Wöllersdorfer Stein
Der Wöllersdorfer Stein ist ein qualitativ hochwertiger Kalkstein, der in Wöllersdorf im Wiener Becken gebrochen wurde.
Verwendung
BearbeitenAufgrund seiner Härte und Widerstandsfähigkeit wurde er ähnlich wie der Kaiserstein als Baugestein verwendet und kam meist als tragendes Element oder im Sockelbereich zum Einsatz.
Da er aber ein billigerer Stein als der Kaiserstein war, wurde er auch in Zeit nach den Franzosenkriegen zu Beginn des 19. Jahrhunderts vor allem für den Bau der Kellermauern öffentlicher Gebäude verwendet, während die Mauern oberhalb des Erdniveaus aus den billigeren Ziegeln aufgemauert wurde.[1]
Römischer Grabstein
BearbeitenBei der Pfarrkirche Peter und Paul in Muthmannsdorf ist an der Außenmauer des Chors ein römischer Grabstein aus Wöllersdorfer Stein eingemauert. Seine Inschrift von 178 n. Chr. besagt, dass der römische Stadtrat M. Ulpius Verus von Carnuntum und seine Frau Lucilla den Stein für ihren fünfjährigen Sohn Ulpianus gestiftet haben.[2]
Brunnen in der Wiener Innenstadt
BearbeitenEinige Brunnen, deren Becken aus dem Wöllersdorfer Kalkstein besteht, dokumentieren die prominente Verwendung dieses Gesteins[3]. Die beiden Grabenbrunnen auf dem Graben, die beiden Wandzierbrunnen an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, auf dem Franziskanerplatz der Mosesbrunnen, der Andromedabrunnen im Innenhof des Alten Rathauses und der Minervabrunnen auf dem Stubenring.
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Leopoldsbrunnen am Graben
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Wandzierbrunnen Knabe mit Delfin links
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Wandzierbrunnen Knabe mit Delfin rechts
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Mosesbrunnen
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Minervabrunnen seitlich, unteres flaches Becken
Staatsoper
BearbeitenFür den Bau der Hofoper verwendbares Material[4]:
„Wöllersdorfer Stein, steht bereits in Verwendung, ist ein vorzügliches hartes Material, nur bei großen Quantitäten etwas ungleich in der Textur (- innerer Zusammenhang) und nicht sehr bildsam für kleine Details. So muss selber nur zu Sockeln und freistehenden, einfach gegliederten Stützen verwendet werden, welche große Lasten tragen und einer starken Abnützung ausgesetzt sind.“
In den beiden rückspringenden Winkeln des Mittelrisalits der Oper je ein monumentaler Brunnen von 1868: Die Figuren Musik und Loreley sind aus Carraramarmor, die drei Figuren samt dem mittleren Becken, sowie der Hauptbrunnen selbst aus Wöllersdorfer Kalkstein.
Literatur
Bearbeiten- Alois Kieslinger: Die Steine der Wiener Ringstrasse. Franz Steiner Verlag GmbH. Wiesbaden 1972.
Weblinks
Bearbeiten- August Hanisch, Heinrich Schmid: Österreichs Steinbrüche. Verzeichnis der Steinbrüche, welche Quader, Stufen, Pflastersteine, Schleif- und Mühlsteine oder Dachplatten liefern. Graeser, Wien 1901. (Online bei ALO).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Anton Pech, Michael Balak: Mauerwerkstrockenlegung: von den Grundlagen zur praktischen Anwendung.Springer Verlag 2003. S. 52, ISBN 3-211-83805-8
- ↑ Andreas Rohatsch, Neogene Bau- und Dekorgesteine in Niederösterreich und dem Burgenland. Wöllersdorf S. 17. 2005.[1]
- ↑ Steinerkundung mit Andreas Rohatsch von der TU-Ingenierurgeologie für das Steinmetzmuseum Kaisersteinbruch
- ↑ Verwaltungsarchiv, Stadterweiterungsfonds Hofoper fasc. 107, 5. November 1863