2006-Buch: ~140 Seiten Körperteilbeschwerden u.a. durch schlechtes Bikefitting ~40 Seiten zum guten Fitting, 2024 wahrscheinlich kein wirkliches Must-Re2006-Buch: ~140 Seiten Körperteilbeschwerden u.a. durch schlechtes Bikefitting ~40 Seiten zum guten Fitting, 2024 wahrscheinlich kein wirkliches Must-Read mehr. Pruitt galt/gilt wohl als Fitting-Guru und hat bei Specialized mitentwickelt. Trotz des Alters und mittlerweile zahlreicher YouTube-Videos bleibt es informativ imho.
Vieles zum Sattel geschrieben außer zu dessen Breite, d.h. die Messung des Sitzknochenabstands fehlt. SQlab z.B. versendet Wellpappe für Knochenabdrücke kostenfrei mit ihrem Werbematerial, falls man nichts zuhause hat.
Fotos/Videos von der eigenen Sitzposition lassen sich heute leichter aufnehmen und am Computer kontrollieren; sogar Smartphone-Bikefitting-Apps werten schon Videoaufnahmen aus, aber k. A., was die taugen.
Fragwürdige Kapitel zu Vitamin-Supplements als "Versicherung" und Anti-Aging, in dem Kollege Michael Zeligs Produkte anpreisen durfte. Pruitts Buch behandelt immer mal wieder Radler mittleren Alters und über 50 bzw. natürl. Leistungsschwund.
Pragmatisches Stretching-Kapitel, als Stretchingmuffel leicht und schnell nachzumachen.
Behandlungsmöglichkeiten, neben Justierungen am Fahrrad, sind wenig überraschend, was auch eine Information ist: Fiebersenker/Entzündungshemmer (NSAID), Kühlen, Pausieren, Fixieren. Paar Infos für besseren Schutz z.B. Hemd unterm Trikot als Reibfläche beim Roadrash, wann Wunden nähen lassen etc.
3.5 Sterne; preisl. second hand paar wenige Euro...more
In einem SciFi-Film, den ich noch als Kind sah, begaben sich alte Menschen über einen Spiralweg ihrer Kuppelstadt hinauf in eine Kammer und ließen sicIn einem SciFi-Film, den ich noch als Kind sah, begaben sich alte Menschen über einen Spiralweg ihrer Kuppelstadt hinauf in eine Kammer und ließen sich dort friedlich-tröstlich vaporisieren. Daran erinnere ich mich bis heute mit Wohlgefallen. Woanders las ich über Japaner, die sich ein Enddatum setzten, an dem sie vermeintlich noch in Würde durch die eigene Hand sterben könnten statt irgendwo einsam, verwirrt und wundgelegen dahinzuvegetieren.
Pousset erinnert neben dem Sterben zum eigenen Wohl (paradox?) vor allem auch an das Sterben für Andere und durch Andere in verschiedenen Ländern und Zeiten, wenn sich Alte als Belastung erleben oder so erlebt werden. In Poussets Buch (eher Heft) erfährt man übers technisch korrekte Sterbefasten mit Mundbefeuchter und Organversagen als humane Selbsttötungsmethode. Vor allem im hohen Alter würde man dabei wohl kaum Schmerzen haben. Die Methode gebe auch Zeit, sich umzuentscheiden.
Ein seriöserer Klassiker über "sauberen" Alterssuizid (statt Erhängen, Kopfschuss oder vom Berg fallen wie im Film Midsommar) ist wahrscheinlich das wozz-Buch: https://www.goodreads.com/book/show/6... Das Buch existiert auch als PDF im Web, aber Quelle prüfen, da Politikum (kath. Kirche bekämpft alle Formen der Sterbehilfe; Web-Fälschung können pol. Kampfmittel sein, s.z.B. Anonymous und Oslo-Manifest).
Mir ist klar, dass das 'Weniger' das Verkaufsargument dieser Essentials-Reihe ist und Weniger dann auch mehr kosten soll. Streckenweise geht der Informationsgehalt über die Wikipedia-Einträge aber kaum hinaus – keine Ahnung, wer da von wem abgeschrieben hat. Den Heftpreis von 12-14 Euro finde ich etwas happig, auch wenn das alles recht interessant ist....more
Die Grafiken sind interessant; der Begleittext ist mit 2 Seiten aber recht kurz geraten und behandelt nicht, wie Jörres seine Bilder herstellt (algoriDie Grafiken sind interessant; der Begleittext ist mit 2 Seiten aber recht kurz geraten und behandelt nicht, wie Jörres seine Bilder herstellt (algorithmisch, mit Acryldrucker? tatsächlich von Hand) und macht auch keinen Versuch, die optischen Irritationen zu erklären: Die Nebel sind vielleicht Moiré-Strukturen, die deutlicher in anderen Bildern von Jörres eingesetzt werden; deren vermeintl. Gelbtöne entstehen durch das Nebeneinander roter und grüner Linien. Die Autorin betrachtet Grafiken und Ausstellung hingegen als Ausdruck einer kalten Verbindung von Natur und Technik, die früher entgegengesetzt gedacht wurden....more
124 Seiten: 11-46: übertragbare und nichtübertragbare Erkrankungen (nur 4½ Seiten), Maßzahlen (Inzidenz, Prävalenz, RR, AR und Odds Ratio), Studientype124 Seiten: 11-46: übertragbare und nichtübertragbare Erkrankungen (nur 4½ Seiten), Maßzahlen (Inzidenz, Prävalenz, RR, AR und Odds Ratio), Studientypen (war ok), Gesundheitsberichterstattung (GBE) gbe-bund.de
47-94: Wdh. Statistik: (graf.) Darstellungen, Wahrscheinlichkeit, Verteilungen, Konfidenzintervall, Tests, Korrelations- und Regressionsrechnung, ... (Fehler in Tab. 7-4 Ordnungsnr. 13 auf S. 54 in 1. Aufl. 2008)
95-115: Medizinische Informatik; eher Zeitungs- oder Wikipedia-Longread, für technisch Interessierte sind diese 20 Seiten zu grob. Ein Teil geht für ICD-10 drauf, sonst sehr allgemeine Kurztexte zu Medizinischer Dokumentation, Qualitätssicherung, Recherche, Telepräsenz, Kostenabrechnung, dass Datenschutz & Datensicherheit wichtig ist, ohne expliziten Bezug zur Epidemiologie.
Hatte mehr Informatik erwartet, vielleicht Einblicke in KIS-Architekturen (Komponenten, Deployment, ...), in die Mensch-Technik-Organisation, Gesundheits-Telematik-Infrastruktur oder in reale fancy Datascience-Projekte (Regression 2 Seiten). Vor allem sucht man den "Querschnitt" (Titel) vergebens, etwa Informatik beim Gesundheitsberichtserstattungstext - GBE und Informatik sind im Buch einfach 2 versch. Kapitel. Techn. Infos altern eigtl. gut mit der EDV in den Praxen, Klinken und Gesundheitsbürokratien; die Übermittlung der Infektionszahlen an das RKI erfolgte 2020 mit Faxgeräten. DEMIS soll das "datenschutzsichere" Faxen irgendwann ersetzen.
Wenig auch über Seuchendynamik und -verbreitung (SIR/SEIR), ihre Seiteneffekte (Mutationen & nichtimpfbare Varianten, ITS-Kapazitäten & "Flatten the Curve", ...), Wellen, oder zur Verfolgung von Infektionsketten (nur Risikogruppen-Id.), zu Public Health keine ganze Seite; nichts zu Gefahren und Maßnahmen in Krankenhäusern, Orga von Kontaktreduktion, Testungen, Herdenimmunität, öffentliche Kommunikation als epidemiologische Intervention, politökonomische Bedeutung der Epidemiologie - betroffen sind die Humanressourcen und Absatzmärkte von Staaten, tangiert ist die gesamte Lebensart einer bürgerlich-freiheitlichen Konkurrenzgesellschaft: ihr Erwerbsleben, die Techniken des Sich-Einrichten, Zurechtkommens mitsamt Widrigkeiten und deren Kompensationen im Privatleben.
Was sich die letzten CoViD19-Monate also thematisch aufdrängte, fand im Buch kaum Erwähnung, abgesehen von Begriffen wie Inzidenz und Prävalenz, Präventionsparadox (kurzer Paragraf), Vier-Felder-Tafel oder positiven prädiktiven Wert, die Nichtmedizinern z.B. durch die PCR-Test-Diskussionen bekannter wurden. Vermutlich taugt das Buch als Seminarbegleitlektüre; Alltagsbeispiele gibt's im Buch nur für den simpleren Kram. Angesichts der mittlerweile vielen guten Pandemie-Artikel, Radiosendungen, YouTube-Kanäle usw. ist das Buch also eher underwhelming, aber noch lesbar. Buch eigentlich wegen der Verbindung von Epidemiologie und med. Informatik im Titel besorgt, war aber erwähnter Reinfall.
S. 45: "Auch wenn es keine generalisierte Regel für die Wahl von Präventionsstrategien geben kann, gelten bezüglich der Effektivität doch folgende Tendenzen: - bevölkerungsbezogene Interventionen vor Interventionen, die sich auf Hochrisikogruppen richten - primäre [z.B. Impfprogramme] vor sekundärer Prävention [z.B. Vorsorgeuntersuchungen] - Kontrolle distaler Faktoren (Beispiel: Armut) vor Kontrolle proximaler Risikofaktoren"
URLs: - Gesundheitsberichterstattung des Bundes: gbe-bund.de - "Ab 1. Mai 2004 müssen Pharmahersteller ihre Arzneimittelstudien in der europäischen Datenbank European Clinical Trials Database (EudraCT) anmelden. Ziel ist es unter anderem, zu verhindern, dass die Resultate von Studien mit keinem oder negativem Ergebnis nicht berichtet werden." eudract.ema.europa.eu clinicaltrialsregister.eu - pubmed.gov + MeSH (Medical Subject Headings) - dimdi.de - dermatlas.org - dermis.net - www.euro.who.int/hfadb - www.oecd.org/health...more
"Es gibt verschiedene Länder, aber nur eine Zivilisation. Voraussetzung für den Fortschritt der Nation ist, an dieser einen Zivilisation teilzuhaben. "Es gibt verschiedene Länder, aber nur eine Zivilisation. Voraussetzung für den Fortschritt der Nation ist, an dieser einen Zivilisation teilzuhaben." - "Republikanismus, Nationalismus, Populismus, Etatismus, Säkularismus und Revolutionarismus", der Katechismus des Kemalismus.
Die wenigen Buchrezensionen im Netz sind sich uneins: Zu viel oder nicht genug Lobhudelei. So angetan Rill von seinem Protagonisten tatsächlich ist, so wenig unterschlägt er die Härten zum Ruhme und Erhalt des Vaterlands und zur Erzwingung türkischer Volkseinheit gegen sozialistische Klassenkämpfer, Islamisten, Separatisten u.a.; Härten, die Rill mit Atatürks Zielen und Zeitumständen oft als Notwendigkeiten darlegt, die im Buch ansonsten auch keinen Schwerpunkt bilden (kein linkes Buch).
Interessanter Bogen vom - osmanischen Reich und dessen Verwesung, - Tanzimat-Politik (Reichsmodernisierung, die zur Zentralisierung politischer Macht beim Sultan führte), Aufeinanderprallen von nationalistisch-demokratischen Ideen auf der einen und orientaltischem Despotismus auf der anderen Seite, - Atatürks schulisch-militärischem Werdegang (türk. Militärs mussten französische Weltsprache lernen und wurden darüber mit westl. Ideen versorgt), - über ersten Weltkrieg und deutschen Einfluss, - Sèvres und 'türkischer Befreiungskrieg' unter Führung Atatürks - Gründung der türk. Republik (und Kurdenaufstand, die die rel. Autonomie unterm Sultan den neuen Ansagen aus Ankara vorzogen; Ausnahmezustand und Atatürks Quasi-Diktatur), - Atatürks Kulturrevolution von oben ("es gibt nur eine Zivilisation"): westliche Kleidung (Hutgesetz), christliche Zeitrechnung, Familiennamen, Mann & Frau de jure gleichberechtigt, lateinische Schrift geeigneter für Türkisch als das vokalarme arabische Alphabet (und Zugang zum westl. Wiss. bzw. Abschneiden muslimischer Vergangenheit), neue Städtenamen, Ersetzung fremder Wörter durch heimische, neues Geschichtsverständnis, Schulpflicht, Abschaffung Polygamie, säkulare Justiz, ... - verfing in den ländlichen Regionen weniger, Förderung des Bauernstandes, ... - Rolle der türk. Armee als Hüter des Säkularismus - Freundinnen, Familie und Rakı-Leberzirrhose - bis zum Hitler (der den blauäugig-blonden Atatürk für einen Diaspora-Germanen hielt) und kaltem Krieg
auf nur 130 kurzweiligen Seiten und, wie bei den Rowohlt-Monografien üblich, zahlreich bebildert. Sicherlich bleibt einiges offen, für einen Überblick aber taugt Rills biografische Skizze allemal. Mir hat die Türkei-Google-Map beim Orientieren geholfen.
"Die Wut der besiegten Deutschen über den Friedensvertrag von Versailles war waffenlos und führte erst Jahre später zu politischen Konsequenzen; die Erbitterung der Türken [über den Vertrag von Sèvres] führte fast sofort zu einem Freiheitskampf im Ausmaß regelrechter Feldzüge. [...] Hier stand, um es in der Sprache unserer Tage [1985] zu sagen, die Dritte Welt gegen die Vergewaltigung durch Europa zum erstenmal auf. Es begannen sich, verdichtet in der Person Kemals, politische und emotionale Urkräfte zu regen, die einige Jahrzehnte später das Zeitalter des Kolonialismus insgesamt beendeten. Die Sieger hatten überzogen, als sie die Türkei mehr oder weniger von der Landkarte verschwinden lassen wollten, und damit einen Sprengsatz an den ganzen stolzen Bau europäischer Kolonialreiche gelegt."...more
- 92% Problembeschreibung aus marxistischer, gewerkschaftsnaher Position, siehe mein Reading Progress; würde nicht alles mitgehen (Schluss - redundant
- 92% Problembeschreibung aus marxistischer, gewerkschaftsnaher Position, siehe mein Reading Progress; würde nicht alles mitgehen (Schluss von Management-Literatur-Gefasel auf (verbreitete) Praxis), aber Richtung insg. schon (indirekte Steuerung)
- 8% Lösungsansatz zur Bewusstmachung, wie die Unternehmensleitung "self-managed teams" indirekt steuert. Diesbzgl. soll/kann man vielleicht (Betriebsrat-)Seminare oä. einkaufen, war aber keine Werbung im Buch. Das Erarbeiten der Zusammenhänge, Realarbeitszeiten usw. im Team durch das Team erinnert an Marxens Fragebogen für Arbeiter bzw. dessen Aktualisierung i.d. operaistischen "Militanten Untersuchung" (1960+); statistische Erhebung der Lage der Arbeiter durch diese selbst
André Neher (1914–88) war Franzose und jüdischer Gelehrter. Seine Monografie erzählt den Mythos Moses und das jüdische Selbstverständnis unbescheideneAndré Neher (1914–88) war Franzose und jüdischer Gelehrter. Seine Monografie erzählt den Mythos Moses und das jüdische Selbstverständnis unbescheidener als ich es z.B. aus Stembergers Kurz-Einführung kenne, und verdient vielleicht eine bessere Bewertung, weil es sowas wie einen historischen "Sehnsuchtsort" im jüdischen Gefühlsleben zu umreißen vermag, eher als der "institutionelle" Stemberger, der mehr zu Heirat, Schule, Riten, Gesetz usw. schrieb, zumindest in seinem Kurzbuch.
Stellenweise war Nehers Moses etwas ermüdend, manchmal schwafelig und assoziativ-exkursiv, manchmal zu viel Namedropping, was es für theologisch und volkskundlich Bewandertere möglicherweise spannender macht. Ich bin nur interessierter, nichtreligiöser Laie. Falls wenig hängen bleibt, dann zumindest die Standardbegriffe wie Dekalog (Deka=10: 10 Gebote), Pentateuch (Penta=5: ersten 5 Bücher AT) usw.
Enthält zahlreiche Fotos von ägypt. Bauten und Pharaostatuen, versch. hist. Illustrationen mit Moses u.a. (Haggadot), gute Kurzfassung der Geschichte um Moses, umrandet mit Kommentar (wie im Talmud) zur realhistorischen Einordnung entweder bei Thutmosis III (links) oder Ramses II (rechts).
Während andere Religionen Moses jeweils auf ihre Weise "eingemeinden", sei er eben nur bei den Juden authentisch: Neher begründet das Selbstverständnis der Juden – in Abgrenzung von weltabgewandten, ahistorischen/abstrakteren/metaphorischen Vorstellungen – mit der historischen Erzählung: dem Exodus der Israeliten aus Ägypten als Befreiung aus Sklaverei und Genozid, den Lehren aus 40 Jahren Wüstenwanderung, die aus den befreiten Sklaven erst ein Volk gemacht hätte, Diaspora als neuer Zug durch die Wüste etc. Die jüdische Typologie von Gut und Böse habe nicht Gott und Satan als Gegenspieler gewählt (139), sondern Schechina (Gott-im-Exil: Exil & Offenbarung gehörten zusammen) und Amalek bzw. die Reinkarnationen "dieses Volkes, das als erstes Israel in der Wüste quälte" (ebd.) – Nebukadnezar (Babylon/Irak), Haman (Persien/Iran), Titus (römisch-jüdischer Krieg), Torquemada (span. Großinquisitor), Chmielnicki (Ukraine/Polen) und Adolf Hitler....more
4/5-Rating gilt Naehers 130 Seiten, nicht Spengler; bleiben zwar eine Menge Fragezeichen, aber wusste vorher nicht viel über Spengler und mittlerweile4/5-Rating gilt Naehers 130 Seiten, nicht Spengler; bleiben zwar eine Menge Fragezeichen, aber wusste vorher nicht viel über Spengler und mittlerweile etwas mehr, auch über Goethe: "Von GOETHE habe ich die Methode, von NIETZSCHE die Fragestellungen", Morphologie etc.
Buchtipp von Volker Weiß in einer Rezension des Spengler-Buchs des neurechten Autors Sebastian Maaß: Naeher wäre ebenfalls kurz, aber wohl brauchbarer (was nicht 'kritischer' gemeint sein kann, weil Naeher hier insgesamt wenig kritisierte, stattdessen eher nacherzählt/sortiert/bezieht): https://www.hsozkult.de/publicationre...
1800 3% Weltbevölkerung in Städten, 1900 14%, 1918 U.d.A. Band 1 1922 U.d.A. Band 2 2008 50%, in hochentw. Ländern 60-80%...more
3.8 - hptsl. funktional-beschreibend, Aufbau und typische Verzierungen: vom Fundament und Grundschwelle hinauf zum Giebel, Wände, tragende und verkleid3.8 - hptsl. funktional-beschreibend, Aufbau und typische Verzierungen: vom Fundament und Grundschwelle hinauf zum Giebel, Wände, tragende und verkleidende Elemente, Türen/Tore, Fenster, Gaupen, Erker u.v.m.; symbolische Bedeutung eher mau; paar Sätze zum Material (Holz, Gefache, Dach und Boden), unwesentlich zum Wärme-/Feuchteschutz und zur Raumteilung, nichts zum Sanitären (Aborterker? Meiste Zeit wohl außerhalb: Brunnen, in Fässer oder Gassen entleerte Nachttöpfe, öffentlichen Latrinen etc statt Rohrleitungen)
- sozialhistorisch bisschen dünn: wer hat gebaut, konnte bauen, wie finanziert etc.; Steinhäuser sind heute günstiger als die Holzvariante, das war mal anders; auch die Unzahl der Zierelemente, die meisterhaft direkt ins oder aufs Holz gearbeitet wurden, wäre heute – zumindest in Handarbeit – sündhaft teuer; ein Hinweis zur Veränderung von Stallräumen zu Lagerräumen (Handel)
- das Buch enthält nur Zeichnungen in schwarz-weiß, meistens gut deutbar, u.a. auch von ganzen Gebäuden, es gibt keine Fotos; die Fotos der Gebäude kann man heute leicht googlen und mit den über 120 Jahre alten Zeichnungen vergleichen (Fiedlers Text ist von 1903 und er nutzt dort Zeichnungen aus anderen, früheren Werken)
- Fiedler bedauert, wie langweilig die Häuser seinerzeit (1903) sind, weil die Städte wegen Brandgefahr lieber massiv mit Stein und Eisen bauen und weniger zufällig und verwinkelt entstehen; dass nun Statiker Konstruktionen errechnen, die schwächlich erscheinen (früher 'zur Sicherheit' einfach dickeren Ständer verbaut); dass Aus- oder Vorkragungen (Nach-Oben-Breiter-Werden) verboten und die Fassaden schließlich immer flacher und mit einheitlicher Putzdecke überzogen wurden usw.
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- Buch ist imho nützlich, um an Fachwerkhäusern mehr abzulesen als nur den Gesamteindruck, man wird sich als Nicht-Zimmermann den konstruktiven Aufbau vorstellen können, Eigenheiten suchen, oder zum Beispiel wissen, warum das Dach im obigen Bild diese Knicke hat; es ist ein Einführungs- oder Übersichtsbuch, bei Gelegenheit besorge ich mir mal einen moderneren Text zum Vergleich...more
Pjotr Pawlenski ist der russische Aktionskünstler, der 2013 mit angenageltem Hodensack auf dem Roten Platz gegen die "ApathiEIN ANHANG ZUM PAPIERFLUSS
Pjotr Pawlenski ist der russische Aktionskünstler, der 2013 mit angenageltem Hodensack auf dem Roten Platz gegen die "Apathie, politische Gleichgültigkeit und den Fatalismus der modernen russischen Gesellschaft" demonstrierte (Gulag "prisoners had sometimes nailed their scrotums to trees in an act of protest"lt. Guardian). Er schnitt sich nackt auf der Mauer eines psychiatrischen Wissenschaftszentrums ein Ohrläppchen ab (Aktion "Abtrennung"), nähte seinen Mund zu (Pussy-Riot-Protest), wickelte sich nackt in Stacheldraht (Aktion "Kadaver"), übergoss 2015 die Tür des FSB mit Benzin, zündete sie an und ließ sich verhaften, wofür er 7 Monate in Untersuchungshaft saß. Floh 2016 in die Ukraine, später nach Paris, lebte dort in einem besetzten Haus und ernährte sich durch Ladendiebstahl. Pawlenski wurde 2017 von der französischen Polizei verhaftet, nachdem er eine Bankfiliale in Brand setzte, 2019 erneut Feuer vor einer franz. Bank, zur Zeit wohl im Gefängnis.
Buchaufteilung: 1. Text von Pawlenski über politische Kunst 2. Protokoll eines Verhörs zur Aktion "Freiheit" (größerer Teil des Buches) 3. Nachwort vom Herausgeber Wladimir Velminski über den weiteren Prozessverlauf und weitere Kunstaktionen von Pawlenski, enthält mehrere Schwarzweiß-Fotos
Zwischenüberschriften aus Teil 1: - Die politische Kunst (8) - Der Staatsapparat (10) - Die Geisteskrankheit (10) - Die Ziele der Kunst (17) - Das Narrativ der Macht (20) - Der Körper des Staates (25-37)
"Zwischen politischer Kunst als permanenter Form der Selbstverteidigung und ihrer kollektiven Variante, dem Volksaufstand, liegt ein quantitativer Unterschied. Aber wie ist das mit Aufständen? Wie kann man etwas, bei dem Menschen sterben, als Kunst bezeichnen? Genauso wie man die Cheops-Pyramide als Kunst bezeichnet." (26)
Pawlenski sieht sich als russischen Anarchisten und seine Landsleute als Systemrädchen, die ihre Lebenszeit aus Angst vor 'der Freiheit' 'der Sicherheit' opfern; Herr-Knecht-Dialektik, Einschließungsmilieus, Banalität des Bösen usw. Das Schlafwandeln der Russen trage überhaupt den Staat und ihre Erweckung soll mit den Mitteln einer Kunst geschehen, die die bürokratische, inflexible Machtgrundlage des russ. Staates über sein Nichtfunktionieren zur Anschauung bringe (nicht-dekorative Kunst) und vielleicht im Sinne Gene Sharps Widerständigkeit denkbar macht; durch solche Aktionen und Reaktionen rücke das Alltägliche in die bewusste Wahrnehmung wie ein einzelner Zahn es würde, wenn er Schmerzen verursacht.
"Dann bin auch ich ein Künstler der Justiz" (Ermittler)
Verhör im Teil 2:
Tatsächlich drei Zeugenverhöre von 2014 in St. Petersburg mit einem witzigen Ermittler Jasmann, redseligem Pawlenski und dem linken Anwalt Dmitri Dinze. Das Protokoll wurde in direkter Rede verfasst. Die Untersuchung dreht sich um eine "Entweihung" durch angezündete Reifen auf der Malo-Konjuschenny-Brücke - einem Bauwerk mit "historischem, kulturellen und sozialen Wert". Die Kunstaktion "Freiheit" sei "eine Metapher. Die Brücken brennen, es führt kein Weg zurück" (91). Sie symbolisiere Pawlenskis Verbundenheit mit dem ukrainischen Volk während der Maidan-Revolution, eine Art Nachstellung auf der Brücke (112).
Die Gespräche wurden heimlich mit einem Mobiltelefon aufgezeichnet (113), weswegen sich die Verhöre geschwätziger lesen als es wohl sonst üblich wäre - "Ermittler: Ich unterbreche Sie mal." (66, 67).
Alle möchten einander beeindrucken, besprechen qualifizierende Merkmale für Vandalismus, die Bedeutung und Nichtbedeutung von Kontext, wechseln von "Mösen" zu Malewitsch, dessen weißes Quadrat mal mit Dollarzeichen in grüner Farbe von Aleksander Brener übermalt wurde - aus Respekt(!) vor Malewitsch. Brener hat sich aus Respekt auch mal vor einem Van-Gogh-Bild literally in die Hose geschissen. Laut Verhörprotokoll hätten drei frühere psychiatrische Tests (81) ergeben, dass Pawlenski geistig gesund sei; der Ermittler möchte einen weiteren Test.
"Norm und Pathologie ist auch so eine Trennung. Sie zielt auf die Aufrechterhaltung einer homogenen, monolithischen öffentlichen Meinung. Ich vermute, Sie wissen wodurch sie geformt wird? Durch Massenmedien und Propaganda." (88)
Verhör und Gerichtsverfahren sollten wohl zur Performance gehören. Pawlenski wird später vor Gericht wild Zeugen aus allen gesellschaftlichen Schichten (Prostituierte) laden und über seine Kunst sprechen lassen (124).
Das Protokoll soll den Ermittler als in Bürokrat und Mensch gespaltenen Charakter zeigen, den Pawlenski in Teil 1 beschreibt: "Wie ist ihre Haltung - Meine Haltung als wer? – Sie können nur eine haben. Sie sind doch nicht schizophren." (87), "Sind Sie ein Mensch oder ein Funktionselement?" (89), "Aber sie sprechen mit mir wie mit einem Menschen und nicht wie mit einem Ermittler." (82)
Um die Verhältnisse zur Anschauung zu bringen, bedient sich Pawlenski künstlerischer Metaphern (Selbstverletzungen u.ä.), die zum Beispiel der Ermittler gar nicht verstanden hatte; und auch die wilden Zeugen vor Gericht sollten seine Kunst erst noch interpretieren, das Reden wäre aber schon der Gewinn. Ginge es nicht so sehr ums Aufrütteln, müsste man einwenden, dass das versinnbildlichte oder sogar direkte Sehen von Zuständen noch nichts erklärt - sind es lediglich Ausnahmen bzw. Perversionen vermeintlich guter Zustände oder zeigen sie die wahre Natur derselben? Helfen angezündete Banken beim Verstehen, warum Finanzzockereien überhaupt den materiellen Lebensbereich zerrütten können und was das über Ziele und Mittel der "Realwirtschaft" statt Finanzsphäre aussagt?
"Ich habe mir die Richterin angesehen - sie ist überhaupt keine Richterin, nur ein Anhang zum Papierfluss." (99)
"Überall nur Werkzeuge. Und Papierfluss, der zwischen den Apparaten kursiert." (99)
"Ich denke, objektiv wurde dieses [Strafgesetz-]Buch verfasst, um Schuld- und Strafmaß zu bestimmen. Aber das ist ein Teilbereich und jetzt mischt es sich in Bereiche der Kunst ein, unter anderem." (99)
"Das Strafgesetzbuch als ideologischer Apparat also. Angeführt von der statistischen Verallgemeinerung. Keine Situation hat irgendwelche Besonderheiten, es gibt die Statistik und fertig." (92)
"Ein System, in dem das Papier [»die statistische Mehrheit«] regiert, wird verteidigt und nicht der Mensch. [...] Ich will, das wir objektiv darüber reden. Wir reden über einen Präzedenzfall der Kunst, über die Arbeit im symbolischen Raum. Dann sollte das auch die Grundlage unseres Gesprächs sein." (98)
Wer ein bisschen Interesse an Menschen wie Pawlenski, die Pussy-Riot- oder Voina-Truppe usw. hat, macht mit dem Buch hier sicherlich nichts falsch. Weitere Bücher wären z.B.: - "Comradely Greetings" mit Gefängnisbriefen zw. Slavoj Žižek und Nadezhda Tolokonnikova (Pussy Riot). - "Tage des Aufstands" von Mascha Alechina - "Voina, Art / Politique" von Tiziana Villani
"Der Leser erfährt am Rande der dargestellten Episoden, dass bereits vor Beginn des Internetbetriebes ein kommerzieller, elektronischer Datenaustausch"Der Leser erfährt am Rande der dargestellten Episoden, dass bereits vor Beginn des Internetbetriebes ein kommerzieller, elektronischer Datenaustausch aufgebaut und über die Jahre zwischen Akademgorodok und Merseburg betrieben und die Einführung einer neuen Logik zur Dateirecherche notwendig wurde." (Klappentext).
Dieser Rand ist sehr schmal, wirklich viel ist dem Buch zu Datenaustausch, Anlagen usw. nicht entnehmbar; nur ein bisschen zur Einführung unscharfer Beurteilungskriterien in die Recherche faktographischer Datenbanken im Chemiesektor (Fuzzy-Logik als Recherchestrategie).
Zur Silicon Taiga in Anlehnung an das Silivon Valley wird das 1957 gegründete, sibirische Akademgorodok ("Akademikerstädtchen") bei Russlands drittgrößter Stadt Nowosibirsk wohl auch erst in den 90ern – viele Softwarefirmen hätten sich dort angesiedelt.
Primär enthält das Buch mehr oder weniger interessante Naturbeschreibungen, bisschen Historie, private Erlebnisse zw. Adler und den Leuten vor Ort, Bratkartoffeln, kaputte Türen usw. Fotos oder Illustrationen gibt es nicht (abgs. von der Karte auf dem Cover). Wer auch gezielt nach Infos zu Forschung, Instituten, Laboratorien, Technologien u.ä. sucht, wird viel überfliegen oder etwas anderes lesen müssen – vielleicht Pauls Josephsons "New Atlantis Revisited"? Der Buchtitel "Mit Sibirien verbunden" meint neben Prä-Internet-Datenausstausch bei Adler also vor allem die emotionale Bindung an Land & Leute.
Der "Projekte-Verlag Cornelius" war ein (seit 2014 insolventer) Druckkostenzuschussverlag, das Buch wurde von Adler also mehr oder weniger selbst publiziert. Mit der angeschlossenen Buchfabrik Halle wurde dem Verlag wohl eine Buchproduktion im eigenen Haus ermöglicht; Hardcover, Satz usw. machen einen soliden Eindruck; 2 Spalten je Seite, Schrift und Zeilenabstand gut lesbar.
Der Buchautor Bernhard Adler: - deutsches-chemie-museum.de: "Prof. Dr. Bernhard Adler [aus 06132 Halle] spricht zum Thema: Mit Sibirien verbunden - erster kommerzieller Datenverbund zwischen Akademgorodok (UdSSR) und der TH Merseburg" (2014, Veranstaltungsort: Hörsaal 9, Hochschule Merseburg, Geusaer Str., 06217 Merseburg - Adler, Bernhard: "Computerchemie. Eine Einführung", Militärverlag der DDR, Leipzig, 1986 - "Prof. Dr. Bernhard Adler Leiter Abteilung Analytik BUNA GmbH Schkopau. Arbeitsgebiet ist die Mustererkennung in der Chemie" (nach Horst Ahlers "Multisensorikpraxis", Springer)...more
- kurzer Aufsatz zur Bild-/Kulturgeschichte des überwachenden Blicks vom 16. bis zum 20. Jahrhundert - erste Hälfte hptsl. Text mit Verweisen in die zweite Hälfte, bestehend aus einem Katalog mit Fotos, Stichen, ... = häufiges, gefühlt unsystematisches Hin- und Herblättern - religiöses Symbol vom monokularen Auge Gottes (ägypt. Bildtrad.->jüd.-christl.Trad) -> Staat & Gesetz als allsehendes Auge/Auge des Gesetzes, (zum Gottauge defizitäre) 1000 Augen (Geheimpolizeien/.../Säkularisierung), Ohren auf Gewändern, Ohren, Augen, Augen, Ohren, Ohren-Ohren, Augen-Augen - Misstrauen/Vorsicht in den Gesichtern - Zentral-/Linearperspektive/Sehpyramide mit Gestamtheit der Welt/Szenerie (statt bestimmtem Objekt) als Gegenüber des Subjekts/Betrachters - psych./internalisierte Überwachung - Robespierre und "Kult des höchsten Wesens" - bei der Diskussion der Bilder kann man merken, wie gut oder schlecht das eigene genaue 'Sehen' funktioniert, habe einiges auf den Bildern erst nach Hinweisen erkannt...more
Proceedings/ins Deutsche übersetzte Texte einer "gescheiterten" internationalen Konferenz in Ungarn/Budapest 2011 "zum Vormarsch der Rechten in EuropaProceedings/ins Deutsche übersetzte Texte einer "gescheiterten" internationalen Konferenz in Ungarn/Budapest 2011 "zum Vormarsch der Rechten in Europa" (2011 auch ägypt. Revo/Tahrirplatz, 2014 Orbans "illiberale Demokratie", 2014 Krimkrise, 2015 Flüchtlingskrise, 2015 PiS in Polen, ...)
Konferenzziel der Mitveranstalterin Lanier:
"Mir schwebte vor, Gegner des Rechtsradikalismus und Neofaschismus zu versammeln, um sich einmal darüber zu verständigen, aus welchen Quellen diese Vorstellungen und Weltbilder sich speisen, welchen Stereotypen sie verpflichtet sind, und inwiefern sie mit den gängigen Vorstellungen über Demokratie verwandt sind [u.a. Identifikation mit Staat und seinen Institutionen]. Diese Erwartungen hat die Konferenz selber leider kaum erfüllt." (http://www.alanier.at/PresseUngarn.html)
"Wurde der Zusammenhang zwischen Kapitalismus/Marktwirtschaft und Faschismus begriffen? Wurde die internationale Dimension des Rechtsradikalismus ins rechte Licht gerückt? Haben wir eine Grundlage geschaffen, um den Rechtsradikalismus mit Argumenten zu bekämpfen? [...] Nein [...] Die Resonanz dieser Konferenz war in empörendem Ausmaß verschwindend - sowohl in Ungarn, als auch international." (Buch)
"Krise des Kapitals – Krise der Nation – darauf baut die Ideologie der Rechtsradikalen auf, und hier ist ihre Erklärung zu suchen. Die gängigen Antifa-Publikationen wenden sich aktiv gegen Erklärung, sie treten ihr eigenes Unverständnis breit. […] Daß die Nation in Gefahr sei, ist eine Deutung der Rechten, die sich aus den heutigen Zuständen speist." (hier)
"Die Vorträge selbst sind von sehr unterschiedlicher Qualität. Manche von ihnen legen von der Ratlosigkeit zeitgenössischer Antifaschisten gegenüber dem Phänomen der Neuen Rechten, dem Wiederauferstehen des Faschismus, Zeugnis ab. Auch als solche sind sie als theoretische Beiträge zu würdigen - Dokumente dessen, wie überzeugte Anhänger der Demokratie die Waffen strecken angesichtes desssen, dass die Demokratie als Schutzwall gegen den Faschismus versagt." (Buch)
Unterschiedliche Qualität auch wegen der wenigen Einreichungen, die Lanier mit fehlendem Interesse an Theorie begründet - bzw. wohl an Theoriebildung, bei der nicht schon vor jeder Klärung feststeht, wie Demokratie und Marktwirtschaft zu beurteilen sind. Die spärliche Werbung für Konferenz und das Call for Papers wird ihr Übriges getan haben.
Inhalt und erstmal vorläufige Eindrücke:
[***--] 031-039, Tamas Krausz: Thesen zur historischen Einordnung des heutigen Faschismus [...]
[****-] 043-036, Amelie Lanier: Was ist Nationalismus? [modifizierter Ausschnitt aus einem Artikel von 1992 über Realsozialismus und irreführende Parole des "proletarischen Internationalismus" = Brutbett für nationalistische Strömungen ex-sozialistischer Staaten; bennent hier Fehler (n. GSP): fiktive/ideelle Version von Nation/Staat gegen reale gewendet = Augenhöhe mit Herrschaft; Benutzbarkeit der Klassengesellschaft für _sich_; Staat ordne nur "natürliche" Lebensverhältnisse statt sie einzurichten]
[****-] 049-059, Herbert Auinger: Wie geht Nationalismus? - Ungarns neue Verfassung [Der stolze "ungarische Mensch", sich in Geschichte wiederentdecken, Identität und Kontinuität = Spinnerei des Einzelnen als wiedergeborener Hexer ist der Stolz des Kollektivs; definiert, wer nicht dazugehört; siehe auch TODO link zu "diedeutschen.pdf" /home/m/pdf/ ]
[***--] 063-072, G.M. Tamas: Der Postfaschismus [NS: Freund-Feind-Trennung innerhalb von Staaten statt zw. ihnen; Trennung bio- und bürgerl. Sein, Konzentration Staatsbürgerschaft auf "gesunden Kern": Seinsrechtfertigung durch Arbeit oder Kapital als einzige legitime Einkommensquellen, sonst überflüssig<->Produktivitätsfortschritt; Ausgrenzung, Entrechtung via Liquidation aus Wohlfahrtsstaat; Staatseliten "Grundfrage heutige Politik": Legitimation der Neuverteilung und Verweigerung sozialer Beihilfen, postfasch. Ideologie menschl. Zweiwertigkeit als Hilfsmittel; "gefährliche Klassen"; liberale Demokratie ohne postfasch. Element heute nicht zu haben, Teil von ihr, nicht äußerlich; Tautologie 71 "warum Kritik nicht gehört wird"]
[***--] 075-081, Laura Gruber: Kapitalistischer Fortschritt und überflüssige Bevölkerung []
[*----] 083-102, Szabolcs Szita: Der politische Antisemitismus in Ungarn, Zoltan Bosnyak und die rechtsradikale Zeitschrift Harc
[-----] 107-120, Adam Markus: Übersicht rechtsradikaler Gruppierungen in Europa [-----] 123-137, Andras Toth/Istvan Grajczjar: Das Vordringen der radikalen Rechten in Ungarn [**---] 143-151, John Evers: die FPÖ [**---] 153-158, Jozsef Juhasz: Rechtsextremismus im südslawischen Raum
[***--] 163-171, Krisztina Kurdi: Vom integralen Nationalismus zum Vormarsch der "Swoboda" - der Weg der Ukrainischen Rechtsradikalen ins Parlament [fand den geschichtl. Abriss ganz gut]
[****-] 179-193, Freerk Huisken: Der Fehler der linken Antifaschisten
Einführender Überblick zur soziologischen Netzwerkforschung: * quantitativ-formale Analyse von Gesamtnetzwerken * Ego-zentrierte Netzwerke * qualitativeEinführender Überblick zur soziologischen Netzwerkforschung: * quantitativ-formale Analyse von Gesamtnetzwerken * Ego-zentrierte Netzwerke * qualitative Analysen u.a. zur Feldexploration (Netzwerkabgrenzung) * Netzwerkmechanismen * soziologische Theorien * …
- verwendet häufiger das (scheinbar auch in anderen Büchern beliebte) Lernbeispiel eines 36-Personen-Tech-Unternehmens, in dem David Krackhardt vor und nach einem gewerkschaftlichen (gescheiterten) Organisationsversuch Studien über die (informalen) Mitarbeiterbeziehungen im Betrieb durchführte
- keine expliziten Bezüge zu Plattformen wie Twitter oder Facebook, zu Märkten, Protokollen/Standards; eher Mitarbeiter- oder Gemeindestudien oder Ähnliches; geht aber um ggf. übertragbare Untersuchungsansätze und Netzwerkeigenschaften
- die Netzwerkmechanismen sind nicht vollständig, auch nicht der Anspruch des Autors
- Buch beginnt u.a. mit einer (unkritischen) Historisierung der Netzwerkforschung, beginnt ~1900 mit Georg Simmel und seiner Trennung von Form & Inhalt im Sozialen: der "Eigenlogik der Konstellationen" vs individuelle Motive; erklärt kurz verschiedene Schulen, Nachfolger, Einflüsse usw.
- der Autor Fuhse ordnet sich imho irgendwo bei den Systemtheoretikern ein: "Sozialbeziehungen in Netzwerken als selbstreferentiell geschlossene Kommunikationssysteme" (188), erklärt im Buch aber nicht seine eigene Forschung, sondern eben den ganzen pluralistischen Blumenstrauß
- wenig konkrete Ideen für "non-reaktive" (objektive) Erhebungen: ledigl. E-Mail-Kommunikation und vielleicht noch Kontakttagebücher (m.M.n. interessante Beispiele für Telekommunikationsdaten in Die Stadt entschlüsseln)
- die Bezüge auf die (kostenpflichtige) Netzwerkanalyse-Software UCINET sind erfreulicherweise eher marginal (manchmal 1 Satz wie "UCINET: Menu1 → Menu2 → Menu3"), R wird mal kurz gestreift; geht hptsl. um Grundlagen, ist aber anwendbares/praktisches Wissen
Mitschriebs einer Kassettenrekorderaufnahme einer (auch sprachlich interessanten) Foucault-Vorlesung von 1976 über 3 Geschichtsdiskurse / WirklichkeitMitschriebs einer Kassettenrekorderaufnahme einer (auch sprachlich interessanten) Foucault-Vorlesung von 1976 über 3 Geschichtsdiskurse / Wirklichkeitsvorstellungen versch. Epochen
Römische Historie der Souveränität vs biblische Historie der Knechtschaft und der Exile, der "Historie des Rassenkrieges", der Gegengeschichten (16 Jh.), hin zum medizin.-biologist. geprägten Diskurs der Rasse (Singular)
1. "philosophisch-juridischer Diskurs": - in römischer Zivilsation und Gesellschaften des Mittelalters, in röm. bzw indoeuropäischen Religionen, Ritualen, Mythen und Legenden - Position des universalen, totalisierenden und neutralen Subjekts (Jurist, Philosoph) - Geschichte der Könige, Mächtigen, Souveräne, ihrer Siege (keine Geschichte von 'unten'), Souveränitätshistorie - habe ununterbrochenen Charakter des Rechts des Souveräns zu zeigen: vergangene große Könige begründen Recht der Souveräne, die ihnen folgen - Rechtfertigung und Verstärkung der Macht, Glanz - Petrarca "Was gibt es eigentlich in der Geschichte, was nicht zum Ruhme Roms ist?" - alle Nationen Europas aus dem Fall Trojas geboren, alle Nationen, Monarchien, Staaten die Schwester Roms: franz. Monarchie stamme von Francus ab, engl. Monarchie von Brutus, ..., Türken von Turcus (42); kein Bruch zw. Rom und diesen unzähligen Königreichen, die seit dem 5., 6. Jh. auftauchen - ...
2. ...aufgebrochen durch 'Gegenhistorie' des "historisch-politischen Diskurses": - seit Ende der Religions-/Bürgerkriege des 16. Jh - erste nicht-/antirömische Historie im Abendland (33) - Identifikation zw. Monarch und Volk verschwinde, Souveränität verbinde nicht mehr alles in einer Einheit der Nation oder des Staates; Souveränität verbinde nicht, sondern unterjoche - Geschichte der einen ist nicht Geschichte der anderen; Triumph der einen, Unterwerfung der anderen - parteiisch, negiere das Neutrale, suche nur die Dualität: Gut oder Böse - Wahrheit als Waffe - "wir haben keine Kontinuität hinter uns. […] wir kommen aus dem Schatten" (35) - Historie der dunklen Knechtschaft und der Niederlage, der Prophezeiung und der Verheißung, des wiederzufindenden und zu entschlüsselnden geheimen Wissens - anfangs wesentlich der Diskurs der Geknechteten, der Diskurs der Oppostionen, des Volkes, vom Volk beanspruchte und gesprochene Historie, Volksroman, kosmo-biologische Spekulationen; später diente selber Diskurs der aristokratischen Reaktion gegen Ludwig XIV - Erklärung der Rechte und des Krieges - nicht mehr Diskurs der Souveränität, sondern Diskurs - nicht der Rasse, sondern - der Rassen, Diskurs des Krieges der Rassen, Rassenkampf innerhalb der Nationen und Gesetze - ewig währender Krieg, das Politische als Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln (von Clausewitz verdreht) - Rassen nicht biol. fixiert, algm. Orts- oder Kulturfremde: Sprache, Religion, pol Einheit nur um den Preis des Krieges; Gruppen, die sich trotz Zusammenlebens nicht vermischten (aufgrund von Differenzen, Asymmetrien, Barrieren, die auf Privilegien, Sitten, Rechte, Verteilung der Vermögen und Weise der Machtausübung) - Diskurs näher der mythisch-religiösen Geschichte der Juden als der politisch-legendären der Römer - ...
3. Gegenhistorie umgeformt im "biologisch-rassistischen Diskurs": - 19. Jh: Übergang vom Rassenkampf zum revolut. Klassenkampf - bei Ausbildung Gegenhistorie revol. Typs. -> Formierung neuer Gegenhistorie: der Rassismus, Diskurs der Rasse (Singular) - Rassismus als Umformung des o.g. Diskurses des Rassenkrieges in medizinisch, sozial-biologischen Begriffen zu Zwecken des gesell. Konservativivismus & teils Herrschaftszwecken - keine Konfrontation zweier einander äußerer Rassen, sondern Verzweifachung ein und derselben Rasse in Ober- und Unterrasse (Gegenrasse), Infiltration, regeneriere sich im und aus soz. Gefüge -> Reinhaltung - Nazi-Transformation und Transformation sowjetischen Typs: Sowjetischer Staatsrassismus mit Gesundheitspolizei gegen Kranke, Irre, Abweichende - ...
"Man sollte nicht vergessen, daß Marx am Ende seines Lebens, im Jahr 1882, an Engels schrieb: Also unseren Klassenkampf, du weißt genau, wo wir ihn gefunden haben: wir haben ihn bei den französischen Historikern gefunden, als die den Rassenkampf erzählten! Die Geschichte des Projekts und der Praxis der Revolution ist glaube ich nicht zu trennen von dieser Gegengeschichte, die mit der indoeuropäischen Form der Souveränitätsgeschichte gebrochen hat. Die Historie des Projekts und der Praxis der Revolution ist nicht zu trennen vom Auftreten dieser Gegenhistorie, die die Historie der Rassen und der Rolle ist, welche ihre Konfrontation im Abendland gespielt hat. Mit einem Wort könnte man sagen, daß man am Ende des Mittelalters, im 16., 17. Jahrhundert eine Gesellschaft verlassen hat, daß man angefangen hat, eine Gesellschaft zu verlassen, deren historisches Bewußtsein noch dem römischen Typ angehörte, d.h. auf das Ritual der Souveränität und ihrer Mythen ausgerichtet war, ..."...more
"What could these be?" "Let's climb it." "What are these?" "Let's go see." "What is that?" "Let's go take a look." "Now what could this be?" "Let's climb it."What could these be?" "Let's climb it." "What are these?" "Let's go see." "What is that?" "Let's go take a look." "Now what could this be?" "Let's climb it." "And what about those things?" "Let's go in through this gap." "Why?"-"Because."
Alternativ-Mangaka Yuichi Yokoyama schiebt Leute durch seinen Garten und Leser erkunden mit ihnen oder durch sie surreale Bauten, Räume, Landschaften unterschiedlicher Größe, unterschiedlicher Form. Eine Geschichte gibt es darüber hinaus nicht - glaube ich. Es erinnert in seiner Einfachheit sogar an frühe Kinderliteratur, dennoch wird das Durchexerzieren der Vielgestaltbarkeit dieses einfachen Motivs auf 319 Seiten nach ¾ (~240 Seiten) trotz guter zeichnerischer und szenischer Ideen etwas anstrengend. Overall: 3.5 Sterne; Yokoyamas Travel gefällt mir nach wie vor am besten....more
Lokowandt beabsichtigt keine Erklärung des japanischen Staats, sondern einen Beweis oder eine Plausibilisierung, dass Japan keine höheren Zwecke außerLokowandt beabsichtigt keine Erklärung des japanischen Staats, sondern einen Beweis oder eine Plausibilisierung, dass Japan keine höheren Zwecke außer sich habe. Der Leser bekommt eine Idee, wie konservative und progressive Japaner über den Staat und seine US-geprägte Verfassung denken.
1. So ungeschönt der Autor den japanischen Staat, Verfassung, Anspruch und gelebte Realität usw. auf ~50 Seiten seziert, so merkwürdig unkritisch behandelt er oft den menschenrechtlichen Heiligenschein westlicher Staaten, der ihm als Gegenbeispiel dient: höhere Zwecke, denen westliche Staaten gehorchen würden. Westliche Regierungen seien legitimiert als Dienst an einem der Fantasie entsprungenen übergeordneten Subjekt: einst Gott, der Nation oder "dem Menschen" (Menschenrecht); wie der Bürger dem Recht, wäre der westliche Staat selbst Höherem untergeordnet, habe damit etwas, das seinen Anspruch allgemein und unwidersprechbar macht: ein Diener an der individuellen Entfaltung.
2. Widerum behauptet Lokowandt, Zweckfragen seien bei den "wertepluralistischen" Staaten des Westens ungeeignet, bei fremden Kulturen aber irgendwie probat.
3. Lokowandt versteht "Staatszwecke" synonym zu guten Gründen fürs Regieren - was etwas anderes ist, als Gründe zu untersuchen, aus denen regiert wird. Das eine ist auf Legitimation aus - Wertehimmel etc. -, das andere würde die politische Ökonomie erklären, die im Aufsatz leider oft kurz kommt.
4. Lokowandt schreibt unprätentiös, sehr strukturiert, sehr klar (eindeutig, fokusiert, nicht-schwafelig) über seinen Gegenstand - was mir erstmals in seinem Shinto-Buch auffiel und mich zum Lesen dieses älteren, ca. 50 Seiten umfassenden Aufsatzes bewogen hatte. Die Kernthesen finden sich im Shinto-Buch wieder.
5. Als Laie mag ich nicht beurteilen, wie gut seine Ausführungen zur japanischen Wirklichkeit passen, zumal der Aufsatz 25 Jahre alt ist (allerdings größere Zeiträume umspannt), und vertraue hier bisschen auf Autoritätsbeweise: Beispielsweise wird das Heftchen von der OAG (Ostasiatische Gesellschaft) herausgegeben, die schon 1873 als Tokioter Gründung deutscher Kaufleute, Diplomaten etc versuchte Japan verständlicher zu machen; Japan prägt Lokowandts (intellektuelle) Vita....more
ANFÄNGE DES EINBEZUGS DES GEMÄLDES INS GEMALTE: DER BILDINHALT "WEISS" SICH ALS GEGENSTAND IM RAUM, VOR ZUSCHAUERN USW.; KUNST WIRD SELBSTREFLEKTIV, IANFÄNGE DES EINBEZUGS DES GEMÄLDES INS GEMALTE: DER BILDINHALT "WEISS" SICH ALS GEGENSTAND IM RAUM, VOR ZUSCHAUERN USW.; KUNST WIRD SELBSTREFLEKTIV, IST NICHT MEHR NUR ÜBER ETWAS, SONDERN BESCHÄFTIGT SICH MIT IHREM EIGENEM VORGEHEN
Der Aufsatz in der Merve-Edition ist eigtl. nur 40 Seiten lang, und mit augenfreundlicher Schriftgröße und weitem Zeilenabstand gedruckt; der hintere Teil enthält alle 12 besprochenen Bilder Manets in Farbe. Hin- und Herblättern ist aber umständlich, wenn man das Gesagte mit dem Gemalten vergleichen will. Einfacher ist es, alle Bilder mit Google Images zu suchen, auch weil sie dort größer zu sehen sind (mind. 1024x).
Der Titel ist wörtlich zu nehmen: Foucault schreibt allgemeinverständlich über Édouard Manets Malerei und fast nichts über den Maler, die Person, seine Zeit. Die Leinwand z.B. als rechteckige Wand, die ein Davor und ein Dahinter trennt bzw. verdeckt, wurde nicht mehr mit Tiefe u.ä. zum Verschwinden gebracht, sondern Teil der Darstellung. Manet betont häufig die Vertikalen und Horizontalen und integriert Betrachter und die reale Raumbeleuchtung (frontal/wenig Schatten) statt die Lichtquelle im Bild zu erfinden. Manets Bilder sind relativ "flach".
Manche erwarten mglw. mehr Originalität von Michel Foucault, der Aufsatz ist zumindest kurzweilig und informativ. Foucault meint mit Manet nicht nur Anfänge des Impressionismus sondern aller zeitgenössischer Kunst gefunden zu haben.
"DIE HYPOTHESE DER KONSTANTEN SPANNUNGEN AUF DER BAUMOBERFLÄCHE sowie die Regel von der MINIMIERUNG DER ÄUSSEREN BELASTUNG"
Bemerkungen, paar Zitate au"DIE HYPOTHESE DER KONSTANTEN SPANNUNGEN AUF DER BAUMOBERFLÄCHE sowie die Regel von der MINIMIERUNG DER ÄUSSEREN BELASTUNG"
Bemerkungen, paar Zitate aus dem Buch, Videohinweise (YouTube), Bilder vom Buch:
Das Buch besteht vor allem aus ~100 einzelseitigen Kapiteln mit Baumgestaltzeichnungen und Kurztext zur Demonstration und wiederholten Einübung folgender Prinzipien:
- Epinastie: Halte Abstand vom Wipfeltrieb [Epinastie verursacht durch eine gesteigerte Produktion von Phytohormonen (Auxin) einen Unterdrückungseffekt im Wachstum von schwachen Trieben gegenüber den Leittrieben] - Phototropismus: Wachse zum Licht - Geotropismus: Bringe Schwerpunkt über das Wurzelzentrum - Längen-Durchmesser-Relation bei Stamm und Ästen - gestaltoptimierte Ast- und Wurzelanbindung und Gabelungen - Abbau von Kerbspannungen, Spannungskonstanz herstellen (Wundheilung, natürliche Ästung, Fremdkörper umwallen, artgleiche Baumteile verschweißen)
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Mattheck verweist immer wieder auf FEM-Rechnungen u.a. von Mitarbeitern seines Instituts am "Kernforschungszentrum Karlsruhe" (heute Karlsruher Institut für Technologie KIT), die seine Aussagen über Kraftflüsse usw. bestimmter Baumgestalten bestätigt hätten, ohne darauf weiter einzugehen. Der Autor erwähnt hin und wieder die CAO-Methode, die die Erkenntnisse über Bäume (oder Knochen und ähnliche Kraftträger) z.B. auf industrielle Bauteile übertragen will. Das Buch kommt mit wenig mechanischem Wissen aus, richtet sich an Laien (sind Baumgestaltregeln im Schullehrplan? kann mich nicht mehr erinnern). Die erste Auflage des Buches erschien 1991, hatte die 2. von 1992 zur Hand. Das Wesentliche im Buch (Spannungskonstanz/adapt. Wachstum etc.) scheint aber unverändert gültig zu sein.
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"Für Kenner dieser Körpersprache verwandelt sich eine scheinbar langweilige Hainbuchenhecke in geheimnisvolles Geflüster von längst verheilten Verschneidungen, von Astkontakten, Verschweißungen, gnadlosen Rivalitäten um die Position des Wipfeltriebes oder um mehr Licht, von Asthochzeiten, die zerbrachen und von Baumverbindungen, die ewig währten. Ein bislang so häßliches Astloch an einem Kleiderschrank wird diesem Kenner zur geliebten Lektüre, erzählen ihm die Jahresringe doch vom Verlauf des Kraftflusses im Wandel der Zeiten, von den schubfreien Linien und von mechanischen Störungen, die die Jahresringe lokal verbreiterten. Die Welt, die sich uns auftut, ist keine laute Welt, es ist die des stillen Monologes geführt in einer mechanischen Körpersprache, die uns berichtet vom Überlebenskampf des Individuums gegen die erbarmungslosen Prüfungen der Natur." (S. 135)
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"Da dies eine Abhandlung über die Mechanik der Bäume ist und nicht über deren Biologie, ..." (S. 9)
"Alles in allem sind die Spannungen die innere Antwort des Baumteiles auf die von außen aufgebrachten Belastungen." (S. 15)
"Die wohl größten Spannungen sind die Biegespannungen infolge Windbelastung und die Wachstumsspannungen, ..." (S. 25)
"Das Bauteil versagt, wenn irgendwo in seinem Inneren oder auf seiner Oberfläche der kritische Spannungswert erreicht wird. Eine gute Konstruktion ist daher durch einen Spannungszustand gekennzeichnet, der räumlich homogen ist. Kein Ort trägt mehr als der andere und keiner weniger. Das heißt, es gibt keine Sollbruchstelle, die Belastung ist gerecht verteilt. Das Gegenteil davon ist die »Fehlkonstruktion«." (S. 15)
"Zugholz und Druckholz werden unter dem Begriff Reaktionsholz zusammengefaßt, das einen unrunden Stammquerschnitt bewirkt. Das Reaktionsholz ist gleichsam das ausführende Organ des negativen Geotropismus." (S. 19)
"Nadelbäume drücken sich durch unterseitiges Druckholz in eine vertikale Position, während sich Laubbäume durch oberseitiges Zugholz aufrichten." (S. 21, meine Eselsbrücke mit 'd': Na'd'el-'D'ruckholz)
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"Eine Wunde ist mechanisch betrachtet eine Kerbe, die zur Kraftflußumlenkung und damit zu Spannungserhöhungen (Kerbspannungen) führt. Berechnungen haben gezeigt [4, 10, 11], daß solche Wunden (Kerben) am schnellsten an jenem Punkt ihrer Berandung heilen, wo die höchste Spannungsüberhöhung durch Kraftflußumlenkung bewirkt wird, wo also die Abweichung vom Zustand konstanter Spannung auf der Baumoberfläche am größten war. Der Ort höchster Kerbspannung bedeutet schließlich auch den Ort höchsten Bruchrisikos." (S. 27)
"... regte uns an, die Wundspindelmethode als Indikator für die Kraftflußrichtung überhaupt erst unter Verwendung des Locheisens systematisch zu praktizieren." (S. 86, Kreis verheilt in Spindelform spitz in Richtung des Kraftflusses)
"Hoch im Wipfel des Baumes sitzen die Äste (A) mit der besten mechanischen Anbindung am Stamm. [...] Fast mitleiderregend ist die Behandlung der ganz unteren, z.T. schon morschen Äste. Sie sind morsch, leicht und in dichtem Bestand kaum windbelastet. Der Baum umgibt sie mit einem Kragen ["Abschiedskragen"], der so weit reicht wie der vertikale Kraftfluß des Stammes sich in den alten Ast seitlich verliert. Der Kragen bildet am Rande des seitlich ausufernden Kraftflusses eine scharfe Kante (Sollbruchstelle), die dem alten Aste den Abschied nahelegt." (S. 51)
"Hochbelastete Bereiche weisen dabei meist eine glatte, pralle Rinde auf, während unterbelastete Bereiche eher eine krümelige, unebene Rinde haben, ..." (S. 87 zur Wulstbildung)
"Artfremde Bäume werden behandelt wie Steine" (S. 96, Umwallung)
"Das Beispiel zeigt, daß die Steuerung des Baumes eher eine lokale ist. Jeder tut an seinem Ort auf der Baumoberfläche seine Pflicht, eine länger reichende Kommunikation gibt es nicht, bestenfalls über den Kraftfluß selbst." (S. 98)
"Die durch das Trocknen entstandenen Eigenspannungen heben die Grünspannungen also auf, ja kehren sogar das Vorzeichen der Gesamtspannung um." (S. 111)
"Es wird berichtet, daß Eukalyptusbäume gelegentlich mit großer Gewalt über die volle Länge zerreißen, die Teilstämme seitlich meterweit davongeschleudert werden und jeden Holzfäller erschlagen, den ..." (S. 113, Baumfällungen/Hirnrisse)