Albigenserkreuzzug

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 2. Februar 2004 um 01:05 Uhr durch Baldhur (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Albigenserkreuzzug (1209-1229) war Teil der kirchlichen Bekämpfung der Katharer. Weil die katharische Glaubenslehre vor allem in der Gegend der Stadt Albi verbreitet war, wurde diese Gemeinschaft auch als Albigenser bezeichnet.

Papst Innozenz III. organisierte und leitete die Bekämpfung der Katharer. Er forderte den französischen König Philipp II. auf, gegen jene Adligen vorzugehen, die den Katharismus in ihren Gebieten duldeten. Der König war jedoch in den Krieg gegen das Heilige Römische Reich verstrickt und fand keine Zeit. Daraufhin wandte sich Innozenz direkt an den Grafen Raymond VI. von Languedoc, der Kooperation verweigerte und dafür exkommuniziert wurde. Als Raymond auch noch einen päpstlichen Gesandten umbringen ließ, rief Innozenz zu einem Kreuzzug gegen Languedoc auf; er versprach jedem siegreichen Beteiligten Anteil am Land der Häretiker.

Als sich 1209 zehntausend Kreuzritter in Lyon sammelten, erkannte Raymond die Ernsthaftigkeit der Situation und stimmte letztlich doch einem Vorgehen gegen die Katharer zu. Der Bann wurde aufgehoben, und Raymond sandte Truppen zur Unterstützung der Kreuzritter.

Das erste Ziel der Kreuzritter war Béziers, das am 22. Juli 1209 eingenommen wurde. Die gesamte Bevölkerung wurde getötet. Der päpstliche Gesandte Abt Arnaud-Amaury soll den Kreuzrittern den Befehl gegeben haben: Caedite eos! Novit enim Dominus qui sunt eius ("Tötet sie alle! Gott wird seine Wahl treffen"). In Béziers starben Katharer wie Katholiken, Männer, Frauen und Kinder wurden gleichermaßen umgebracht, selbst wenn sie in Kirchen Schutz gesucht hatten. Die Nachricht von dem Massaker ging schnell um und verbreitete Panik und Angst.

Das nächste Ziel war Carcassonne, wo die Kreuzritter am 1. August 1209 eintrafen. Die Stadt war mit Flüchtlingen überfüllt und bot ihre Kapitulation an. Die Einwohner wurden nicht getötet, aber zum Verlassen der Stadt gezwungen. Hiernach ergaben sich in kurzer Folge mehrere Städte der Region, und Albi, Castelnaudary, Castres, Fanjeaux, Limoux, Lombers und Montréal fielen an die päpstlichen Truppen.

Die Städte, die noch Widerstand leisteten, wurden hiernach angegriffen. 1210 ergab sich nach langer Belagerung die Stadt Minerve. Die katharischen Einwohner wurden konvertiert oder, wenn sie sich weigerten, verbrannt. Als auch Termes im Dezember fiel, gab es fast keine revoltierenden Städte mehr.

Durch ihr brutales Vorgehen hatten die Kreuzritter viele der ansässigen Adligen verärgert. Raymond von Toulouse hatte seine Zusammenarbeit mit den Päpstlichen aufgekündigt und war erneut exkommuniziert worden. In seinem Gefolge rebellierten viele der bereits eroberten Städte. Ab 1211 konzentrierte sich der Kreuzzug auf Kämpfe zwischen den Kreuzrittern und den Männern Raymonds, bis Raymond 1214 nach England fliehen musste. Seine Ländereien wurden vom Papst an König Philipp II. übergeben.

Im Jahr 1216 starb Innozenz III. Im gleichen Jahr kehrte Raymond nach Toulouse zurück. Die Kämpfe wurden nun zu einem Krieg zwischen Raymond und den königlichen Truppen, und religiöse Fragen spielten darin eine untergeordnete Rolle. Erst im Jahr 1226 rief Ludwig VIII., inzwischen französischer König, nach zehn Jahren erfolgloser Kämpfe zu einem neuen großen Kriegszug auf, der binnen drei Jahren zur Eroberung des Katharergebiets führte. Der Albigenserkreuzzug war damit beendet, und Raymonds Sohn (der ebenfalls Raymond hieß und 1222 seinen verstorbenen Vater abgelöst hatte) wurde gefangen genommen, ausgepeitscht und inhaftiert.

Papst Gregor IX. übernahm die Verfolgung der Katharer. Die eigens zu diesem Zweck gegründete Inquisition erhielt beinahe uneingeschränkte Macht in Languedoc, und über Jahre wurden Katharer und deren vermeintliche Unterstützer gesucht, verurteilt und verbrannt. Selbst begrabene Tote sollen exhumiert und verbrannt worden sein. In der Region kam es hierauf immer wieder zu Rebellionen und Aufständen, die erst 1255 vollständig niedergeschlagen werden sollten. Im Jahr 1321 wurde letztmals ein Katharer auf dem Scheiterhaufen verbrannt.