Galgenberg (Vahlberg)

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Galgenberg

Der Galgenberg ist ein großer Grabhügel in Klein Vahlberg in Niedersachsen, der 1907 archäologisch untersucht wurde. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit diente der Hügel als Richtstätte mit einem Galgen. Die Erhebung ist mit einer Eiche bestanden und steht als Naturdenkmal unter Schutz.

Lage

Der Galgenberg vom Meescheberg gesehen

Der Galgenberg liegt in einer Spornlage auf einer leichten Anhöhe, die eine weite Aussicht über das Braunschweiger Land bietet. Der Grabhügel mit einem Durchmesser von etwa 20 Meter gehört zu einer Gruppe von Grabhügeln zwischen Elm und Asse, die als Fürstengräber gelten. Dazu zählen der vier Meter hohe Meescheberg mit 45 Meter Durchmesser südlich von Klein Vahlberg, der Tumulus von Evessen, der teilzerstörte Muspott bei Eilum sowie zwei weitere im 18. Jahrhundert ausgegrabene und beseitigte Hügel bei Evessen. Die Grabanlagen beherrschten durch ihre Lage auf Geländekuppen die Landschaft. Zwischen Galgenberg und Meescheberg besteht eine direkte Sichtbeziehung.

Hügelaufbau

Den archäologischen Ausgrabungen von 1907 zufolge, die nach heutigen wissenschaftlichen Maßstäben vorgenommen wurden, entstand der Galgenberg in der Zeit zwischen dem Spätneolithikum und der frühen Bronzezeit. Zunächst war er ein kleiner Hügel, der über zwei Hockerbestattungen und einer beigabenlosen Körperbestattung angelegt wurde. Etwa in der späten Bronzezeit wurde der Hügel zur Hälfte der heutigen Höhe aufgeschüttet und es kam auf einer Steinpackung zu einer weiteren Körperbestattung. Danach wurde der Hügel zu seiner heutigen Höhe angeschüttet. In der 1. Hälfte des 7. Jahrhunderts erfolgte die Bestattung einer älteren Frau innerhalb des Hügels. Das Grab lag 1,4 m über der Steinpackung und 2,2 m unter der Hügeloberfläche. Die Bestattete war 1,57 m groß und von graziler Statur. Ihr Grab war mit einer Reihe von Grabbeigaben versehen, die heute zum Teil verschollen sind. Im 7. oder 8. Jahrhundert kam es auf der Hügelkuppe zu einer weiteren Bestattung durch die Ablage von Leichenbrand.

Grabbeigaben

Galgenberg

Zu den Beigaben der in der 1. Hälfte des 7. Jahrhunderts bestatteten Frau zählen ein Wölbwandtopf mit Standboden und ein fast vergangenes Holzgefäß mit Randbeschlägen aus Bronzeblech. Dazu gehören zwei weitere mit Flechtbändern verzierte Beschläge aus vergoldetem Bronzeblech.

Im Grab fanden sich blaue und gelbe Glasperlen, ein ovaler Schnallenbügel aus Eisen und kettengliederartige Eisenobjekte sowie ein Hakenschlüssel als möglicher Bestandteil eines Gürtelgehänges. Darüber hinaus wurden zwei Schilddornschnallen mit rechteckigem Beschlag geborgen und eine massiv gegossene Riemenzunge mit einer im Tierstil gehaltenen Verzierung aus vergoldeter Bronze. Sie gehörten zu einer Wadenbindergarnitur zur Fixierung von Beinkleidern, die von wohlhabenden fränkischen und alemannischen Frauen getragen wurden. Die Fundstücke weisen auf Kontakte in den süddeutschen Kulturraum hin.

Aufgrund des Beisetzungortes in exponierter Lage, der Anlage eines großen Grabhügels, der Beisetzungsform und der Qualität der Grabbeigaben vermuten Archäologen, dass die Bestattete zur Oberschicht der ansässigen Bevölkerung zählte. Bei der Bestatteten könnte es sich um eine alemannische Frau gehandelt haben, die Schmuck aus ihrer Heimat mitgebracht hat.

Literatur

  • Michael Geschwinde: Klein Vahlberg, Tumuli Meescheberg und Galgenberg in: Wolf-Dieter Steinmetz (Redaktion): Das Braunschweiger Land. Führer zu den archäologischen Denkmälern in Deutschland 34, 1997, S. 308–310
  • Lutz Grundwald: Die frühmittelalterliche Bestattung im Galgenberg ebd., S. 310–314
  • Babette Ludowici: Denkmal mit Aussicht: der Grabhügel von Klein-Vahlberg In: Babette Ludowici (Hrsg.): Saxones, Theiss, Darmstadt 2019, S. 246–251
Commons: Galgenberg (Vahlberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 52° 7′ 39,9″ N, 10° 43′ 8,3″ O