„Karl Futh“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Wikilinls + kat
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(25 dazwischenliegende Versionen von 16 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
'''Karl Futh''' (* [[6. November]] [[1879]] in [[Brez|Britsch]]; † nach 1937) war ein deutscher Polizeibeamter.
{{QS-Antrag|16. April 2011|2=viele Tippfehler, keine PD}}

'''Karl Futh''' (* [[6. November]] [[1879]] in Britsch; † unbekannt) war ein deutscher Polizeibeamter.


== Leben und Wirken ==
== Leben und Wirken ==
Futh trat wahrscheinlich bereits im Kaiserreich in den Polizeidienst ein. Spätestens seit 1923 war er als Kriminalkommissar in der Abteilung IA (Politische Polizei) des Berliner Polizeipräsidiums tätig. Ende 1931 wurde ihm dort als Inspektionsleiter I die Bearbeitung von Pressesachen anvertraut.
Karl Futh trat wahrscheinlich bereits im [[Deutsches Kaiserreich|Kaiserreich]] in den Polizeidienst ein. Spätestens seit 1923 war er als Kriminalkommissar in der Abteilung IA ([[Politische Polizei]]) des Berliner Polizeipräsidiums tätig. Ende 1931 wurde ihm dort als Inspektionsleiter I die Bearbeitung von Pressesachen anvertraut.


Nach dem sogenannten [[Preußenschlag]] vom 20. Juli 1932 - in dessen Zuge der damalige Reichskanzler [[Franz von Papen]] die sozialdemokratisch gesinnte Berliner Polizeiführung ihrer Ämter enthob und durch „national“ eingestellte Männer ersetzte - trat Futh als Belastungszeuge gegen seine ehemaligen Vorgesetzten auf. [[Christoph Graf]] knüpft hieran die These an, dass Fuths Ende 1932 erfolgte Beförderung zum Kriminalrat als Belohnung für diesen Dienst erfolgte.
Nach dem sogenannten [[Preußenschlag]] vom 20. Juli 1932 (in dessen Zuge der damalige Reichskanzler [[Franz von Papen]] die sozialdemokratisch gesinnte Berliner Polizeiführung ihrer Ämter enthob und durch „national“ eingestellte Männer ersetzte) trat Futh als Belastungszeuge gegen seine ehemaligen Vorgesetzten auf. [[Christoph Graf (Historiker)|Christoph Graf]] knüpft hieran die These an, dass Fuths Ende 1932 erfolgte Beförderung zum Kriminalrat als Belohnung für diesen Dienst erfolgte.


Bereits zum 1. September 1932 trat Futh in die [[Nationalsozilistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] ein, womit er zu denjenigen Beamten der Politischen Polizei gehörte, die schon vor 1933 Verbindungen zur NSDAP unterhielten.
Bereits zum 1. Oktober 1932 trat Futh in die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] ein (Mitgliedsnummer 1.350.868),<ref>Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/10131198</ref> womit er zu denjenigen Beamten der Politischen Polizei gehörte, die schon vor 1933 Verbindungen zur NSDAP unterhielten.


Wenige Monate nach dem [[Machtergreifung|Machtantritt der Nationalsozialisten]] im Mai 1933 wurde Futh in die im Frühjahr 1933 formierte [[Geheime Staatspolizei]] übernommen, zu deren frühesten Mitarbeitern er somit zählte und in der zunächst ebenfalls pressepolizeiliche Aufgaben wahrnahm. Zum 1. April 1934 war Futh neben [[Reinhold Heller (SS-Mitglied)|Reinhold Heller]], [[Konrad Nussbaum]] und [[Hubert Geissel]] einer von vier Mitarbeitern des Gestapa die im Rang eines Kriminalrates standen und somit einer der fünf ranghöchsten Mitarbeiter der Gestapo-Zentrale.
Wenige Monate nach dem [[Machtergreifung|Machtantritt der Nationalsozialisten]] im Mai 1933 wurde Futh in die im Frühjahr 1933 formierte [[Geheime Staatspolizei]] übernommen, zu deren frühesten Mitarbeitern er somit zählte und in der er zunächst ebenfalls pressepolizeiliche Aufgaben wahrnahm. Zum 1. April 1934 war Futh neben [[Reinhold Heller (SS-Mitglied)|Reinhold Heller]], [[Konrad Nussbaum]] und [[Hubert Geissel]] einer von vier Mitarbeitern des Gestapa, die im Rang eines Kriminalrates standen, und somit einer der fünf ranghöchsten Mitarbeiter der Gestapo-Zentrale. Zu dieser Zeit leitete er das Dezernat II 1 A 1: (Kommunismus, Anarchismus, Syndikalismus). Sein Stellvertreter war Kriminalkommissar [[Lothar Wandel]].<ref> Geschäftsverteilungsplan der Gestapo vom 25. Oktober 1934, In: Bundesarchiv Berlin: R 58/840, Bl. 24ff. </ref>


Seit 1935 leitete Futh im Gestapa als Nachfolger von [[Hans-Joachim Tesmer]] das Dezernat II 1 D („Schutzhaft-Angelegenheiten“), das für die Organisation und Durchführung der Einweisung in [[Konzentrationslager]] zuständig war und dessen Leitung er auch nach Zusammenfassung von Gestapo und Kriminalpolizei im [[Hauptamt Sicherheitspolizei]] beibehielt. Nachdem das Dezernats im Februar 1937 unter Aufwertung zum Referat die Amtsbezeichnung II D erhalten hatte ging Futh am 1. März 1937 in Pension. Sein Nachfolger als Leiter des Schutzhaft-Referates wurde [[Emil Berndorff]]. Graf erwähnt für das Jahr 1937 noch, dass dieser „offensichtlich“ nach [[Mecklenburg]] versetzt worden sei, wobei unklar bleibt, ob es sich bei dieser „Versetzung“ um einen dienstlichen Einsatz oder seinen Ruhestandsort handelte.
Seit 1935 leitete Karl Futh im Gestapa als Nachfolger von [[Hans-Joachim Tesmer]] das Dezernat II 1 D („[[Schutzhaft]]-Angelegenheiten“), das für die Organisation und Durchführung der Einweisung in [[Konzentrationslager]] zuständig war und dessen Leitung er auch nach Zusammenfassung von Gestapo und Kriminalpolizei im [[Hauptamt Sicherheitspolizei]] beibehielt. Nachdem das Dezernat im Februar 1937 unter Aufwertung zum Referat die Amtsbezeichnung II D erhalten hatte, ging Futh am 1. März 1937 in Pension. Sein Nachfolger als Leiter des Schutzhaft-Referats wurde [[Emil Berndorff]]. Graf erwähnt für das Jahr 1937 noch, dass dieser „offensichtlich“ nach [[Mecklenburg]] versetzt worden sei, wobei unklar bleibt, ob es sich bei dieser „Versetzung“ um einen dienstlichen Einsatz oder seinen Ruhestandsort handelte.<ref> Christoph Graf: Politische Polizei zwischen Demokratie und Diktatur. 1983, S. 344. </ref>


Graf charakterisiert Futh zusammenfassend als einen jener Beamten, die „die Kontinuität vom Vorkriegsbeamten über den national gesinnten Diener der [[Weimarer Republik]] und willige Zuträger des Papenregimes zum Nationalsozialisten“ vollzogen hätten.
Graf charakterisiert Futh zusammenfassend als einen jener Beamten, die „die Kontinuität vom Vorkriegsbeamten über den national gesinnten Diener der [[Weimarer Republik]] und willige Zuträger des Papenregimes zum Nationalsozialisten“ vollzogen hätten.


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Christoph Graf]]: ''Politische Polizei zwischen Demokratie und Diktatur'', 1983, S. 344.
* [[Christoph Graf (Historiker)|Christoph Graf]]: ''Politische Polizei zwischen Demokratie und Diktatur.'' 1983, S. 344.
* [[Johannes Tuchel]]: ''Zentrale des Terrors. Prinz-Albrecht-Straße 8'', 1987, S. 120.
* [[Johannes Tuchel]]: ''Zentrale des Terrors. Prinz-Albrecht-Straße 8.'' 1987, S. 120.

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Normdaten|TYP=p|GNDfehlt=ja|GNDCheck=2019-07-17}}


{{SORTIERUNG:Futh, Karl}}
{{SORTIERUNG:Futh, Karl}}
[[Kategorie:Gestapo-Personal]]
[[Kategorie:Person (Gestapo)]]
[[Kategorie:NSDAP-Mitglied]]
[[Kategorie:NSDAP-Mitglied]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Deutscher]]
Zeile 30: Zeile 32:


{{Personendaten
{{Personendaten
|NAME= Futh, Karl
|NAME=Futh, Karl
|ALTERNATIVNAMEN=
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG= Polizeibeamter
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Polizeibeamter
|GEBURTSDATUM=6. November 1879
|GEBURTSDATUM=6. November 1879
|GEBURTSORT=
|GEBURTSORT=[[Brez|Britsch]]
|STERBEDATUM= unbekannt, nach 1937
|STERBEDATUM=nach 1937
|STERBEORT=
|STERBEORT=
}}
}}

Aktuelle Version vom 8. April 2023, 21:25 Uhr

Karl Futh (* 6. November 1879 in Britsch; † nach 1937) war ein deutscher Polizeibeamter.

Leben und Wirken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl Futh trat wahrscheinlich bereits im Kaiserreich in den Polizeidienst ein. Spätestens seit 1923 war er als Kriminalkommissar in der Abteilung IA (Politische Polizei) des Berliner Polizeipräsidiums tätig. Ende 1931 wurde ihm dort als Inspektionsleiter I die Bearbeitung von Pressesachen anvertraut.

Nach dem sogenannten Preußenschlag vom 20. Juli 1932 (in dessen Zuge der damalige Reichskanzler Franz von Papen die sozialdemokratisch gesinnte Berliner Polizeiführung ihrer Ämter enthob und durch „national“ eingestellte Männer ersetzte) trat Futh als Belastungszeuge gegen seine ehemaligen Vorgesetzten auf. Christoph Graf knüpft hieran die These an, dass Fuths Ende 1932 erfolgte Beförderung zum Kriminalrat als Belohnung für diesen Dienst erfolgte.

Bereits zum 1. Oktober 1932 trat Futh in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 1.350.868),[1] womit er zu denjenigen Beamten der Politischen Polizei gehörte, die schon vor 1933 Verbindungen zur NSDAP unterhielten.

Wenige Monate nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Mai 1933 wurde Futh in die im Frühjahr 1933 formierte Geheime Staatspolizei übernommen, zu deren frühesten Mitarbeitern er somit zählte und in der er zunächst ebenfalls pressepolizeiliche Aufgaben wahrnahm. Zum 1. April 1934 war Futh neben Reinhold Heller, Konrad Nussbaum und Hubert Geissel einer von vier Mitarbeitern des Gestapa, die im Rang eines Kriminalrates standen, und somit einer der fünf ranghöchsten Mitarbeiter der Gestapo-Zentrale. Zu dieser Zeit leitete er das Dezernat II 1 A 1: (Kommunismus, Anarchismus, Syndikalismus). Sein Stellvertreter war Kriminalkommissar Lothar Wandel.[2]

Seit 1935 leitete Karl Futh im Gestapa als Nachfolger von Hans-Joachim Tesmer das Dezernat II 1 D („Schutzhaft-Angelegenheiten“), das für die Organisation und Durchführung der Einweisung in Konzentrationslager zuständig war und dessen Leitung er auch nach Zusammenfassung von Gestapo und Kriminalpolizei im Hauptamt Sicherheitspolizei beibehielt. Nachdem das Dezernat im Februar 1937 unter Aufwertung zum Referat die Amtsbezeichnung II D erhalten hatte, ging Futh am 1. März 1937 in Pension. Sein Nachfolger als Leiter des Schutzhaft-Referats wurde Emil Berndorff. Graf erwähnt für das Jahr 1937 noch, dass dieser „offensichtlich“ nach Mecklenburg versetzt worden sei, wobei unklar bleibt, ob es sich bei dieser „Versetzung“ um einen dienstlichen Einsatz oder seinen Ruhestandsort handelte.[3]

Graf charakterisiert Futh zusammenfassend als einen jener Beamten, die „die Kontinuität vom Vorkriegsbeamten über den national gesinnten Diener der Weimarer Republik und willige Zuträger des Papenregimes zum Nationalsozialisten“ vollzogen hätten.

  • Christoph Graf: Politische Polizei zwischen Demokratie und Diktatur. 1983, S. 344.
  • Johannes Tuchel: Zentrale des Terrors. Prinz-Albrecht-Straße 8. 1987, S. 120.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/10131198
  2. Geschäftsverteilungsplan der Gestapo vom 25. Oktober 1934, In: Bundesarchiv Berlin: R 58/840, Bl. 24ff.
  3. Christoph Graf: Politische Polizei zwischen Demokratie und Diktatur. 1983, S. 344.