„Panzerkommission“ – Versionsunterschied

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Die '''Panzerkommission''' war ein Gremium beim [[Reichsministerium für Bewaffnung und Munition]] von Vertretern aus Industrie, Wissenschaft, Technik und Militär zu allen Fragen der Entwicklung, Produktion und Erprobung von Panzern im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]].
Die '''Panzerkommission''' war ein Gremium beim [[Reichsministerium für Bewaffnung und Munition]] von Vertretern aus Industrie, Wissenschaft, Technik und Militär zu allen Fragen der Entwicklung, Produktion und Erprobung von Panzern im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]].


== Allgemein ==
== Zweck und Geschichte ==
Die Panzerkommission wurde durch eine geheime Verfügung vom 21. Juni 1941 vom Reichsminister für Bewaffnung und Munition [[Fritz Todt]] und dem [[Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres|Chef der Heeresrüstung]] [[Friedrich Fromm]] ins Leben gerufen. Ihr Zweck war die Prüfung bereits in Produktion befindlicher und neuer Panzermodelle auf die {{"|zweckmäßigste technisch-fabrikatorische Gestaltung}}.<ref name="anatomie">Verfügung von Todt und Fromm über die Bildung einer Panzerkommission gedruckt in: [[Dietrich Eichholtz]], [[Wolfgang Schumann (Historiker)|Wolfgang Schumann]] (Hrsg.): ''Anatomie des Krieges''. Berlin 1969, S. 336 ff.</ref>
Die Panzerkommission wurde durch eine geheime Verfügung vom 21. Juni 1941 vom Reichsminister für Bewaffnung und Munition [[Fritz Todt]] und dem [[Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres|Chef der Heeresrüstung]] [[Friedrich Fromm]] ins Leben gerufen. Ihr Zweck war die Prüfung bereits in Produktion befindlicher und neuer Panzermodelle auf die {{"|zweckmäßigste technisch-fabrikatorische Gestaltung}}.<ref name="anatomie">Verfügung von Todt und Fromm über die Bildung einer Panzerkommission gedruckt in: Dietrich Eichholtz, Wolfgang Schumann (Hrsg.): ''Anatomie des Krieges''. Berlin 1969, S. 336 ff.</ref>


[[Ferdinand Porsche]] wurde Vorsitzender der Panzerkommission. Am 31. Dezember 1943 wurde Porsche entlassen, Nachfolger wurde [[Gerd Stieler von Heydekampf]]. Damit wurde nach [[Markus Pöhlmann]] der „geniale Konstrukteur“, der zu wenig Rücksicht auf fertigungsgerechtes Konstruieren nahm, durch einen Fertigungsfachmann ersetzt.<ref>Markus Pöhlmann: ''Der Panzer und die Mechanisierung des Krieges''. Paderborn 2016, S. 410.</ref>
== Mitglieder ==
Mitglieder waren u. a.:<ref>Befragung von [[Karl Saur]] durch amerikanische Militärbehörden. Wiedergegeben nach: [[Markus Pöhlmann]]: ''Der Panzer und die Mechanisierung des Krieges''. Paderborn 2016, S. 410.</ref>
* [[Ferdinand Porsche]] (1875–1951), Leiter
* Oskar Hacker, Chefkonstrukteur bei [[Steyr Daimler Puch]] (geschäftsführender Stellvertreter)<ref>Hartmut H. Knittel: ''Panzerfertigung im Zweiten Weltkrieg''. Bonn 1988, S. 48.</ref>
* Paul Michaels, von den [[Altmärkische Kettenwerke|Altmärkischen Kettenwerken]]
* Paul Wiebicke, Direktor bei [[MAN]]
* Otto Wunderlich, [[Daimler-Benz]]
* [[Karl Maybach]] (1879–1960), als Motorenexperte
* Alfred Graf von Soden-Fraunhofen, Direktor der [[ZF Friedrichshafen|Zahnradfabrik Friedrichshafen]] als Getriebe-Fachmann
* [[Erwin Aders]] (1881–1974), Chefkonstrukteur bei [[Henschel & Sohn|Henschel]]
* Ernst Blaicher, Direktor der [[MIAG]]
* [[Robert Eberan von Eberhorst]] (1902–1982), Professor für Kraftfahrwesen und Leichtmotorenkunde


Nach [[Ludolf Herbst]] etablierte Todt in den gemischten Ausschüssen, in denen Industrielle und Militärs zusammenarbeiteten, etwas für den Führerstaat höchst untypisches, nämlich effiziente Gremienarbeit.<ref>[[Ludolf Herbst]]: ''Das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945''. Frankfurt am Main 1996, S. 303.</ref>
Von militärischer Seite wurden als Mitglieder ernannt:<ref name="anatomie"/>
* Leiter des Stabes II des Chefs der Heeresrüstung
* Chef der Abteilung für Schnelle Truppen (AHA/Jn C)
* Chef der Amtsgruppe für Waffen und Gerät (WuG) des Heeres-Waffenamtes
* Chef der Kraftfahr- und Motorisierungsabteilung des Heeres-Waffenamtes (WaPrüf 6)
* Chef der Kraftfahrgeräteabteilung (Wa J- WuG 6)


Laut Kurt Arnoldt, Technischer Leiter der [[Oesterholz-Haustenbeck#Panzerversuchsstation|Panzerversuchsstation Haustenbeck]], konnten Speer und Porsche ihre Freunde in der Industrie vom Bau schwerer Panzer überzeugen, da sie an ihnen mehr verdienen konnten.<ref>Andrew Hills: ''Steel & Secrets. Interrogating German Tank Engineers 1945''. FWD Publishing 2024, S. 40.</ref>
Am 31. Dezember 1943 wurde Porsche entlassen, Nachfolger wurde [[Gerd Stieler von Heydekampf]]. Damit wurde nach [[Markus Pöhlmann]] der „geniale Konstrukteur“, der zu wenig Rücksicht auf fertigungsgerechtes Konstruieren nahm, durch einen Fertigungsfachmann ersetzt.<ref>Pöhlmann: ''Panzer''. S. 410.</ref>

== Vorsitzende ==
* Ferdinand Porsche: von 1941 bis 1943
* Gerd Stieler von Heydekampf: von 1943 bis Kriegsende

== Mitglieder (Auswahl) ==
Mitglieder waren u. a.:
* [[Albert Speer]]<ref name="hills">Befragung Stieler von Heydekampf vom 5./6. Juni 1945. Gedruckt bei: Andrew Hills: ''Steel & Secrets''. S. 82.</ref>
* [[Walter Rohland]]<ref name="hills"/>
* [[Erich Müller (Ingenieur)|Erich Müller]] (Krupp)<ref name="hills"/>
* [[Oskar Hacker]]<ref name="saur">Befragung von [[Karl-Otto Saur (Rüstungsmanager)|Karl-Otto Saur]] durch amerikanische Militärbehörden. Wiedergegeben nach: Pöhlmann: ''Panzer''. S. 410.</ref><ref name="hills"/> (1896–1961), Chefkonstrukteur bei [[Steyr Daimler Puch]] (geschäftsführender Stellvertreter)<ref>Hartmut H. Knittel: ''Panzerfertigung im Zweiten Weltkrieg''. Bonn 1988, S. 48.</ref>
* Paul Michaels<ref name="saur"/>, Chefkonstrukteur der [[Altmärkische Kettenwerke|Altmärkischen Kettenwerken]]
* Paul Wiebicke<ref name="saur"/><ref name="hills"/>, Direktor bei [[MAN]]
* Otto Wunderlich<ref name="saur"/>, Direktor des Panzerwerks (Werk 40) der [[Daimler-Benz|Daimler-Benz AG]] in Berlin
* [[Karl Maybach]]<ref name="saur"/><ref name="hills"/>, als Experte für Panzermotoren
* [[Alfred Graf von Soden-Fraunhofen]]<ref name="saur"/>, Direktor der [[ZF Friedrichshafen]] als Getriebe-Fachmann
* [[Erwin Aders]]<ref name="saur"/>, Chefkonstrukteur für die schweren Panzer [[Tiger I]] und [[Tiger II]] bei [[Henschel & Sohn|Henschel]]
* [[Ernst Blaicher]]<ref name="saur"/>, Direktor der [[MIAG]] und [[Wehrwirtschaftsführer]]
* [[Robert Eberan von Eberhorst]]<ref name="saur"/>, Professor für Kraftfahrwesen und Leichtmotorenkunde an der [[TH Dresden]]
* Prof. Benzinger<ref name="hills"/>
* Platz (Klöckner Humboldt Deutz)<ref name="hills"/>
* Dipl. Ing. Dorn (Krupp)<ref name="hills"/>

Von militärischer Seite wurden als Mitglieder ernannt:<ref name="anatomie"/>
* Leiter des Stabes II (Rüstung) beim Chef der Heeresrüstung
* Chef der Abteilung für Schnelle Truppen ([[Allgemeines Heeresamt|AHA]]/In 6)
* Chef der Amtsgruppe für Industrielle Rüstung–Waffen und Gerät (WuG) des [[Heereswaffenamt]]es
* Chef der Kraftfahr- und Motorisierungsabteilung des Heereswaffenamtes (WaPrüf 6): bis 1942 [[Ernst Kniepkamp]], dann Oberst Friedrich Holzhäuser
* Chef der Kraftfahrgeräteabteilung (Wa I Rü 6)


== Sitzungen (Beispiele) ==
== Sitzungen (Beispiele) ==
* 18. April 1942<ref name="mueller_speer">Rolf-Dieter Müller: ''Albert Speer und die Rüstungspolitik im Totalen Krieg''. In: MGFA (Hrsg.): ''Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg''. Stuttgart 1999, Band 5/2, S. 683.</ref>
* 18. April 1942<ref name="mueller_speer">Rolf-Dieter Müller: ''Albert Speer und die Rüstungspolitik im Totalen Krieg''. In: MGFA (Hrsg.): ''Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg''. Stuttgart 1999, Band 5/2, S. 683.</ref>
* 10. Juni 1942<ref name="mueller_speer"/>
* 10. Juni 1942<ref name="mueller_speer"/>
* am 8. und 9. November 1942 auf der [[Wartburg]]. Thema war Entscheidung über den [[Panzerkampfwagen VI Tiger II|Tiger II]] und Ausprache über Motor- und Getriebefragen.<ref>[[Dietrich Eichholtz]]: ''Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft''. Berlin 1985, Band 2, S. 335.</ref>
* am 8. und 9. November 1942 auf der [[Wartburg]]. Thema war Entscheidung über den Tiger II und Aussprache über Motor- und Getriebefragen.<ref>Dietrich Eichholtz: ''Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft''. Berlin 1985, Band 2, S. 335.</ref>
* 8. Mai 1943. Unter Leitung von Porsche und unter Beteiligung von [[Heinz Guderian]]<ref>Karl J. Walde: ''Guderian''. Frankfurt/M 1976, S. 185.</ref>
* 8. Mai 1943. Unter Leitung von Porsche und unter Beteiligung von [[Heinz Guderian]]<ref>Karl J. Walde: ''Guderian''. Frankfurt/M 1976, S. 185.</ref>
* 21. Dezember 1943<ref>Eichholtz: ''Kriegswirtschaft''. Band 2, S. 336.</ref>
* 21. Dezember 1943<ref>Eichholtz: ''Kriegswirtschaft''. Band 2, S. 336.</ref>

== Konflikt um den Panther ==
Für den Entwurf des [[Panzerkampfwagen V Panther|Panther]]s erhielten [[MAN]] und [[Daimler-Benz]] einen Entwicklungsauftrag. Am 5./6. März 1942 notierte Rüstungsminister [[Albert Speer]] über eine Rüstungskonferenz mit Hitler:

{{Zitat|Auf meinen Vorschlag befiehlt der Führer, alle vorbereiteten Maßnahmen für die Entwicklung der Serie des Daimler-Benz Panzers in Auftrag zu geben und auch Daimler-Benz einen Auftrag von 200 Stck. zu erteilen. Vollzugsmeldung innerhalb 8 Tagen. Der Führer glaubt, daß der Daimler-Benz-Panther dem MAN überlegen sein wird. Bei den verschiedenen Konstruktionsunterschieden glaubt er, in fast allen Fällen dem Daimler-Benz den Vorzug geben zu können.|ref=<ref>[[Willi A. Boelcke]]: ''Deutschlands Rüstung im Zweiten Weltkrieg. Hitlers Konferenzen mit Albert Speer 1942–1945''. Frankfurt am Main 1969, S. 69.</ref>}}

Am 7. Mai 1942 stellten beide Konkurrenten ihre Entwürfe, einer Findungskommission bestehend aus [[Wolfgang Thomale]] und [[Robert Eberan von Eberhorst]] von der Panzerkommission, vor.<ref>Pöhlmann: ''Panzer''. S. 421.</ref> Der MAN-Vertreter notierte am 12. Mai 1942:

{{Zitat|Der Kampf ist außerordentlich schwer. Technisch sind wir zweifellos stark überlegen [...] Es ist aber fraglich, ob bei der Entscheidung nicht dunkle Kräfte überwiegen.|ref=<ref>Pöhlmann: ''Panzer''. S. 421 f.</ref>}}

Die Panzerkommission legte daraufhin am 13. Mai 1942 eine Denkschrift vor, in der sie sich einstimmig für den MAN-Entwurf aussprach.<ref>[[Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts|Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts]] (Hrsg.): ''Das Daimler-Benz-Buch. Ein Rüstungskonzern im ›Tausendjährigen Reich‹''. Nördlingen 1987, S. 275.</ref> Einen Tag darauf änderte Hitler seine Entscheidung und befahl den Bau des MAN-Panthers.<ref>Pöhlmann: ''Panzer''. S. 422.</ref> Speer notierte am 15. Mai 1942:

{{Zitat|Major Engel ruft am 14.5. an und stellt fest, daß der Führer mit dem Endresultat der Denkschrift einverstanden ist, daher ist der MAN-Panther zu bauen. Den Vorschlägen von Porsche ist Folge zu leisten.|ref=<ref>Boelcke: ''Hitlers Konferenzen mit Albert Speer'', S. 116.</ref>}}

[[Karl Heinz Roth]] nennt dies als ein Beispiel dafür, dass auch »Führerentscheide« nur zählten, wenn sie die Billigung der industriell-technokratischen Expertengremien fanden.<ref>Karl Heinz Roth: ''Der Weg zum guten Stern des »Dritten Reichs«: Schlaglichter auf die Geschichte der Daimler-Benz AG und ihrer Vorläufer (1890–1945)''. In: ''Das Daimler-Benz-Buch''. S. 275.</ref>


== Einschätzung ==
== Einschätzung ==
Laut [[Dietrich Eichholtz]] waren die Vertreter der [[Wehrmacht]] den Vertretern der Rüstungskonzerne schon zahlenmäßig unterlegen und sie mussten sich in ihren Typenwünschen der Kommission unterordnen.<ref>Eichholtz: ''Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft''. Berlin 1969, Band 1, S. 128.</ref>
Laut [[Dietrich Eichholtz]] waren die Vertreter der [[Wehrmacht]] den Vertretern der Rüstungskonzerne schon zahlenmäßig unterlegen und sie mussten sich in ihren Typenwünschen der Kommission unterordnen.<ref>Eichholtz: ''Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft''. Berlin 1969, Band 1, S. 128.</ref>


[[Rolf-Dieter Müller]] spricht von einem {{"|schweren Einbruch}} in den Kompetenzbereich des Chefs der Heeresrüstung. Die Mitwirkung der militärischen Experten hat sich im wesentlichen auf Zuarbeit beschränkt.<ref>[[Rolf-Dieter Müller]]: ''Die Mobilisierung der deutschen Wirtschaft für Hitlers Kriegsführung''. In: [[Militärgeschichtliches Forschungsamt|MGFA]] (Hrsg.): ''[[Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg]]''. Stuttgart 1988, Band 5/1, S. 527.</ref>
[[Rolf-Dieter Müller]] spricht von einem {{"|schweren Einbruch}} in den Kompetenzbereich des Chefs der Heeresrüstung. Die Mitwirkung der militärischen Experten hat sich im Wesentlichen auf Zuarbeit beschränkt.<ref>Rolf-Dieter Müller: ''Die Mobilisierung der deutschen Wirtschaft für Hitlers Kriegsführung''. In: [[Militärgeschichtliches Forschungsamt|MGFA]] (Hrsg.): ''[[Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg]]''. Stuttgart 1988, Band 5/1, S. 527.</ref>


Laut Pöhlmann wurde ab 1942 eine Situation herbeigeführt, in der die Zuständigkeit des Militärs auf Formulierung von Anforderungen, Erprobung und Abnahme beschränkt wurde und die Industrie die Hoheit über Forschung und Entwicklung zurückgewann.<ref>Pöhlmann: ''Panzer''. S. 413.</ref>
Laut Pöhlmann wurde ab 1942 eine Situation herbeigeführt, in der die Zuständigkeit des Militärs auf Formulierung von Anforderungen, Erprobung und Abnahme beschränkt wurde und die Industrie die Hoheit über Forschung und Entwicklung zurückgewann.<ref>Pöhlmann: ''Panzer''. S. 413.</ref>

Im Kapitel „Erfahrungen“ schrieb der Chef des Heereswaffenamtes [[Emil Leeb]], dass der Soldat, der Wirtschaftler und Techniker gemeinsam führen, planen und überwachen sollen, jedoch sollten letzten Endes die Entscheidungen des Soldaten unter Berücksichtigung der technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten maßgebend sein.<ref>[[Emil Leeb]]: ''Aus der Rüstung des Dritten Reiches (Das Heereswaffenamt 1938-1945)''. Beiheft 4 der Wehrtechnische Monatshefte herausgegeben von der [[Deutsche Gesellschaft für Wehrtechnik|Arbeitsgemeinschaft für Wehrtechnik]]. Berlin 1958, S. 53.</ref>


Für Pöhlmann unterliegt es keinem {{"|Zweifel}}, dass die Mitglieder auch ihre Unternehmen vertraten und sich Vorteile für die Auftragsvergabe erhofften, allem voran Porsche selbst.<ref>Pöhlmann: ''Panzer''. S. 336.</ref>
Für Pöhlmann unterliegt es keinem {{"|Zweifel}}, dass die Mitglieder auch ihre Unternehmen vertraten und sich Vorteile für die Auftragsvergabe erhofften, allem voran Porsche selbst.<ref>Pöhlmann: ''Panzer''. S. 336.</ref>

Müller schätzt ein, dass Porsche seine Position zu Gunsten seiner Firma missbrauchte, um konkurrierende Modelle auszuschalten. Dies führte zur Parallelentwicklung von [[Panzerkampfwagen VI Tiger|Tiger]] und [[Panzerkampfwagen V Panther|Panther]] und zur Serienfertigung zweier Tiger-Typen.<ref name="mueller_speer"/>
Müller schätzt ein, dass Porsche seine Position zu Gunsten seiner Firma missbrauchte, um konkurrierende Modelle auszuschalten. Dies führte zur Parallelentwicklung von [[Panzerkampfwagen VI Tiger|Tiger]] und [[Panzerkampfwagen V Panther|Panther]] und zur Serienfertigung zweier Tiger-Typen.<ref name="mueller_speer"/>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Wehr- und Rüstungswirtschaft im Nationalsozialismus]]
[[Kategorie:Wehr- und Rüstungswirtschaft im Nationalsozialismus]]
[[Kategorie:Panzer als Thema]]
[[Kategorie:Panzerfahrzeuge]]
[[Kategorie:Gegründet 1941]]

Aktuelle Version vom 23. April 2024, 16:56 Uhr

Die Panzerkommission war ein Gremium beim Reichsministerium für Bewaffnung und Munition von Vertretern aus Industrie, Wissenschaft, Technik und Militär zu allen Fragen der Entwicklung, Produktion und Erprobung von Panzern im Zweiten Weltkrieg.

Zweck und Geschichte

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Die Panzerkommission wurde durch eine geheime Verfügung vom 21. Juni 1941 vom Reichsminister für Bewaffnung und Munition Fritz Todt und dem Chef der Heeresrüstung Friedrich Fromm ins Leben gerufen. Ihr Zweck war die Prüfung bereits in Produktion befindlicher und neuer Panzermodelle auf die „zweckmäßigste technisch-fabrikatorische Gestaltung“.[1]

Ferdinand Porsche wurde Vorsitzender der Panzerkommission. Am 31. Dezember 1943 wurde Porsche entlassen, Nachfolger wurde Gerd Stieler von Heydekampf. Damit wurde nach Markus Pöhlmann der „geniale Konstrukteur“, der zu wenig Rücksicht auf fertigungsgerechtes Konstruieren nahm, durch einen Fertigungsfachmann ersetzt.[2]

Nach Ludolf Herbst etablierte Todt in den gemischten Ausschüssen, in denen Industrielle und Militärs zusammenarbeiteten, etwas für den Führerstaat höchst untypisches, nämlich effiziente Gremienarbeit.[3]

Laut Kurt Arnoldt, Technischer Leiter der Panzerversuchsstation Haustenbeck, konnten Speer und Porsche ihre Freunde in der Industrie vom Bau schwerer Panzer überzeugen, da sie an ihnen mehr verdienen konnten.[4]

  • Ferdinand Porsche: von 1941 bis 1943
  • Gerd Stieler von Heydekampf: von 1943 bis Kriegsende

Mitglieder (Auswahl)

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Mitglieder waren u. a.:

Von militärischer Seite wurden als Mitglieder ernannt:[1]

  • Leiter des Stabes II (Rüstung) beim Chef der Heeresrüstung
  • Chef der Abteilung für Schnelle Truppen (AHA/In 6)
  • Chef der Amtsgruppe für Industrielle Rüstung–Waffen und Gerät (WuG) des Heereswaffenamtes
  • Chef der Kraftfahr- und Motorisierungsabteilung des Heereswaffenamtes (WaPrüf 6): bis 1942 Ernst Kniepkamp, dann Oberst Friedrich Holzhäuser
  • Chef der Kraftfahrgeräteabteilung (Wa I Rü 6)

Sitzungen (Beispiele)

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  • 18. April 1942[8]
  • 10. Juni 1942[8]
  • am 8. und 9. November 1942 auf der Wartburg. Thema war Entscheidung über den Tiger II und Aussprache über Motor- und Getriebefragen.[9]
  • 8. Mai 1943. Unter Leitung von Porsche und unter Beteiligung von Heinz Guderian[10]
  • 21. Dezember 1943[11]

Konflikt um den Panther

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Für den Entwurf des Panthers erhielten MAN und Daimler-Benz einen Entwicklungsauftrag. Am 5./6. März 1942 notierte Rüstungsminister Albert Speer über eine Rüstungskonferenz mit Hitler:

„Auf meinen Vorschlag befiehlt der Führer, alle vorbereiteten Maßnahmen für die Entwicklung der Serie des Daimler-Benz Panzers in Auftrag zu geben und auch Daimler-Benz einen Auftrag von 200 Stck. zu erteilen. Vollzugsmeldung innerhalb 8 Tagen. Der Führer glaubt, daß der Daimler-Benz-Panther dem MAN überlegen sein wird. Bei den verschiedenen Konstruktionsunterschieden glaubt er, in fast allen Fällen dem Daimler-Benz den Vorzug geben zu können.“[12]

Am 7. Mai 1942 stellten beide Konkurrenten ihre Entwürfe, einer Findungskommission bestehend aus Wolfgang Thomale und Robert Eberan von Eberhorst von der Panzerkommission, vor.[13] Der MAN-Vertreter notierte am 12. Mai 1942:

„Der Kampf ist außerordentlich schwer. Technisch sind wir zweifellos stark überlegen [...] Es ist aber fraglich, ob bei der Entscheidung nicht dunkle Kräfte überwiegen.“[14]

Die Panzerkommission legte daraufhin am 13. Mai 1942 eine Denkschrift vor, in der sie sich einstimmig für den MAN-Entwurf aussprach.[15] Einen Tag darauf änderte Hitler seine Entscheidung und befahl den Bau des MAN-Panthers.[16] Speer notierte am 15. Mai 1942:

„Major Engel ruft am 14.5. an und stellt fest, daß der Führer mit dem Endresultat der Denkschrift einverstanden ist, daher ist der MAN-Panther zu bauen. Den Vorschlägen von Porsche ist Folge zu leisten.“[17]

Karl Heinz Roth nennt dies als ein Beispiel dafür, dass auch »Führerentscheide« nur zählten, wenn sie die Billigung der industriell-technokratischen Expertengremien fanden.[18]

Laut Dietrich Eichholtz waren die Vertreter der Wehrmacht den Vertretern der Rüstungskonzerne schon zahlenmäßig unterlegen und sie mussten sich in ihren Typenwünschen der Kommission unterordnen.[19]

Rolf-Dieter Müller spricht von einem „schweren Einbruch“ in den Kompetenzbereich des Chefs der Heeresrüstung. Die Mitwirkung der militärischen Experten hat sich im Wesentlichen auf Zuarbeit beschränkt.[20]

Laut Pöhlmann wurde ab 1942 eine Situation herbeigeführt, in der die Zuständigkeit des Militärs auf Formulierung von Anforderungen, Erprobung und Abnahme beschränkt wurde und die Industrie die Hoheit über Forschung und Entwicklung zurückgewann.[21]

Im Kapitel „Erfahrungen“ schrieb der Chef des Heereswaffenamtes Emil Leeb, dass der Soldat, der Wirtschaftler und Techniker gemeinsam führen, planen und überwachen sollen, jedoch sollten letzten Endes die Entscheidungen des Soldaten unter Berücksichtigung der technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten maßgebend sein.[22]

Für Pöhlmann unterliegt es keinem „Zweifel“, dass die Mitglieder auch ihre Unternehmen vertraten und sich Vorteile für die Auftragsvergabe erhofften, allem voran Porsche selbst.[23]

Müller schätzt ein, dass Porsche seine Position zu Gunsten seiner Firma missbrauchte, um konkurrierende Modelle auszuschalten. Dies führte zur Parallelentwicklung von Tiger und Panther und zur Serienfertigung zweier Tiger-Typen.[8]

Einzelnachweise

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  1. a b Verfügung von Todt und Fromm über die Bildung einer Panzerkommission gedruckt in: Dietrich Eichholtz, Wolfgang Schumann (Hrsg.): Anatomie des Krieges. Berlin 1969, S. 336 ff.
  2. Markus Pöhlmann: Der Panzer und die Mechanisierung des Krieges. Paderborn 2016, S. 410.
  3. Ludolf Herbst: Das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945. Frankfurt am Main 1996, S. 303.
  4. Andrew Hills: Steel & Secrets. Interrogating German Tank Engineers 1945. FWD Publishing 2024, S. 40.
  5. a b c d e f g h i Befragung Stieler von Heydekampf vom 5./6. Juni 1945. Gedruckt bei: Andrew Hills: Steel & Secrets. S. 82.
  6. a b c d e f g h i Befragung von Karl-Otto Saur durch amerikanische Militärbehörden. Wiedergegeben nach: Pöhlmann: Panzer. S. 410.
  7. Hartmut H. Knittel: Panzerfertigung im Zweiten Weltkrieg. Bonn 1988, S. 48.
  8. a b c Rolf-Dieter Müller: Albert Speer und die Rüstungspolitik im Totalen Krieg. In: MGFA (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Stuttgart 1999, Band 5/2, S. 683.
  9. Dietrich Eichholtz: Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft. Berlin 1985, Band 2, S. 335.
  10. Karl J. Walde: Guderian. Frankfurt/M 1976, S. 185.
  11. Eichholtz: Kriegswirtschaft. Band 2, S. 336.
  12. Willi A. Boelcke: Deutschlands Rüstung im Zweiten Weltkrieg. Hitlers Konferenzen mit Albert Speer 1942–1945. Frankfurt am Main 1969, S. 69.
  13. Pöhlmann: Panzer. S. 421.
  14. Pöhlmann: Panzer. S. 421 f.
  15. Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts (Hrsg.): Das Daimler-Benz-Buch. Ein Rüstungskonzern im ›Tausendjährigen Reich‹. Nördlingen 1987, S. 275.
  16. Pöhlmann: Panzer. S. 422.
  17. Boelcke: Hitlers Konferenzen mit Albert Speer, S. 116.
  18. Karl Heinz Roth: Der Weg zum guten Stern des »Dritten Reichs«: Schlaglichter auf die Geschichte der Daimler-Benz AG und ihrer Vorläufer (1890–1945). In: Das Daimler-Benz-Buch. S. 275.
  19. Eichholtz: Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft. Berlin 1969, Band 1, S. 128.
  20. Rolf-Dieter Müller: Die Mobilisierung der deutschen Wirtschaft für Hitlers Kriegsführung. In: MGFA (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Stuttgart 1988, Band 5/1, S. 527.
  21. Pöhlmann: Panzer. S. 413.
  22. Emil Leeb: Aus der Rüstung des Dritten Reiches (Das Heereswaffenamt 1938-1945). Beiheft 4 der Wehrtechnische Monatshefte herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft für Wehrtechnik. Berlin 1958, S. 53.
  23. Pöhlmann: Panzer. S. 336.