Neu Zittau

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Neu Zittau
Koordinaten: 52° 23′ N, 13° 45′ OKoordinaten: 52° 23′ 14″ N, 13° 44′ 32″ O
Höhe: 44 m ü. NHN
Fläche: 12,82 km²
Einwohner: 1437 (30. Jun. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 112 Einwohner/km²
Eingemeindung: 26. Oktober 2003
Postleitzahl: 15537
Vorwahl: 03362
Dorfkirche Neu Zittau
Dorfkirche Neu Zittau

Neu Zittau (niedersorbisch Nowa Žytawa) ist ein Ortsteil der Gemeinde Gosen-Neu Zittau im Landkreis Oder-Spree in Brandenburg. Der Ort gehört dem Amt Spreenhagen an und war bis zum 26. Oktober 2003 eine eigenständige Gemeinde.

Neu Zittau liegt im Osten des Berliner Speckgürtels direkt an der Spree. Das Berliner Stadtzentrum liegt etwa 25 Kilometer nordwestlich des Dorfes, die Stadt Fürstenwalde/Spree liegt etwa 22 Kilometer entfernt. Umliegende Ortschaften sind Erkner im Norden, Grünheide (Mark) mit dem Gemeindeteil Fangschleuse im Nordosten, Freienbrink im Osten, Burig im Südosten, der Wohnplatz Uckley der Stadt Königs Wusterhausen im Süden, Wernsdorf im Südwesten, Gosen im Westen sowie Berlin-Rahnsdorf im Nordwesten.

Anfang der 1750er Jahre ließ der preußische König Friedrich II. auf dem Gebiet des heutigen Ortes Neu Zittau ein Kolonistendorf anlegen, indem er 50 Doppelhäuser errichten ließ. Der Ortsname Neu Zittau wurde am 22. Dezember 1751 erstmals in einem Dokument über die Planungen des Dorfes erwähnt. Die ersten Gebäude wurden im Sommer 1752 fertig gestellt, offiziell gegründet wurde der Ort am 16. Mai 1753 durch die Unterzeichnung der Gründungsurkunde durch Friedrich II. Der Ortsname wurde gewählt, da in Neu Zittau größtenteils Feinspinnerfamilien aus Zittau ansiedelt werden sollten. Der Name Zittau leitet sich aus der sorbischen Sprache ab und beschreibt eine Stelle, an der Roggen (von niedersorbisch: „žyto“) wächst.[2] Letztendlich kamen jedoch nur zwei der angesiedelten Familien tatsächlich aus Zittau.

Zum Dorf gehörten neben den Wohnhäusern noch ein Dorfkrug, ein Schulzengericht und eine Mühle. Aufgrund des geringen Einkommens, das für die meisten örtlichen Familien nicht zum Leben reichte, verließen viele der ursprünglichen Einwohner den Ort nach der Gründung wieder. Aufgrund der Lage Neu Zittaus direkt an der Spree entwickelte sich mit der Zeit ein Schiffergewerbe im Ort. 1806 wurde eine Schiffervereinigung gegründet. Am 25. März 1889 gründete sich in Neu Zittau eine Schifferinnung mit 67 Mitgliedern. Ab 1897 gab es in Neu Zittau eine Schifferschule. Durch die Erwerbsquelle kam Neu Zittau zu einigem Wohlstand und es wurden neue Häuser im Ort gebaut. Am 1. April 1935 wurde die Innung aufgelöst. Da die Spree bei Neu Zittau aufgrund des Baus des Oder-Spree-Kanals immer mehr versandete, wurde der Schiffsverkehr nach Wernsdorf verlagert, heute gibt es in Neu Zittau keine Schifffahrt mehr.

Bei einer Bevölkerungszählung im Regierungsbezirk Potsdam im Jahr 1841 hatte Neu Zittau 632 Einwohner und gehörte zum Amt Storkow.[3] 1874 wurde das Amt Storkow aufgelöst.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die Gemeinde Neu Zittau mit ihren Ortsteilen Burig und Steinfurt zunächst in der Sowjetischen Besatzungszone und ab 1949 in der DDR. Bei der am 25. Juli 1952 in der DDR durchgeführten Kreisreform wurde die Gemeinde Neu Zittau Kreis Fürstenwalde im Bezirk Frankfurt (Oder) zugeordnet. Nach der Wende lag Neu Zittau zunächst im Landkreis Fürstenwalde, dieser wurde bei der Kreisreform in Brandenburg im Dezember 1993 mit zwei weiteren Kreisen zum neuen Landkreis Oder-Spree vereinigt. Am 26. Oktober 2003 wurde die Gemeinde Neu Zittau im Zuge der Gemeindereform in Brandenburg zwangsweise mit der Gemeinde Gosen zu der neuen Gemeinde Gosen-Neu Zittau zusammengeschlossen.[4] Das Verfassungsgericht des Landes Brandenburg stellte am 24. Juni 2004 Unregelmäßigkeiten bei der Gemeindefusion fest, hob die Gemeindefusion aber nicht auf.

Verwaltungsgeschichte

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Ursprünglich gehörte Neu Zittau zum Amt Storkow innerhalb der Herrschaft Storkow. Diese bildete mit der Herrschaft Beeskow den Bees- und Storkowischen Kreis innerhalb der Mark Brandenburg im Königreich Preußen. Dieser Kreis wurde am 30. April 1815 aufgelöst und der Storkower Teil fusionierte mit dem Teltowischen Kreis zum Landkreis Teltow-Storkow. Am 1. Januar 1836 wurden der Kreis Beeskow-Storkow wiederhergestellt, der zum Regierungsbezirk Potsdam in der preußischen Provinz Brandenburg gehörte.[5] Nach der Auflösung von Beeskow-Storkow am 1. Juli 1950 gehörte Neu Zittau zum Kreis Fürstenwalde im Bezirk Frankfurt (Oder). Mit der Brandenburger Kreisreform von 1993 gehört Neu Zittau seit dem 6. Dezember 1993 zum neugebildeten Landkreis Oder-Spree.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Heimatmuseum Neu Zittau

Die Dorfkirche Neu Zittau wurde 1763 errichtet. Es handelt sich um einen verputzten Saalbau mit quadratischem Westturm und Schweifhaube.[6] Vor dem Bau der Kirche fanden Gottesdienste notdürftig im Neu Zittauer Dorfkrug statt. Am 18. Dezember 1767 wurde die Kirche eingeweiht, damals hatte sie jedoch noch keinen Kirchturm, dieser wurde aus Kostengründen erst 1907 errichtet. Am 3. April 1877 erhielt die Dorfkirche eine Orgel. Während des Ersten Weltkriegs musste die Kirchenglocke der Dorfkirche zum Einschmelzen zu Gunsten der Waffenproduktion abgegeben werden.

Ab 1924 wurde mit einer Sanierung der Kirche begonnen. Am 28. Oktober 1928 erfolgte die Einweihung eines Ehrenmals für die Gefallenen Einwohner Neu Zittaus während des Ersten Weltkrieges. 1929 wurde eine Friedhofskapelle gebaut. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Dorfkirche durch Fliegerbomben stark beschädigt. 1967 begann man mit einer weiteren Restaurierung der Kirche. Vor der Kirche befindet sich ein Ehrenmal für die Opfer des Faschismus.

Seit 1996 findet in der Spree bei Neu Zittau jährlich das Spreetreiben statt. Dabei schwimmen zwischen 50 und 200 Teilnehmer in Neoprenanzügen von Neu Zittau nach Erkner durch die Spree. Dabei benutzen die Schwimmer oft kuriose Schwimmhilfen. Die Strecke wird während der Veranstaltung von bis zu 5000 Zuschauern gesäumt.[7]

Neu Zittau in der Belletristik

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Gerhart Hauptmann siedelte 1888 seine meisterliche Erzählung Bahnwärter Thiel in Neu Zittau an.[8]

Wann immer in der Comicserie Fix und Fax in der Kinderzeitschrift Atze eine Kirche vorkam, war sie nach dem Vorbild der Dorfkirche Neu Zittau gezeichnet (Atze-Hefte 5/1976, 12/1977 und 9/1980). Der Autor und Zeichner Jürgen Kieser wohnte in der Nähe.[9] Im Atze-Heft 7/1976 kommen die Mäuse in einen Ort „Neu Zickau Kreis Bürstenwalde“, in dem grundlos gesunde Straßenbäume gefällt wurden, weil im Herbst das Laub lästig war. Fix und Fax wundern sich, dass der Gemeinderat nichts dagegen unternommen hat und verweisen auf das Naturschutzgesetz.[10] Die Geschichte hatte einen realen Hintergrund.[9]

Einwohnerentwicklung

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Einwohnerentwicklung in Neu Zittau von 1875 bis 2002[11]
Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner
1875 901 1939 1.851 1981 1.545
1890 765 1946 2.015 1985 1.487
1910 1.155 1950 1.891 1989 1.427
1925 1.367 1964 1.670 1995 1.329
1933 1.709 1971 1.673 2002 1.352

Aktuelle Zahlen zur Einwohnerentwicklung sind der Seite Gosen-Neu Zittau zu entnehmen.

Der öffentliche Personennahverkehr wird unter anderem durch den PlusBus des Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg erbracht. Folgende Verbindung führt, betrieben von der Busverkehr Oder-Spree und Regionale Verkehrsgesellschaft Dahme-Spreewald, durch Neu Zittau:

Durch Neu Zittau verlaufen die Landesstraßen 30 (NiederlehmeRüdersdorf) und 39 (Neu Zittau–Müggelheim). Zudem führt die Bundesautobahn 10 (östlicher Berliner Ring) durch einen Teil der Gemarkung, die nächste von Neu Zittau aus erreichbare Auffahrt Erkner ist sechs Kilometer entfernt. Bis 1945 gab es über die Anschlussstelle Friedersdorf eine direkte Anbindung an die heutige Bundesautobahn 12. Diese ist heute nicht mehr erreichbar, da die Brücke über den Oder-Spree-Kanal im Krieg gesprengt und nicht wieder aufgebaut wurde.

In Neu Zittau gibt es eine Grundschule („Schule an der Spree“), eine Oberschule („Johannes-Gutenberg-Oberschule“) und eine Fachoberschule („Bertha-von-Suttner-Fachoberschule“), jedoch ist nur die Grundschule öffentlich. In Neu Zittau und in Burig gibt es jeweils eine Kindertagesstätte.

Ansässige Unternehmen

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  • Bäckerei
  • Elektrogeschäft
  • Böttcherei
  • Gaststätten
  • Landwirtschaftsbetrieb
  • Reifendienst
  • Touristikbetrieb, Pensionen
  • Sparkasse
  • Goldschmiede

Persönlichkeiten

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Commons: Neu Zittau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Gemeinde Gosen-Neu Zittau. Ortsteil Neu Zittau. Amt Spreenhagen, abgerufen am 3. Oktober 2018.
  2. Reinhard E. Fischer: Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin: Alter – Herkunft – Bedeutung. be.bra Wissenschaft, 2005, S. 191.
  3. August von Sellentin: Neu-Zittau. XIV. Der Beeskow-Storkowsche Kreis, Nr. 216. In: Topographisch-statistische Übersicht des Regierungsbezirks Potsdam und der Stadt Berlin. Verlag der Gander’schen Buchhandlung, Berlin 1841, S. 270 (zlb.de).
  4. Sechstes Gesetz zur landesweiten Gemeindegebietsreform betreffend die Landkreise Dahme-Spreewald, Elbe-Elster, Oberspreewald-Lausitz, Oder-Spree und Spree-Neiße (Memento des Originals vom 1. Januar 2023 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bravors.brandenburg.de (6.GemGebRefGBbg) vom 24. März 2003. In: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Brandenburg, I (Gesetze), 2003, Nr. 05, S. 93
  5. Bekanntmachung wegen theilweiser Wiederherstellung früherer Kreisgrenzen in Bezug auf die Regierungsbezirke Potsdam und Frankfurt. In: Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, Jahrgang 1835, Stück 51 vom 11. Dezember 1835, S. 318.
  6. Gerhard Vinken, Barbara Rimpel u. a. (Bearb.): Dehio-Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 768.
  7. Was ist eigentlich Spreetreiben? (Memento vom 20. April 2014 im Internet Archive) spreetreiben.de
  8. Gerhart Hauptmann: Bahnwärter Thiel. U.a. Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, 1981 (Universal-Bibliothek Band 870)
  9. a b Reinhard Pfeiffer: Das Fix und Fax Mäuselexikon. April 1996.
  10. Jürgen Kieser: Fix und Fax 221. In: Zentralrat der FDJ (Hrsg.): Atze. Junge-Welt-Verlag, Berlin Juli 1977, S. 12 ff.
  11. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. (PDF; 331 kB) Landkreis Oder-Spree. Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Land Brandenburg, Dezember 2006, abgerufen am 3. Oktober 2018.