Geschichtlichkeit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. Juni 2014 um 18:09 Uhr durch Luha (Diskussion | Beiträge) (→‎Literatur: rezension). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Geschichtlichkeit ist ein mehrdeutiger Ausdruck.

Er bezeichnet[1]

  • etwas zu einer bestimmten Zeit Dagewesenes (wirklich geschichtlich);
  • das Zufriedengeben damit, etwas Vergangenes lediglich festzustellen (nur geschichtlich);
  • etwas Vergangenes und noch Wirksames (geschichtlich wirksam)
  • einen Grundzug und die Grundbedingung des Menschlichen im Unterschied zum Natursein.

Als Urheber des Konzepts der Geschichtlichkeit als spezifische Dimension des Menschen werden genannt:

Die Reflexion dieses Konzepts von Geschichtlichkeit ist Aufgabe der Geschichtsphilosophie und der Geschichtsdidaktik.

Während der Begriff bei Jaspers noch in der lebensphilosophischen Tradition im Sinne von historischer Bedingtheit verbleibt[5], erfährt er seine entscheidende Neuprägung durch Heidegger[6]. Seitdem ist er ein zentraler Begriff in der Existenzphilosophie, Phänomenologie und Hermeneutik (Gadamer).

Während die Geschichtlichkeit bei Dilthey im Zusammenhang mit dem Problem des historischen Relativismus steht, wird er hermeneutisch (auch) als Mittel angesehen, „um den historischen Relativismus (Historismus) zu überwinden.“[7]

Literatur

  • Gerhard Bauer: Geschichtlichkeit. Wege und Irrwege eines Begriffs. Tübingen 1963 (Rezension)
  • Ulrich Brieler: Die Unerbittlichkeit der Historizität. Foucault als Historiker. Böhlau, Köln 2001, ISBN 978-3-41210697-3
  • Stefanie Mauder: Die Bedeutung der "Geschichtlichkeit" für die Geisteswissenschaftliche Pädagogik. Marburg: Tectum 2006. ISBN 3-8288-9058-x
  • Carl Friedrich Gethmann: Geschichtlichkeit, in: Jürgen Mittelstraß (Hrsg.), Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Metzler, Stuttgart, Weimar, Bd. 3, 2. Aufl. 2008

Einzelnachweise

  1. Vgl. die Bedeutungsanalyse bei Regenbogen/Meyer, Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Meiner, Hamburg 2005/Geschichtlichkeit
  2. "Die scienza nuova bietet [...] deutlich ausgeprägte Ansätze einer Theorie des geschichtlichen Verstehens. Deren Leitgedanke stellt Vicos Entdeckung der Geschichtlichkeit des menschlichen Geistes dar, ..." (Stefanie Woidich: Vico und die Hermeneutik: Eine rezeptionsgeschichtliche Annäherung, 2007, S.145)
  3. Carl F. Gethmann, Geschichtlichkeit, in: Mittelstraß (Hrsg.), Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Metzler, Stuttgart, Weimar, Bd. 3, 2. Aufl. 2008
  4. Carl F. Gethmann, Geschichtlichkeit, in: Mittelstraß (Hrsg.), Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Metzler, Stuttgart, Weimar, Bd. 3, 2. Aufl. 2008; Hügli/Lübcke, Philosophielexikon (1991), ISBN 3-634-22405-3/Geschichtlichkeit
  5. So Carl F. Gethmann, Geschichtlichkeit, in: Mittelstraß (Hrsg.), Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Metzler, Stuttgart, Weimar, Bd. 3, 2. Aufl. 2008
  6. Hügli/Lübcke, Philosophielexikon (1991), ISBN 3-634-22405-3/Geschichtlichkeit
  7. Hügli/Lübcke, Philosophielexikon (1991), ISBN 3-634-22405-3/Geschichtlichkeit

Siehe auch