„Canudos“ – Versionsunterschied

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== Literatur ==
== Literatur ==
* ''1902 Os Sertões.'' deutsch: Krieg im Sertao, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3518395939
* ''1902 Os Sertões.'' deutsch: Krieg im Sertao, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3518395939
* Dawid Danilo Bartelt: ''Nation gegen Hinterland. Der Krieg von Canudos in Brasilien: ein diskursives Ereignis (1874 - 1903)'', Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-515-08255-7 [http://books.google.de/books?id=lMjbZ4LDipsC&printsec=frontcover&dq=Dawid+Danilo+Bartelt&cd=1#v=onepage&q=&f=false hier einsehbar]


== Literarische Bearbeitungen ==
== Literarische Bearbeitungen ==

Version vom 27. Januar 2010, 17:00 Uhr

Canudos
Canudos (Bahia)
Canudos (Bahia)
Canudos
Canudos auf der Karte von Bahia
Koordinaten 9° 58′ 0″ S, 39° 9′ 0″ WKoordinaten: 9° 58′ 0″ S, 39° 9′ 0″ W
Basisdaten
Staat Brasilien

Bundesstaat

Bahia
Stadtgründung 1893 bzw. 1985
Einwohner 15.229 (Ber. 2008)
Detaildaten
Fläche 2.984,883 km2
Bevölkerungsdichte 4,6 Ew./km2
Höhe 402 m
Zeitzone UTC-3
Stadtvorsitz Arcênio Almeida Gonçalves Neto (PRB)
Lage von Canudos in Bahia
Lage von Canudos in Bahia
Lage von Canudos in Bahia
Canudos um 1895
Karikatur des Conselheiro
Foto des toten Conselheiro

Canudos ist heute eine Stadt mit 15.229 Einwohnern im wüstenähnlichen Sertão im Bundesstaat Bahia im Nordosten Brasiliens.

Berühmt geworden ist Canudos aber als historischer Ort von 1893 bis zur Zerstörung 1897, diese Ortschaft liegt etwa 20 km entfernt vom Hauptort des heutigen Munizips.

An den Ufern des Rio Vaza-Barris entstand schon im 18. Jahrhundert ein Dorf auf der Fazenda Canudos. 1893 ließ sich der Wanderprediger Antônio Conselheiro (eigentlich Antônio Vicente Mendes Maciel) mit seinen Anhängern auf dem Gelände nieder und nannte den Ort Bello Monte. Mit offenen Armen wurden ehemalige Sklaven, aber auch andere unter den häufigen Dürren leidende Bewohner der Region aufgenommen.

Antônio Conselheiro installierte ein quasi-kommunistisches Sozialsystem, in dem gemeinsam gewirtschaftet wurde. Es gab keinen Privatbesitz. Alkohol und Prostitution waren verboten. Religiöse Aktivitäten gehörten zum Pflichtprogramm. Innerhalb von zwei Jahren wuchs der Ort auf 5.000 Häuser mit etwa 30.000 Bewohnern. Den Conselheiristen wurde monarchistisches Gedankengut unterstellt. Der Ort wurde dann im Krieg von Canudos (1896-1897) zerstört, in dessen Verlauf 3 Militärexpeditionen geschlagen wurden. Erst der 4. Expedition gelang nach einer 8-monatigen Belagerung (März - Oktober 1897) die Einnahme von Canudos.Antônio Conselheiro war kein militärischer Führer, er betete und fastete und starb schließlich an Dysenterie. Die meisten Einwohner wurden umgebracht. Zahlreiche Frauen und Kinder wurden von den Regierungssoldaten als Sklaven mitgenommen. Die Nachricht vom Sieg der Regierungstruppen führte zu Freudenausbrüchen im Süden Brasiliens. Erst als einige Monate später bekannt wurde, daß man hunderten kriegsgefangenen Einwohnern, auch Frauen und Kindern, die Kehle durchschnitten hatte, schlug die Stimmung um, und man begann, die brasilianische Identität zu definieren.

Die Überlebenden siedelten sich teilweise in der Gegend von Rio de Janeiro an und gründeten dort eine der ersten Favelas. Einige Sprachforscher führen die Einführung des Begriffs "Favela" für die Bezeichnung einer slumartigen Siedlung auf diese Gründung zurück, da "Favela" ursprünglich eine Pflanze im Sertão bezeichnet. (Quelle?)

Der Kampf um Canudos und sein blutiges Ende wurde von zahlreichen südamerikanischen Autoren behandelt. Die erste Buch stammt von dem Journalisten Euclides da Cunha, der selbst als Beobachter an der letzten Militärexpedition gegen Canudos teilnahm. Seine aufsehenerregende Reportage "Krieg im Sertão" zählt heute zu den Klassikern der brasilianischen Literatur. Der Roman "Der Krieg am Ende der Welt" des bekannten peruanischen Autors Mario Vargas Llosa beruht auf dem Buch von Euclides da Cunha.

Das historische Canudos liegt heute auf dem Grund eines Stausees. Ein Ort gleichen Namens befindet sich heute einige hundert Meter höher.

Literatur

  • 1902 Os Sertões. deutsch: Krieg im Sertao, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3518395939
  • Dawid Danilo Bartelt: Nation gegen Hinterland. Der Krieg von Canudos in Brasilien: ein diskursives Ereignis (1874 - 1903), Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-515-08255-7 hier einsehbar

Literarische Bearbeitungen

  • Mario Vargas Llosa: Der Krieg am Ende der Welt, Suhrkamp 1987, ISBN 978-3-518-37843-4
  • Die Sieben Sakramente von Canudos (Episodenfilm, Brasilien 1996, Regie: Otto Guerra, Pola Ribeiro)
  • Guerra dos Canudos (Film, Brasilien, 1997, Regie: Sergio Rezende)