Kasim Bey

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Kasim Bey († am 19. September 1532, vermutlich in der Schlacht bei LeobersdorfEnzesfeld im heutigen Niederösterreich) war während der Feldzüge Sultan Süleymans I. in den Jahren 1529 und 1532 Befehlshaber der türkischen Flussstreitkräfte und der Akindschi, jener gefürchteten Streifscharen, die in den deutschen Ländern als „Sackmann“ oder „Renner und Brenner“ bezeichnet wurden.

Leben

Über Kasim Beys Leben ist nur wenig bekannt. Sogar hinsichtlich seines Ranges herrschen in den Quellen beträchtliche Differenzen. So wird er einerseits als Bey (in der älteren Form auch Beg), andererseits aber auch als Pascha oder als „voyvoda“ bezeichnet[1]. Sicher ist jedenfalls, dass er während der Belagerung Wiens durch das Heer Süleymans I. im Jahr 1529 die auf der Donau eingesetzten türkischen Flussstreitkräfte, die so genannten Nassadisten, befehligt hatte. Aus dieser Zeit dürften auch seine Kenntnisse des Landes ob und unter der Enns stammen.

Beim Feldzug Süleymans 1532 befand sich Kasim Bey unter den türkischen Streifscharen, die bereits Anfang August in die Oststeiermark eingefallen waren. Ungefähr 16.000 unter dem Kommando Kasim Beys stehende Akindischi verließen schließlich die Steiermark[2]. Sie drangen über das Pittental und vorbei an Wiener Neustadt in das österreichische Alpenvorland ein. Hier teilten sie sich in zwei große Abteilungen, die ihrerseits wieder in kleinere Unterabteilungen zerfielen und in den folgenden Wochen das südliche Niederösterreich plünderten und verwüsteten. Die größte dieser Reiterabteilungen, die von Kasim Bey persönlich angeführt wurde, verheerte vor allem das Ybbstal.

Als die Streifscharen Kasim Beys die Nachricht erhielten, dass sich die türkische Hauptarmee, welche die Festung Güns belagert hatte, zurückzog, beeilten sie sich, wieder Anschluss an diese zu bekommen. Auf ihrem Rückzug gelangten die Türken in die Gegend um Pottenstein, wo sie Rast machten, wohl um zu beratschlagen, durch welches Tal der Weg hinaus in das vor ihnen liegende Steinfeld genommen werden sollte. Kasim Bey wusste nicht, dass zu dieser Zeit von den drei Tälern, durch welche er mit seinen Streitern hinaus auf das Steinfeld gelangen konnte, nur mehr eines passierbar war, die anderen aber bereits durch Verhaue blockiert worden waren. Schließlich wurden die Türken von einer kleinen Truppe, die von Sebastian Schertlin von Burtenbach (1496–1577) kommandiert wurde und im Rücken der Türken auftauchte, gezwungen, den einzigen noch offenen Weg in die Ebene des Steinfelds zu nehmen. Hier aber hatten in der Zwischenzeit rund 20.000 in den habsburgischen Erbländern und im Reich rekrutierte Landsknechte sowie mehrere Tausend schwere Reiter und Artillerie Aufstellung genommen und erwarteten die Akindschi bereits[3]. In mehreren am 19. September 1532 im Raum Leobersdorf–Enzesfeld-Lindabrunn–Wiener Neustadt–Neunkirchen ausgetragenen Schlachten bzw. Gefechten wurde schließlich das Gros der türkischen Streiftruppen von den weit überlegenen christlichen Streitkräften vernichtet.

Es wird angenommen, dass Kasim Bey bereits am Morgen des 19. September, als die Türken von Pottenstein hinaus in das Steinfeld getrieben wurden, im Raum Leobersdof–Enzesfeld gefallen ist. Seine persönliche Habe, darunter sein mit einem großen goldenen, edelsteinbesetzten Geierflügel verzierter Turban und sein Panzerstecher wurden Kaiser Karl V. später als Trophäen übergeben[4].

Literatur (Auswahl)

  • Gertrud Gerhartl: Die Niederlage der Türken am Steinfeld 1532 (=Militärhistorische Schriftenreihe, Heft 26) Österreichischer Bundesverlag Ges.m.b.H., 3., unveränderte Aufl., Wien 1989, ISBN 3-215-01668-0.

Anmerkungen

  1. Gerhartl (1989), S. 25.
  2. Gerhartl (1989), S. 8.
  3. Gerhartl (1989), S. 18.
  4. Der Panzerstecher ist noch erhalten und befindet sich heute in der Rüstkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien (Inv. Nr. C 162). Gerhartl (1989), S. 27.