„Kötitz“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Pano elbe near dresden 001.jpg|mini|Blick vom [[Spaargebirge]] nach Südosten, in der Mitte des [[Elbtalkessel]]s steht der weithin sichtbare Schornstein des Kötitzer Industriegebiets Naundorfer Straße]]
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'''Kötitz''' ist ein Ort und eine [[Gemarkung]] in [[Coswig (Sachsen)|Coswig]] im [[Sachsen|sächsischen]] [[Landkreis Meißen]].
[[Datei:Fotothek df rp-c 0720038 Coswig-Kötitz. Oberreit, Sect. Dresden, 1821-22.jpg|thumb|Kötitz auf einer Karte aus dem 19. Jahrhundert]]
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'''Kötitz''' ist ein Ort und eine [[Gemarkung]] in [[Coswig (Sachsen)|Coswig]] im [[Landkreis Meißen]], [[Sachsen]].


== Geographie ==
== Geographie ==
Kötitz befindet sich im äußersten Süden des Coswiger Stadtgebiets. Im Norden grenzt der Coswiger Ortskern an, im Nordwesten der Ortsteil [[Brockwitz]]. Kötitz liegt am Ufer der [[Elbe]], knapp oberhalb der [[Gauernitzer Elbinsel]], im nordwestlichen Teil des [[Elbtalkessel]]s. Auf dem gegenüberliegenden Ufer befindet sich [[Gauernitz]], eine Ortschaft in der Gemeinde [[Klipphausen]]. Östlich benachbart liegt der [[Radebeul]]er Stadtteil [[Naundorf (Radebeul)|Naundorf]].
Kötitz befindet sich im äußersten Süden des Coswiger Stadtgebiets. Im Norden grenzt der Coswiger Ortskern an, im Nordwesten der Ortsteil [[Brockwitz (Coswig)|Brockwitz]]. Kötitz liegt am Ufer der [[Elbe]], knapp oberhalb der [[Gauernitzer Elbinsel]], im nordwestlichen Teil des [[Elbtalkessel]]s. Auf dem gegenüberliegenden Ufer befindet sich [[Gauernitz]], eine Ortschaft in der Gemeinde [[Klipphausen]]. Östlich benachbart liegt der [[Radebeul]]er Stadtteil [[Naundorf (Radebeul)|Naundorf]].


Etwa im Zentrum der Flur blieb der Dorfkern in Form eines [[Straßenangerdorf]]s erhalten. Im Süd- und Nordosten von Kötitz liegen die Industriegebiete Naundorfer Straße und Grenzstraße. Der Westteil der Flur ist weitgehend unbebaut, dort befindet sich auch die Kötitzer [[Kiesgrube]], ein geflutetes, als Badesee genutztes [[Tagebaurestloch]].
Etwa im Zentrum der Flur blieb der Dorfkern in Form eines [[Straßenangerdorf]]s erhalten. Im Süd- und Nordosten von Kötitz liegen die Industriegebiete Naundorfer Straße und Grenzstraße. Der Westteil der Flur ist weitgehend unbebaut, dort befindet sich auch die Kötitzer [[Kiesgrube]], ein geflutetes, als Badesee genutztes [[Tagebaurestloch]].


== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Datei:Fotothek df rp-a 0320018 Coswig-Kötitz. Windmühle am Elbufer und Schiffsmühle in der Elbe, aus, Bilder-At.jpg|mini|links|Windmühle und [[Schiffmühle]] auf einer historischen Darstellung, im Hintergrund die [[Deutsche Bosel]]]]
Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf im Jahre 1203 als „villa Chottenwiz“ im Rahmen einer Schenkung [[Dietrich (Meißen)|Dietrichs des Bedrängten]] an das [[Kloster Altzella]]. Im Laufe der Jahrhunderte wandelte sich der Ortsname unter anderem über die Formen „Kothenewicz“ (1350 im Lehnbuch [[Friedrich III. (Meißen)|Friedrichs des Strengen]]), „Koterwicz“, „Köthewitz“, „Caititz“ und „Kädewitz“ hin zur heutigen Bezeichnung. Sie geht auf das [[Sorbische Sprachen|Altsorbische]] zurück und ist entweder von „Chotên“, einem [[Lokator]]namen, oder von „kotici“, deutsch Katze, abgeleitet.
[[Datei:Fuehrer durch Coswig und Umgebung B 08.jpg|mini|hochkant|Kötitz mit Coswig und [[Neucoswig]] auf einer 1906 erschienenen Karte]]
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Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf im Jahre 1203 als „villa Chottenwiz“ im Rahmen einer Schenkung [[Dietrich der Bedrängte|Dietrichs des Bedrängten]] an das [[Kloster Altzella]]. Im Laufe der Jahrhunderte wandelte sich der Ortsname unter anderem über die Formen „Kothenewicz“ (1350 im [[Lehnbuch]] [[Friedrich III. (Meißen)|Friedrichs des Strengen]]), „Koterwicz“, „Köthewitz“, „Caititz“ und „Kädewitz“ hin zur heutigen Bezeichnung. Sie geht auf das [[Sorbische Sprachen|Altsorbische]] zurück und ist entweder von „Chotên“, einem [[Lokator]]namen, oder von „kotici“, deutsch Katze, abgeleitet.


Funde eines 300 Gräber umfassenden [[bronzezeit]]lichen Gräberfelds der [[Lausitzer Kultur]] belegen die frühe Anwesenheit von Menschen in dem Gebiet. Die Anlage des Dorfes vollzog sich an einer [[Furt]]. Auf der 216 Hektar (Stand: 1900) großen Kötitzer [[Gewann]]flur befanden sich neben einem „Kötitzer Tännicht“ genannten Wald auch Felder, Weinberge und die auenartige Uferzone der Elbe und ihrer Neben- und Altarme. Dementsprechend betrieben die Einwohner neben Ackerbau und Viehzucht auch Weinbau und Fischfang. Im Ort befanden sich ein eigener Elbhafen und zwei Mühlen. In der 1601 erstmals erwähnten kurfürstlichen Schiffsmühle hatten die Bauern umliegender Dörfer ihr Getreide zu mahlen. Seit dem 17. Jahrhundert besteht außerdem eine Fährverbindung zum anderen Elbufer nach [[Gauernitz]]. Eingepfarrt war das Dorf ins benachbarte Coswig.
Funde eines 300 Gräber umfassenden [[bronzezeit]]lichen Gräberfelds der [[Lausitzer Kultur]] belegen die frühe Anwesenheit von Menschen in dem Gebiet. Die Anlage des Dorfes vollzog sich an einer [[Furt]]. Auf der 216 Hektar (Stand: 1900) großen Kötitzer [[Gewann]]flur befanden sich neben einem „Kötitzer Tännicht“ genannten Wald auch Felder, Weinberge und die auenartige Uferzone der Elbe und ihrer Neben- und Altarme. Dementsprechend betrieben die Einwohner neben Ackerbau und Viehzucht auch Weinbau und Fischfang. Im Ort befanden sich ein eigener Elbhafen und zwei Mühlen. In der 1601 erstmals erwähnten kurfürstlichen Schiffsmühle hatten die Bauern umliegender Dörfer ihr Getreide zu mahlen. Seit dem 17. Jahrhundert besteht außerdem eine Fährverbindung zum anderen Elbufer nach [[Gauernitz]]. Eingepfarrt war das Dorf ins benachbarte Coswig.


In der Geschichte suchten immer wieder Katastrophen das Dorf Kötitz heim. Verheerend wirkte sich der Dorfbrand von 1806 aus, bei dem fast das komplette Dorf zerstört wurde. Beim Wiederaufbau nach dem Großfeuer erhielt Kötitz seine heutige Struktur. Starke Schäden brachte auch das [[Elbehochwasser 1845]], das Kötitz zu einer Insel werden ließ und Teile des Dorfs überflutete. Einem weiteren schweren Brand fielen 1866 neun Bauernhöfe zum Opfer.
In der Geschichte suchten immer wieder Katastrophen das Dorf Kötitz heim. Verheerend wirkte sich der Dorfbrand von 1806 aus, bei dem fast das komplette Dorf zerstört wurde. Beim Wiederaufbau nach dem Großfeuer erhielt Kötitz seine heutige Struktur. Starke Schäden brachte auch das [[Elbhochwasser 1845]], das Kötitz zu einer Insel werden ließ und Teile des Dorfs überflutete. Einem weiteren schweren Brand fielen 1866 neun Bauernhöfe zum Opfer.


Nur einen Kilometer nördlich des Dorfkerns befand sich schon frühzeitig ein Haltepunkt der 1839 eröffneten ersten deutschen [[Bahnstrecke Leipzig–Dresden|Fernbahnstrecke Leipzig–Dresden]], der gemeinsam mit der Dampfschifffahrt auf der Elbe die Industrialisierung von Kötitz begünstigte. Im ausgehenden 19. Jahrhundert kam es zur Ansiedlung von Industriebetrieben und einem sprunghaften Bevölkerungswachstum. Seit 1884 produzierte die [[Vereinigte Strohstoff-Fabriken|Strohstoff-Fabrik Tännicht]], ab 1891 die [[Emil Nacke|Maschinenfabrik E. Nacke]] in Kötitz. Durch die Industrialisierung wurden Wald und Weinberge völlig verdrängt.
Nur einen Kilometer nördlich des Dorfkerns befand sich schon frühzeitig ein Haltepunkt der 1839 eröffneten ersten deutschen [[Bahnstrecke Leipzig–Dresden|Fernbahnstrecke Leipzig–Dresden]], der gemeinsam mit der [[Dampfschifffahrt]] auf der Elbe die Industrialisierung von Kötitz begünstigte. Im ausgehenden 19. Jahrhundert kam es zur Ansiedlung von Industriebetrieben und einem sprunghaften Bevölkerungswachstum. Seit 1884 produzierte die [[Vereinigte Strohstoff-Fabriken|Strohstoff-Fabrik Tännicht]], ab 1891 die [[Emil Nacke|Maschinenfabrik E. Nacke]] in Kötitz. Durch die Industrialisierung wurden Wald und Weinberge völlig verdrängt.


Im Jahre 1901 gründete die Gemeinde Kötitz ihre eigene Feuerwehr, ein Jahr zuvor war bereits ein neues Schulhaus entstanden. Der seit 1839 bestehende Gemeinderat bezog 1907 das neuerbaute Rathaus. Kötitz besaß zudem ein eigenes Gefängnis, von Bedeutung für die Industrie war auch der bis in die Gegenwart genutzte Hafen. In einer Abstimmung entschieden sich 90 Prozent der Einwohner von Kötitz 1920 gegen die [[Eingemeindung]] nach Coswig. Dennoch wurde sie 15 Jahre später unter den [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] vollzogen. Seither teilt Kötitz, das keinen Ortsteilstatus besitzt, die Geschichte Coswigs.
Im Jahre 1901 gründete die Gemeinde Kötitz ihre eigene [[Freiwillige Feuerwehr]], ein Jahr zuvor war bereits ein neues Schulhaus entstanden. Der seit 1839 bestehende Gemeinderat bezog 1907 das neuerbaute Rathaus. Kötitz besaß zudem ein eigenes Gefängnis, von Bedeutung für die Industrie war auch der bis in die Gegenwart genutzte Hafen. In einer Abstimmung entschieden sich 90 Prozent der Einwohner von Kötitz 1920 gegen die [[Eingemeindung]] nach Coswig. Dennoch wurde sie 15 Jahre später unter den [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] vollzogen.<ref>{{Verwaltungsgeschichte.de|pfad=meissen.html|name=Stadt und Landkreis Meißen}}</ref> Seither teilt Kötitz, das keinen Ortsteilstatus besitzt, die Geschichte Coswigs.


=== Einwohnerentwicklung ===
=== Einwohnerentwicklung ===
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*[[Eugen d’Albert]] (* 1864 in [[Glasgow]]; † 1932 in [[Riga]]), deutscher Pianist und Komponist, lebte 1891 bis 1895 in Kötitz
*[[Eugen d’Albert]] (* 1864 in [[Glasgow]]; † 1932 in [[Riga]]), deutscher Pianist und Komponist, lebte 1891 bis 1895 in Kötitz
*[[Emil Nacke]] (* 1843 in [[Großwiederitzsch]]; † 1933 in [[Kötzschenbroda]]), deutscher Maschinenbauingenieur, erster sächsischer Automobilhersteller
*[[Emil Nacke]] (* 1843 in [[Großwiederitzsch]]; † 1933 in [[Kötzschenbroda]]), deutscher Maschinenbauingenieur, erster sächsischer Automobilhersteller
*[[Carl Schröder]] (* 1904 in Kötitz; † 1997 in Radebeul), deutscher Puppenspieler und Regisseur
*[[Carl Schröder (Puppenspieler)|Carl Schröder]] (* 1904 in Kötitz; † 1997 in Radebeul), deutscher Puppenspieler und Regisseur

== Literatur ==
* {{Staatslexikon Sachsen|5|30|Kötitz}}
* {{BKD|41|248|258|Kötitz}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*{{HOV|URL=Kötitz_(1)}}
{{commonscat}}
* {{HOV|URL=Kötitz_(1)}}
*[http://www.coswig.de/stadtinfo/geschichte/koetitz/koetitz.htm Geschichte von Kötitz auf www.coswig.de]
* [http://www.coswig.de/stadtinfo/geschichte/koetitz/koetitz.htm Geschichte von Kötitz auf www.coswig.de]
*[http://www.historisches-coswig.de/index.php?id=88 Geschichte von Kötitz auf www.historisches-coswig.de]
* [http://www.historisches-coswig.de/index.php?id=88 Geschichte von Kötitz auf www.historisches-coswig.de]
*[http://www.ortsverein-koetitz.de/ Ortsverein Kötitz]
* [http://www.ortsverein-koetitz.de Ortsverein Kötitz]
*[http://www.sattelkow.de/Klaus/fahre_gauernitz__kotitz__km_730.html Geschichte der Kötitzer Fähre]
* [http://www.sattelkow.de/Klaus/fahre_gauernitz__kotitz__km_730.html Geschichte der Kötitzer Fähre]

== Einzelnachweise ==
<references />


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[[Kategorie:Coswig (Sachsen)]]
[[Kategorie:Geographie (Coswig, Sachsen)]]
[[Kategorie:Ort im Landkreis Meißen]]
[[Kategorie:Ort im Landkreis Meißen]]
[[Kategorie:Ehemalige Gemeinde (Landkreis Meißen)]]
[[Kategorie:Ort an der Elbe]]
[[Kategorie:Straßenangerdorf]]
[[Kategorie:Ersterwähnung 1203]]
[[Kategorie:Gemarkung in Sachsen]]

Aktuelle Version vom 22. März 2024, 10:55 Uhr

Kötitz
Große Kreisstadt Coswig
Koordinaten: 51° 7′ N, 13° 34′ OKoordinaten: 51° 7′ 0″ N, 13° 34′ 20″ O
Höhe: 108 m ü. NN
Eingemeindung: 1. April 1935
Postleitzahl: 01640
Vorwahl: 03523
Blick vom Spaargebirge nach Südosten, in der Mitte des Elbtalkessels steht der weithin sichtbare Schornstein des Kötitzer Industriegebiets Naundorfer Straße
Kötitzer Altarm der Elbe mit der Gauernitzer Insel, 1986

Kötitz ist ein Ort und eine Gemarkung in Coswig im sächsischen Landkreis Meißen.

Kötitz befindet sich im äußersten Süden des Coswiger Stadtgebiets. Im Norden grenzt der Coswiger Ortskern an, im Nordwesten der Ortsteil Brockwitz. Kötitz liegt am Ufer der Elbe, knapp oberhalb der Gauernitzer Elbinsel, im nordwestlichen Teil des Elbtalkessels. Auf dem gegenüberliegenden Ufer befindet sich Gauernitz, eine Ortschaft in der Gemeinde Klipphausen. Östlich benachbart liegt der Radebeuler Stadtteil Naundorf.

Etwa im Zentrum der Flur blieb der Dorfkern in Form eines Straßenangerdorfs erhalten. Im Süd- und Nordosten von Kötitz liegen die Industriegebiete Naundorfer Straße und Grenzstraße. Der Westteil der Flur ist weitgehend unbebaut, dort befindet sich auch die Kötitzer Kiesgrube, ein geflutetes, als Badesee genutztes Tagebaurestloch.

Windmühle und Schiffmühle auf einer historischen Darstellung, im Hintergrund die Deutsche Bosel
Kötitz mit Coswig und Neucoswig auf einer 1906 erschienenen Karte
Elbfähre Kötitz–Gauernitz
Rathaus Kötitz (eingeweiht 1907), heute gehört es zur Oberschule Kötitz
Schulgebäude Kötitz (eingeweiht 1900), heute eine Oberschule

Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf im Jahre 1203 als „villa Chottenwiz“ im Rahmen einer Schenkung Dietrichs des Bedrängten an das Kloster Altzella. Im Laufe der Jahrhunderte wandelte sich der Ortsname unter anderem über die Formen „Kothenewicz“ (1350 im Lehnbuch Friedrichs des Strengen), „Koterwicz“, „Köthewitz“, „Caititz“ und „Kädewitz“ hin zur heutigen Bezeichnung. Sie geht auf das Altsorbische zurück und ist entweder von „Chotên“, einem Lokatornamen, oder von „kotici“, deutsch Katze, abgeleitet.

Funde eines 300 Gräber umfassenden bronzezeitlichen Gräberfelds der Lausitzer Kultur belegen die frühe Anwesenheit von Menschen in dem Gebiet. Die Anlage des Dorfes vollzog sich an einer Furt. Auf der 216 Hektar (Stand: 1900) großen Kötitzer Gewannflur befanden sich neben einem „Kötitzer Tännicht“ genannten Wald auch Felder, Weinberge und die auenartige Uferzone der Elbe und ihrer Neben- und Altarme. Dementsprechend betrieben die Einwohner neben Ackerbau und Viehzucht auch Weinbau und Fischfang. Im Ort befanden sich ein eigener Elbhafen und zwei Mühlen. In der 1601 erstmals erwähnten kurfürstlichen Schiffsmühle hatten die Bauern umliegender Dörfer ihr Getreide zu mahlen. Seit dem 17. Jahrhundert besteht außerdem eine Fährverbindung zum anderen Elbufer nach Gauernitz. Eingepfarrt war das Dorf ins benachbarte Coswig.

In der Geschichte suchten immer wieder Katastrophen das Dorf Kötitz heim. Verheerend wirkte sich der Dorfbrand von 1806 aus, bei dem fast das komplette Dorf zerstört wurde. Beim Wiederaufbau nach dem Großfeuer erhielt Kötitz seine heutige Struktur. Starke Schäden brachte auch das Elbhochwasser 1845, das Kötitz zu einer Insel werden ließ und Teile des Dorfs überflutete. Einem weiteren schweren Brand fielen 1866 neun Bauernhöfe zum Opfer.

Nur einen Kilometer nördlich des Dorfkerns befand sich schon frühzeitig ein Haltepunkt der 1839 eröffneten ersten deutschen Fernbahnstrecke Leipzig–Dresden, der gemeinsam mit der Dampfschifffahrt auf der Elbe die Industrialisierung von Kötitz begünstigte. Im ausgehenden 19. Jahrhundert kam es zur Ansiedlung von Industriebetrieben und einem sprunghaften Bevölkerungswachstum. Seit 1884 produzierte die Strohstoff-Fabrik Tännicht, ab 1891 die Maschinenfabrik E. Nacke in Kötitz. Durch die Industrialisierung wurden Wald und Weinberge völlig verdrängt.

Im Jahre 1901 gründete die Gemeinde Kötitz ihre eigene Freiwillige Feuerwehr, ein Jahr zuvor war bereits ein neues Schulhaus entstanden. Der seit 1839 bestehende Gemeinderat bezog 1907 das neuerbaute Rathaus. Kötitz besaß zudem ein eigenes Gefängnis, von Bedeutung für die Industrie war auch der bis in die Gegenwart genutzte Hafen. In einer Abstimmung entschieden sich 90 Prozent der Einwohner von Kötitz 1920 gegen die Eingemeindung nach Coswig. Dennoch wurde sie 15 Jahre später unter den Nationalsozialisten vollzogen.[1] Seither teilt Kötitz, das keinen Ortsteilstatus besitzt, die Geschichte Coswigs.

Einwohnerentwicklung

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Jahr Einwohner
1612 23 besessene Mann
1764 16 besessene Mann, 11 Häusler
1834 219
1871 284
1890 583
1910 1808
1925 1981
1939 siehe Coswig

Persönlichkeiten

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  • Kötitz. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 5. Band. Schumann, Zwickau 1818, S. 30.
  • Cornelius Gurlitt: Kötitz. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 41. Heft: Amtshauptmannschaft Meißen-Land. C. C. Meinhold, Dresden 1923, S. 248.
Commons: Kötitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Meißen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.