Elisabeth Báthory

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Erzsébet Báthory
Erzsébet Báthory im Alter von 25 Jahren

Erzsébet Báthory, verheiratet Erzsébet Nádasdy (deutsch: Elisabeth Báthory, ungarisch: Báthory Erzsébet, slowakisch: Alžbeta Bátoriová/Báthoryová,7. August 1560 in Nyírbátor, Ungarn; † 21. August 1614 auf Burg Čachtice, Königliches Ungarn, heute Slowakei) war eine ungarische Gräfin. Sie wurde - möglicherweise politisch motiviert - als Hexe und mehrfache Mörderin im Jahr 1611 verurteilt. Dies gab Anlass zur Herausbildung von zahllosen Legenden und Mythen, die die reale historische Person fast vollständig verdrängt haben und den Stoff für zahlreiche künstlerische Bearbeitungen abgaben.

Leben

Erzsébet Báthory war eine Tochter des adeligen Militärs Georg Báthory von Ecsed (ung.: Báthory György) und der Anna Báthory von Somlyó, der älteren Schwester des regierenden polnischen Königs Stephan Báthorys (ung.: Báthory István). Der Reichtum der Báthory überstieg den des ungarischen Königs Matthias II., der ihr Schuldner war.

Báthory wurde im Alter von elf Jahren mit Ferenc Freiherr Nádasdy verlobt, dem Sohn einer anderen ungarischen Adelsfamilie und Kommandanten im königlichen Ungarn, der gegen die Osmanen kämpfte. Am 9. Mai 1575 heiratete sie Nádasdy, mit dem sie fünf Kinder hatte (Anna, Katalin, Orsolya, András und Péter).

In ihren Händen waren strategisch gelegene Burgen im damaligen Ungarn, die heute zum großen Teil in der Slowakei liegen. Ihr Onkel war König von Polen, ihr Cousin war Großfürst von Siebenbürgen. Die Familie Bathory-Nádasdy war somit eine Gegenmacht zu den Habsburgern.

Prozess

Nachdem sie schon öfter bei Hofe angezeigt worden war, wurde ihr Schloss am frühen Morgen des 29. Dezember 1610 von Georg Thurzo (slow.: Juraj Thurzo, ung.: Thurzó György), dem Palatin des Königlichen Ungarns, gestürmt. Man stellte sie unter Arrest und begann einen Prozess.

Der Prozess von 1611 war durch Folterungen der Dienstpersonen Erzsébets gekennzeichnet. Bathory selbst wurde aufgrund ihrer hohen Stellung nicht direkt angegangen. Ihre Diener wurden gefoltert, bis sie die Gräfin und sich selbst belasteten. Diese habe schwarzmagische, gotteslästerliche Praktiken verübt und dabei zahlreiche Mädchen getötet.

Die zeitgenössischen Prozessaussagen, deren Protokolle erhalten sind, besagen, dass die Mädchen geschlagen, gequält und verstümmelt wurden.

Burg Čachtice

Ein formelles Urteil gegen die Gräfin wurde wegen der politischen Macht ihrer Hauses vermieden – in einem Turmzimmer der Burg Čachtice, dessen Fenster zugemauert wurde, eingekerkert so dass sie niemals mehr das Tageslicht erblickte. Dahingegen wurden 1611 drei Dienerinnen und ein Diener als Mittäter verurteilt, nämlich:

  • Helena Jo, Witwe des Stephan Nagy, arbeitete zehn Jahre lang als Kindermädchen für die drei Töchter der Gräfin Báthory; zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt
  • Dorothea Széntes (genannt Dorkó), Witwe des Benedict Scöcs, arbeitete fünf Jahre als Kammerzofe für die Gräfin; zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt
  • Johannes Ujvári (genannt Ficzkó, deutsch „Bursche“), war sechzehn Jahre lang Diener der Gräfin; zu Enthauptung verurteilt, Leichnam danach auf dem Scheiterhaufen verbrannt
  • Katharina Beneczky (genannt Kata), Witwe des Johann Boda, war zehn Jahre lang als Wäscherin auf der Burg Csejte tätig, soll Leichen beseitigt haben und wurde mit einer Gefängnisstrafe belegt

Erzsébet Báthory wurde am 21. August 1614 um zwei Uhr nachts von einem Diener in ihrem Turmzimmer tot aufgefunden. Am 25. November wurde sie in der Kirche zu Csejte beigesetzt.

Ihre Nachkommen spielten in der Geschichte Ungarn bis heute immer wieder eine Rolle.

Legendenbildung

László Turóczi, Jesuit der Gegenreformation, übernahm in seinem Geschichtsbuch „Ungaria suis cum regibus compendio data“, 1729 den Standpunkt des Gerichts und behauptete, Báthory habe im Blut der ermordeten Mädchen gebadet oder es getrunken, um sich selbst jung zu halten. Er wurde die Quelle der gesamten Literatur zur Gräfin Bathory bis in die zweite Hälfte des 20. Jhd., die durch Erfindungen und Ausschmückungen von allerlei Praktiken und Tötungsmethoden, die die Gräfin an jungen Mädchen angewandt haben soll, gekennzeichnet ist (Rau, Elsberg). Dabei gilt: je später, desto phantastischer.

Insbesondere durch die Behauptung, Báthory habe im Blut der ermordeten Mädchen gebadet oder es getrunken, um sich selbst jung zu halten, wurde Bathory unter Bezeichnungen wie „Blutgräfin“ zu einem Bestandteil von Vampir-Mythen. Dass enge Verwandte von Bathory Fürsten von Transsylvanien waren, trug das Übrige dazu bei. Die Geschichten um die Blutgräfin haben mit der historischen Figur Erzsébet Báthory so viel zu tun wie Graf Dracula mit Vlad Tepes, wurden aber ab dem 20. Jhd. vielfach in Romanen und Filmen thematisiert.

Schuldfrage

Die Prozessführung 1611 war nach dem heutigen Rechtsverständnis nicht fair und gerecht.

László Nagy stellte 1984 die These auf, dass Báthory Opfer einer politisch motivierten Verschwörung geworden sei.[1] György Pollák widersprach dieser Einschätzung widersprochen.[2] Da ihr Gatte Nádasdy früh gestorben war, war Bathory schutzlos. Georg Thurzo hatte schon vor ihr hochadelige Witwen um ihren Besitz gebracht, was Bathory in einem Brief an ihn erwähnte, in dem sie schrieb, sie werde nicht gleichermaßen ein leichtes Opfer sein.

Der Germanist Michael Farin, der als Herausgeber der aktuellen deutschsprachigen Quellensammlung zu E. Báthory sowohl die zeitgenössischen Quellen als auch die Entstehung der späteren Báthory-Legende dokumentiert hat, hält die historische Báthory nicht für unschuldig.[3]

Kulturelle Bezüge zu Erzsébet Báthory

Literatur, Bild und Film

  • Ernst Raupach veröffentlichte 1823 die Erzählung „Lasst die Todten ruhen“. Darin wird der Blutdurst der Titelfigur, die im Übrigen namentlich mit Báthory identisch ist, auf eine Wiedererweckung von den Toten zurückgeführt, Báthory zum Ende in einer Basilika eingemauert.
  • Fasziniert von der Blutbädersage schrieb Leopold von Sacher-Masoch seine Novelle Ewige Jugend (1886).
  • Eine Darstellung der Báthory als Blutgräfin ist in dem Episodenfilm Unmoralische Geschichten (1973) von Walerian Borowczyk enthalten. Die Picasso-Tochter Paloma suhlte sich als Blutgräfin im Blut.
  • In dem Roman „Das Blutbad der Gräfin“ der SF-Serie „Zeitkugel“ in den 70er Jahren griff man dieses Thema ebenfalls auf.
  • Der französische Zeichner Georges Pichard poträtierte Erzsébet Báthory im Comic La Comtesse rouge (erschienen 1985 bei Editions Dominique Leroy, Paris). Er stützte sich dabei auf den Text von Masoch (die Erzählung Ewige Jugend), den er für den Comic J.M. Lo Duca adaptiert (und das Vorwort verfasst) hat.
  • Der Horrorfilm Stay Alive von Regisseur William Brent Bell, gedreht im Jahr 2006, greift den Mythos der Blutgräfin auf, hier befindet sich die Burg jedoch absurderweise in den USA.
  • 2005-2007 wurde in der Slowakei der Film über die Blutgräfin neu gedreht, unter der Regie von Juraj Jakubisko. Darsteller sind u.a. Franco Nero, Anna Friel und Bolek Polivka.
  • 2007 wurde der dt.-ungarische Vampirfilm Metamorphosis (Film) gedreht. Er beruht auf dem Mythos der Gräfin Bathory. Einer der Darsteller ist Christopher Lambert, Regie führte J. Hodi.
  • 2008 verfilmte Julie Delpy die Lebensgeschichte der Bathory mit sich selbst in der Hauptrolle sowie u. a. Daniel Brühl als ihren jungen Geliebten. Der Film wurde auf der Berlinale im Februar 2009 uraufgeführt (Titel: Die Gräfin)

Musik

Báthory war insbesondere eine Inspiration für die Black-Metal-Szene: Auf dem namensgebenden Album Black Metal von 1982 der britischen Band Venom hieß ein Stück „Countess Bathory“, die ein Jahr später gegründete Band Bathory benannte sich nach der Gräfin und widmete ihr mit Woman of Dark Desires ein Stück. Auch der Name der deutschen Gothic-Rock-Band Lady Besery’s Garden ist eine sprachliche Anlehnung an Erzsébet Báthory. 1988 ließ sich die ungarische Black-Metal-Band Tormentor im Stück Elisabeth Bathory von Báthory inspirieren. Die US-amerikanische Power-Metal-Band Kamelot widmete der Blutgräfin drei Stücke auf ihrem Album Karma (2001). Sowohl die britische Metal-Band Cradle of Filth (1998, Cruelty and the Beast) als auch die deutsche Gruppe Untoten (2006, Die Blutgräfin) veröffentlichten ein vollständig auf dem Mythos Elisabeth Báthorys basierendes Album. Außerdem trägt ein Titel auf dem Album Black One der US-amerikanischen Drone Doom-Band Sunn O))) den Titel Báthory Erzsébet.

Literatur

  • Hans Rau (Pseud. A. Sper): Elisabeth Bathory: Die "Blutgräfin" und verwandte Erscheinungen Bratislavia/ Pressburg ca. 1907
  • Michael Farin: Heroine des Grauens. Wirken und Leben der Elisabeth Báthory in Briefen, Zeugenaussagen und Phantasiespielen. Kirchheim, 3. Aufl. München 1999, ISBN 3874100383
  • Andreas Varesi: Das Geheimnis der Báthory. Facility Management and Publishing Dresden Ltd., 2005, ISBN 3-00-017216-5
  • Raymond T. McNally: Dracula was a woman: in search of the blood countess of Transylvania. New York: McGraw Hill, 1983, ISBN 0070456712
  • Tony Thorne: Countess Dracula: The Life and Times of Elisabeth Báthory, the Blood Countess. Bloomsbury Publishing Plc. 1997, ISBN 0747529000
  • R. von Elsberg: Die Blutgräfin Elisabeth Bathory, Breslau 1894
  • Maurice Perisset: La comtesse de sang, Pocket, ISBN 2266119508

Anmerkungen

  1. László Nagy: A rossz hirü Báthoryak. Budapest: Kossuth Könyvkiadó 1984
  2. György Pollák: Az irástudók felelötlensége. In: Kritika. Müvelödéspollitikai és kritikai lap. Budapest, January 1986, S. 21-22
  3. Michael Farin: Heroine des Grauens. Elisabeth Báthory. München: Kirchheim, 3. Aufl. 1999, S. 11
Wikisource: Erzsébet Báthory – Quellen und Volltexte