„Brauerei Wädenswil“ – Versionsunterschied

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Die '''Brauerei Wädenswil''' im [[Schweiz]]er [[Kanton Zürich]] war eine [[Bierbrauerei]] in [[Wädenswil]], die von 1833 bis 1990 in Betrieb war. Das Gebäude der ehemaligen Brauerei wurde 2003 teilweise abgerissen.
Die '''Brauerei Wädenswil''' im [[Schweiz]]er [[Kanton Zürich]] war eine [[Bierbrauerei]] in [[Wädenswil]], die von 1833 bis 1990 in Betrieb war. Das Gebäude der ehemaligen Brauerei wurde 2003 teilweise abgerissen.



Version vom 28. November 2014, 22:08 Uhr

umgenutztes Brauereiareal (2009)

Die Brauerei Wädenswil im Schweizer Kanton Zürich war eine Bierbrauerei in Wädenswil, die von 1833 bis 1990 in Betrieb war. Das Gebäude der ehemaligen Brauerei wurde 2003 teilweise abgerissen.

Geschichte

19. Jahrhundert

Heinrich Rusterholz kaufte 1826 eine Liegenschaft «zum grünen Hof» in Wädenswil, in der er sieben Jahre später (1833) eine Bierbrauerei inklusive Malzhaus und einem gewölbten Keller einrichten liess. Im November 1837 kaufte Heinrich Rustenholz Land, um 1840 einen Anbau, ein weiteres Gebäude und darunter zwei weitere gewölbte Bierkeller bauen zu können. Die Bierkeller wurden benötigt, um mehr Lagerbiere produzieren zu können und so dem wachsenden Markt für hochqualitativere Biere Rechnung zu tragen. Um die Erweiterungen finanzieren zu können, ging Heinrich Rusterholz 1840 mit Caspar Blattmann eine Partnerschaft ein, die aber nur von kurzer Dauer war. Bereits am 30. Oktober 1841 verliess Caspar Blattmann das Geschäft wieder und Heinrich Rusterholz war auf sich alleine gestellt. 1844 musste er Konkurs anmelden. Die Liegenschaft fiel so dem ehemaligen Partner Caspar Blattmann zu, weil Heinrich Rusterholz bei ihm verschuldet war.[1]

Michael Weber (* 1827, † 1885)

Wer die Brauerei während der Besitzübernahme durch Caspar Blattmann im Juli 1844 bis in den Juni 1847 weiterbetrieb, ist nicht mehr eruierbar. Am 8. Juni 1847 pachtete der Bierbrauer Jakob Biber von Wädenswil die Räumlichkeiten. Zu irgendeinem Zeitpunkt zwischen 1844 und 1849 wurde die Brauerei ins sogenannte «Rothaus» verlegt und die ehemaligen Räumlichkeiten der Brauerei (im Anwesen «zum Grünenhof») wurden 1849 als Wohnung umgenutzt. Jakob Biber führte die Brauerei nur bis im Februar 1853 und übergab sie an den Bierbrauer Heinrich Rellstab, der das Geschäft bis am 30. Oktober 1856 weiter führte. Am 15. Oktober 1856 verkaufte der Eigentümer Caspar Blattmann das Brauereigebäude inklusive der Einrichtung und zusätzlich Land (Garten, Wiese und Ackerland) an den Sekundarlehrer Gottlieb Naef von Hausen. Der neue Eigentümer ging mit seinem Schwager, dem Bierbrauer von Oberstrass Michael Weber eine Partnerschaft ein und sie betrieben die Brauerei unter der Firma «Naef & Weber» seit dem 30. Dezember 1856. Die Brauerei wurde 1858 mit einem Felsenkeller ergänzt, als Grundlage zur Produktion von Lagerbier. Der Keller wurde in den folgenden Jahren ständig erweitert.[1]

1867 löste sich das Partnerschaftsverhältnis auf und Michael Weber führte den Betrieb bis zu seinem Tod im Jahr 1885 alleine weiter. Dabei musste er den Betrieb nach einem Brand vom 13. April 1874 fast vollständig neu aufbauen und erweiterte die Anlage sogar wesentlich bis ins Jahr 1877. Unter der Führung von Michael Weber vergrösserte sich der Bierabsatz von etwa knapp 1000 Hektoliter bei Übernahme der Brauerei bis über die 20'000-Hektoliter-Marke bei seinem Tod. Nach dem Tod von Michael Weber führte seine Frau den Betrieb, unterstützt durch den Braumeister G. Bichler, zwei Jahre weiter bis ins Jahr 1887. Danach übernahmen die Söhne (Fritz und Franz) das Geschäft unter dem Firmennamen «Gebrüder Weber». 1890 wurde der Felsenkeller durch einen 400 Meter langen Tunnel mit den Geschäftsräumen verbunden und eine Kühlanlage bestehend aus zwei Kühlmaschinen angeschafft. Durch die Kühlanlage konnten die ursprünglichen Eiskeller in Lagerkeller umgenutzt werden. Im Geschäftsjahr 1890/1891 wurde 35'000 Hektoliter Bier abgesetzt. Die Kühlanlage wurde 1892 und 1896 erweitert.[1]

Im Jahr 1894 wurde eine Spedition mittels Motorboot, Dampfschiff und Schleppkähnen eingeführt, um das Bier über den Zürichsee vertreiben zu können. Dazu führte eine elektrische Drahtseilbahn das Bier von der Speditionshalle zur Schiffshalle, wo die Ladung schliesslich gelöscht wurde. 1898 wurde die Produktionsanlage elektrifiziert und die Mälzerei eingestellt. Ebenso 1898 wurde ein Neubau für das Waschen der Fässer, die Abfüllanlage und für die Eisherstellung und für Büroräumlichkeiten gebaut.[1]

Die Brauerei um 1900

Da der Wasserbedarf seit der Anschaffung Kühlanlagen stark gestiegen ist, wurde eine Pumpenanlage mit vier Pumpen (Hydraulischer Widder) errichtet, die Wasser aus dem See in einer Tiefe von 20 Meter durch zwei 120 Meter lange Röhren in das Leitungsnetz pumpt. Das Wasser wurde vor Verwendung durch einen Sandfilter gefiltert. Die Leistung der Anlage lag bei 30 Liter Wasser pro Sekunde, wobei 12 Liter verbrauchtes Wasser dem hydraulischen Widder zugefügt und so wieder als Treibkraft für die Förderung des Wassers gebraucht wurden.[1]

20. Jahrhundert

Im Geschäftsjahr 1910/1911 betrug der Bierabsatz 106'700 Hektoliter und stellte somit eine Verdreifachung des Absatzes in den vergangenen 20 Jahren dar. 1913 wurde ein Maischefilter (System Bührle) angeschafft. 1916 ging der Braumeister Otto Rechenmacher, der bereits unter Michael Weber angestellt wurde, in den Ruhestand. Der Absatz sank wie bei sämtlichen Schweizer Brauereien während des Ersten Weltkriegs erheblich und betrug im Geschäftsjahr 1917/1918 nur noch 29'600 Hektoliter. Die Firma wurde unter den Gebrüder Weber nicht in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und war somit 1922 die einzige schweizerische Grossbrauerei, die noch in Privatbesitz war. Die «Brauerei Wädenswil» hatte am 1. Januar 1922 einen Bestand an 53 Angestellten- und Arbeiterwohnungen und war damit die Brauerei mit den meisten eigenen Wohnungen im Kanton. Die «Brauerei Haldengut» hatte zu dieser Zeit über 40 Wohnungen. Andere Brauereien im Kanton wollten dagegen keine eigenen Arbeiter- und Angestelltenwohnungen besitzen.[1]

Anfang der 1960er Jahre betrug der Bierabsatz über 200'000 Hektoliter. 1970 wurde die Familienbrauerei in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und Mitglied der «SIBRA Holding» (Brasserie du Cardinal und Brasserie du Beauregard in Freiburg, Salmenbräu in Rheinfelden und Brasserie d'Orbe in Orbe).[2] Von 1973 bis zur Schliessung 1990 wurde in Wädenswil Cardinal-Bier gebraut. Für die Ausfuhr des Produktes dienten neben den Lastwagen auch zwei kleine Zürichseeschiffe zur Bedienung der am Seeufer gelegenen Bierdepots der Seegemeinden.

Bierschiff

Die Auslieferung des Wädenswiler Biers erfolgt über den See per Bierschiff. Das Dampfschiff Gambrinus schleppte das Bier auf einer Prähme zu den Bierdepots in Lachen, Rapperswil, Männedorf und Wollishofen. Dieses Sujet fand sich auch auf Wirtshausschildern und Bierdeckeln wieder. 1966 wurde mit der Wadin (nach dem ältesten Namen des Brauorts «Wadinswilere») ein modernes Kühlschiff angeschafft. Mit der Schliessung des Depots in Wollishofen war das bekannte Bierschiff jedoch nicht mehr ausgelastet und wurde zur schwimmenden Bierschwemme für Volksfeste am See umgebaut.[3]

Commons: Brauerei Wädenswil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Fritz Schoellhorn, Das Braugewerbe und die Brauereien des Kantons Zürich. Buchdruckerei Winterthur vorm. G. Binkert, Winterthur, 1922
  2. Karl Thöne, Schweizer Bierbuch. Fachverband Schweizer Wirteverband Zürich, 1987, ISBN 3-85898-007-2
  3. Bataillard, Roger: Menschen am See : Das 3. Leben der Wadin. in Seesicht 4/2009. pp. 18-19