder Beatrix' von Savoyen und Oheime der vier Schwestern [[Peter II. (Savoyen)|Peter II.]], Graf von Savoyen (1263–1268), [[Wilhelm von Savoyen|Wilhelm]], Bischof von Lüttich (1238–1239) und [[Thomas II. (Savoyen)|Thomas II.]] Graf von Hennegau (1237–1244), Graf von Piemont (1247–1259), übten in England zwischen 1236 und 1258 große Macht aus. Weitere Brüder waren [[Amadeus IV. (Savoyen)|Amadeus IV.]], Graf von Savoyen (1232–1253) und Reichsvikar in Italien (1241–1253) und [[Philipp I. (Savoyen)|Philipp]], Graf von Savoyen (1268–1285). Es ist anzunehmen, dass die Savoyarden Heinrich III. dahingehend überredeten, die Politik des Papstes und Karls von Anjou in Italien zu unterstützen.


== Königin von Sizilien ==
Die Schwäche des Kaisers [[Friedrich II. (HRR)|Friedrich II.]] nach der Ächtung durch den Papst im Jahr 1245 zeigte sich in den Ereignissen der Nachfolgeregelungen in der Provence 1246 (in Österreich gleichfalls 1246, in Thüringen 1247). Für das verwaiste Reichslehen hätte der Kaiser einen geeigneten Heiratskandidaten für Beatrix ernennen müssen, wofür nur sein Sohn [[Konrad IV. (HRR)|Konrad IV.]] in Frage kam, was aber nun nicht ging. Stattdessen führte die Heirat von Beatrix und Karl zur Stärkung des französischen und Schwächung des römisch-deutschen Einflusses auf die Geschicke der Provence.
Karl von Anjou eroberte 1266 das [[Königreich Sizilien]] und vernichtete die [[Staufer]] (Hinrichtung [[Konradin]]s am 29. Oktober 1268). 1282 verlor er [[Sizilien]] infolge des Volksaufstandes der „[[Sizilianische Vesper|Sizilianischen Vesper]]“ an das Haus Aragón. Seine Herrschaft blieb auf das [[Königreich Neapel]] genannte Gebiet beschränkt. Die Nachkommen von Beatrix und Karl herrschten in Neapel von 1285 bis 1442, in [[Königreich Ungarn|Ungarn]] von 1308 bis 1382 und in [[Königreich Polen|Polen]] von 1370 bis 1382. Karl von Anjou wurde von seinem Bruder (und Schwager) Ludwig IX. militärisch und von seinem Schwager [[Heinrich III. (England)|Heinrich III. von England]] finanziell unterstützt. Die finanzielle Unterstützung der Aktionen von Karl von Anjou in Italien (im Auftrage des Papstes) durch den englischen König Heinrich III. war auch ein Grund für die Opposition der Barone.


Gemäß ihrem letzten Willen wollte Beatrix in [[Église Saint-Jean-de-Malte|Saint-Jean-de-Malte]] in [[Aix-en-Provence]] bestattet werden, der traditionellen Grablege der Grafen von Provence. Ihr Mann setzte sich jedoch darüber hinweg und ließ sie im [[Kathedrale von Neapel|Dom von Neapel]] bestatten. Erst nachdem der Papst ihn dazu angehalten hatte ihren Willen zu respektieren, transferierte er ihren Leichnam 1277 nach Aix.<ref>Michalsky, S. 243</ref>
Gemäß ihrem letzten Willen wollte Beatrix in [[Église Saint-Jean-de-Malte|Saint-Jean-de-Malte]] in [[Aix-en-Provence]] bestattet werden, der traditionellen Grablege der Grafen von Provence. Ihr Mann setzte sich jedoch darüber hinweg und ließ sie im [[Kathedrale von Neapel|Dom von Neapel]] bestatten. Erst nachdem der Papst ihn dazu angehalten hatte, ihren Willen zu respektieren, transferierte er ihren Leichnam 1277 nach Aix.<ref>Michalsky, S. 243</ref>


== Nachkommen ==
== Nachkommen ==
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== Literatur ==
== Literatur ==
*[[Tanja Michalsky]]'': Memoria und Repräsentation. Die Grabmäler des Königshauses Anjou in Italien'' (= ''Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte.'' Bd. 157). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-35473-8
* [[Tanja Michalsky]]'': Memoria und Repräsentation. Die Grabmäler des Königshauses Anjou in Italien'' (= ''Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte.'' Bd. 157). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-35473-8


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== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 20. März 2023, 13:10 Uhr

Darstellung von Beatrix in der sogenannten Anjou-Bibel aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts

Beatrix von der Provence (französisch Béatrice de Provence) (* 1231; † 23. September 1267) war eine Gräfin der Provence und Königin von Sizilien.

Herkunft und Erbe

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Statue der Beatrix von der Provence. (Musée d’histoire de Marseille)

Beatrix war die vierte und jüngste Tochter von Raimund Berengar V. von der Provence und dessen Frau Beatrix von Savoyen. Ihr Vater war Graf von der Provence, einer Grafschaft im Königreich Arelat, das unter der Oberhoheit der Römisch-Deutschen Könige stand. Schon ihre Mutter galt als Schönheit, und auch Beatrix und ihre drei Schwestern waren wegen ihres guten Aussehens berühmt.[1] Im Gegensatz zu ihren drei älteren Schwestern war Beatrix noch unverheiratet, als ihr Vater im August 1245 starb. In seinem 1238 aufgestellten Testament hatte ihr Vater sie zur alleinigen Erbin der Grafschaften Provence und Forcalquier bestimmt, während ihre Schwestern nur die Geldbeträge erhalten sollten, die ihnen als Mitgift zugesagt worden waren. Da Beatrix noch minderjährig war, sollte ihre Mutter, unterstützt von Romoe de Villeneuve, dem Großvogt der Provence, und dem Baron Albeta de Tarascon die Regentschaft übernehmen.[2]

Begehrte Erbin der Provence

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Da Beatrix nun eine reiche Erbin in einer politisch unruhigen Region war, war ihre Heirat eine Frage von internationaler Bedeutung. Bereits im März 1245 hatte Graf Raimund VII. von Toulouse um ihre Hand angehalten. Graf Raimund hatte sich bereits zuvor erfolglos um eine Ehe mit ihrer Schwester Sancha bemüht, doch da er für die Heirat einen päpstlichen Dispens benötigte, kam auch eine Heirat mit Beatrix nicht zustande.[2] Nach dem Tod von Graf Raimund Berengar sandte Kaiser Friedrich II. eine Flotte unter dem Kommando von Andreoli di Mari in die Provence. Sie sollte, falls erforderlich, Beatrix entführen, um sie mit dem Kaisersohn Konrad zu verheiraten. König Jakob I. von Aragón sandte eine Armee an die Rhone, wobei unklar ist, ob diese Graf Raimund von Toulouse unterstützen oder sich Beatrix bemächtigen sollte, um sie mit einem von Jakobs Söhnen zu verheiraten. Angesichts dieser Bedrohungen verschanzte sich Beatrix Mutter mit ihrer Tochter in Aix. Dann wandte sie sich an Papst Innozenz IV. und bat ihn, die Grafschaft Provence unter päpstlichen Schutz zu stellen.[3] Die kaiserliche Flotte hatte in der Provence nicht landen können und zog sich bis Mitte Oktober 1245 wieder nach Savona zurück. Möglicherweise wollte der Kaiser nun selbst über die Alpen in die Provence ziehen, doch die Ereignisse in Norditalien verhinderten diesen Plan.

Heirat mit Karl von Anjou

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Der Papst traf sich indessen Ende November und Anfang Dezember 1245 im Kloster Cluny mit dem französischen König Ludwig IX. Zum Gefolge des Papstes gehörten die Erzbischöfe Philipp von Lyon und Bonifatius von Canterbury, die beide Onkel von Beatrix waren.[4] Der Papst und der französische König einigten sich darauf, dass Karl von Anjou, der jüngste Bruder des Königs, die Erbfolge in der Provence antreten sollte. Im Gegenzug sicherte der französische König dem Papst seinen Schutz gegen einen Angriff des Kaisers auf den Papsthof in Lyon zu.[5] Während der Papst den Grafen von Toulouse noch im Glauben ließ, er würde einer Heirat von Beatrix und ihm zustimmen, marschierte Anfang 1246 eine von Karl von Anjou geführte Armee in die Provence ein. Die genauen Umstände des Einmarsches sind unklar, doch die von Erzbischof Philipp begleitete Armee traf offenbar ohne Widerstand vor Aix ein. Beatrix und ihre Mutter waren offenbar mit einer Heirat von Beatrix und Karl von Anjou einverstanden, die dann am 31. Januar 1246 stattfand.[6] Der englische König Heinrich III. und sein Bruder Richard von Cornwall protestierten beim Papst, dass ihre Ehefrauen als Töchter von Graf Raimund Berengar faktisch enterbt worden waren, doch der Papst wies ihre Einwände am 1. März 1246 zurück.[7] Karl von Anjou konnte damit die Herrschaft in der Provence übernehmen. Schon bald kam es aber zu Konflikten zwischen seinen Beamten und mit seiner Schwiegermutter Beatrix von Savoyen, die neben einem umfangreichen Wittum weitere Herrschaftsrechte in der Provence beanspruchte. Angesichts des Widerstands machte Karl von Anjou den Städten und den Adligen der Provence Zugeständnisse und suchte auch mit seiner Schwiegermutter eine Verständigung. Im März 1248 konnte ein vorläufiger Ausgleich erreicht werden, anschließend brach Karl von Anjou zusammen mit seiner Frau zum Kreuzzug auf, ohne dass die Machtfrage in der Provence abschließend geklärt war.[8]

Teilnahme am Kreuzzug

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Beatrix begleitete ihren Ehemann auf dem Kreuzzug nach Ägypten. Bei der Überwinterung des Kreuzfahrerheers auf Zypern von 1248 auf das Jahr 1249 gebar sie einen Sohn, was dem Brief ihres Schwagers Robert von Artois an ihre Schwiegermutter Blanka von Kastilien zu entnehmen ist. Das Kind starb allerdings bald nach der Geburt und wurde im Dominikanerkonvent von Nikosia bestattet.[9]

Nach ihrer Rückkehr vom Kreuzzug begleitete Beatrix ihren Mann Ende 1254 nach Paris, wo sie ihre drei Schwestern, ihre Mutter und weitere Angehörige traf.[10] Das persönliche Treffen führte mit zu einer Verständigung zwischen Karl von Anjou und Beatrix Mutter, die sich schließlich aus der Provence zurückzog und ihrem Schwiegersohn die Herrschaft überließ.[11]

Königin von Sizilien

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Karl von Anjou eroberte 1266 das Königreich Sizilien und vernichtete die Staufer (Hinrichtung Konradins am 29. Oktober 1268). 1282 verlor er Sizilien infolge des Volksaufstandes der „Sizilianischen Vesper“ an das Haus Aragón. Seine Herrschaft blieb auf das Königreich Neapel genannte Gebiet beschränkt. Die Nachkommen von Beatrix und Karl herrschten in Neapel von 1285 bis 1442, in Ungarn von 1308 bis 1382 und in Polen von 1370 bis 1382. Karl von Anjou wurde von seinem Bruder (und Schwager) Ludwig IX. militärisch und von seinem Schwager Heinrich III. von England finanziell unterstützt. Die finanzielle Unterstützung der Aktionen von Karl von Anjou in Italien (im Auftrage des Papstes) durch den englischen König Heinrich III. war auch ein Grund für die Opposition der Barone.

Gemäß ihrem letzten Willen wollte Beatrix in Saint-Jean-de-Malte in Aix-en-Provence bestattet werden, der traditionellen Grablege der Grafen von Provence. Ihr Mann setzte sich jedoch darüber hinweg und ließ sie im Dom von Neapel bestatten. Erst nachdem der Papst ihn dazu angehalten hatte, ihren Willen zu respektieren, transferierte er ihren Leichnam 1277 nach Aix.[12]

Aus der Ehe mit Karl von Anjou gingen folgende Kinder hervor:

  • Tanja Michalsky: Memoria und Repräsentation. Die Grabmäler des Königshauses Anjou in Italien (= Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte. Bd. 157). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-35473-8
Commons: Beatrix von der Provence – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Eugene L. Cox: The Eagles of Savoy. The House of Savoy in Thirteenth-Century Europe. Princeton University Press, Princeton 1974, ISBN 0-691-05216-6, S. 22.
  2. a b Eugene L. Cox: The Eagles of Savoy. The House of Savoy in Thirteenth-Century Europe. Princeton University Press, Princeton 1974, ISBN 0-691-05216-6, S. 146.
  3. Eugene L. Cox: The Eagles of Savoy. The House of Savoy in Thirteenth-Century Europe. Princeton University Press, Princeton 1974, ISBN 0-691-05216-6, S. 147.
  4. Eugene L. Cox: The Eagles of Savoy. The House of Savoy in Thirteenth-Century Europe. Princeton University Press, Princeton 1974, ISBN 0-691-05216-6, S. 148.
  5. Eugene L. Cox: The Eagles of Savoy. The House of Savoy in Thirteenth-Century Europe. Princeton University Press, Princeton 1974, ISBN 0-691-05216-6, S. 149.
  6. Eugene L. Cox: The Eagles of Savoy. The House of Savoy in Thirteenth-Century Europe. Princeton University Press, Princeton 1974, ISBN 0-691-05216-6, S. 153.
  7. Eugene L. Cox: The Eagles of Savoy. The House of Savoy in Thirteenth-Century Europe. Princeton University Press, Princeton 1974, ISBN 0-691-05216-6, S. 152.
  8. Eugene L. Cox: The Eagles of Savoy. The House of Savoy in Thirteenth-Century Europe. Princeton University Press, Princeton 1974, ISBN 0-691-05216-6, S. 162.
  9. Michalsky, S. 240
  10. Cox247
  11. Eugene L. Cox: The Eagles of Savoy. The House of Savoy in Thirteenth-Century Europe. Princeton University Press, Princeton 1974, ISBN 0-691-05216-6, S. 249.
  12. Michalsky, S. 243
VorgängerAmtNachfolger
Raimund Berengar V.Gräfin der Provence
1245–1267
Karl I. von Anjou