„Watt (Küste)“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 2: Zeile 2:
[[Datei:Stewart Island Oban Mudflats.jpg|right|thumb|Watt vor [[Stewart Island]] im Süden [[Neuseeland]]s.]]
[[Datei:Stewart Island Oban Mudflats.jpg|right|thumb|Watt vor [[Stewart Island]] im Süden [[Neuseeland]]s.]]
[[Datei:Watt1.jpg|thumb|Zwei Husos im[[Wattenmeer (Nordsee)|Wattenmeer der Nordsee]]]]
[[Datei:Watt1.jpg|thumb|Zwei Husos im[[Wattenmeer (Nordsee)|Wattenmeer der Nordsee]]]]
Als '''Watt''' bezeichnet man Flächen an einer [[Gezeitenküste]], die bei [[Niedrigwasser]] trocken fallen. Der Begriff 'Watt' entstammt dem altfriesischen Wort 'wad' = seicht, untief.<ref>[http://www.wangerooge-online.com/np_watt.htm Webseite ''Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer'']</ref> Es kann sich dabei um Uferzonen und Seitenarme von Flussmündungen handeln, aber auch um ausgedehnte Flächen, die zusammen mit [[Priel]]en und [[Salzwiese]]n ein [[Wattenmeer]] bilden. Diese Flächen werden durch die [[Gezeiten]] zweimal täglich überflutet und fallen auch zweimal wieder trocken.
Als '''Watt''' bezeichnet man Flächen an einer [[Gezeitenküste]], die bei [[Niedrigwasser]] trocken fallen. Der Begriff 'Watt' entstammt dem altfriesischen Wort 'wad' = seicht, untief.<ref>[http://www.wangerooge-online.com/np_watt.htm Webseite ''NAZIPARK Niedersächsisches Wattenmeer'']</ref> Es kann sich dabei um Uferzonen und Seitenarme von Flussmündungen handeln, aber auch um ausgedehnte Flächen, die zusammen mit [[Priel]]en und [[Salzwiese]]n ein [[Wattenmeer]] bilden. Diese Flächen werden durch die [[Gezeiten]] zweimal täglich überflutet und fallen auch zweimal wieder trocken.


== Geografische Zusammenhänge ==
== Geografische Zusammenhänge ==

Version vom 22. Februar 2010, 13:04 Uhr

Watt vor der nordfriesischen Küste mit Hallig.
Watt vor Stewart Island im Süden Neuseelands.
Zwei Husos imWattenmeer der Nordsee

Als Watt bezeichnet man Flächen an einer Gezeitenküste, die bei Niedrigwasser trocken fallen. Der Begriff 'Watt' entstammt dem altfriesischen Wort 'wad' = seicht, untief.[1] Es kann sich dabei um Uferzonen und Seitenarme von Flussmündungen handeln, aber auch um ausgedehnte Flächen, die zusammen mit Prielen und Salzwiesen ein Wattenmeer bilden. Diese Flächen werden durch die Gezeiten zweimal täglich überflutet und fallen auch zweimal wieder trocken.

Geografische Zusammenhänge

Ein typisches Beispiel ist das Wattenmeer an den Küsten der Deutschen Bucht. Es bildete sich in der Nacheiszeit als 10-20 m mächtiger Sedimentkörper aus Sand und Schlick in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen. Dieser lagert älteren Glazialsedimentschichten auf.

In der Gezeitenzone tropischer Küsten dominieren oft Mangrovenwälder, es gibt aber auch in den Tropen offene Wattflächen. Umgekehrt gibt es im Brack- und Süßwasserbereich von Flussmündungen auch in gemäßigten Zonen Wattflächen mit ausgedehnten Schilfbeständen und ein paar Gehölzen, siehe Süßwasserwatt.

Oberhalb des normalen Flutsaumes geht das Watt natürlicherweise in Salzwiesen über, die nur selten überflutet werden. An anderen Stellen hat sich ein Strand gebildet. In manchen Küstenbereichen versucht man durch Landgewinnungsmaßnahmen Wattflächen zunächst in Salzwiesen und dann in Marschland zu verwandeln.

Süßwasserwatt der Lesum in Bremen nach der winterlichen Schilfernte

Wattboden

Wattboden (Bodentyp IW) ist einer der beiden Bodentypen der Klasse I (Semisubhydrische Böden). Da er zweimal täglich durch die Gezeiten überschwemmt wird, findet sich auf ihm kein Pflanzenwuchs. Der Boden weist zwei Horizonte auf, die sich farblich stark unterscheiden:

Marines Watt: An der Oberfläche liegt der bräunliche bis orange zFo-Horizont; darunter folgt der intensiv schwarze zFr-Horizont. F steht für einen Horizont am Gewässergrund mit in der Regel > 1 % organischer Substanz. Das vorgestellte `z´ bedeutet salzreich, was auf das Meerwasser zurückzuführen ist. Die nachgestellten Buchstaben `o´ und `r´ weisen auf das Redoxpotential des Bodens hin, das grob gesehen einen Anhaltspunkt für die Verfügbarkeit von Sauerstoff darstellt.

Ästuares Watt: Ähnelt sehr dem marinen Watt; weist aber keine Versalzung auf. Von daher fehlt den Horizontbezeichnungen der vorgestellte Buchstabe `z´.

Die intensive Schwarzfärbung weiter Bereiche des Bodens ist auf anaerobe Prozesse zurückzuführen. Durch die Gezeiten wird zweimal täglich organische Substanz abgelagert. Diese setzt sich nicht wie an Land aus harzigen oder holzigen Pflanzenteilen und größeren Tierkörpern zusammen, sondern besteht überwiegend aus zerschlagenen Zellen, klein geriebenen Algenresten und Plankton. Dieses Substrat ist sehr leicht zersetzbar. Von daher kommt es, sobald die Ebbe einsetzt, zu einem sprunghaften Abbau, was zu Sauerstoffmangel führt. Nur die obersten Millimeter des Bodens werden noch belüftet und bieten aerobe Bedingungen. Darunter fehlt der Sauerstoff und anaerobe Bakterien beginnen andere Substanzen zu veratmen. Mengenmäßig am bedeutendsten, da in großen Mengen vorhanden, sind Sulfate, die zu Sulfiden umgewandelt werden (Desulfurikation). Es entsteht stark schwarz gefärbtes Eisensulfid (FeS), das auch die Schwefeldynamik der Marschböden begründet. Bei sehr starkem Umsatz können die anaeroben Zonen bis an die Oberfläche des Watts stoßen, so dass sich die sogenannten "Schwarzen Flecken" bilden. Der Boden ist nicht, wie in der Presse häufig geschrieben wird, tot, sondern anaerob. Schwarze Flecken deuten auf eine sehr hohe Nährstoffmenge hin.

Typisch für viele Wattböden ist ein hoher Kalkgehalt durch zerriebene Muschelschalen. Der pH des Bodens ist daher im oberen Bereich angesiedelt.


Ablagerungstypen

Watt bildet sich durch Ablagerungen, bei denen sich Schwebstoffe aus Meer und Flüssen im Meer absetzen; je nach vorherrschender Größe der abgelagerten Sedimente entstehen verschiedene Formen des Watts. Bei allen liegt der Anteil des Feinsands mit einer Korngröße von 0,063 bis 0,125 Millimeter bei 40 bis 60%. Bei Sandbänken ist der Anteil des gröberen Sandes mit 0,2 mm Korngröße bedeutsam, die Art der Wattflächen unterscheidet sich nach dem Anteil von Schluff und Ton mit weniger als 0,063 mm Korngröße. Generell ist Sandwatt das festeste Sediment, während Schlickwatt für gewöhnlich nachgiebig ist, es kann jedoch auch Stellen geben, an denen Sandwatt weich ist und große Einsinktiefen zulässt, während Schlickwatt hart und widerstandsfähig ist.[2]

Sandwatt

Sandwatt hat weniger als 10% Schluff- und Tonanteile. Der Gehalt an organischer Substanz und Wasser ist sehr gering. Das Watt erhält durch Wellen und Wind mehr Energie und erfährt erhebliche Umlagerungen. Dadurch handelt es sich hier auch um das sauerstoffreichste Watt.[2]

Mischwatt

Mischwatt hat zwischen 10% und 50% Ton- und Schluffanteile.[2] Das Mischwatt findet sich in geschützten Lagen in Festlandsnähe, auf Wasserscheiden, zum Teil auch im Brandungsschutz der großen Inseln. Es ist von großer Bedeutung, da hier die größten Biomassen im Vergleich zu anderen großflächigen Lebensräumen produziert werden.

Schlickwatt

Schlickwatt

Schlickwatt hat Ton- und Schluffanteile von über 50%. Es besteht besonders an geschützten Stellen, beispielsweise im Inneren von Buchten oder im Windschatten von Inseln. Es wird weniger umgelagert als Sand- oder Mischwatt und ist dementsprechend am sauerstoffärmsten. Hier findet vor allem Biodeposition statt, so dass sich hier besonders nährstoffreiche Gebiete bilden. Das Watt ist besonders dunkel, da aufgrund der Sauerstoffarmut der Reduktionshorizont, bei dem Schwefelwasserstoff fein verteiltes Eisen als Eisensulfid ausfällt und so den Boden schwarz färbt, oft nur wenige Millimeter unter der Oberfläche liegt. [2] Hier herrschen sehr extreme Bedingungen. Die Fauna und Flora des Meeres muss lange Trockenliegezeiten, hohe Temperaturschwankungen und die geringe Sauerstoffversorgung im Boden tolerieren. Schlickwatt nimmt mit Abstand den kleinsten Teil im Wattenmeer ein, da dies jedoch oft direkt an der Küstenlinie geschieht, nehmen Touristen es wesentlich öfter wahr.

Biotop

Eine Anzahl von Tierarten hat sich dem Wechsel der Gezeiten angepasst. Einige verbergen sich teils dauernd, teils nur bei Ebbe in den oberflächlichen Sedimentschichten und werden daher nur von aufmerksamen Beobachtern wahrgenommen.

Anmerkungen

  1. Webseite NAZIPARK Niedersächsisches Wattenmeer
  2. a b c d Rolf Köster: "Wattsedimente" in: Umweltbundesamt und Nationalparkverwaltungen Niedersächsisches Wattenmeer/Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer (Hrsg.): "Umweltatlas Wattenmeer. Bd. 1, Nordfriesisches und Dithmarsches Wattenmeer; Eugen Ulmer, Stuttgart 1998/1999, ISBN 3-8001-3491-8 S. 40-41


Literatur

  • Klaus Janke/Bruno P. Kremer: Das Watt. Lebensraum, Tiere und Pflanzen, Stuttgart : Franckh 1990, ISBN 3-440-06035-7
  • AD-HOC Arbeitsgruppe Boden: Bodenkundliche Kartieranleitung, 5. Auflage, 2005 (KA5)
Commons: Watt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien