Mixitack's Reviews > Ein Regenbogen für den Schah (Luk und Galiano 1)

Januar 1967, der Student Lukas von Freystein trifft in einer brenzlichen Situation auf der Straße auf den angehenden Schriftsteller Max Galiano. Sie freunden sich an und verbringen immer wieder Zeit miteinander. Schon bald wird Lukas von einer Kommilitonin von der Studentenbewegung SDS angeworben.

Der Autor schafft es wirklich ein sehr differenziertes Bild dieser Studentenbewegung zu zeichnen. Dabei kommen das sehr idealistische und eindimensionale Denkweise auf dem Prüfstand. Immer wieder gehen wir auch zurück in die Vergangenheit, um den Umgang mit den Nazis und deren Regierung zu beleuchten und aufzuarbeiten. Dabei gibt es immer wieder Vorbehalte gegenüber der damaligen Gesellschaft, zu wenig getan zu haben. Die Notstandsgesetze die die Regierung 1968 verabschieden möchte, schüren die Angst ein ähnliches Regine wie unter Hitler könnte wiedererstehen. Es kommt zu Unruhen und Tote während der Demonstrationen, große Namen werden erwähnt, alles um die Notstandsgesetzte zu verhindern.

Dabei begleiten wir auch immer wieder die persönlichen Schicksale von Max und Lukas, die sich im Chaos der Ausschreitungen immer näherkommen. Es entsteht ein Grundverständnis für einander, das keiner großen Worte bedarf und ein gegenseitiger Schutz, welcher die Gefühle für einander aufblühen lassen. Dabei entsteht ihre Liebe ganz leise und still, während die Welt laut und ungewiss ist.

Dann gibt es allerdings einen großen Cut und die politischen Ausschreitungen stehen überhaupt nicht mehr im Vordergrund. Wir lernen immer mehr die Familien von Lukas und Max kennen. Gerade Lukas verbirgt auch vor Max ein sehr großes Geheimnis. Er muss sich mit seinem Vater und dessen Vergangenheit auseinandersetzten. Währen man zu Beginn glaubt, Max ist mit den Erwartungen an ihn völlig überfordert und handelt nur nach den Befehlen und Wünschen von seinem Vater, entwickelt er seinen eigenen Widertand gegen die ihn auferlegten Fesseln der Gesellschaft. Das Ende ist recht spannend und schließt mit einem Höhepunkt, der dann im zweiten Teil aufgeklärt werden wird.
Nach dem Cut um 1968 geht es dann nur phasenweise weiter bist 1974. Es wird viel Handlung übersprungen und es gibt in den Jahren nur hier und da spannende Höhepunkte.

Insgesamt ist der Schreibstil schon etwas anspruchsvoller und die politischen Ereignisse sollten zumindest in ihren Grundzügen bekannt sein, damit es nicht zu sehr verwirrend wird.
Die Liebesgeschichte entwickelt sich sehr langsam und auch im verborgenden, da Homosexualität immer noch nicht gesellschaftlich akzeptiert war. Dieser Punkt wird zwar in der Story behandelt, aber auf diese Problematik wird nicht so sehr eingegangen, denn die politischen Ergebnisse stehen hier auf jeden Fall im Vordergrund.

Insgesamt regt das Buch zum Denken an, da es interessante grundlegende Fragen unserer Gesellschaft mit der Aufarbeitung des dritten Reiches stellt. Ich kann das Buch empfehlen, da mir einige Fragen immer noch selbst im Kopf schwirren und es mich nachhaltig positiv beschäftigt.