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In einem Land, das es nicht mehr gibt

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Film
Titel In einem Land, das es nicht mehr gibt
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2022
Länge 100 Minuten
Altersfreigabe
Produktions­unternehmen Ziegler Film
Stab
Regie Aelrun Goette
Drehbuch Aelrun Goette
Produktion Tanja Ziegler
Musik Boris Bojadzhiev
Kamera Benedict Neuenfels
Schnitt Julia Karg
Besetzung

In einem Land, das es nicht mehr gibt ist ein deutsches Filmdrama[3] von Aelrun Goette, welches zum Teil auf wahren Begebenheiten basiert.[4] Der Film lief am 6. Oktober 2022 landesweit in den Kinos an.

Die 18 Jahre alte Susanne „Suzie“ Schulz lebt 1989 mit ihrem Vater Klaus und ihrer jüngeren Schwester Kerstin in Ostberlin und steht kurz vor ihrem Schulabschluss. Ihr Plan ist es, Literatur zu studieren, um Schriftstellerin zu werden. Sie wird jedoch zuvor von der Volkspolizei aufgrund eines Schwerter-zu-Pflugscharen-Aufnähers aufgegriffen. Weil das Buch „1984“ von George Orwell, das in der DDR als staatsfeindliche Hetzschrift gilt, bei Suzie gefunden wird, erhält sie einen Schulverweis und wird zur Arbeit im Kabelwerk Oberspree (KWO) abgeordnet. Eines Tages wird sie auf dem Weg dorthin in der Straßenbahn von dem Hobbyfotografen „Coyote“ als Motiv entdeckt und fotografiert. Ihr Gesicht landet daraufhin in der Frauenzeitschrift Sibylle, was Kerstin zum Anlass nimmt, bei der Redaktion anzufragen, ob sie auch ein Mannequin werden könne. In der Antwort auf Kerstins Brief lädt die Sibylle Suzie zu einem Vorstellungsgespräch in die Redaktionszentrale ein. In der Hoffnung, so der eintönigen Arbeit im KWO entfliehen zu können, nimmt sie die Einladung an. Dabei lernt sie auch den Modeschöpfer und kreativen Freigeist Rudi kennen, der für die Sibylle arbeitet, ihr aber auch einen Einblick in den Untergrund der Modewelt in der DDR gibt. Nach einigen Schwierigkeiten wegen ihrer Vorgeschichte wird sie in die engere Wahl für die große Präsentation der Modebranche bei der Leipziger Messe gezogen. Zuvor produziert der Fotograf Coyote für Sybille eine Bildstrecke von ihr und einigen Kolleginnen vom KWO im Arbeitsprozess, was beim dortigen Vorgesetzten auf Verärgerung stößt und ihr Kollektiv um eine Prämie bringt. Rudi bietet an, ihr richtiges Laufen beizubringen und sie lernt beim Besuch bei ihm seine alternative Modeszene kennen und deren engagierte Vorbereitungen für eine spezielle Show. Nach einem gemeinsamen Wochenende an der Ostsee mit der ganzen Truppe um Rudi kommen sie und Coyote sich näher. Auch er ist ein Freigeist, für die Partei jedoch ein „asoziales Subjekt“. Bei der Messe, zu der sie modeln darf, kommt es zur Mobbing-Aktion einer Kollegin gegen sie, bei der diese sich verletzt. Rudi erfüllt sich dadurch spontan einen Traum: vor dem versammelten Polit-Publikum als schwule Braut aufzutreten. Der Volkskammerpräsident ist empört, Suzie rettet jedoch die Situation, indem sie ihm eine Rose überreicht und ihn dadurch beschwichtigt. Sie geraten nun alle ins Fadenkreuz der Stasi. Coyote, mit dem sie ein Liebesverhältnis eingeht, geht in den Westen, Rudi wird zusammengeschlagen und die Kostüme für seine Show zerstört. Suzie gerät in Verdacht, alle verraten zu haben, hat aber dem Erpressungsversuch der Stasi, für ihre Modelkarriere mit ihr zusammenzuarbeiten, widerstanden und will sogar lieber wieder ins KWO zurückkehren. Da macht ihre Kollegin Gisela ihr klar, dass sie dort nicht hingehört und bringt sie auf eine Idee zur Rettung von Rudis Show. Suzie ermutigt ihn und seine Truppe, eine neue Show auf die Beine zu stellen. Das Finale des Films bildet diese alternative Modenschau: phantasievoll, opulent und bizarr.

Aelrun Goette, die Regie führte und das Drehbuch verfasste, gab an, der Film basiere auf ihrem eigenen Leben. Goette musste ihre schulische Laufbahn vorzeitig beenden und wurde kurz darauf im Jahr 1985 als Mannequin entdeckt.[5] Nach dem Fall der Mauer holte Goette ihr Abitur nach und begann zunächst ein Studium der Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin und im Anschluss ein Studium der Regie an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf. Den Plan, ihre Geschichte zu verfilmen, hatte sie schon länger ins Auge gefasst, es dauerte jedoch 14 Jahre, bis sich mit Cooky Ziesche, der federführenden Redakteurin vom RBB und Tanja Ziegler mit ihrer Firma Ziegler Film das Vorhaben umsetzen ließ.

In Co-Produktion wurde der Film mit Tobis Film, Studio Babelsberg und Gretchenfilm produziert. Die Dreharbeiten begannen am 13. April 2021 in Thüringen und Sachsen, z. B. wurde im Seilwerk Zwickau gedreht. Sie wurden am 8. Juni 2021 in Berlin beendet. Die Premiere fand am 2. Oktober 2022 auf dem Filmfest Hamburg statt.

Die deutsche Film- und Medienbewertung verlieh dem Film das Prädikat „Besonders Wertvoll“.[6]

‚Aelrun Goette schuf ein Drehbuch zu ihrem Film, welches nur das höchste Prädikat verdient, vor allem auch wegen den großartigen Dialogpartien, die den Film so spannend und glaubhaft authentisch machen… Insgesamt ist dieser Film ein herausragendes Kunstwerk…‘ Aus dem Gutachten der FBW-Jury

Das Lexikon des internationalen Films resümiert, dass der Film einen „würdigenden Blick auf die Modeszene der DDR“ wirft, der „durch einen überladenen Plot“ untergehe, „sodass sich vor allem die lustvolle Revision des Klischees vom ‚grauen‘ Osten einprägt.“[7]

Die Website Filmstarts.de vergab 3 von 5 Sternen und schrieb dazu:

„‚In einem Land, das es nicht mehr gibt‘ rückt eine spannende neue Facette in den Fokus filmischer DDR-Aufarbeitung. Aber davon abgesehen, verläuft hier trotz einiger ganz starker Momente doch zu viel in den altbekannten Bahnen, um einen allzu nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.“

Filmstarts[8]

‚Von wegen, die DDR war nur grau. Die Regisseurin Aelrun Goette erzählt von kleinen Fluchten, von Mode, Schönheit und starken „Ostweibern“. Ihr Film ist eine Einladung, genauer auf den Staat zu schauen, den es nicht mehr gibt‘ SÜDDEUTSCHE ZEITUNG SEITE 3, Renate Meinhof, 29. September 2022

‚In einem Land, das es nicht mehr gibt‘ ist ein Glücksfall, wie es ihn im deutschen Kino selten gibt.‘ MITTELDEUTSCHE ZEITUNG, Martin Schwickert, 6. Oktober 2022

„Es ist ein betörend schöner Film, der DDR-Klischees umgeht, indem er die eher unbekannten Ecken des sozialistischen Alltags ausleuchtet“ „Der Film stellt auch offizielle DDR-Mode nach, wo alles starr ist, und Kontrolle regiert. Taucht aber auch ab in das Paralleluniversum von Kunst und Kreativität. Er dokumentiert eine Art ästhetische Republikflucht, will das Leben in der DDR aber nicht schönreden.“… „Goette gelingt ein tiefer Einblick, in eine bisher wenig bekannte Szene – die Modewelt der DDR. Sie zeigt aber auch, gegen den Untergang hilft nur die Eleganz.“ ARD TAGESTHEMEN, 3. Oktober 2022

'Aelrun Goette hat ihre eigenen Erinnerungen in wunderbares Erzählkino mit opulenten Bildern verwandelt.‘ EMOTION, Judka Strittmatter, 6. Oktober 2022

‚Aelrun Goette … hat einen mitreißenden, gut recherchierten und exzellent besetzten Film gedreht, der wie kein zweiter die wilde und anarchische Subkultur der untergehenden DDR zeigt. ROLLING STONE, Thomas Hummitzsch, 29. September 2022

„Weder dämonisierend noch veralbernd: Der Film entwirft ein stimmiges Bild der DDR“…„In authentischen Bildern entwirft sie [Aelrun Goette] ein Bild der DDR, das auf dramatische Zuspitzungen und übertriebene Klischees weitgehend verzichtet. Ihr mitreißend erzähltes Kinodebüt begeistert durch seine detailgenaue Ausstattung und ist auch in den Nebenrollen – u. a. Claudia Michelsen („Ku’damm 59“) als Modekönigin Elsa Wilbrodt und Jördis Triebel („Westen“) als Brigadeleiterin Gisela – großartig besetzt.“ CINEMA FILMTIP

„Für alle Generationen unbedingt sehenswert!“ WAZ / NRZ Oberhausen, 14. Oktober 2022

„Eine Feier der Schönheit gegen alle Widerstände“…„Dies ist kein düsterer Abgesang auf das unterdrückerische System der DDR, sondern eine zärtliche Annäherung an die Menschen und ihre Sehnsucht nach Freiheit.“ BRIGITTE WOMAN, 5. Oktober 2022

„ein visuell betörendes DDR-Jugenddrama, historisch und zeitlos zugleich“ … „Statt grauer Klischees bunte, sinnliche, frische Bilder“ … „spannendes, berührendes Coming-of-Age-Drama, das historisch-politisch verortet und zeitlos zugleich ist.“ … „Dieser visuell betörende, mitreißende und vom Schauspiel bis zum Setdesign glaubwürdige Film vermittelt die Schönheit des freien, des aufrechten Gangs, einer Sehnsuchtsgröße in jeder jungen Generation. Sie war es auch in diesem Land, das es nicht mehr gibt. Gerade dort.“ BADISCHE ZEITUNG

‚… voller Lebensfreude und großartig inszeniert!‘ Britta Schmeis, SZENE HAMBURG, 29. September 2022

‚Der neue Spielfilm „In einem Land, das es nicht mehr gibt“ beleuchtet nun dieses wenig bekannte Kapitel deutscher Modegeschichte.‘… VOGUE, Maria Hunstig, 27. September 2022

‚Aelrun Goette modelte erfolgreich in der DDR, jetzt hat sie einen Film über die Zeit gedreht. 33 Jahre nach dem Mauerfall erinnert sich die Regisseurin an eine Modeszene, die kreativer war als ihr Ruf‘ WELT AM SONNTAG, Dennis Braatz und Dagmar von Taube, 6. November 2022

Auszeichnungen (Auswahl)

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Rome Film Festival 2022

  • Nominierung als Bester Film[9]

Günter-Rohrbach-Filmpreis 2022

Deutscher Filmpreis 2023

Deutscher Hörfilmpreis 2023

  • Auszeichnung in der Kategorie: Spielfilm – Kino

Einzelnachweise

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  1. Freigabebescheinigung für In einem Land, das es nicht mehr gibt. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 214231K).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. Alterskennzeichnung für In einem Land, das es nicht mehr gibt. Jugendmedien­kommission.
  3. In einem Land, das es nicht mehr gibt auf kino.de abgerufen am 16. Oktober 2022
  4. In einem Land, das es nicht mehr gibt – deutsches Drama aus dem Jahr 2021. abgerufen am 16. Oktober 2022
  5. Eine Bresche ins System abgerufen am 16. Oktober 2022
  6. Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) vergibt die Auszeichnung: Drama, Spielfilm, Prädikat besonders wertvoll abgerufen am 16. Oktober 2022
  7. In einem Land, das es nicht mehr gibt. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 27. Oktober 2022.
  8. KRITIK DER FILMSTARTS-REDAKTION abgerufen am 16. Oktober 2022
  9. In einem Land, das es nicht mehr gibt. Awards. In: IMDb. Abgerufen am 27. Oktober 2022.
  10. Günter-Rohrbach-Filmpreis 2022 geht an "Die Wannseekonferenz". In: sueddeutsche.de. 4. November 2022, abgerufen am 6. November 2022.
  11. „Die Wannseekonferenz“ erhält Günter Rohrbach Filmpreis. In: sr.de. 4. November 2022, abgerufen am 6. November 2022.