„Hinterbänkler“ – Versionsunterschied

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Zeitweilig zählten mehr als 100 Abgeordnete des rechten Flügels der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]-Fraktion (die im Partei[[jargon]] als „[[Kanalarbeiter (SPD) | Kanalarbeiter]]“ bezeichnet wurden) zu den „Hinterbänklern“.<ref> Walter Henkels: ''Lokaltermin in Bonn.'' Pabel-Moewig Verlag, Rastatt 1987, ISBN 3-811-84859-3, S. 147.</ref>
Zeitweilig zählten mehr als 100 Abgeordnete des rechten Flügels der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]-Fraktion (die im Partei[[jargon]] als „[[Kanalarbeiter (SPD) | Kanalarbeiter]]“ bezeichnet wurden) zu den „Hinterbänklern“.<ref> Walter Henkels: ''Lokaltermin in Bonn.'' Pabel-Moewig Verlag, Rastatt 1987, ISBN 3-811-84859-3, S. 147.</ref>

== Hamburgische Bürgerschaft ==
In der 18. Wahlperiode der [[Hamburgische Bürgerschaft|Hamburgischen Bürgerschaft]] erreichte die [[CDU]]-Fraktion mit der [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 2004|Wahl 2004]] mit 63 Mandaten ihre bislang größte Stärke. Dabei zogen 32 Abgeordnete erstmals ins Landesparlament ein. Da die Anzahl an möglichen Funktionen innerhalb des Parlaments nicht proportional mit der Stärke einer Fraktion wächst, bestand die CDU-Fraktion in dieser Wahlperiode mehrheitlich aus „Hinterbänklern“. Mehrere Abgeordnete konnten aufgrund dieser Situation während der gesamten Wahlperiode nicht einmal eine Rede im Plenum halten ([[Dietrich Hoth]] und [[Herbert Winter (Politiker)|Herbert Winter]], vgl. Plenarprotokolle der Parlamentsdatenbank).


= Situation in der Schweiz =
= Situation in der Schweiz =

Version vom 26. Januar 2016, 04:09 Uhr

Sitzebänke von Regierungsfraktion und Opposition im Britischen Unterhaus (1851)

Als Hinterbänkler (engl. backbencher) werden Abgeordnete bezeichnet, die innerhalb des Parlaments weniger herausgehobene oder keine Funktionen besitzen. Solche Abgeordneten sitzen „auf den hinteren Bänken“ bzw. in den hinteren Reihen. Der Begriff wurde abgeleitet von der Sitzordnung des Britischen Unterhauses, das bis heute mit Bänken (engl. benches) ausgestattet ist: Auf den jeweils vorderen Bänken sitzen sich die Regierungsmitglieder und das Schattenkabinett der Opposition gegenüber, die Vorderbänkler (engl. frontbencher); jeweils dahinter, also „auf den hinteren Bänken“, sitzen die übrigen, weniger bedeutenden Parlamentarier. Im übertragenen Sinne hat der Begriff eine negative Konnotation.[1]

Situation in Deutschland

Der abfällige Beiklang des Begriffs „Hinterbänkler“ für Abgeordnete ohne Funktion (Fraktionsvorsitzender, stellvertretender Fraktionsvorsitzender, Ausschussvorsitzender, Fachsprecher, Parlamenstpräsident, stellvertretender Parlamentspräsident, Schriftführer im Präsidium eines Parlaments) übersieht häufig, dass die Hauptarbeit eines Parlamentariers nicht bei Plenardebatten geleistet wird, sondern bei der Sacharbeit in den Gremien, die tweilweise nicht öffentlich tagen und deswegen im Regelfall keine öffentliche Aufmerksamkeit erzielen. „Hinterbänkler“ sind häufig Fachleute für bestimmte Themen, die sich auf die Arbeit in den Arbeitskreisen ihrer Fraktion und zusätzlich den Fachausschüssen ihrer jeweiligen Partei sowie in den Parlamentsausschussen konzentrieren und deswegen zu unrecht als „unwichtig“ angesehen werden.

Deutscher Bundestag

Im Deutschen Bundestag wird die Hierarchie im Plenarsaal dadurch verdeutlicht, dass nur die Abgeordneten in den vorderen Sitzreihen eigene Tische, unter anderem mit Telefonen, an ihren Plätzen haben. Dort sitzen stets die Fraktionsvorsitzenden. Die „Hinterbänkler“ verfügen jedoch über dieselben Pflichten und Rechte wie alle anderen Abgeordneten.

Seit 1986 gibt es im Deutschen Bundestag, im Gegensatz zu anderen Parlamenten, keine festen Plätze mehr im Plenarsaal. Vor dem Umzug ins Bonner Wasserwerk in diesem Jahr hatten jedoch auch die hinteren Plätze Tische. Ein Abgeordneter kann also seinen Sitzplatz innerhalb des Sitzplatzsegments seiner Fraktion frei wählen: Bei Debatten über komplexe Themen, an denen nur die Spezialisten der jeweiligen Fraktionen teilnehmen, sitzen diese dann auch in den vorderen Reihen. Insofern ist der Begriff des „Hinterbänklers“ im Zusammenhang mit dem Deutschen Bundestag nur im übertragenen Sinne zu verwenden.

Zeitweilig zählten mehr als 100 Abgeordnete des rechten Flügels der SPD-Fraktion (die im Parteijargon als „ Kanalarbeiter“ bezeichnet wurden) zu den „Hinterbänklern“.[2]

Hamburgische Bürgerschaft

In der 18. Wahlperiode der Hamburgischen Bürgerschaft erreichte die CDU-Fraktion mit der Wahl 2004 mit 63 Mandaten ihre bislang größte Stärke. Dabei zogen 32 Abgeordnete erstmals ins Landesparlament ein. Da die Anzahl an möglichen Funktionen innerhalb des Parlaments nicht proportional mit der Stärke einer Fraktion wächst, bestand die CDU-Fraktion in dieser Wahlperiode mehrheitlich aus „Hinterbänklern“. Mehrere Abgeordnete konnten aufgrund dieser Situation während der gesamten Wahlperiode nicht einmal eine Rede im Plenum halten (Dietrich Hoth und Herbert Winter, vgl. Plenarprotokolle der Parlamentsdatenbank).

Situation in der Schweiz

Im Gegensatz dazu sitzen im Schweizer Nationalrat gerade die bedeutenden Politiker in den hinteren Reihen, damit sie das Geschehen im Saal besser überblicken und einen möglichst kurzen Weg von der Wandelhalle zu ihrem Sitzplatz haben.[3]

Literatur

Gruber, Andreas K.: Der Weg nach ganz oben. Karriereverläufe deutscher Spitzenpolitiker. Neuwied (Verlag für Sozialwissenschaften): 2009. Seite 178.

Einzelnachweise

  1. [http://www.duden.de/rechtschreibung/Hinterbaenkler Bedeutungsübersicht] zum Begriff „Hinterbänkler“ im Duden: „(bildungssprachlich abwertend) Abgeordneter, der im Parlament nicht hervortritt, nicht viel Einfluss hat“
  2. Walter Henkels: Lokaltermin in Bonn. Pabel-Moewig Verlag, Rastatt 1987, ISBN 3-811-84859-3, S. 147.
  3. Schweizer Nationalrat: „Alle Nationalräte wären gern Hinterbänkler“ (Memento vom 23. Mai 2010 im Internet Archive) Artikel auf tagesanzeiger.ch, 18. November 2007.