„Peter Swinnerton-Dyer“ – Versionsunterschied

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'''Sir Henry Peter Francis Swinnerton-Dyer''' (* [[2. August]] [[1927]]) ist ein englischer [[Mathematiker]], der auf dem Gebiet der Zahlentheorie und algebraischen Geometrie arbeitet.
Sir '''Henry Peter Francis Swinnerton-Dyer, 16. Baronet''' [[Order of the British Empire|KBE]] [[Royal Society|FRS]] (* [[2. August]] [[1927]] in [[Ponteland]], [[Northumberland]]<ref>[https://prabook.com/web/henry_peter_francis.swinnerton-dyer/1313615 Eintrag] prabook.com, abgerufen am 1. Januar 2019</ref>; † [[26. Dezember]] [[2018]]) war ein [[England|englischer]] [[Mathematiker]], der auf dem Gebiet der [[Zahlentheorie]] und [[Algebraische Geometrie|algebraischen Geometrie]] arbeitete.


== Leben und Werk ==
== Leben und Werk ==


Swinnerton-Dyer schrieb seine erste Arbeit (zur Zahlentheorie) schon mit 15. Er studierte in [[Cambridge]] bei [[John Edensor Littlewood]] und befasste sich zunächst mit nichtlinearen Differentialgleichungen (van der Pol Gleichung), die Littlewood zuvor mit [[Mary Cartwright]] untersucht hatte. Er erhielt eine Junior Research Fellowship des [[Trinity College (Cambridge)|Trinity College]] (was eine in anderen Ländern übliche Promotion überflüssig machte) und ging mit einem Stipendium 1954 nach [[Chicago]], um bei dem Spezialisten für harmonische Analyse [[Antoni Zygmund]] zu studieren. Die Bekanntschaft mit [[André Weil]] änderte aber seine Forschungsinteressen, und er wandte sich der Zahlentheorie zu. Nach der Rückkehr nach Cambridge 1955 widmete er sich zunächst der dort gerade aktuellen Geometrie der Zahlen, teilweise in Zusammenarbeit mit [[Eric Barnes]] und [[John Cassels]]. Später war er Dean des Trinity College, 1973-1983 Master des St. Catherine College und von 1979 bis 1981 Vizekanzler der Universität. 1983 bis 1989 war er außerdem in der Bildungspolitik aktiv: er war Chairman der Kommission (UGC bzw. UFC, University Grants Committee), die die Vergabe der staatlichen Forschungsgelder an die Universitäten regelte. Damals kritisierte er die Universität London und setzte sich für die Vergabe nach der Qualität der Forschung ein. Außerdem war er in diversen staatlichen englischen Untersuchungskommissionen aktiv. Er ist immer noch aktiv als Professor emeritus der Universität.
Swinnerton-Dyer schrieb seine erste Arbeit (zur Zahlentheorie) schon mit 15. Er studierte in [[Cambridge]] bei [[John Edensor Littlewood]] und befasste sich zunächst mit nichtlinearen Differentialgleichungen ([[Van-der-Pol-Gleichung]]), die Littlewood zuvor mit [[Mary Cartwright]] untersucht hatte. Er erhielt eine Junior Research Fellowship des [[Trinity College (Cambridge)|Trinity College]] (was eine in anderen Ländern übliche Promotion überflüssig machte) und ging mit einem Stipendium 1954 nach [[Chicago]], um bei dem Spezialisten für [[Harmonische Analysis|harmonische Analyse]] [[Antoni Zygmund]] zu studieren. Die Bekanntschaft mit [[André Weil]] änderte aber seine Forschungsinteressen, und er wandte sich der Zahlentheorie zu. Nach der Rückkehr nach Cambridge 1955 widmete er sich zunächst der dort gerade aktuellen Geometrie der Zahlen, teilweise in Zusammenarbeit mit [[Eric Barnes]] und [[John Cassels]]. Später war er Dean des Trinity College, 1973–1983 Master des St. Catherine College und von 1979 bis 1981 Vizekanzler der Universität. 1983 bis 1989 war er außerdem in der Bildungspolitik aktiv: er war Chairman der Kommission (UGC bzw. UFC, University Grants Committee), die die Vergabe der staatlichen Forschungsgelder an die Universitäten regelte. Damals kritisierte er die Universität London und setzte sich für die Vergabe nach der Qualität der Forschung ein. Außerdem war er in diversen staatlichen englischen Untersuchungskommissionen aktiv. Er war bis zu seinem Tod als Professor emeritus der Universität aktiv.


Swinnerton-Dyer spezialisierte sich auf Zahlentheorie und ist vor allem für die ''[[Vermutung von Birch und Swinnerton-Dyer]]'' bekannt, auf die er in den 1960er Jahren mit [[Bryan Birch]] bei Computer-Berechnungen der Anzahl der Punkten elliptischer Kurven über endlichen Körpern (modulo einer Primzahl p) gelangte. Die Vermutung macht eine Aussage über das asymptotische Verhalten der Lösungsanzahl für große Primzahlen. Üblicherweise wird die Vermutung als Aussage über das Verhalten der zur elliptischen Kurve gehörigen [[Zetafunktion]] Z(s) an der Polstelle s = 1 formuliert. Die Vermutung spielt eine zentrale Rolle in der Zahlentheorie und ist eines der [[Millennium-Probleme]] des [[Clay Mathematics Institute]]s. Swinnerton-Dyer beschäftigte sich auch mit der Zahlentheorie höher dimensionaler [[Algebraische Varietät|algebraischer Varietäten]] ([[algebraische Fläche]]n), z.B. über die Gültigkeit (für spezielle Flächen) bzw. Obstruktionen zum Hasse-Prinzip (Lokal-Global Prinzip), wo er erste Gegenbeispiele bei kubischen Flächen fand, und über die Dichte und Anzahl rationaler Punkte auf speziellen Flächen.
Swinnerton-Dyer spezialisierte sich auf Zahlentheorie und ist vor allem für die ''[[Vermutung von Birch und Swinnerton-Dyer]]'' bekannt, auf die er in den 1960er Jahren mit [[Bryan Birch]] bei Computer-Berechnungen der Anzahl der Punkten [[Elliptische Kurve|elliptischer Kurven]] über [[Endlicher Körper|endlichen Körpern]] (modulo einer Primzahl p) gelangte. Die Vermutung macht eine Aussage über das asymptotische Verhalten der Lösungsanzahl für große Primzahlen. Üblicherweise wird die Vermutung als Aussage über das Verhalten der zur elliptischen Kurve gehörigen [[Zetafunktion]] Z(s) an der [[Polstelle]] s = 1 formuliert. Die Vermutung spielt eine zentrale Rolle in der Zahlentheorie und ist eines der [[Millennium-Probleme]] des [[Clay Mathematics Institute]]s. Swinnerton-Dyer beschäftigte sich auch mit der Zahlentheorie höher-dimensionaler [[Algebraische Varietät|algebraischer Varietäten]] ([[algebraische Fläche]]n), z.&nbsp;B. über die Gültigkeit (für spezielle Flächen) bzw. Obstruktionen zum [[Hasse-Prinzip|Hasse-Prinzip (Lokal-Global Prinzip)]], wo er erste Gegenbeispiele bei kubischen Flächen fand, und über die Dichte und Anzahl [[rationaler Punkt]]e auf speziellen Flächen.


In den 1970er Jahren beschäftigte er sich unter anderem mit Modulformen (und ihre p-adischen Eigenschaften, Antwerpen-Konferenzen), der Arithmetik von Weil-Kurven (durch Modulformen parametrisierte elliptische Kurven, mit [[Barry Mazur]]), dem Beweis der Tate-Shafarevich Vermutungen für spezielle K3-Flächen (mit [[Michael Artin]]). Er setzte auch numerische Arbeiten über elliptische Kurven fort (Tabellen der elliptischen Kurven mit kleinem Führer) und war auch weiterhin in der Theorie der Differentialgleichungen aktiv.
In den 1970er Jahren beschäftigte er sich unter anderem mit [[Modulform]]en (und ihren [[p-adische Zahl|p-adischen]] Eigenschaften, Antwerpen-Konferenzen), der Arithmetik von [[Weil-Kurve]]n (durch Modulformen parametrisierte elliptische Kurven, mit [[Barry Mazur]]), dem Beweis der [[Tate-Shafarevich-Vermutung]]en für spezielle [[K3-Fläche]]n (mit [[Michael Artin]]). Er setzte auch numerische Arbeiten über elliptische Kurven fort (Tabellen der elliptischen Kurven mit kleinem Führer) und war auch weiterhin in der Theorie der Differentialgleichungen aktiv.


Swinnerton-Dyer ist ein sehr versierter Programmierer. Für die Computerberechnungen in den 1960er Jahren in Cambridge auf deren hauseigenem Computer „Titan“ schrieb er das Betriebssystem und schuf eine eigene Programmiersprache „Autocode“.
Swinnerton-Dyer war ein sehr versierter Programmierer. Für die Computerberechnungen in den 1960er Jahren in Cambridge auf deren hauseigenem Computer „Titan“ schrieb er das Betriebssystem und schuf eine eigene Programmiersprache „Autocode“.


1967 wurde er als Mitglied („[[Fellow]]“) in die [[Royal Society]] gewählt, die ihm 2006 die [[Sylvester-Medaille]] „''für seine grundlegende Arbeit zur arithmetischen Geometrie und seine vielen Beiträge zur Theorie der gewöhnlichen Differentialgleichungen''“ verlieh.<ref>[http://www.royalsoc.ac.uk/page.asp?tip=1&id=1765 Die Sylvester-Medaille der Royal Society].</ref>
1967 wurde er als Mitglied („[[Fellow]]“) in die [[Royal Society]] gewählt, die ihm 2006 die [[Sylvester-Medaille]] „''für seine grundlegende Arbeit zur [[Arithmetische Geoetrie|arithmetischen Geometrie]] und seine vielen Beiträge zur Theorie der [[Gewöhnliche Differentialgleichung|gewöhnlichen Differentialgleichungen]]''“ verlieh.<ref>{{Webarchiv|wayback=20071112005714|url=http://www.royalsoc.ac.uk/page.asp?tip=1&id=1765 |text=Die Sylvester-Medaille der Royal Society}} auf royalsoc.ac.uk, Stand: 12. November 2007, im [[Internet Archive]] auf archive.org, gesehen am 7. August 2011 (englisch)</ref> Seit 1989 war er Mitglied der [[Academia Europaea]].


Er stammt aus einer adligen Familie und erbte den Titel Baron von seinem Vater (16. Baron Swinnerton-Dyer), er wurde aber auch zum Ritter geschlagen und zum [[Order of the British Empire|KBE]] ernannt.
Er stammte aus einer adligen Familie und erbte 1975 von seinem Vater den 1678 in der Baronetage of England geschaffenen Titel ''[[Baronet]]'', of Tottenham in the County of Middlesex. 1987 wurde er als [[Knight Commander]] in den [[Order of the British Empire]] aufgenommen.<ref>{{London Gazette |issue=50764 |date=1986-12-31 |linkeddate= |startpage=7 |endpage= |supp=ja |city= |accessdate=2011-08-07}}</ref>


Swinnerton-Dyer ist auch ein versierter Schach- und [[Bridge (Kartenspiel)|Bridge]]-Spieler, der das Vereinigte Königreich im Bridge 1953 in der Europameisterschaft vertrat und 1963 mit seinem Team den englischen Gold Cup gewann.
Swinnerton-Dyer war auch ein versierter Schach- und [[Bridge (Kartenspiel)|Bridge]]-Spieler, der das Vereinigte Königreich im Bridge 1953 in der Europameisterschaft vertrat und 1963 mit seinem Team den englischen Gold Cup gewann.


Er ist mit der (auf [[Sumer]] und [[Dilmun]] spezialisierten) Archäologin [[Harriet Crawford]] verheiratet.
Er war mit der (auf [[Sumer]] und [[Dilmun]] spezialisierten) Archäologin [[Harriet Crawford]] verheiratet.


== Schriften ==
== Schriften ==
* mit [[Bryan Birch|Bryan J. Birch]]: ''Notes on elliptic curves. I.'' In: ''[[Journal für die reine und angewandte Mathematik]].'' Band 212, 1963, [http://www.digizeitschriften.de/dms/img/?PID=GDZPPN002180022 S. 7–25].
* mit Bryan J. Birch: ''Notes on elliptic curves. II.'' In: ''Journal für die reine und angewandte Mathematik.'' Band 218, 1965, [http://www.digizeitschriften.de/dms/img/?PID=GDZPPN002181169 S. 79–108], (Birch/Swinnerton-Dyer Vermutung).
* mit [[Michael Artin]]: ''The Shafarevich-Tate conjecture for pencils of elliptic curves on <math>K</math>3 surfaces.'' In: ''[[Inventiones Mathematicae]].'' Band 20, 1973, [http://www.digizeitschriften.de/dms/img/?PID=GDZPPN002090511 S. 249–266].
* ''Analytic theory of Abelian varieties'' (= ''London Mathematical Society. Lecture Notes Series.'' 14). Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1974, ISBN 0-521-20526-3.
* mit [[Barry Mazur]]: ''Arithmetic of Weil curves.'' In: ''Inventiones Mathematicae.'' Band 25, 1974, [http://www.digizeitschriften.de/dms/img/?PID=GDZPPN002091224 S. 1–61].
* mit Bryan J. Birch: ''The Hasse problem for rational surfaces.'' In: ''Journal für die reine und angewandte Mathematik.'' Band 274/275, 1975, [http://www.digizeitschriften.de/dms/img/?PID=GDZPPN002190516 S. 164–174].
* ''A brief guide to algebraic number theory'' (= ''London Mathematical Society Student Texts.'' 50). Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2001, ISBN 0-521-00423-3.


== Literatur ==
* ''Analytic theory of Abelian varieties'', London Mathematical Society (LMS) Lecture Notes 14, Cambridge University Press 1974 ISBN 0-521-20526-3
* Barry Mazur, [[John T. Tate|John Tate]], [[Jeremy Teitelbaum]]: ''On <math>p</math>-adic analogues of the conjectures of Birch and Swinnerton-Dyer.'' In: ''Inventiones Mathematicae.'' Band 84, 1986, [http://www.digizeitschriften.de/dms/img/?PID=GDZPPN002102676 S. 1–48].
* ''A brief guide to algebraic number theory'', LMS Student Text, Cambridge University Press 2001 ISBN 0-521-00423-3

*[http://gdz.sub.uni-goettingen.de/no_cache/dms/load/img/?IDDOC=167897 Swinnerton-Dyer, Artin ''The Shafarevich-Tate conjecture for pencils of elliptic curves on K3 surfaces'', Inv.Math. 1973]
== Weblinks ==
*[http://gdz.sub.uni-goettingen.de/no_cache/dms/load/img/?IDDOC=168230 Swinnerton-Dyer, Mazur ''Arithmetic of Weil curves'', Inv.Math.1974]
* [http://www.maths.warwick.ac.uk/~miles/HPFSD75/ Vorträge auf Konferenz zu seinem 75., Hrsg. Miles Reid, Skorobogatov, mit Biografie]
*[http://gdz.sub.uni-goettingen.de/no_cache/dms/load/img/?IDDOC=253562 Swinnerton-Dyer, Birch ''Notes on elliptic curves I'', Crelle J.1963]
* [http://genealogy.math.ndsu.nodak.edu/html/id.phtml?id=41518 Mathematical Genealogy Project]
*[http://gdz.sub.uni-goettingen.de/no_cache/dms/load/img/?IDDOC=261519 Swinnerton-Dyer, Birch ''Notes on elliptic curves II'', Crelle J.1963, Birch/Swinnerton-Dyer Vermutung]
*[http://gdz.sub.uni-goettingen.de/no_cache/dms/load/img/?IDDOC=253996 Swinnerton-Dyer, Birch ''The Hasse problem for rational surfaces'', Crelle J. 1975]


== Belege ==
== Belege ==
<references />
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{{Personenleiste|TITEL=Titel|AMT=Baronet, of Tottenham|ZEIT=1975–2018|VORGÄNGER=Leonard Swinnerton-Dyer|NACHFOLGER=David Dyer-Bennett}}
== Weblinks ==
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*[http://www.dpmms.cam.ac.uk/site2002/People/swinnerton-dyer_hpf.html Homepage]
*[http://www.maths.warwick.ac.uk/~miles/HPFSD75/ Vorträge auf Konferenz zu seinem 75., Hrsg. Miles Reid, Skorobogatov, mit Biografie]
*[http://genealogy.math.ndsu.nodak.edu/html/id.phtml?id=41518 Mathematical Genealogy Project]

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Aktuelle Version vom 18. September 2024, 14:25 Uhr

Peter Swinnerton-Dyer am Workshop “Explicit methods in number theory” in Oberwolfach, 2007

Sir Henry Peter Francis Swinnerton-Dyer, 16. Baronet KBE FRS (* 2. August 1927 in Ponteland, Northumberland[1]; † 26. Dezember 2018) war ein englischer Mathematiker, der auf dem Gebiet der Zahlentheorie und algebraischen Geometrie arbeitete.

Swinnerton-Dyer schrieb seine erste Arbeit (zur Zahlentheorie) schon mit 15. Er studierte in Cambridge bei John Edensor Littlewood und befasste sich zunächst mit nichtlinearen Differentialgleichungen (Van-der-Pol-Gleichung), die Littlewood zuvor mit Mary Cartwright untersucht hatte. Er erhielt eine Junior Research Fellowship des Trinity College (was eine in anderen Ländern übliche Promotion überflüssig machte) und ging mit einem Stipendium 1954 nach Chicago, um bei dem Spezialisten für harmonische Analyse Antoni Zygmund zu studieren. Die Bekanntschaft mit André Weil änderte aber seine Forschungsinteressen, und er wandte sich der Zahlentheorie zu. Nach der Rückkehr nach Cambridge 1955 widmete er sich zunächst der dort gerade aktuellen Geometrie der Zahlen, teilweise in Zusammenarbeit mit Eric Barnes und John Cassels. Später war er Dean des Trinity College, 1973–1983 Master des St. Catherine College und von 1979 bis 1981 Vizekanzler der Universität. 1983 bis 1989 war er außerdem in der Bildungspolitik aktiv: er war Chairman der Kommission (UGC bzw. UFC, University Grants Committee), die die Vergabe der staatlichen Forschungsgelder an die Universitäten regelte. Damals kritisierte er die Universität London und setzte sich für die Vergabe nach der Qualität der Forschung ein. Außerdem war er in diversen staatlichen englischen Untersuchungskommissionen aktiv. Er war bis zu seinem Tod als Professor emeritus der Universität aktiv.

Swinnerton-Dyer spezialisierte sich auf Zahlentheorie und ist vor allem für die Vermutung von Birch und Swinnerton-Dyer bekannt, auf die er in den 1960er Jahren mit Bryan Birch bei Computer-Berechnungen der Anzahl der Punkten elliptischer Kurven über endlichen Körpern (modulo einer Primzahl p) gelangte. Die Vermutung macht eine Aussage über das asymptotische Verhalten der Lösungsanzahl für große Primzahlen. Üblicherweise wird die Vermutung als Aussage über das Verhalten der zur elliptischen Kurve gehörigen Zetafunktion Z(s) an der Polstelle s = 1 formuliert. Die Vermutung spielt eine zentrale Rolle in der Zahlentheorie und ist eines der Millennium-Probleme des Clay Mathematics Institutes. Swinnerton-Dyer beschäftigte sich auch mit der Zahlentheorie höher-dimensionaler algebraischer Varietäten (algebraische Flächen), z. B. über die Gültigkeit (für spezielle Flächen) bzw. Obstruktionen zum Hasse-Prinzip (Lokal-Global Prinzip), wo er erste Gegenbeispiele bei kubischen Flächen fand, und über die Dichte und Anzahl rationaler Punkte auf speziellen Flächen.

In den 1970er Jahren beschäftigte er sich unter anderem mit Modulformen (und ihren p-adischen Eigenschaften, Antwerpen-Konferenzen), der Arithmetik von Weil-Kurven (durch Modulformen parametrisierte elliptische Kurven, mit Barry Mazur), dem Beweis der Tate-Shafarevich-Vermutungen für spezielle K3-Flächen (mit Michael Artin). Er setzte auch numerische Arbeiten über elliptische Kurven fort (Tabellen der elliptischen Kurven mit kleinem Führer) und war auch weiterhin in der Theorie der Differentialgleichungen aktiv.

Swinnerton-Dyer war ein sehr versierter Programmierer. Für die Computerberechnungen in den 1960er Jahren in Cambridge auf deren hauseigenem Computer „Titan“ schrieb er das Betriebssystem und schuf eine eigene Programmiersprache „Autocode“.

1967 wurde er als Mitglied („Fellow“) in die Royal Society gewählt, die ihm 2006 die Sylvester-Medaillefür seine grundlegende Arbeit zur arithmetischen Geometrie und seine vielen Beiträge zur Theorie der gewöhnlichen Differentialgleichungen“ verlieh.[2] Seit 1989 war er Mitglied der Academia Europaea.

Er stammte aus einer adligen Familie und erbte 1975 von seinem Vater den 1678 in der Baronetage of England geschaffenen Titel Baronet, of Tottenham in the County of Middlesex. 1987 wurde er als Knight Commander in den Order of the British Empire aufgenommen.[3]

Swinnerton-Dyer war auch ein versierter Schach- und Bridge-Spieler, der das Vereinigte Königreich im Bridge 1953 in der Europameisterschaft vertrat und 1963 mit seinem Team den englischen Gold Cup gewann.

Er war mit der (auf Sumer und Dilmun spezialisierten) Archäologin Harriet Crawford verheiratet.

  • mit Bryan J. Birch: Notes on elliptic curves. I. In: Journal für die reine und angewandte Mathematik. Band 212, 1963, S. 7–25.
  • mit Bryan J. Birch: Notes on elliptic curves. II. In: Journal für die reine und angewandte Mathematik. Band 218, 1965, S. 79–108, (Birch/Swinnerton-Dyer Vermutung).
  • mit Michael Artin: The Shafarevich-Tate conjecture for pencils of elliptic curves on 3 surfaces. In: Inventiones Mathematicae. Band 20, 1973, S. 249–266.
  • Analytic theory of Abelian varieties (= London Mathematical Society. Lecture Notes Series. 14). Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1974, ISBN 0-521-20526-3.
  • mit Barry Mazur: Arithmetic of Weil curves. In: Inventiones Mathematicae. Band 25, 1974, S. 1–61.
  • mit Bryan J. Birch: The Hasse problem for rational surfaces. In: Journal für die reine und angewandte Mathematik. Band 274/275, 1975, S. 164–174.
  • A brief guide to algebraic number theory (= London Mathematical Society Student Texts. 50). Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2001, ISBN 0-521-00423-3.
  • Barry Mazur, John Tate, Jeremy Teitelbaum: On -adic analogues of the conjectures of Birch and Swinnerton-Dyer. In: Inventiones Mathematicae. Band 84, 1986, S. 1–48.
  1. Eintrag prabook.com, abgerufen am 1. Januar 2019
  2. Die Sylvester-Medaille der Royal Society (Memento vom 12. November 2007 im Internet Archive) auf royalsoc.ac.uk, Stand: 12. November 2007, im Internet Archive auf archive.org, gesehen am 7. August 2011 (englisch)
  3. London Gazette (Supplement). Nr. 50764, HMSO, London, 31. Dezember 1986, S. 7 (Digitalisat, abgerufen am 7. August 2011, englisch).
VorgängerTitelNachfolger
Leonard Swinnerton-DyerBaronet, of Tottenham
1975–2018
David Dyer-Bennett